Bomba Clab - Ein Squat in Klagenfurt/Celovec!

Bomba Clab 16.05.2006 21:33 Themen: Freiräume
Vor einigen Wochen begannen einige Menschen dem kulturellen Notstand in Klagenfurt/Celovec (Österreich, im "braunen Bundesland2 Kärnten/Koroska) entgegen zu wirken und besetzten den ehemaligen, von Polizei und Bundesheer genutzten Schießübungsplatz am Kreuzbergl 15.
Dies geschah aus dem gemeinsamen Bedürfnis von Leuten verschiedenster Interessen, und verschiedensten kulturellen Hintergründen, nicht bestimmt werden sondern selber gestalten zu wollen.
Freiräume gab es bisher in Klagenfurt keine. Wir wollen nicht, dass sich alternative Kultur in dem Rahmen bewegt, der von der Stadt vorgegeben wird – kommerziell; um Kultur verwertbar zu machen; politisch angepasst; um gesellschaftliche Widersprüche gar nicht erst zur Sprache bringen zu lassen.

Der BombaClab soll Raum bieten für Konzerte, Theater, Filmabende, Diskussionen und vieles mehr.
All das ohne Konsumzwang, so dass auch Menschen ohne finanzielle Mittel auf ihre Kosten kommen
Wir wollen einen Freiraum, der die slowenische Sprache und Kultur aktiv mit einbezieht –
Zweisprachigkeit soll selbstverständlich sein und keine gesetzliche Erlaubnis brauchen.
Wir wollen einen Freiraum, in dem niemand wegen seiner/ihrer Hautfarbe, Geschlecht oder sexuellen Orientierung ausgeschlossen wird.

Es ist bezeichnend, in welcher Art und Weise die Stadt bisher mit unseren Projekt umgegangen ist: Polizeikontrollen, der Strom wurde abgedreht worauf wir uns einen Generator kauften, der dann vom Magistrat entwendet wurde. Erst diese Woche nahm die Müllabfuhr die gesamte Einrichtung des Hauses mit. Ein paat Tage später wurden die Fenster und Türen eines der beiden Häuser mit Eisengittern vernagelt und verschraubt, sodass wir nur noch die Veranstaltungshalle nutzen können - passiert eben, wenn niemensch die ganze Zeit im Haus pennt (das ganze ist eher als Kulturzentrum gedacht, nihct zur Wohnraumbeschaffung)
Dabei haben wir nichts anderes getan, als einen toten, verfallenden Haus neues, buntes Leben einzuhauchen.

Wir fordern seitens der Stadt ein Ende der völlig überzogenen polizeilichen Massnahmen gegen uns, auch fordern wir einen Gesprächstermin mit VertreterInnen der Stadt, um ihnen unsere Positionen in einem direkten Gespräch klar zu machen.
Wir haben es satt, darauf zu warten von der Stadt etwas „geboten“ zu bekommen. Wir haben unsere Wünsche in die Realität umgestzt und werden unser Haus nicht freiwillig verlassen.

NEVER TRUST IN KLAGENFURT!!

Die Leute vom BombA ClAb kontakt: BClab (at) gmx.at

Anbei noch ein paar Fotos vom "alternativen 1. Mai-Festl" und vom Squat selber

Achja, und noch etwas, in den letzten Tagen haben wir erfahren, dass das Gelände im zweiten Weltkrieg von den Nazis dazu benutzt wurde, Deserteure zu erschiessen. Hier mal ein Leserbrief in der "Kärntner Tageszeitung", vom 16. Mai der schildert, was dort oben passiert ist

