Freie Universität Bochum gegründet

Fantomas des Ruhrgebiets 23.05.2006 00:46 Themen: Bildung
Während der heutigen Senatssitzung an der Uni Bochum wurde die "Freie Universität Bochum" ausgerufen. Etwa 100 AktivistInnen eigneten sich für diesen Zweck ein leerstehendes ehemaliges Mensagebäude auf dem Campus an. Auf der vorherigen Senatssitzung wurde mit der Mehrheit der ProfessorInnen eine Kommission eingerichtet, die eine Gebührensatzung erarbeiten wird.
Zuvor hatte eine Senatssitzung im Audimax getagt, die sich ausführlich mit der Frage der Studiengebühren befasste. Die Ränge waren voll mit Studierenden, die studentische Redebeiträge mit lautem Beifall unterstützten und Äußerungen einzelner ProfessorInnen für Studiengebühren mit Pfiffen bedachten. Nach einer langen Diskussion zwischen Auditorium und SenatorInnen um Studiengebühren allgemein und die Chancen der Hochschule ohne die Gebühren wurden zwei Anträge zu Studiengebühren gestellt. Der Antrag der Studierenden, eine Kommission einzusetzen, die Einsparmöglichkeiten an der Hochschule erarbeitet, um dem finanziellen Druck durch die mangelnde Geldausstattung des Landes entgegenzuwirken, wurde mit der ProfessorInnenmehrheit abgelehnt. Einige ProfessorInnen kritisierten, der Antrag enthalte die Forderung, die Kommission dürfe nicht Studiengebühren oder Stellenstreichungen zum Ziel haben.

Ein Professor stellte darauf einen alternativen Antrag, eine Kommission einzurichten, die eine Gebührensatzung erarbeitet. Als es zur Abstimmung kam, wurden die SenatorInnen von etwa 50 AktivistInnen der Studierendenschaft umkreist. Die Sitzung musste aufgrund von Sprechchören und dem allgemeinen Trubel unterbrochen werden. Mit ihrer Störung wollten die AktivistInnen darauf aufmerksam machen, dass die Entscheidung für eine Gebührensatzung die Entscheidung FÜR Studiengebühren beinhaltet. Trotzdem traf das spontane Eingreifen der Studierenden in den Ablauf der Sitzung bei vielen Studierenden im Auditorium auf lauthalsen Protest. Dies wird von einigen AktivistInnen als leider geglückter Versuch des Senats gewertet, die Studierenden zu spalten. Andere vermuten, dass die Studierenden, die eine Störung der Sitzung nicht duldeten, die Tragweite einer Entscheidung FÜR eine Gebührensatzung nicht begriffen haben.

Nach der positiven Abstimmung für den Satzungsentwurf zogen rund hundert Studierende zum "Querforum West" auf dem Campus. Das alte Mensagebäude, das vom Akademischen Förderungswerk (AKAFÖ) verwaltet wird, ist seit dem fest in studentischer Hand. Es wurden nach einer Diskussion bereits erste Arbeitskreise gegründet. Viele AktivistInnen schlafen heute schon in den Räumen. Auf eine Filmvorführung an diesem Abend sollen in den kommenden Tagen Seminare, sportliche und politische Veranstaltungen folgen.
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Ergänzungen

Selbstverwaltung

Sympathisant 23.05.2006 - 01:54
Leute, der Weg ist richtig, nur zieht es durch und zwar konsequent bis zum Ende...

Vielleicht helfen die Erfahrungen, die von den Berlinern gesammelt wurden weiter.
Ihr findet sie hier:

Offene Uni BerlinS  http://wiki.offeneuni.tk


Ich hoffe, es schließen sich weitere Unis an...

Heute Abend Konzert

beaver 23.05.2006 - 12:13
Eine Nacht und wir sind noch nicht geraeumt ^^

Heute Abend wird ein Konzert in der FUB (frueher: Querforum West) stattfinden. Ausserdem steht mittlerweile die Homepage:  http://freie-uni-bochum.de

Weitere Infos:
 http://bo-alternativ.de/
 http://protestkomitee.de/

Was die Senatssitzung angeht, da haben wir wirklich geschlafen. Nur wenige Studis sind mit auf's Podium gekommen weil wir ihnen nicht vermitteln konnten: Wer sich detailliert ueberlegt wie Studiengebuehren eingefuehrt/verwendet werden sollen wird diese auch nicht mehr ablehnen.

Bochum konnte den Trend nicht wenden aber wir kaempfen weiter!

