Impaled Nazarene- Was bisher geschah!

Hanna Tadehl 09.05.2006 21:43 Themen: Antifa
Wegen ihrer homophoben Texte bekommt die finnische Black Metal-Band Impaled Nazarene Ärger mit antifaschistischen Gruppen und Schwulen- und Lesbenverbänden. Sechs Konzerte ihrer Deutschland- Tour wurden bereits abgesagt. Am 13.5. spielen sie in Berlin.
Dass es in der Metal-Szene, nicht nur im so genannten „Black Metal“, zum guten Ton gehört auch mal schärfere Töne anzuschlagen und Elemente faschistischer Ästhetik immer wieder gerne verwendet werden, sollte zumindest seit dem Erfolg von Rammstein allgemein bekannt sein. Außer kirchlichen Sektenbeauftragten lässt sich dadurch auch kaum noch jemand provozieren. Bei der 1990 in Finnland gegründeten Band Impaled Nazarene sieht das hingegen anders aus. Im Laufe ihrer „European Take Over“ - Tour 2006, die unter anderem 14 Auftritte in Deutschland vorsieht, gerät die Band aufgrund ihrer Texte nun in die Kritik. Schaut man sich die Texte etwas genauer an, wird dies verständlich. In dem Lied „Zero Tolerance“, auf dem 1999 erschienenen Live-Album „Death Comes In 26 Carefully Selected Pieces“ zu finden, heißt es etwa: Zero tolerance, no fucking rights/monkey fucks monkey punishment is AIDS/ It is digusting/Listen you fucking homo boys, your time has come/And if you are a lesbian, you still have a cunt to rape/It is unnatural.
Dass Leute es kritikwürdig finden, wenn ungehemmt zum Mord an Schwulen und zur Vergewaltigung von Lesben aufgerufen wird, kann die Band allerdings überhaupt nicht verstehen. Stattdessen werfen sie ihren Kritikern in Interviews vor, dass sie „nicht in der Lage“ seien, „Humor in gewissen Dingen zu sehen“. Außerdem seien besagte Songs schon längst aus dem Programm genommen und mensch solle sich doch bitte nicht so aufregen. Seltsam aber, dass im Internet ein Konzertbericht vom letzten Jahr kursiert, aus dem hervorgeht, dass auf einem Gig im Berliner Club K17 nicht nur „Zero Tolerance“, sondern auch das Lied „Total War – Winter War“ gespielt wurde, in dem dazu aufgefordert wird Kommunisten zu ermorden ( http://www.powermetal.de/content/konzert/show-664.html).

Sowohl lokale antifaschistische Gruppen als auch Schwulen- und Lesbenverbände mobilisieren nun, zum Teil erfolgreich, gegen die geplanten Auftritte. Bereits in 6 Städten wurden die Konzerte von Impaled Nazarene nach Protesten abgesagt. In Karlsruhe, Giessen, Flensburg, Augsburg, Halle und Sulzbach-Rosenberg kann die Band nicht wie vorgesehen spielen. Auch in der Schweiz wurde bereits ein Konzert „aufgrund textlichen Inhalts“ gestrichen, wie der Veranstalter dem Galler Tagblatt erklärte ( http://old.tagblatt.ch/archivsuchepop/detail.jsp?artikel_id=1176354&liste=1175841,1176354&ressorce=archivsuche). Der Sozialpädagoge des Sulzbacher Jugendtreffs, Christian Böhm, ist durchs Internet auf die Diskussion um Impaled Nazarene aufmerksam geworden. „Bezeichnenderweise sind die besagten Texte als einzige nicht im Booklet der CD abgedruckt, das hat mich stutzig gemacht. Darauf habe ich selber recherchiert“, sagt er und fügt hinzu: „Als ich dann die menschenverachtenden und volksverhetzenden Texte gelesen habe, haben wir das Konzert umgehend abgesagt.“ Außerdem reichte er einen Antrag auf Indizierung bei der Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Medien (BPjM) ein.

