Senatssitzung in Köln verhindert

Angereister Krawallmacher 15.05.2006 20:27 Themen: Bildung
Die heutige Senatssitzung der FH Köln, auf der Studiengebühren beschlossen werden sollte, wurde durch eine Blockade hunderter StudentInnen verhindert. Danach Demo mit 800-1000 TeilnehmerInnen, CDU Zentrale verschönert und das FH-Gebäude in der Südstadt gestürmt. Polizei hält sich weitesgehend zurück, prügelt zum Ende aber wieder auf StudentInnen ein und nimmt mindestens eine Person fest.
Nachdem bereits die erste Senatssitzung der Uni Köln verhindert werden konnte (und die Polizei brutal den Weg für den Unidirektor Freymuth freiprügelte), zogen die StudentInnen der FH Köln heute nach. Im Gebäudekomplex in Deutz wollte der Senat tagen und Studiengebühren in Höhe von 500 Euro beschliessen. Hunderte von StudentInnen besetzten allerdings die entsprechenden Räumlichkeiten, es erschienen nur einige wenige Senatsmitglieder. Nach der erfolgreichen Blockade formierte sich eine Spontandemo, die Polizei war mal wieder zu langsam und wurde zu Beginn einige male überrannt. Danach hielt sie sich erstaunlich zurück, sieht man von einigen aggressiven Beamten an, deren Nerven wohl etwas blank lagen.

Die Demo führte zu den üblichen massiven Verkehrbehinderungen, von Deutz ging es über den Rhein zur FDP Zentrale in der Altstadt, die bereits von der Polizei geschützt wurde. Nicht schnell genug war sie aber an der CDU Zentrale in der Südstadt. Ein kurzfristiger Sprint ermöglichte die Verschönerung der Fassade mit Eiern und anderen Lebensmitteln. Die Polizei versuchte daraufhin einige Personen aus der Demo zu ziehen, was durch das entschlossene und solidarische Verhalten der Demonstranten verhindert werden konnte.

Am FH Gebäude in der Südstadt angekommen, riegelte die Polizei auf Anweisung des Rektors dieses ab. Vor den Türen kam es zu Rangeleien und Durchbruchversuch, die Polizei setzte Reizgas ein. Auch andere BeamtInnen schienen mit der Situation überfordert und reagierten mit Gewalt oder der Einnahme von lächerlichen Kampfpositionen. Trotzdem gelang es nach einigen Auseinandersetzungen mit sich immer wieder aufspielenden Beamten, die Blockade der Polizei zu durchbrechen und das Gebäude unter "Das ist unser Haus!" Rufen zu erstürmen. Hierbei kam es zu mindestens einer Festnahme.

Insgesamt lag über der Demo zwar immer noch der Schleier der Klientelpolitik und reinen Interessenvertretung, doch die Stimmung wird nicht nur kämpferischer, sondern zunehmend auch radikaler. Die gesamtgesellschaftlichen Verhältnisse könnten so vielleicht wieder verstärkt in den Fokus geraten.

Am 24.5. will der Senat der Uni Köln ein weiteres mal versuchen, Studiengebühren zu beschließen.
Morgen, 16.5., landesweite Demo in Düsseldorf, 12h Hbf D´dorf
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Ergänzungen

Pressebericht

Pressekatze 15.05.2006 - 22:35
Presseerklärung vom 15.05.2006

Studierende der FH-Köln protestieren friedlich

1000 Studierende der Fachhochschule Köln haben erfolgreich in Köln-Deutz um 14 Uhr die Senatssitzung verhindert. Danach zogen sie über die Deutzer-Brücke, die sie für ca. 20min blockierten, durch die Kölner Innenstadt zur Zweigstelle der Fachhochschule in der Südstadt. Die friedlich demonstrierenden Studierenden verlangeten Zutritt zu dem von der Polizei abgeriegelten Gebäude der FH. Durch die Seiteneingänge gelangten die Protestierenden weiter in das Gebäude hinein und wollten es friedlich mit einer Sitzblockade besetzen.
Das Motto "Keine Gewalt", unter dem die Studierenden Zugang zu ihrer FH verlangten, wurde von der Polizei mit dem Einsatz von Pfefferspray, Hieben und und min. einer Festnahme beantwortet. Die Protestierenden wollten mit einer Sitzblockade das Gebäude besetzten, wurden jedoch von der Polizei vehement zunächst von den Treppen gestoßen und zum Teil im Gebäude eingekesselt. Um ca. 17 Uhr entspannte sich die Lage, da es von der Seite der Studierenden keine gewaltsamen Angriffe auf die Polizei oder Mitarbeiter der FH gab.

Solidarische Grüße aus St. Augustin

Mein Name 15.05.2006 - 23:21
Glückwunsch!
Hier in St. Augustin kann man von solchen Aktionen noch nicht einmal träumen:
Die Studiengebühren wurden ohne einen Funken Widerstand bereits vom Senat beschlossen und der Asta denkt auch nicht dran mal aktiv zu werden. Im Gegenteil: Zumindest Teile finden Gebühren durchaus sinnvoll....

Weiter so!!!

