Suhl(Thür.): Naziaufmärsche und Antifaprotest

Antifaschistische Gruppe Südthüringen [AGST] 13.05.2006 21:43 Themen: Antifa
Am 13. Mai veranstalteten Neonazis in Suhl zwei Kundgebungen. Anlass war ein vermeintlicher Mordversuch durch Unbekannte an zwei Neonazischlägern. Auch AntifaschistInnen fanden sich im Suhler Zentrum ein und störten die NeofaschistInnen massiv.
Was sich ereignete...

"Suhl: Mordversuch an nationalen Aktivisten", so stand und steht es auf einschlägigen Seiten Thüringer Neonazis im Internet. Was die Nazis hier zum Mordversuch stilisieren, war das Resultat einer Schlägerei im Suhler Stadtteil Nord, in welche u. a. auch drei Neonazis verwickelt waren. Zwei der verletzten Neofaschisten Andy Dietzmann(20) und Daniel Hoffmann(22) sind bereits als Schläger in Erscheinung getreten. Diesmal traktierten sie nicht ihre Opfer, sondern wurden selbst zum Opfer. Unbekannte verletzten die beiden in der Kornbergstraße in Suhl-Nord wohnenden, bekennenden Rassisten mit einem Messer an Hals und Rücken. Dass die Gewalt ursprünglich von den Neonazis ausging ist nicht unwahrscheinlich.
Trotzdem war der Vorfall vom 5. Mai in Suhl Nord dem NPD-Landesverband Grund genug um eine Story vom "brutalen Ausländerüberfall" zu konstruieren und zwei Kundgebungen in Suhl für den 13. Mai anzumelden, eine am Unteren Markt in der Innenstadt und eine am "Tatort" in Suhl-Nord. Thematisiert wurde - wie nicht anders zu erwarten - das Märchen vom "kriminellen Ausländer" und Hetze gegen eine multikulturelle Gesellschaft. Die Intention war klar - rassistische Ressentiments in die Bevölkerung tragen.

Nazikundgebung im Suhler Zentrum

Gegen 10 Uhr marschierten etwa 50 Neonazis bei zeitweise starkem Regen am Unteren Markt auf. Während der Veranstaltung wuchs die Anzahl der KundgebungsteilnehmerInnen auf ca. 80-100 an. Als Redner traten Patrick Wieschke aus Gotha und Patrick Paul aus Erfurt auf. Der praktizierte Populismus wurde überschattet von der unsäglichen Gleichsetzung des Vorfalles in Suhl-Nord mit dem Mordversuch von zwei Neonazis an einem jungen Deutsch-Afrikaner in Potsdam. Außerdem verteilten die Neonazis im Innenstadtbereich Flyer, auf denen sie zur Intoleranz gegenüber Nicht-Deutschen aufriefen und die verletzten Schläger zu Märtyrern stilisierten.
Wie ernst es die Nazis wirklich meinten, zeigten sie in der Befolgung der selbst gestellten Auflagen. Untersagt war - wohl aus Erfurcht vor den "Opfern" - ausdrücklich der so genannte "Schwarze Block Stil". Dass sich dutzende "Kameraden" nicht an die Auflagen hielten störte dann allerdings auch keineN mehr. Auch die versuchte Spontandemo so genannter "Autonomer Nationalisten" um den Meininger Sven Dietsch passte nicht wirklich ins Bild einer mahnenden Kundgebung und machte das Anliegen der RechtsextremistInnen nun vollständig zur Farce.
Nur wenige BürgerInnen folgten dem Treiben der Neonazis, was möglicherweise am Widerstand einiger AntifaschistInnen gegen die rechte Kundgebung lag.

