Kolumbien-CAUCA: Bericht 3

tierr@ 20.05.2006 13:18 Themen: Repression
Trinkwasser mit Glifosat verseucht
Manipulation der kolumbianischen Medien
Streikwelle und ein paar chronolgische Fakten ...
Nach den schweren Repressionen in der kolumbianischen Provinz CAUCA siehe:  http://de.indymedia.org/2006/05/147301.shtml, und:  http://de.indymedia.org/2006/05/147377.shtml, mit inzwischen drei Toten, 72 Verletzten und Dutzenden Verhafteten und Verschwundenen, welche gegen die OrganisatorInnen und TeilnehmerInnen des Nationalen Indigen@-Campesina-und Afrostämmigengipels gerichtet waren, die gegen das Freinhandelsabkommen TLC, die Wiederwahl Alvaro Uribes zum Präsidenten und die vernichtenden Besprühungen der Kokaanbauflächen mit Glifosat, protstierten, wurde in der Provinz Nariño, die in die Proteste involviert ist, mit derselben Chemikalie Trinkwasser verseucht:

PRESSEERKLÄRUNG SOZIALER ORGANISATIONEN; Bogota, D.C., 17.Mai 2006
Gestern, 16.Mai06 besprühten in den Nachmittagsstunden Flugzeuge, das Wasser bei dem Aquädukt El Remolino, in der Gemeinde Taminango, Nariño, mit der Chemikalie Glifosat, um es unbrauchbar zu machen. Gleichzeitig berichtet das Permanente Komitee für Menschenrchte der Sektion Nariño über eine Lebensmittelblockade in die Region.
Das Komitee kann inzwischen genaue Angabe zu den Verletzten der Repression machen: Dagoberto Maestre,28, Lungenschuss - Luis Ballardo Rosero,22, zweifache Hüftfraktur - Diego Guzmán,31, Schussverletzung am Fuss - José Gabriel Zambrano,39, Verletzungen an Arm und Brust - Jhon Quintero,17, Bauchverletzung; weitere Verwundungen sind Schüsse in die Beine, Quetschungen und Rippenbrüche; ein zwei Monate altes Baby erlitt einen durch Tränengas verursachte Erstickungsanfall; ...
 http://colombia.indymedia.org/news/2006/05/42911.php

Als Antwort auf die Brutalität des kolumbianischen Staates wurde die Defensoría del Pueblo besetzt und deren Leiter, WOLMAR PEREZ ORTIZ, in einem weiteren Pressekommunique aufgefordert, eine Erklärung zu den Geschehnissen abzugeben und seiner Funktion der Volkssicherheit zu entsprechen, und, gemeinsam mit der nationalen und den lokalen Regierungen dafür zu sorgen, dass den militanten Repressionen gegen die Bevölkerung ein Ende gesetzt wird.
Die Unterzeichnenden dieser Presseerklärung sind: Organización Nacional Indígena, ONIC (Nationale Indigena Org. )-Pueblo ( Gemeinschaft )Kankuamo - Asociación de Mujeres ( Frauenvereinigung )ANMUCIC -Mesa de Unidad Agraria ( Tisch der Vereinigten Landwirtschaft ) - Convergencia Campesina ( übereinstimmenede Bauernorg. ), Negra e Indígena Instituto Nacional Sindical ( Nationales Gewerkschaftsinstitut Schwarzer und Inidigenas ) INS -Central Unitaria de Trabajadores ( Zentralgewerkschaft der Vereinigten ArbeiterInnen ) CUT -Comité de Solidaridad con los Presos Políticos ( Komitee der Solidarität mit den Politischen Gefangenen ) - Corporación SEMBRAR ( Saat ) - Justicia y Paz ( Gerechtigkeit und Frieden ) - Asociación MINGA und weitere Organisationen ...