Gebührnix 16.05.2006 - 00:00
Glückwunsch!
So muss es laufen!
Solidarische Grüße nach Köln!
Hier in HH gab es erfolgreiche Kooperationen mit SchülerInnen. Selbige haben bei Bildungsprotesten in den vergangenen Tagen STraßen blockiert, währende die Studis die Wissenschaftsbehörde besetzt haben. Es tut sich was!

presse

presse 16.05.2006 - 02:07
Polizei verhindert Erstürmung des Rektorats

Die Polizei hat eine Erstürmung des Rektorats der Kölner Fachhochschule verhindert. Protestierende Studenten wollten in das Gebäude eindringen, als sich ihnen Polizisten in den Weg stellten, sagte uns Polizeisprecher Jürgen Göbel.

Die Studenten protestieren gegen die Einführung von Studiengebühren. Am Montag Nachmittag hatten sie den Senatssitzungssaal der Fachhochschule besetzt und einen Beschluss zur Einführung der Gebühren verhindert. Hierbei war die Polizei noch nicht eingeschritten.

Nach den Auseinandersetzungen mit der Polizei vor der Fachhochschule muss ein Student mit einer Strafanzeige wegen Widerstands rechnen.

Aktuelle Terminliste Uni Köln

Rick Torist 16.05.2006 - 03:28
Morgen Demo in D-Dorf. Man sieht sich. Frau auch. Hier noch die Mail des Rektorats an die Dekane:

"Spectabilitäten,
sehr geehrte Herren Dekane,

im Auftrag von Herrn Rektor Freimuth möchte ich Sie darüber
informieren,
daß die Vorsitzende des AStA, Frau Klein, an den Rektor herangetreten
ist
und um Unterstützung in der folgenden Sache gebeten hat.

Am 16.05.2006 findet in Düsseldorf eine Demonstration statt, auf der
das
Hochschulfreiheitsgesetz und die Studiengebühren thematisiert werden
sollen. Frau Klein hat die Bitte geäußert, daß den Studierenden die
Möglichkeit der Teilnahme an dieser Demonstation eingeräumt wird. Der
Rektor bittet Sie daher, daß seitens der Fakultäten den Studierenden
die
Teilnahme etwa dahingehend ermöglicht wird, daß an diesem Tage von der
Anwesenheitspflicht in Veranstaltungen abgesehen wird. Jedenfalls
sollte
den Studierenden, die zur Demonstration fahren wollen, hieraus keine
Nachteile erwachsen."

MfG undsoweiter. Also: Freimuth gibt uns quasi demofrei. Na immerhin. Aber nicht nur Studis nehmen teil an der Demo. Zeiten und Orte habt ihr ja.
Den Landtag rocken!


Weitere Termine:

Dienstag (16. 5.)
18 Uhr: Infoplenum im Barmer Viertel. Eingang Barmerstr. 17, Bahnhof Deutz, hinter der Eisenbahnbrücke links.


Mittwoch (17. 5.)
10 Uhr: EF-Sitzung* Erziehungswissenschaftliche Fakultät Raum 18

15 Uhr: EF-Sitzung* Philosophische Fakultät Aula 2 Hauptgebäude


Donnerstag (18.5.)
12 Uhr: Studierendenversammlung im Hörsaalgebäude zur Information über den Stand der Dinge. Anschließend weitere Aktionen.

EF-Sitzung* Math.-Nat.-Fakultät.

* EF = Engere Fakultät - analog Senat auf Fakultätsebene, öffentlich bis auf Personalangelegenheiten. Es wird die Gebührenverordnungsvorlage diskutiert werden (die einen erheblichen Teil der Gelder für die Unibürokratie und -verwaltung vorsieht. Soviel zu "...kommen den Studenten zugute...". Wer keinen deutschen Paß hat, soll 700 Euro zahlen pro Semester, der Rest 500). Daß die Fakultäten nur den halben Kuchen bekommen, wird sicher vielen Profs sauer aufstoßen...


Aktionen am Wochenende TBA.


Dienstag (23.5.)
Dies Academicus Democraticus: Wir übernehmen den Tag der offenen Tür, den der Rektor gerade abgesagt hat und wollen die Uni aus studentischer Sicht präsentieren. Planungen dafür am Mittwoch (17.5.) um 19 Uhr auf unserem Plenum.


Plenum auch an weiteren Tagen um 19 Uhr auf dem Albertus-Magnus-Plaztz oder in der "Grube" im Philosophikum.
Mittwoch (24.5. )
Senatsitzung an der Uni Köln. Studiengebühren stehen auf der Tagesordnung. Aber das wißt ihr ja schon ;-)

Festgenommener wieder frei

Ermittlungsausschuss Köln 16.05.2006 - 12:36
Der bei den studentischen Aktionen an der Fachhochschule Köln am 15. Mai Festgenommene kam am gleichen Abend noch wieder frei.

Klientelpolitik? Nein Danke!

Mein Name 16.05.2006 - 13:30
Die im obigen Artikel angedeutete Klientelpolitik (damit ist wohl eher Standesdünkel gemeint) war auf der Demo in Köln nicht erkennbar. Es wurden nicht nur immer wieder PassantInnen und AutofahrerInnen, sowie BauarbeiterInnen gegrüsst, sondern auch Parolen gerufen, wie:

Bildung für alle - und zwar umsonst (bzw. gebührenfrei)

Ausserdem gab es viele Transparente und Aufkleber gegen das geplante Reichen-Studium und den allgemeinen Abbau des Sozialstaats.

Die gesamtgesellschaftliche Dimension war also vielerorts präsent, auch wenn das von einigen KritikerInnen nicht gerne gesehen wird...


>Insgesamt lag über der Demo zwar immer noch der Schleier der >Klientelpolitik und reinen Interessenvertretung,