Antifaschistischer Protest

Gegen 10 Uhr bezogen auch etwa 20 AntifaschistInnen gegen den Naziaufmarsch auf einer unweit vom Kundgebungsort entfernten Brücke Position. Sie störten die Kundgebung der Neonazis mit Hilfe eines Transparentes und Antifafahne. Auch lautstark wurde die Kundgebungen mit Sprechchören wie "Gegen jede Form von Rassismus - Nieder mit Deutschland und für den ..." oder "Schwarz war die Nacht, rot war der Schnee - Von allen Seiten die Rote Armee" gestört. Außerdem wurden von AntifaschistInnen mehrere hundert aufklärerische Flyer verteilt, welche die Nazikundgebung als das enttarnten was sie war, nämlich offen rassistisch und scheinheilig. Zu Zwischenfällen mit der Polizei kam es nicht. Die Thüringer Bereitschaftspolizei agierte den AntifaschistInnen gegenüber überraschend zurückhaltend.

Gegen 11.30 Uhr beendeten die Neonazis im Zentrum ihre Kundgebung und fuhren nach Suhl-Nord um dasselbe Schauspiel am "Tatort" zu wiederholen.

Gegen jede Form von Rassismus!
Nazistrukturen aufdecken und zerschlagen!
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Ergänzungen

Hintergrundinfos zu den Ereignissen in Suhl

[AGST] 13.05.2006 - 22:55
Suhl: Faschos abgestochen; Nazis drehen durch

von Antifaschistische Gruppe Südthüringen [AGST] - 11.05.2006 17:10

In Suhl-Nord wurden am 5. Mai drei Neonazis während einer Schlägerei von Unbekannten mit einem Messer attackiert. Auf einschlägigen Naziseiten beharren Neonazis auf einem Mordversuch durch Nicht-deutsche an so genannten "nationalen Aktivisten".

 http://www.de.indymedia.org/2006/05/146506.shtml

beschissener tag

teddy 14.05.2006 - 01:17
heute war wieder ein schwarzer tag für die linke in thüringen. genau 14 leute folgten dem antifaprotest. man sollte ehrlich sein es war weder lautstark noch eine massive störung. das die nazis auch nur 50 leute mobilisieren konnten war unsere glück und wohl auch dem wetter zu verdanken. schade das keiner mehr lust hatte den faschos auch zur zweiten kundgebung zu folgen so standen wir dann zu zweit ein paar minuten alleine dort machten ein paar fotos und machten uns mit dem wetter entsprechender laune auf den heimweg!

mehr als 50 Faschos

redsuhl 14.05.2006 - 13:32
...es waren mehr als 50 Faschos, bei der ersten habe ich 97 gezählt und bei der zweiten waren es noch 83.... warum werden die zahlen von uns immer runtergespielt, das ist ja wie wegschauen...

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Antikapitalist 14.05.2006 - 00:58
Das ist das typische Bild der heutigen Linken, wenn irgendein Schwarzer überfallen wird, was an sich sehr schlimm ist, dann wird groß rumgeschriehen, auch wenn es sich später herausstellt, dass diese Person eventuell angefangen hat zu pöbeln etc., doch dies wird entweder verschwiegen oder sogar als Lüge dargestellt, doch wenn jemand von einem "Ausländer" angegriffen wird, was genauso schlimm ist, dann heisst es, dass die Angegriffenen selber angefangen haben und dass diese Personen solch Angriffe verdient haben, wie in manch anderen Themen.
Also wenn die Argumentation der heutigen Linken darin besteht, Gewalt an einem "Ausländer" verübt wird, dass dann sofort losgeschrien wird und alle anderen Möglichkeiten verleumdet werden und im Gegenzug ein Angriff von "Nichtdeutschen" gerechtfertigt wird und eventuell die Täterschaft umgekehrt wird, dann sage ich gute nacht deutsche Linke, kein Wunder, dass Mensch diese auch zum Teil menschenverachtene Linke ablehnt, denn dies sind faschistische Methoden...
Gewalt, ob sie von rechts oder links, Deutschen oder Nichtdeutschen, weißhäutigen oder schwarzhäutigen, Asiaten oder Südamerikanern, israeliten oder Palestinensern kommt, ist immer zu verachten und man sollte dagegen was machen.

Nie wieder Faschismus, nie wieder Gewalt, Überzeugung durch Argumentation

@Antikapitalist

Blablubb 14.05.2006 - 01:13
Nicht das ich die Aktion der MigrantInnen gutheißen möchte. Doch wer kann da schon sagen, was da wirklich in Suhl vorgefallen ist. Ist schon traurig, dass einige sog. "Linker" unreflektiert den Berichten der Rechten übernehmen....