Wenigstens an den FHs in Muenster und Moenchengladbach wurden parallel die Sitzungen gesprengt - am Mittwoch (24.5.) sind Koeln und Paderborn dran :D

Pressemitteilung der RUB: Eine Nacht und wir sind noch nicht geraeumt ^^

Heute Abend wird ein Konzert in der FUB (frueher: Querforum West) stattfinden. Ausserdem steht mittlerweile die Homepage:  http://freie-uni-bochum.de

Weitere Infos:
 http://bo-alternativ.de/
 http://protestkomitee.de/

Was die Senatssitzung angeht, da haben wir wirklich geschlafen. Nur wenige Studis sind mit auf's Podium gekommen weil wir ihnen nicht vermitteln konnten: Wer sich detailliert ueberlegt wie Studiengebuehren eingefuehrt/verwendet werden sollen wird diese auch nicht mehr ablehnen.

Pressemitteilung der RUB:  http://www.ruhr-uni-bochum.de/aktuell/2006/05-fortsetzung_senatssitzung/index.htm

Bochum konnte den Trend nicht wenden aber wir kaempfen weiter!

Wenigstens an den FHs in Muenster und moenchengladbach wurden parallel die Sitzungen gesprengt - am Mittwoch (24.5.) sind Koeln und Paderborn dran :D

manipulative falschdarstellungen und ignoranz

pepe 23.05.2006 - 15:50
> Dies wird von einigen AktivistInnen als leider geglückter Versuch des
> Senats gewertet, die Studierenden zu spalten. Andere vermuten, dass die
> Studierenden, die eine Störung der Sitzung nicht duldeten, die Tragweite
> einer Entscheidung FÜR eine Gebührensatzung nicht begriffen haben.

Hier ist einmal mehr die Ignoranz zu sehen, mit der hier vorgegangen wird.
Aus diesem Grunde sind die Aeusserungen dieser Organe mit aeusserster Vorsicht zu geniessen.

Wahrscheinlicher als eine "Spaltung" oder dass die reinrufenden Studenten einfach "zu dumm" sind, ist doch wohl, dass nicht jeder damit einverstanden war, dass auch hier wieder eine ignorante Minderheit die demokratische Meinungsfindung stoert. Vielleicht war man zum Teil auch einfach anderer Meinung, soll ja vorkommen.

Das selbe war schon in der grossen Diskussionsrunde im HZO10 zu beobachten, wo unliebsame Meinungen unterdrueckt und die Reden des "Protestkomitees" eher an die Hasstiraden eines Adolf Hitler erinnerten. Und auch die Demonstration in Duesseldorf wurde von einigen Radikalen gestoert die von vornherein nichts anderes im Sinn hatten, als ihrem Hass auf Bullen Luft zu machen. Warum sonst vermummt man sich von Anfang an und nimmt Rauchbomben mit, die man dann spaeter in die Reihen der Polizei wirft. Wohlgemerkt ganz ohne Provokation seitens der Polizei.


Im uebrigen ist der Vorschlag, die desolate Finanzlage durch Einsparungen zu mindern ja wohl an Laecherlichkeit nicht zu uebertreffen. Peinlich, so einen Vorschlag in der jetzt schon duennen Ausstattung der Lehrstuehle ernsthaft als Antrag vor einer Reihe Professoren zur Abstimmung zu geben.

Genau das ist es doch, was Bildung nicht vertraegt und was sich die Uni Bochum auch gar nicht leisten kann, insbesondere nicht in der hier noetigen Hoehe von "15 bis 25" Millionen Euro in 2 Jahren.

Das Studiengebuehren das Haushaltsloch nicht stopfen koennen und auch nicht duerfen, hat der Senat bereits eingesehen. Es gilt nur noch, auch die Konsequenzen klar zu sehen.

Und die Frage, die man sich in aller Klarheit und Konsequenz zu stellen hat ist, ob man in der aktuellen Lage noch Bildung betreiben kann, ohne die Werte der BRD zu hintergehen. Nachdem das geklaert ist, wollen wir sehen, wie viele Insolvenz anmeldende Unis das Land ignoriert.

stimmt so nicht

roter ruhrstudent 23.05.2006 - 17:58
"Der Antrag der Studierenden, eine Kommission einzusetzen, die Einsparmöglichkeiten an der Hochschule erarbeitet, um dem finanziellen Druck durch die mangelnde Geldausstattung des Landes entgegenzuwirken, wurde mit der ProfessorInnenmehrheit abgelehnt."