17.Mai 2006, INTERNATINOALE ERKLÄRUNG AN DIE MEDIEN der FREIEN PRESSE CAUCA

Zum Mobilisierungsprozess im Südwesten Kolumbiens schreiben die Compañer@s der alternativen kolumbianischen und internationalen Medien, dass die Repression durch die Militärkräfte und die Staatspolizei, elf Tage vor den kolumbianischen Präsidentschaftswahlen, durch eine deutliche Manipulation der Informationen im Internet und den konventionellen Medien ( TV, Radio, Presse etc. ) vertuscht werden soll. "Diese Manipulation ist Teil eines Medienangriffsplans, der sich gegen die Entwicklung der öffentlichen Einheit im Rahmen des Mobilisierungsgipfels richtet und die massiv konventionellen Medien, haben dazu Mechanismen der Manipulation und Informationsverfälschung entwickelt, mit welchen die Dynamik der Konfrontation und der Widerstand eines Volkes, dass sich weigert, weiterhin still zu halten gegenüber der Barbarbei einer permanenten Stigmatisierung des sozialen Protestes und seinen Ursachen. Das Bild von der "ruhigen Zivilgesellschaft" und die hervorstechenden, friedlichen Aktionen, werden instrumentalisiert, um ein falsches Szenario von Demokratie zu vermitteln, das mit dem Ziel konstruiert wird, die tatsächlichen Szenarien des öffentlichen Kampfes, die den Weg der realen Bedingungen "von Gerechtigkeit" in Kolumbien darstellen, unsichtbar zu machen."
"Wir sind nicht die KomplizInnen dieses faschistischen Staates", so die alternativen JournalistInnen, und wir werden weder unserer Wunsch nach Umwälzung, Kampf und Veränderung verbergen, noch zulassen, dass durch eine mangelnde, kommunikative Verantwortungslosigkeit unsererseits, ein weiteres Mal Umstände geschaffen werden, welche die Wiederwahl von Álvaro Uribe Vélez legitimieren. Die von der Bevölkerung unternommene Anstrengung muss ohne jede Art von Ausflüchten sichtbar gemacht werden, damit diese in ihrer Gesamtheit und in ihren Aktionen und Forderungen als kolumbianisches Volk, gehört und verstanden wird.

Wir fordern von den Alternativen Medien, die im Kern mit der sozialen, öffentlichen und alternativen Verantwortung verbunden sind, die reale Situation unseres Kontextes nicht zu verkennen und die Informationen auf ehrenhafte Weise und vollständig zu verbreiten.
Wir rufen auf, zu einer nationalen und internationalen, massiven Nachrichtenübertragung, um zu vermeiden, dass der Staat sein Spiel mit den Fallen der Manipulation fortsetzt, welche durch die massiv konventionellen Medien aufgestellt werden; durch die Komplizen des Systems der Unterdrückung, die historischerweise versucht haben, unser Bewusstsein einzuschläfern und durch ihre Handhabe der Medien, Einseitigkeit und Ausschluss, legitimiert haben.
Ausserdem fordern wir mit diesem Brief dazu auf, laufende Berichte über die Ereignisse in den vier Bezirken Cauca, Cauca, Nariño und Putumayo zu erstatten, in denen die Aktionen und die Repression andauern. Eine Repression gegen die Demonstrierenden und die übrigen EinwohnerInnen, die versuchen, von der Regierung Aufmerksamkeit und Respekt gegenüber den gerechten Forderungen zu erwirken, seitens der Armee, der Contraguerrilla, Polizei und ESMAD (Mobile Aufstandsbekämpfungeinheit) , auch wenn die konventionellen Medien deren Unsichtbarkeit produzieren.
Nur die Verhandlungprozesse, die durch den Prozess der Öffentlichen Einheit des kolumbianischen Südwestens, in Gemeinschaftlichkeit mit den Organisationen, welche diese Aktivitäten unternehmen, koordiniert werden, können ein signifikantes Fortschreiten zur Lösung des Konfliktes erwirken".
Freie Presse Cauca:  prensalibrecauca@gmail.com

EIN PAAR CHRONOLOGISCHE DATEN

Bereits Mitte Oktober letzten Jahres, besetzten Tausende von Guambianos, -Kokonuko und Nasa Ingigen@s und Campesin@s an mehreren Orten der Provinz Cauca Hacienden, in Protest gegen ihren Ausschluss bei den Verhandlungen zur Agrarreform der Regierung und um demenstprechende Forderungen nach Land einzuklagen. Bereits da, kam es zu schweren Repressionen durch die ESMAD ( Mobile Aufstandsbekämpfungseinheit ), mit über 37 Verletzten in den Orten El Japio und Pisochago. Auch hier waren während der Vertreibung der BesetzerInnen in Miraflores, bereits Schüsse seitens der Armee gefallen. Daneben äusserte sich der Regierende des Cauca in rassistischer Manier und bekundete, dass er "mit keinen Indigen@s verhandeln werde." Dennoch wurden zu dem Zeitpunkt einige Kompromisse erzielt.
Wie weit jedoch die vermeintliche Verhandlungbereitschaft der nationalen Regierung tatsächlich reicht, zeigt unmissverständlich die akuelle Brutalität.