Definierung:
Es gibt da durchaus einen Unterschied, ob mensch wegen seiner Herkunft, Hautfarbe, Religion oder sexueller Präferenz angegriffen wird oder einem von ihm/ihr frei ausgewählten menschenverachtenen Gesinnung. Na, den Unterschied bemerkt

teddy löschen

tzetzetze nazifake 14.05.2006 - 11:25
basti, ralle, berto .... immer weiterüben!

@blablupp

. 14.05.2006 - 12:06
Hallu Blablupp

Du hast mit deiner Aussage der Freien Wahl der gesinnung grundsätzlich recht. Jedoch ist sie sicherlich nicht immer so frei entschieden, wie es scheint.

Warum sage ich das:

Sicherlich werden ein Großteil der Nazis die gesinnung tatsächlich 1%ig frei gewählt haben. Aber ein Teil nicht. Ich nehme da einen hypothetischen fall einmal als Annahme. Ein Jugendlicher wächst in einem Dorf in Deutschland auf, bekommt keinerlei schulische Förderung und hat keine Zukunftsperspektiven. Nun kommt jemand daher und überzeugt ihn, dass alles schlechte einen Grund hat und dieser Grund bekämpft werden müsste. Und wenn dann noch dazu kommt, dass dieser Jugendliche eine gewisse Anerkennung erhält, für was auch immer, dann ist es doch fast ein selbstgänger, dass er ein Nazi wird. Leider wird dann auch das Problem sein, dass ihn niemand aufklärt über nazis und deren Gewaltanwendungen. Diese einseitige Indoktrinierung lässt dem Jugendlichen dann keine andere Wahl, ein nazi zu werden.

Und letztendlich wird dieser Jugendliche dann bestätigt, wenn es seitens der Linken ebenfalls zu Gewaltanwendungen kommt. Sein "Feindbild" wird bestätigt.

ich sage immer: redet mit allen, auch MIT Nazis und überzeugt sie mit Worten, nicht mit Gewalt. ich bin überzeugt, dass man mit Worten und verbaler Aufklärung weiter kommt, als mit "Angriff", "Plattschlagen",....

Gewalt ist keine Rechtfertigung für Gegengewalt!!!

Mit Nazis reden?

Wiglaf Droste 14.05.2006 - 16:23
"Am Mittwoch, dem 25. August 1993, hatte man erneut Gelegenheit,
deutschem TV-Topjournalismus beizuwohnen. In den ARD-Tagesthemen
führte Sabine Christiansen ein Interview mit dem sächsischen
Innenminister Heinz Eggert über die Frage, ob man junge Neonazis in
freundliche, milde Menschen verwandeln könne, indem man sie mit
Jugendzentren, Sozialarbeitern usw. überhäufe. Eggert, dessen Äußeres
immer wieder in Erinnerung ruft, daß die Folge "Amok in Bethel" aus
der TV-Serie Peter Strohm noch immer nicht gedreht worden ist, kippte
die Interviewsituation um und fragte Frau Christiansen: "Wann haben
Sie oder ich das letzte Mal mit einem Rechtsradikalen gesprochen?"

Nun ist allgemein bekannt, daß Sabine Christiansens berufliche
Qualifikation im Besitz eines CDU-Parteibuches besteht, und gerne
erzählten Kollegen, daß sie als einzige in der Tagesthemen-Redaktion
nicht in der Lage ist, sich ihre Nachrichtentexte selbst zu schreiben.
Ihre parteigebundene Beschränktheit macht Frau Christiansen dadurch
wett, daß sie sich bei jeder sich ihr bietenden Gelegenheit an die
Spitze des etwaigen Volkszorns setzt; ihr journalistisches Rückgrat
kommt dem einer Salatschnecke gleich.

Und dennoch hätte selbst sie auf Eggerts o.g. Frage mit Leichtigkeit
antworten können: "Aber wieso? Das tue ich doch gerade", oder ganz
simpel: "Warum? Ist das jetzt Pflicht?"

