Hausbesetzung mal anders

BewohnerInnen der WG 22.05.2006 04:10 Themen: Bildung Freiräume Soziale Kämpfe
Seit Mittwoch, den 17.5., existiert im Lichthof der Geschwister-Scholl-Universität (in konservativen Kreisen auch bekannt als Ludwig-Maximilians-Universität) die wahrscheinlich originellste WG Münchens. Die UNI-WG
Studi in München sein ist zwischendurch ziemlich stressig - besonders wenn es ums liebe Geld geht. Essen, Wohnen, Öffis nutzen - alles ist nochmal teurer als sonstirgendwoaufderwelt.
Jetzt hat der bayerische Landtag auch noch Studiengebühren beschlossen, das heisst, dass Menschis, die eh hart am Knabbern sind, jetzt auch noch des Finanzministers Haushaltslöcher stopfen dürfen. Vielen bleibt jetzt nur noch die Wahl zwischen Abbrechen und Schulden machen. Oder sparen, vielleicht noch.
Nur woran??? Essen weglassen funktioniert leider nur für eine gewisse Zeit und fürs Containern wird man in Bayern wahrscheinlich erschossen. Bleibt also eigentlich nur der größte Posten in Studis Haushaltsplanung (sofern vorhanden). Die MIETE...
Also ist ein Haufen Unverbesserlicher aus dem Wohnheim aus- und in die UNI-WG im Lichthof der Geschwister-Scholl Uni München eingezogen (das ist da, wo die Sophie und der Hans...). Und hat damit gleich doppelt und dreifach gewonnen:
Wohnen für Umsonst mit vielen lustigen Menschis im wahrscheinlich größten Einzimmerappartment Münchens.
Kurze Wege in die Vorlesung, also wird die von der CSU so hochgelobte Zeiteffizienz gelebt.
Nebenbei kann mensch sich in der UNI-WG mit vielen anderen unterhalten, Bier trinken und Kaffee, Banner malen und Flyer verteilen und ein bisschen Revolution spielen (wie die Sueddeutsche schrieb "...ein Hauch von APO"  http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/berufstudium/artikel/243/76167/).
Die Hauptsache ist der Weg, das bedeutet in normaler Sprache, dass das Zusammenleben hierarchiefrei und selbstorganisiert, mit ein bisschen Unterstützung von außerhalb, abläuft.
Leider ist es halt keine echte Besetzung, sondern ein Weiterführen einer von der Hochschulleitung geduldeten Aktion. Aber das war dafür nicht abgesprochen...
Auch könnte vielleicht die inhaltliche Auseinandersetzung mit (hoschul-)politischen Themen intensiviert werden, aber wir haben ja noch Zeit, Zeit, Zeit (natürlich neben dem anstrengenden Studium) und werden uns auf alle Fälle noch eine Weile hier aufhalten, essen, wohnen, schlafen und Zähne putzen (manchmal zumindest).
Also: (jetzt kommt´s): KOMMT VORBEI UND TRINKT KAFFEE UND DISKUTIERT MIT UND WOHNT MIT UNS! Für den Fortbestand der WG ist es einfach wichtig, dass möglichst viele Menschis mitmachen. Unser Ziel ist open end. Dafür brauchen wir euch!

Ach ja, noch ein Hinweis: Am 31. Mai findet am Marienplatz ein Festival statt: "Rock gegen Studiengebühren". Beginn 13:30 Uhr, Eintritt: nix. Mit Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (macht politisches Kabarett exclusiv für uns), Biermösl Blosn, Sven Kemmler, Jenson, Audiopilot, Stephan Zinner, Phonoboy, Schein, Emil Bulls, Ringsgwandl und Bananafishbones. Die Aftershow Pary ist ab 22 Uhr im Ballhaus.
Public Domain Dedication Dieses Werk ist gemeinfrei im Sinne der Public Domain
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

weiter immer weiter

bernd 22.05.2006 - 16:47
habe an der uni einen flyer bekommen. heute ab 22 uhr ist wg-einweihungsparty. gute aktion, wie ich finde, dass die ganzen anzugträgertypen, denen jeden tag die "elite"-uni vorgeführt wird auch mit einer anderen seite konfrontiert werden. mal schauen, was draus wird. weiß irgend jemand etwas über die gerüchte eines merkel-besuchs an der lmu diese woche? aktionen?

bei wohnungssuche drauf gestoßen

matthias 22.05.2006 - 16:51

(muss ausgefüllt werden)

(muss abgefüllt werden) 22.05.2006 - 22:10
Lustige Aktion, das ist auf jeden Fall mal was anderes.
Und auch wenn die Kritik, die im Hintergrund der Aktion steht, etwas zu undurchdacht ist, ist diese Aktion dennoch unterstützenswert.
Es geht nicht darum, Menschen mit einem linksautonomen Gedankengut zu assimilieren - Vielfalt statt Einfalt.
Und diese Aktion zeigt diese Vielfalt einmal mehr in einer sehr kreativen Art und Weise.
Auch die fehlende Radikalität lässt sich durch diese Kreativität verschmerzen, denn diese Aktion ist einfach ein Blickfang und wird auch in eher bürgerlichen Kreisen wohl für ein Schmunzeln sorgen.
Daher denke ich auch nicht, dass diese Aktion sich zu einem "Eliteprotest" entwickelt.

