Le CPE, une goutte d'eau dans un lac de rage*

@narchist 23.05.2006 21:28 Themen: Soziale Kämpfe
*Der CPE-Vertrag, ein Schluck aus einem See von Wut: Einige Anmerkungen über Gewalt, Illegalität und die Richtung/ Orientierung soziales Kämpfe von «den Wütenden die den Tanz eröffnen» - Grenoble, April 2006

Dieser Text steuert einige Gedanken, geboren in Grenoble, zu den aktuellen Diskussionen,die in der Bewegung gegen den CPE geführt werden, bei. Dieser Text ist nicht sehr differenziert - er verfolgt die Absicht bestimmte Mentalitäten/ Vorstellungen aufzubohren. Denn er behandelt ein allgemeingültiges Thema, welches nicht nur gerade jetzt interessant ist.

Indymedia Feauture zu CPE | Fotos:1 | 2

Die « Gewalt » als Mittel sich Gehör zu verschaffen.

« Wenn es eine Verbindung zwischen den Studenten und den Banlieus geben würde, dann wäre alles möglich. Das wäre eine allgemeine Explosion und das entsetzliche Ende der Regierung.

» Innenminister Nicolas Sarkozy, Sonntag 12. März 2006 - Zitat aus: « Die große Angst von Sarko », Canard Enchaine

« Die Aufstände passieren nicht zufällig. Die Proffessoren dienen der Regierung und nicht den Studenten. »

Eine Aushilfskraft im Kampf, Montag 20. März 2006 auf France Inter

« Meine Angst ist, das wir es bald eine Opposition nicht nur gegen das CPE, sondern dass es zur Provokation und zur Entfesselung der Gewalt kommt. Deswegen appelliere ich also an die Zurücknahme des CPE, an die Verantwortung und zur Rückkehr zum sozialen Frieden. Wir sind in einer verrückten Situation. Man muss sich mal das Bild von Frankreich, dass im Moment in der Fremde herrscht angucken. Vor allem nach dem was im letzten November passiert ist. Ein entsetzliches Bild. »

Michel Destot, Bürgermeister von Grenoble, Freitag 31. März 2006 im Interview mit Dauphiné Libéré

 

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Innerhalb von Wochen, seit den ersten Demonstrationen im Februar, ist die studentisch-schülerisch-gewerkschaftliche Bewegung gegen dasCPE langsam aber sicher zu einer sozialen Revolte geworden, die an einige militante Praktiken vom Oktober-November 2005 anknüpfte, als Aufstände in vielen Stadtteilen Frankreichs ausbrachen.

Heute während das CPE « ersetzt » (um nicht zu sagen « zurückgezogen ») wurde, während die ganze Linke von einem großen Sieg spricht, während die Gesellschaft aber die Gleiche bleibt, während noch immer alles Scheisse ist, sagen die linken und rechten Parteien, die an der Macht sind, sowie die Medien, dass die Rücknahme des CPE nur durch die permanenten Aktionen und die Größe der Bewegung erreicht wurde. Jedoch ohne die Gewalt/Militanz, ohne die verschiedenen illegalen Praktiken der DemonstrantInnen würden wir noch immer vor dem Fernseher hocken und uns fragen « aber warum hat sich nichts verändert, obwohl wir Millionen waren, die brav auf der Straße demonstriert haben ? » - « Hat unsere Staatsbürgerschaft denn gar keinen Wert? »

Die Ironie am Anfang dieses Textes findet sich in diesem Paradoxon:

Wenn das CPE nun « tot ist », dann deshalb, weil Zehntausende von Paris bis Toulouse und von Rennes bis Grenoble Chaos verbreitet haben. Und dennoch bleibt die Mehrheit dieser Aufständischen unzufrieden und voller Wut. Ihre Revolte blieb ungebrochen. Das CPE ist für sie nur ein Detail.