Es scheint so. Alle Welt sucht das Gespräch mit Rechtsradikalen.
Warum? Haben sie einem etwas zu sagen? Ist nicht hinlänglich bekannt,
was sie denken, fordern und propagieren? Wo liegt der beschworene
aufklärerische Wert, wenn Henryk Broder in der `tageszeitung' Franz
Schönhuber interviewt?

Muß man an jeder Mülltonne schnuppern? Niemand wählt Nazis oder wird
einer, weil er sich über deren Ziele täuscht, - das Gegenteil ist der
Fall; Nazis sind Nazis, weil sie welche sein wollen. Eine der
unangenehmsten deutschen Eigenschaften, das triefende Mitleid mit sich
selbst und den eigenen Landsleuten, aber macht aus solchen Irrläufern
der Evolution arme Verführte, ihrem Wesen nach gut, nur eben ein
bißchen labil etc., "Menschen" jedenfalls, so Heinz Eggert, "um die
wir kämpfen müssen".

Warum? Das Schicksal von Nazis ist mir komplett gleichgültig; ob sie
hungern, frieren, bettnässen, schlecht träumen usw. geht mich nichts
an. Was mich an ihnen interessiert, ist nur eins: daß man sie hindert,
das zu tun, was sie eben tun, wenn man sie nicht hindert: die bedrohen
und nach Möglichkeit umbringen, die nicht in ihre
Zigarettenschachtelwelt passen. Ob man sie dafür einsperrt oder sie
dafür auf den Obduktionstisch gelegt werden müssen, ist mir gleich,
und wer vom Lager (für andere) träumt, kann gerne selbst hinein. Dort,
in der deutschen Baracke, dürfen dann Leute wie
Rainer Langhans, Wolfgang Niedecken und Christiane Ostrowski zu Besuch
kommen und nach Herzenslust mit denen plaudern, zu denen es sie zieht.

Den Rest der Zeit werden die Berufsdeutschen ein wenig gequält:
Verordneter Antifaschismus all night long! Fritz Teppisch spricht
nicht unter drei Stunden! Aus den Lautsprechern dröhnt verjüdelte
Negermusik! Pflichtlektüre: die schlechtesten Satiren von Ephraim
Kishon! Rechte Winkel und Viervierteltakt sind bei Strafe verboten,
die Haare werden nicht mehr geschnitten. Abends Talkshow mit Henryk
Broder und Lea Rosh - es herrscht Teilnahmspflicht. Und dann geht es
ruckzuck ohne Nachtisch ins Bett - zu Mister Long Dong Silver. So geht
das.

Verbaler Antifaschismus ist Käse. Militant soll er sein, vor allem
aber erfolgreich. Wenn sich dabei herausstellen sollte, daß es sich
gegen 50, 60, 70, 80 oder 90 Prozent des deutschen Volkes richtet,
dann ist das eben so. Wo Nazis `demokratisch' gewählt werden können,
muß man sie nicht demokratisch bekämpfen."

Komisch sowas...

punky 14.05.2006 - 23:32
Trägt dieser Sven Dietsch tatsächlich converse chucks?
also die Faschisten haben uns ja schon viel geklaut... aber das geht jetz echt zu weit, oder?
Naja, Dummheit kennt keine Grenzen.
Herr, lass Gehin regnen auf ihre Häupter...

Bei der Wahrheit bleiben...

Bolly 15.05.2006 - 15:54
Ihr redet in euren Bericht davon das die Nazikundgebung massiv gestört worden ist aber mal ehrlich, meint ihr wirklich das nichtmal 20 Parolen rufende Antifas im sicheren Abstand eine massive Störung dargestellt haben? Das war ja nichtmal für die Bullen interessant wie ihr ja selber schreibt.
Ausserdem spielt es doch keine Rolle von wem der Angriff letzte Woche ausgegangen ist. Warum dann so ein defensives Flugi und das noch mit der Bemerkung das die Verteiler nicht mit dem oder der VerfasserIn identisch sind. Sowas ist meiner Meinung nach mehr als überflüssig.

Teddy hat leider recht wenn er von einer entäuschenden Aktion spricht.