Zudem ist eine neue, geeinte, solidarische soziale Bewegung notwendig. In der bisherigen Protestkultur bewegt sich nicht viel, größtenteils sind es eher dogmatische Gruppierungen, deren innere Streitigkeiten (Bsp.: Anti-D Anti-Imps) den politischen Kampf nicht einfacher machen. Wir müssen aufeinander zugehen anstatt uns selbst aneinander zu verschleißen. Die Kritik muss in erster Linie bei der Gesellschaft, dem Staat - dem System liegen, und nicht bei uns untereinander. Sicher ist eine kritische Reflexion politischer Inhalte wichtig, dennoch sollte diese nicht in derartige Streitigkeiten mehrerer dogmatischer Richtungen ausufern.
Wir müssen uns aufeinander zu bewegen, um zusammen etwas zu bewegen!
Wir müssen uns verändern, um die Welt zu verändern!
Denn in der derzeitigen Bewegung wird sich so keine Massenbewegung entwickeln - und gerade diese ist für den Umsturz der herrschenden Verhältnisse notwendig. Ein Umsturz darf nicht von einer kleinen Minderheit herbeigeführt werden, da dieser Umsturz der Mehrheit ein System aufzwingen würde, welches diese gar nicht wollen. Dies ist dann wieder nur eine weitere Form der Herrschaft...

An die Uni-WG München:
Weiter so!
Die Kritikpunkte jedoch noch einmal durchdenken und ergänzen.
Ansonsten klasse Aktion, meine Solidarität habt ihr.

an die kritiker hier

symphatisant 22.05.2006 - 23:45
warum ist die kritik die dahinter steht zu hinterfragen? ich glaube, ihr kennt die münchner strukturen nicht, in denen es trotz aller bemühungen eben keinen richtigen asta geben kann, wo dementsprechend kaum geld und strukturen da sind um zu mobilisieren, wo es keine wirklich großen linken gruppen an der uni gibt usw. letztendlich dient die aktion eben dem, was in frankfurt oder anderswo auch ein protestcafe oder wie auch immer es lokal heißen mag dient - nämlich eine anlaufstelle zu sein für die, die kritisch sind, die sich außeinandersetzen, vernetzen, dikutieren und (hoffentlich) weitere pläne besprechen wollen. und eben dafür ist die uni-wg super, weil der asta für die meisten münchner studierenden so etwas von nicht präsent ist, dass ich sogar so weit gehen würde zu behaupten, dass so mancher potentielle symphatisant im zweiten oder dritten semester gar nichts von der existenz einer studierendenvertretung weiß. und auf eine gewisse weise und den münchner verhältnissen entsprechend ist sie eben auch subversiv, da studierende sich das "herz" der uni für jeden sichtbar als ihren wohnraum (wenn auch nur symbolisch) aneignen.
kritik an dem hier geposteten text ist deshalb unsinn, weil er zum einen nachts um drei vermutlich nicht gerade nüchtern verfasst wurde, zum anderen gibt es (und das würde ich eben nicht nur negativ sehen) hier keine festen strukturen, keine gutmensch-meinungssoldaten, die in ihren kleinen elitären kreisen stellungnahmen verfassen, die dann von die inhalte nicht verstehenden studierendenversammlungen auf denen ohnehin nur win winziger teil teilnimmt abgesegnet und anschließend als "die studierenden der hochschule haben..." verkauft zu werden, sondern hier treffen eben verschiedene gebühren- und sozialabbau-kritische menschen aufeinander. was und ob da noch etwas nachkommt muss man sehen, da bin ich eher kritisch, im vergleich zu bspw. hessen muss man eben sehen, dass die gebühren faktisch durch sind und auch kommende landtagswahlen bei den hiesigen kräfteverhältnissen keinen druck aufbauen können. und dass die mehrheit der studis (überall) nicht für bildung als grundrecht sondern um ihren eigenen arsch bzw. geldbeutel demonstriert wie die mehrzahl der gewerkschafter in ihrem persönlichen materiellen interesse protestiert (ließe sich auf sämtliche lobbygruppen übertragen), das ist aus meiner sicht ohnehin ein fakt. deshalb irren auch alle die, die von "großen neuen sozialen bewegungen" träumen, weil irgendwo mal ein paar tausend gebührenverängstigte studis auf die straße gehen (oder eine blockieren).

Solidarität!

noch Ethnologie-Studierender 23.05.2006 - 14:11
Solidarität an die Leute der GSU in München. Noch bin ich eingeschrieben in München - also Ethnologie-, Soziologie- und Politikstudent. Nach diesem Semester ist es aber unter anderem aufgrund der Studiengebühren und ohne jeglichen Abschluss vorbei und ich darf nach sechs Semestern und mit mittlerweile 24 Lenzen nochmal von vorn anfangen: der Ausbildungsvertrag ist bereits unterschrieben und mit knappen 28 Jahren, 10 Jahre später als so manch anderer, werde ich dann endlich einen betrieblichen Abschluss in der Tasche haben. Danke Deutschland! Danke Bayern! Danke außerdem an die Minister Goppel, Stoiber und wie sie alle heißen!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 4 Kommentare an

Geschichtsunterricht Für Kritiker.... — Subversive Aktion?!

Klasse Aktion :) — jaja

Es gab hier keine Kritik — Anmerkung