Diejenigen, die « Sieg » in die Kameras schreien, diejenigen, die in die Mikrofonen über « den Tod des CPE » jubeln sind die, ohne die niemals etwas möglich sein wird, wenn man ihren Worten zur « Rückkehr zur Ordnung » folgt. Es sind dieselben, die gegenüber den « Casseurs » « Skandal »! gerufen haben, die Gleichen, die jede unangemeldete Demonstration verhindern wollten und versucht haben die Revolte in Richtung der Legalität und des offiziellen, autorisierten Marsches zu kanalisieren. Von der UNEF bis zur CGT sollten sie alle zugeben, dass der Sieg vor allem den « Casseurs » zu verdanken ist, dass er denen zu verdanken ist, die sich an Sabotage- und Blockadeaktionen beteiligt haben, dass er denen zu verdanken sind, die die Parolen in die Tat umgesetzt haben. Denn sie [die Braven] hatten nur die Angst, dass Villepin und die Spitze der Regierung lächerlich gemacht würden - ihre einzige Angst war, dass die Revolte sich wirklich entwickeln würde.

Natürlich wäre dies alles nicht möglich gewesen ohne die Mobilisierung von zehntausenden zu den Demonstration von Februar bis April. Trotz der Konflikte mit den Gewerkschaften, war die breite Mobilisierung, die Breite der Protestformen eine unserer Stärken.

Was wir eigentlich darüber hinaus festhalten müssen, ist mehr als die « Ersetzung » oder « Rücknahme » des CPE. Wir werden uns noch lange erinnern an diese Massenbewegung gegen die « Union für eine Volksbewegung »- die UMP [Partei von Villepin und Sarkozy]. Wir erinnern uns an das was zwischen uns passiert ist, was wir begonnen haben zusammen aufzubauen und an das was wir zusammen angefangen haben zu zerstören.

In Grenoble kündigte schon die erste Demonstration (7. Febrauar) in ihrer Farbe an, was später geschehen sollte, weil ja die Präfektur von Dutzenden DemonstrantInnen gestürmt wurde und die drei französischen Fahnen durch schwarz-rote Fahnen ersetzt wurden. Die Grenze der Legalität war damit bereits durchbrochen. Und damit wurde nicht aufgehört bis zum den Aktionen am 14. April - miteingeschlossen in den Protest gegen den CPE waren auch eine Zeitarbeitsfirma, eine Immobilienagentur, das Arbeitsamt und die lokalen Medien (Dauphiné Libéré, France Bleu Isère, M6-Grenoble - [die genannten Gebäude/Institutionen wurden zeitweise besetzt]).

Am Ende der Demonstration am 18. März, als die Polizei versuchte die Demo aufzulösen, entwickelte sich eine Kraft, die entscheidend war für die folgende Bewegung. Nachdem 2 Personen festgenommen wurden, war die Polizei gezwungen Tonfas und Gummigeschosse einzusetzen, um die wütende Menge in Schach zu halten, die massenhaft begann die Polizei und die CRS mit Steinen zu beschmeissen. So wuchs mit der Entschlossenheit das Ausmaß der Revolte.Am 23. und 28. März starteten dann eindeutige Aufstände im Zentrum von Grenoble. Das was Sarkozy befürchtete wurde Realität - die Verbindung zwischen den Studenten und den Jugendlichen der Banlieus war zu diesem Zeitpunkt da (man muss es bedauern, dass es, leider nur bei Momenten des gemeinsamen Kampfes blieb, die oft flüchtig waren). Das Kräfteverhältnis war greifbar; die Revolte war nicht symbolisch sondern recht konkret. Indem wir die Polizei und die anderen Kräfte der Ordnung angreifen, überwinden wir die üblicherweise verspürte Ohnmacht. Zerstörung und Veränderung der befriedeten Stadt, und nicht zuletzt die Aufstände, sind eine schaffende Kraft und andersherum. Wir sind alle mehr oder weniger zu der Erkenntnis gelangt, dass das Leben in einer selbstbestimmten Welt wie wir sie wollen nicht ohne die vollständige Zerstörung der Alten möglich ist. Wenn wir dann folglich das zerstören, was uns unterdrückt, beteiligen wir uns an der Schaffung einer Bresche, die es ermöglicht neue soziale Beziehungen zu schaffen.