Seit Dienstag, 16.Mai 06 hatten über 15.000 Indigen@s und Bauern, denen sich ausserdem StudentInnen und ProfessorInnen angeschlossen hatten, vornehmlich aus Protest gegen das Nordamerikanische Freihandelsabkommen TLC, die Panamericana blockiert. Diese Proteste wurden und werden von Innenminister Sabas Pretelt , der behauptete, sie seien von der grössten und ältesten Guerilla Kolumbiens, FARC, iniziiert und erzwungen worden, als "terroristisch" diskreditiert und kriminalisiert. Der Sprecher des Regionalen Indigen@rates des Cauca (CRIC), Vicente Otero, stellte mit Nachdruck öffentlich klar, dass es keine Annäherung und Verbindungen des Indigen@gipfels mit der Guerilla gibt. Ganz offentsichtlich versucht die Regierung Uribe ihr "Terrorkonstrukt" für Wahlkampfzwecke auszuschlachten und in diesem Sinne die öffentliche Information in den Medien zu dirigieren, die Wahrheit über das Geschehen zu verdrehen und die eigene Brutalität zu vertuschen.

Am 07.April 2006 erschien in Madrid der Offene Brief des exilierten, kolumbianischen Journalisten, Ricardo Ferrer Espinosa, in welchem der kolumbianischen Zeitung El Mundo (in Medellin) vorgeworfen wurde, die Kommandatur Präsindent Alvaro Uribes, für das Massaker 1997 in Vigía del fuerte und Murindó, unterschlagen und die Berichterstattung manipuliert zu haben. Damals waren von den Paramilitärs (AUC), bei Protesten 22 Zivilpersonen ermordet worden. Espinosa hatte als Journalist Recherchematerial und umfassende Zeugenaussagen von beteiligten Militärs, Funktionären etc. zusammengetragen, welche eindeutig belegen, dass es sich bei dem Massaker um die Militärstrategie des Staates handelte. Laut diesen Aussagen kommandierte Präsident Alvaro Uribe, zum damaligen Zeitpunkt Regierender von Antioquia, die Paramilitärs. Die Bemühungen Espinosas, mit seinem der Staatanwaltschaft vorgelegten Beweismaterial, eine gerechte Verurteilung der Möder zu erreichen, scheiterte an der Unterlassung der entsprechenden Ermittlungen. Stattdessen erhielt der Journalist während dieser Phase seines Kampfes um Aufklärung, ein dreiviertel Jahr lang täglich, frühmorgens und nachts Drohanrufe, bis er schliesslich, im Februar 1998 Kolumbien verliess und ins politische Exil ging. ( Da der Link leider abhandengekommen ist, die Adresse des Journalisten unter dem Brief, Ricardo Ferrero espinosa:  biondiricar@yahoo.es )

Es dürfte offenstichtlich sein, dass Präsident Alvaro Uribe als Verhandlungspartner der Indigen@s, deren Organisierung im Cauca sehr stark ist und die auch zur Konfrontation mit der Guerilla bereit sind, keinerlei Glaubwürdigkeit besitzt. Die entschiedene Ablehnung der Wiederwahl Uribes sowie die Opposition zur Agrarreform, stehen in radikalem Widerspruch zur Position des Präsidenten, der gemeinhin als Faschist und Mörder bezeichnet wird. Die Bauern und Indigen@s fordern von der Regierung eine Agrarreform, die ihnen Produktionsflächen für Landwirtschaft und Viehzucht garantiert, während Bogota und Washington ihre technische Diskussion über das TLC zum Abschluss gebracht haben und dessen Ratifizierung unmittelbar bevorsteht. Der Abschluss dieser Verhandlungen hat, ebenso wie jener zwischen den USA und Peru, eine heftige Kritik des venezuelanischen Präsidenten Hugo Chávez, hervorgerufen und zum Austritt Venezuelas ( aktuell wegen mangelnder Bereitschaft im Antiterrorkampf, von den USA mit einem Waffenembargo belegt ) aus der Vereinigten Gemeinschaft der Andenstaaten (Comunidad Andina de Naciones), der älteste Handelsblock dieser Hemisphäre, geführt. Die Kriterien des Noramerikanischen Handelsabkommens TLC/ALCA werden in absehbarer Weise, eine Verschärfung der Verarmung des Agrarsektors verursachen, zu einer Überschwemmung des kolumbianischen Marktes, mit nordamerkanischen Erzeugnissen und einer Verteuerung der Medikamente führen