Häuschenbesetzung am Kreuzbergl

Die Klagenfurter Stadtpolitik ist sicher gut beraten, wenn sie mit den jungen Leuten am Kreuzbergl freundlich umgeht. Die alltagskulturellen Freiräume für große Teile der Jugend werden tatsächlich immer enger: hohe Arbeitslosigkeit, Ausbildungsmisere, etc. Bürgermeister Scheucher und seine KollegInnen in der Stadtpolitik sollten auch bedenken, dass es sich beim Schießplatz Kreuzbergl um einen historischen Ort handelt.
Die besetzten Häuschen - es handelt sich ja um keine "Häuschen" in einem sehr anspruchsvollen oder kostspieligen Sinn - dienten nicht nur als Unterstände für das Personal des österreichischen Bundesheeres in der seit Mai 1945 wieder ermöglichten Demokratie. Davor gingen hier schon die Mörder der Füselierkommandos eines in Klagenfurt wütenden Divisionsgerichts ein und aus. Allein zwischen dem 23. September 1944 und dem 20. April 1945 sind auf dem Gelände des Schießplatzes Kreuzbergl mindestens 16 junge Burschen und jüngere Männer wegen Vergehen nach der deutschen Wehrmachtsgerichtsbarkeit von Kugeln durchsiebt worden. Ihre Namen sind bekannt. Die jüngsten von waren gerade 20 Jahre alt. Ihre Gräber befinden sich im sogenannten Soldatenfriedhof St. Veit.
Sie stamen aus Kärnten, aus Slowenien, der Steiermark oder auch aus Oberösterreich.
Ich freue mich, dass es junge Leute in der Stadt gibt, die versuchen, die beiden Häuschen einer sinnvollen öffentlichen Nutzung zuzuführen. Die Alternative dazu heißt wahrscheinlich "privatisieren", d.h. abreißen, verkaufen, damit sich ein paar wohlhabende bis reiche Leute bei der höchst seltsamen, aber besonders im Mai sehr idyllischen Schießwiese exklusiv breit machen können. Speziell vor dem zeithistorischen Hintergrund des Ortes scheint mir jedes scharfe polizeilich-juristische Vorgehen der Staatsanwaltschaft gegen die jungen Leute als unangebracht. An dem Ort wurde schon viel zu viel auf junge Leute geschossen.

Mag. Helge Stromberger
Galgenbichlerweg 12
9020 Klagenfurt
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Ergänzungen

Kämpft weiter!

Riss+Lücke 21.05.2006 - 23:07
Solidarische Grüße auch vom Wagenplattz in Wuppertal. Die Repression wird uns nicht stoppen, nicht in Klagenfurt/Celovec, nicht in Wuppertal, nicht in Karlsruhe und nirgendwo sonst!

Für ein selbstbestimmtes Leben! Überall! Für alle!

Lasst euch nicht unterdrücken!!

Yo 29.05.2006 - 13:53
Dieses ist ein perfektes Beispiel für die politische "Engstirnigkeit" und intoleranz. Dieses Haus wird seit langer Zeit von der Stadt Klagenfurt nicht mehr benötigt und vernachlässigt. Auf einmal gibt es Personen die eine Verwendung für dieses Haus finden.
"Oh mein Gott. Das darf doch nicht sein. Dieses Haus könnte noch tatsächlich Menschen Freude bereiten. Das müssen wir verhindern."
Ungefähr so stelle ich mir die Reaktion der vollkommen unterforderten Behörden vor als sie vom Bomba-Clab-Projekt erfuhren. Das der Strom abgestellt wurde kann ich mit Vorbehalt verstehen... Jedoch die Entwendung des von den Besetzern gekauten Generators fällt eindeutig unter die Kategorie "kindisches, präpubertäres Verhalten von Seiten der Behörden."
Es ist schon eine traurige Angelegenheit in welchem vollkommen verwirrten Rechtsstaat wir uns aufhalten:
-Entwendung von Generatoren durch das Magistrat
-Störung einer friedlichen Zusammenkunft jugendlicher durch bewaffnete Beamte
-Unnötige polizeiliche Kontrollen hervorgerufen durch Kontrollwahn der Behörden
Soviel dazu von meiner Seite.
Yo

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solidarische grüße — störtebäcker