Die aufständische (also auch zerstörende) Gewalt der DemonstrantInnen trägt den Keim zur Schaffung eines leidenschaftlichen Lebens in sich, ein Leben, dass das Bild der Klassen hinter sich lässt (sei es proletarisch, bourgeois, westlich oder « drittweltlich »), eine Welt in der « Arbeit-Familie-Vaterland-Fernsehen » abgeschaft/überwunden ist. Die Kreativität, die in dieser Gewalt enthalten ist, bringt unsere Ungeduld zum Ausdruck, diese Verhältnisse endlich zu beenden, diese Enteignung unseres Lebens - es ist die Negation der Rollen die uns zugewiesen ist und in denen wir eingeschlossen sind.

Auch wenn die Momente der Revolte in Grenoble nicht so heftig waren, wie die in Paris oder anderswo, auch wenn die Grenzüberschreitungen in manchen anderen Städten als Grenoble weniger auffällig waren, fand sich jene aufständische Stimmung überall wieder. Manchmal mögen die spontanen Fähigkeiten zur Verwirklichung der Revolte gefehlt haben. Hoffentlich werden sich die entstandenen Verbindungen verfestigen und vertiefen im Laufe der Zeit. Vielleicht werden wir dann fähig sein noch bessere Aufstände zu initiieren, vielleicht auch ohne zu warten bis die Bullen Zusammenstöße selber auslösen/provozieren (man hat am 4. April gesehen, dass sie recht sprachlos waren gegenüber den Steinewerfern sind, wenn diese denn zur rechten Zeit kommen - zu einem für die Bullen strategisch ungünstigen Zeitpunkt).

Für die gesamte Bewegung waren die direkten Aktionen sehr nützlich. Die Bullen mit Steinen zu bewerfen, Schaufenster zu zerstören, Autos umzuwerfen, hat nicht zwangsweise einen direkten Einfluss auf die gegebenen Machtverhältnisse, aber es sorgt für eine Zuspitzung, es zerstört/schädigt den sozialen Frieden und es steigert die Wirkung unseres Kampfes. Natürlich wäre es aber noch besser militante Aktionen, wenn es denn möglich wäre, zielgerichteter auszuführen.

Die Illegalität als Konsequenz des Ungehorsams

« Es ist die Weigerung Sklave zu sein die die Welt wirklich verändert »

Raoul Vaneigem, Traité de savoir-vivre à l’usage des jeunes générations, 1967, S.265.

 

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« Die Kriminalität » als spontaner Ungehorsam, als radikale Opposition zur Bürgerlichkeit trägt in sich einen tiefgreifenden Gegensatz zur gesetzlichen Organisation dieser Gesellschaft. Sei es passives Verhalten (massives Desinteresse für das geordnete bürgerliche Leben und die « institutionelle Politik ») oder aktive Kriminalität (verschiedenste Delikte, Aufstände, Sabotage, Zerstörung, Diebstahl, « Parallel Ökonomie » usw.) die Macht steigert unaufhörlich ihre Mittel zur Kontrolle der Menschen. Anders gesagt: Je mehr ihr Gesetzeswiedrigkeiten begeht, um so mehr werden sie versuchen dich zu kontrollieren, dich daran zu hindern. In der Konsequenz dieser polizeilichen Ideologie müsste jeder « gute Bürger » aus dieser Ideologie die Devise « Unterwerf dich oder stirb » folgern. Das wäre für diese polizeiliche Ideologie am Besten.