Zuvor wurde einem ähnlichen Antrag auf eine "Einsparungskommission" zugestimmt, diese enthielt jedoch nicht den Passus der eindeutigen Ablehnung von Studiengebühren, woraufhin die StudierendenvertreterInnen quasi eine Abänderung beantragten, die jedoch abgelehnt wurde.

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Typisch

... 23.05.2006 - 11:40
Das ist mal wieder typisch. Studenten, die eine andere Meinung vertreten und hoffen, dass sich durch Studiengebühren die Lehre verbessert, werden als Querulanten und Dummköpfe hingestellt. Das ist doch mal wieder gelebte Toleranz und Demokratie.

wie wahr ... aber ...

kai 23.05.2006 - 13:40
platt und einfach:
tatsächlich wird mit einer aktion von 100 studis gegen die mehrheit die demokratie mit füßen getreten.
tatsächlich fehlt eine entscheidung einer vollversammlung.

die wirklichkeit:
was ist wenn die mehrheit beschließt die demokratie abzuschaffen? ist dann nicht pflicht eines jeden dagegen einzutreten? was passiert denn gerade?

reiche beschließen, daß arme nicht mehr studieren dürfen und eben nicht mehr mitbestimmen dürfen.
die zahl ärmerer studierenden auf deutschen hochschulen liegt etwa bei 0,7%[in worten: null komma sieben] ist damit europaweit das hervorragende negativbeispiel. ist es nicht das mindeste diesen 0,7% dagegen zu protestieren, daß sie gerade von der "demokratie" ausgeschlossen werden, wie die große masse der ärmeren, die schon ausgeschlossen sind?

im übrigen: die verbleibenden reichen auf den hochschulen müssen eigentlich auch wissen, dass sie für ihre beschlüße verantwortung übernehmen müssen. gerade wird sozialer unfriede gesät, und es kann kein zweifel sein, wer dafür die verantwortung tragen muß.

dann lese ich toleranz. was soll denn tolleriert werden? daß einige an hochschulen nicht mehr tolleriert werden? wie? toleranz beweis indem sie intoleranz zeigen? hä? am besten sich selber in luft auflösen um toleranz zu zeigen?
meiomeiomei

Ich freu mich schon

PTippse 23.05.2006 - 15:34
auf die wissenschaftlichen Sensationen in bisher vernachlässigten Bereichen wie Hochenergiemagie oder Quantenbuchhaltung!

Finanzierung von Bildung ist nicht Aufgabe vo

Klaus Jäger; Autor 23.05.2006 - 19:59
Hallo!
Eins vorab:ich argumentiere hier aus der Position eines Menschenrechtlers, dem an Basisdemokratie liegt und der überzeugt ist, dass Menschen ihre Probleme selber lösen können, wenn sie sie denn beraten können und in demokratischen Entscheidungen abstimmen.
Bildung ist ein Menschenrecht und absolute Notwendigkeit zur Teilhabe am Leben der Gesellschaft, was auch ein Menschenrecht ist.

Es ist nicht die Aufgabe von Bildungseinrichtungen, sich um ihre Finanzierung zu kümmern.Es ist die
Aufgabe der Gesellschaft.Deshalb müssen die erforderlichen Finanzströme politisch gelenkt werden.Bildung ist Zukunftsinvestition und Vorsorge für eine gute Entwicklung der Gesellschaft in Frieden, - auch sozialem Frieden - und bietet persönliche Entwicklungsmöglichkeiten, die selbstverständlich ihren Nutzen im sozialen Leben haben.
Die amtierenden Politiker machen es sich zu einfach, wenn sie die Bildungseinrichtungen, bzw. die sie Belebenden Studierenden und Lehrenden, damit beauftragen, Einsparmöglichkeiten zu suchen. Das sollten die schon selber tun. Aber das können sie nicht - oder wollen es nicht. Ein gesetzlichen Auftrag dazu haben die amtierenden Politiker in ihrer Funktion als Mandatsträger, nicht jedoch als Individualpersonen.

Vor dem Hintergrund der Unfähigkeit zur Problemlösung wäre zu überlegen, wie man denn fähigere Leute in die Entscheidungsfunktion bekommt. Und: welche Fähigkeiten sollten sie mitbringen? Vor dem Hintergund welcher Werte sollen die Entscheidungen getroffen werden?

Schließlich: Bildung sollte auch Spaß machen. Und politische Bildung durch Erfahrung und aktive Teilnahme an demokratischen Prozessen zu erfahren ist besser,als sie sich anzulesen oder vorgekaut zu bekommen. Deshalb: weiter so! Klaus Jäger

hfh

fjjghjgh 23.05.2006 - 20:07
whatever.
Soli Grüße aus Marburg