FORTSETZUNG IM KOMMENTAR...
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Ergänzungen

FORTSETZUNG

tierr@ 20.05.2006 - 13:47
DIE PROTESWELLE VOR DEN PRÄSIDENTSCHAFTSWAHLEN am 28. Mai

Neben den Indigen@protesten waren in der vorletzten Woche 38.000 Angestellte des Justizwesens ( darunter Richter und das Instituto de Medicina Legal ) in einen, für illegal erklärten, Streik getreten, und forderten eine 18%ige Lohnerhöhung. Die Proteste spielten sich in den Strassen Bogotas und anderer Städte ab.

Weitere 3.500 ArbeiterInnen des Minensektors erklärten ebenfalls einen Streik; 300 von ihnen blockierten die Mine des Multis Suiza ( Schweizer ) Glencore, im 570 km von Bogota entfernten Jagua de Ibirico. Die 16.000 ArbeiterInnen der regionalen Gewerkschaft der CUT kündigten weitere Streiks an. Nach dem Öl ist der Bergbau der wichtigste Industriesektor Kolumbiens.

Hinzu kommt ein unbefristeter Streik von 17.000 ArbeiterInnen im Bananensektor, der in den letzten Tagen begonnen worden ist. Der Anlass ist ein fehlendes Lohnerhöhungsabkommen der Obstplantagenbetreiber. Kolumbien ist, nach Ecuador und Costa Rica, der drittgrösste Bananenproduzent der Welt.

Einer der stärksten Bauernproteste fand in der Gemeinde Puerto Rico, Bezirk Meta, 220 km von Bogota entfernt, nahe bei Serranía de La Macarena statt und richtete sich speziell gegen eine agressive Kampagne der Kokavernichtung durch die Besprühungen mit Chemikalien. Siehe hierzu:
Besprühungen der KOKA
 http://de.indymedia.org/2003/12/70203.shtml
Kolumbien:Verbrannte Erde
 http://de.indymedia.org/2004/09/95022.shtml
 http://de.indymedia.org/2004/05/83729.shtml

Nachricht: 20.Mai 06; Die Indigenas des Cauca erreichten im Tausch, gegen zwei festgehaltene Polizisten, die Freilassung von 29 Gefangenen, die jubelnd begrüsst worden sind.

Aus New York erhalten die Proteste in Kolumbien, die der Kampf sind, um indigene Autonomie, die öffentliche Unterstützung folgender Organisationen:
MAYA VISION GUATEMALA - CONAIE ECUADOR - DEFENSORIA DE LOS PUEBLOS INDIGENAS DEL ECUADOR EN AMERICA - MAYA VISION CALIFORNIA - DEFENSORIA MAYA GUATEMALA - CONSEJO ANDINO DE NACIONES ORIGINARIOS CANO BOLIVIA - MUJERES INDIGENAS DEL ECUADOR - ORGANIZACIÓN DE MUJERES INDIGENAS DE HONDURAS - ORGANIZACIÓN DE INMIGRANTES ANDINOS EN EEUU - ASOCIACIONAKUIPA WAINA COLOMBIA - ORGANIZACIÓN PROYECTO KAWESKAR CHILE - CENTRO DE EDUCACION EN DERECHOS HUMANOS PANAMA - CORPORACION DE MUJERES DE CHILE - ASOCIACION NACIONAL DE INDIGENAS DE SALVADOR
 http://clajadep.lahaine.org/articulo.php?p=6870&more=1&c=1

Am 28. Mai werden 26,5 Millionen KolumbianerInnen über die Wiederwahl Alvaro Uribes zum Präsidenten für die Periode 2006 bis 2010 entscheiden.

Protestbriefvorlage gegen die Repression vom 15.und 17. Mai. in Spanisch und Deutsch
 http://de.indymedia.org/2006/05/147377.shtml
Kopien bitte an:
 redfcifuentes@gmail.com und/ oder  prensalibrecauca@gmail.com

Kolumbien: Politik und Hintergründe
www.nuevacolombia.de