Die Demokratie mit all ihrer Unterhaltung und Vergnügung (Fernsehen,Schnick-Schnack, Kosum etc. ) wurde eingerichtet um den sozialen Frieden zu erkaufen. Hinzuzufügen wären noch die « partizipative » Hülle in Form von Vereinen, Festivals, Wahlen und Debatten mit unseren Rettern, den « Gewählten » etc. [1]. Die bürgerliche Linke hoffte darauf die soziale Unzufriedenheit zu kanalisieren, aber damit war sie wenig erfolgreich - ähnlich wie die Religiösen und alle anderen gesellschaftlich-intergrativen Kräfte Aber eigentlich ist die Repression und ihr bester Verbündeter - die präventive Sicherheit/die Überwachung - die beste Lösung für die Koalition von Staat-Kapital. Die Ideologie von « Sicherheit » wartet nicht bis es zu einer Zunahme der Kriminalität oder illegaler Praktiken kommt , sondern antwortet präventiv mit der Verstärkung seines Sicherheitsapparats (Polizei, Armee, Sicherheitsdienste, soziale « Dienstleistungen », Gefängnisse, Videoüberwachung, Satelliten und anderes um die Kommunikation zu kontrollieren, RFID Chips, Biometrie etc.) [2]. Es ist an uns die oben genannte Bürgerlichkeit zu stürzen: « Umso mehr der Staat und die privaten Firmen versuchen uns zu kontrollieren, umsomehr versuchen wir diesem zu entkommen und Widerstand zu leisten Jede gute « Kriminalität » sollte ein Akt des aktiven Ungehorsams sein und von Aufsässigkeit zeugen; das würde den besten besten Effekt haben - denn wir leben jetzt! [3]

Nehmen wir ganz gewöhnliche Kriminalität. Erst kürzlich haben sich die Medien auf die kontroversen, angeblichen Schäden von 300 000 € gestürzt, die in den Sälen der Universität von Grenoble begangen wurden. Durch die Graffittis, die an alle Wände gesprüht wurden, wurde die Uni wirklich toootal « verwüstet ». Dieser Ort, der gewöhnlicherweise beschränkt ist auf die passive Rezeption der Kurse, der zur Integration der StudentInnen in die private Wirtschaft oder den Funktionärsjob bestimmt ist (mit der Absicht, dass sie Rentable und Unterwürfige werden), entwickelte sich innerhalb der über 30 Tage Besetzung zu einem Ort des Lebens, einem Ort des zwischenmenschlichen Austausches. Er wurde zu einem kreativen und selbstbestimmten Ort. Zu einem Ort, an dem die Zerstörung der Schaffung von Neuen gegenüberstand. Ein Ort, der für den Unipräsidenten Monsieur Courlet natürlich nicht nutzbar war. Ein Unipräsident, der in sich alle widerlichen Eigenschaften der Institutionen dieser Welt verkörpert: Die Arroganz der Macht, aber auch ihre Heuchelei, Verlogenheit, Manipulation und darüber hinaus der absolute Wille ihre Privilegien zu verteidigen/schützen. Wer entscheidet über was in diesen Hörsäalen? Wer entscheidet eigentlich über was in dieser und allen andern Universitäten? Wer entscheidet eigentlich über was in dieser Welt? Wer « kann » überhaupt über etwas entscheiden?

Natürlich war die Selbstbestimmung als Möglichkeit zur Schaffung eines neuen Lebens für die meisten von uns eine neue Erfahrung. In den besetzten Häusern und in einigen Kollektiven können wir über einen längeren Zeitraum mit ihr experimentieren. Seien wir Mehr und Mehr, die Selbstbestimmung in Betracht ziehen als mögliches Mittel und Selbstzweck . Wissend, dass die Macht gegenüber diesen Vorhaben um Selbstbestimmung zwei Optionen hat, die beide der gleichen Logik - nämlich der uns mit dem Knüppel auf den Straßen entgegenzutreten - folgen:

  1. Das Gesetz und staatliche Stärke gegen unsere Experimente, die ja notwenigerweise illegal sind weil sie autonom sind, in Stellung zu bringen. Das macht die partielle Autonomie und Selbstbestimmung zu einer prekären, weil diese abhängig ist von den lokalen Kräfteverhältnissen, die wir gegenüber dem System - dessen Gefangene wir alle in jeder Hinsicht sind - aufbringen können.
  2. Wir treiben die Selbstbestimmung (oder auch Mitbestimmung) in unseren Firmen voran - als Mittel innerhalb des legalen Rahmens in welchem wir uns dann als vom System Abhängige bewegen.

Das Ziel des Systems ist immer uns « wieder ins Glied zurückzubringen », uns anzupassen und uns passiv zu halten.

Über die Medien und die Richtung sozialer Kämpfe

Die Medien welche die Realität darstellen sollen, senden die Vorschläge der Streik-Gegner die Blockade zu beenden wieder und wieder. Das ist nichts Neues und bestätigte sich in den letzten Monaten erneut. Die Journalisten, in ihrer großen Gütigkeit, richten das Wort ans Volk. Aber es ist egal zu was für einem « Volk » sie sprechen. Das Volk, das sind diejenigen, die sich dauernd beklagen, die ständig jammern,die ständig nur Opfer sind, die den Arbeitgebern und dem Staat nichts zu erwiedern hat, die aber nicht einen Augenblick daran denken sich mit den Streikenden zu solidarisieren.

Gefreut hat uns der vorhandene kollektiven Kampf während der Aufstände und anderen wilden Demonstrationen [unangemeldete Demonstrationen]. Es gab diese starken Umwälzungen der sozialen Kräfteverhältnisse während der Besetzung der Universitäten oder den Blockaden der Oberschulen (Gymnasien). Gefreut haben wir uns über die unterschiedlichsten Solidaritätsbekundungen, welche uns von unterschiedlichsten Personengruppen errreichten - sei es während der Demonstrationen oder während der Unruhen. Manchmal aber waren die ArbeiterInnen wirklich angearscht durch einige Formen der Blockade, es erschien uns total verrückt das, als in den Städten gleichzeitig mehrere Revolten am Laufen waren, für Einige das Leben weiterging, als ob nichts besonderes passieren würde. (das war aber nicht immer der Fall, weil die Geschäftsinhaber an einigen Tagen schnell die Türen zumachten, als sie die DemonstrantInnen heranströmen sahen und als Tränengas in der Luft lag und weil an einigen Tagen vorbeugend die Geschäfte in den großen Einkaufspassagen vollständig geschlossen blieben).

 

« Als die Arbeiter in Neapel am 9. Februar in Neapel abends aus den Fabriken kamen fanden sie die Busse, die sie für gewöhnlich wieder nach Hause transportierten nicht vor, weil die Fahrer spontan in Streik gegangen waren, weil viele von ihnen entlassen werden sollten. Die Arbeiter zeigten ihre Solidarität mit den Streikenden, indem sie die Verwaltung der Firma der Busfahrer zuerst mit Steinen und dann mit Molotov-Cocktails bewarfen. Dann zündeten sie die Autobusse der Firma an und vertrieben erfolgreich die anrückende Polizei und die Feuerwehr. Zu Tausenden verstreuten sie sich in der Stadt und zerschlugen Schaufenster und Leuchtreklamen. In dieser Nacht musste bewegten sich Panzer auf Neapel zu, denn die Armee musste zur Hilfe geholt werden, um die Ordnung wieder herzustellen.

situationistische Internationale, 1962, aus « les mauvais jours finiront » Seite 11

 

Uns wurde nocheinmal wieder, anlässlich der Bewegung gegen den CPE, bestätigt, dass die Macht wie die Medien nur in guten Worten über uns sprechen, solange sie uns als harmlos einschätzen - sie versuchen die Richtung unseres Kampfes zu kanalisieren. Wenn wir bedrohlich, gefährlich für ihre Privilegien, für den « Status quo », für den sozialen Frieden werden, kann sich der Diskurs über Nacht ändern und wir werden dann zu « Randalierer» und «Verbrechern» [4] die « nichts zu tun haben mit den anderen Demonstranten ». Dann ist es an uns unseren Kampf selbst zu führen, dann ist es an uns unabhängige Medien zu schaffen und so oft wie möglich zu intervenieren ( theoretisch und praktisch). Man hat uns daran gewöhnt nur indirekt zu kommunizieren - dies tun wir auch über diesen Text. Man sollte nicht aufhören zu schreiben, aber wir wollen einfach daran erinnern, das die krassesten/stärksten Aktionen dieser Bewegung spontan geboren wurden als gelebte Stimme.

Die Medien versuchen unseren Kampf zu « diskreditieren » indem sie überall verkünden, dass die großen Sieger der Bewegung gegen den CPE Sarkozy (der zum einzig möglichen Präsiedentschaftskandidat für die UMP wird), die Sozialistische Partei (PS) und die Gewerkschaften sind (vor allem die CFDT, die bis zum Ende dabei war - aber bis zum Ende von was?). Das wissen wir und das ist auch der Grund, warum wir so entschlossen wie noch nie aus der Bewegung gegen den CPE herauskommen. Diese Bewegung wird weiterleben - in anderen Formen. Während den Wochen des Widerstandes, der Aufstände, der Blockaden, der Besetzungen haben wir erlebt, dass wir unser Leben selbstbestimmen/wählen können (in dem Maße wie « wählen » möglich ist). Wir haben nicht gemacht was man uns zu tun befohlen hat. Wir haben Menschen kennengelernt, mit denen wir bestimmte Ansichten und Praktiken gemeinsam haben, Ansichten und Praktiken die sich beißen mit der institutionellen und « parlamentarischen » Politik. Indem wir ruhig bleiben spielen wir das Spiel von Sarkozy, der PS und der CFDT [5] mit! Diejenigen, die sich auf die Wahlen 2007 freuen und uns damit beruhigen wollen spielen dieses Spiel mit. Aber warum ruhig bleiben?

Die aktuelle Autonomie unserer Kämpfe ist stark solange sie aktiv und unkontrollierbar bleibt. Wenn wir alle unkontrollierbar bleiben werden wir noch stärker werden - organisiert in Netzwerken der gegenseitigen Hilfe. Bleiben wir in Kontakt, können wir das Netz von neuem erschaffen und unsere Träume verbreiten/verwirklichen.

Grenoble, 20 April 2006

von « Die Wütenden eröffnen den Tanz »

 

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Übersetzt von: http://infokiosques.net/imprimersans2.php3?id_article=340#nb2

Fußnoten:

[1] Berücksichtigt man, das die Linke weit davon entfernt ist das Monopol der « Partizipation » zu haben, weil ja alle Radio- und Fernsehsendungen den Zuhöre/Zuschauer in der einen oder anderen Art dazu auffordern «mitzumischen » - sei es ein Anruf beim Radio, die Beteiligung an einer Umfrage. Diese « Fernseh-Realität » ist die « partizipative Demokratie » der Medien.

[2] es kommt parallel zum Sozialabbau zu einer verstärkten präventiven Überwachung, um möglichen Widerstand schon im Keim zu ersticken.

[3] Jenseits von der individuellen Vorgehensweise, denke an die kollektive Organisation, scheint die Organisation von offensivem Wiederstand, von Netzwerken von « Kriminellen » (im subversiven Sinne des Wortes) notwendig zu sein - oder nicht ?

[4] « casseurs » et « voyou » - auch in Frankreich angewandte Konstruktion/Bezeichnung um militanten und/oder wirksamen Protest zu diskreditieren

[5] CFDT - Confédération française démocratique du travail - mitte-links Gewerkschaft

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