Auch in Halle könnte es ein juristisches Nachspiel geben. Der Schwulen- und Lesbenverband Rosalinde e.V. schickte Pressemitteilungen an Stadtrat, Parteien und Verbände und machte auch die Staatsanwaltschaft Halle und das Justizministerium auf die Band aufmerksam ( http://de.indymedia.org//2006/05/145687.shtml) . Das Justzizministerium leitete die Nachricht an die zuständige Polizeidienststelle weiter, die jetzt wegen des Verdachts der Volksverhetzung gegen die finnische Band ermittelt. Die Rechtfertigungsversuche der Band und ihrer Fans, dass Impaled Nazarene mit Politik nichts am Hut hätte und gerade die Textstelle in „Zero Tolerance“ nichts weiter als „Humor“ sei, will Daniel Gollasch vom RosaLinde e.V. nicht gelten lassen. „Es ist selbstverständlich einfach zum Mord von Schwulen und zur Vergewaltigung von Lesben aufzurufen, damit eine homophobe Atmosphäre zu schaffen und wenn es Kritik gibt zu sagen: Ist alles nur Spaß.“
Ein wenig humorlos scheint der Sänger Mika Lutinnen zu werden, wenn er nicht damit rechnen muss, dass seine Aussagen irgendwo als Interview veröffentlicht werden. So wurde ein Fan, der sich über den Text von „Zero Tolerance“ beschwerte, als „piece of fucking faggot shit“ beschimpft. „I hope you get AIDS and die in pain.“ Absender: „The whole
band." ( http://darkscene.at/forum.php?thread=651)
Im Gegensatz zu Veranstaltern in anderen Städten halten die Betreiber des K17 in Berlin-Friedrichshain an dem Konzert fest. „Das wird stattfinden“, erklärt die freundliche Frau am Telefon und verweist für weitere Informationen auf die Website des Ladens, auf der eine Stellungnahme von Impaled Nazarene und des Bookers Bruchsteinrecords zu finden sei ( http://www.k17.de/konzerte/200605130.php) .Auf die Stellungnahme, in der behauptet wird die kritisierten Textpassagen seien „völlig aus dem Zusammenhang gerissen und berücksichtigen weder den historischen Zusammenhang noch den gesamten Kontext“, wurde in einer Mail einer antifaschistischen Initiative an die Betreiber bereits eingegangen. Diese wollte gerne von der K17 wissen „in welchem Kontext, Zusammenhang oder mit welchem historischen Hintergrund sich ein Aufruf zum Mord oder die Vergewaltigung homosexueller Menschen, Vernichtungsphantasien gegenüber Kommunisten, die Benutzung eindeutig nationalsozialistischen Vokabulars und Gedankenguts (Untermensch/Übermensch/Totaler Krieg /Arbeit macht frei) rechtfertigen oder ‚verstehen’ lässt.“

Der sich selber als „links“ verstehende Veranstalter kann einen passenden Kontext auch nicht erläutern und hat „keinen Bock mehr auf diesen Scheiss.“ Damit mag er darauf anspielen, dass es bereits in der Vergangenheit Kritik an Veranstaltungen im K17 gab. So fand im Dezember 2001 ein „Eastside Hardcore over X-Mas“-Festival statt, bei dem unter anderem die Band Withheld auftrat. Der Sänger dieser Band, Michael Manko aus Königs Wusterhausen, ist bei der NPD und bei den ‚United Skins’ organisiert. Das Festival wurde fast ausschließlich von Nazis besucht. Auch an den ‚schwarzen Donnerstagen’ gehören oftmals Nazis zum Publikum. Was bei einem Laden dessen DJ´s ‚Asgard’ und ‚Mitgard’ heißen auch wenig verwundert. Auch wenn Impaled Nazerene keine Nazis sind, sondern ‚nur’ homophob und in Ansätzen faschistoid, muss doch damit gerechnet werden, dass das Konzert wie auch schon im vergangenen Jahr von Nazis besucht werden wird, was von den Betreibern der K17 offensichtlich geduldet wird.
Was geschieht wenn Nazis und/oder faschistisches Gedankengut geduldet wird, kann mensch exemplarisch am Berliner Bezirk Friedrichshain sehen. Allein in diesem Jahr wurden 25 rechtsmotivierte Straftaten gezählt. Damit steht der Bezirk auf Platz eins rechter Gewalttaten in Berlin.
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Ergänzungen

Der Arikel ist ok

fuck odin 09.05.2006 - 22:45
in der Blackerszene grassiert immer noch viel zu viel Faschistenscheiss. Bands wie Totenburg, Absurd und Barad Dür touren immer noch. Die Zeit, wo die Szene sich müde zu Lippenbekenntnisse gege Rechts durchgerungen hat, ist auch vorbei. Rechts ist offen. Nach Links wird dann das "No Politics" - Stoppschild hochgehalten. Kennt jemand Blackers, die "nicht" Burzum hören, auch wenn sie sich unpolitisch schimpfen? Muss mal wieder einer von Denen die Texte beim Wort nehmen und sein Gegenüber wegmetzgern, damit der Scheiß, der da läuft wieder ernst genommen wird?
Rechte Musik gehört angekackt - auch wenn der Regenwald stirbt, in Afrika die Leute verhungern, Hartz4 die Menschen verarmen lässt und mein Kiff schon wieder alle ist.

K17 ist echt voll der mistladen-

hainer 10.05.2006 - 04:17
ich wohne nicht weit von dem schuppen weg. die k17 hat nicht nur komische "linke" booker die kein problem mit faschos haben sondern auch ein paar wirklich "nette menschen" an ihrer türe die 1. mit sexistischen kommentaren, macker gehabe rumprovozieren und 2. auch noch gerne zulangen. außerdem spielen desöfteren/ häufiger bands mit namen, postermotiven ect. die man für rechts halten könnte dort.deshalb wundert mich die reaktion des ladens überhaupt nicht! denen geht es nicht um rechte politik oder vielleicht linke politik, denen geht es darum mit subkulturell angehauchten veranstaltungen im subkulturellen fhain geld zu verdienen. ich rate eigentlich jedem der mich nach dem laden fragt ab ihn zu besuchen...aber ein mal würde ich vielleicht doch mal hingehen:
alles für alle Impaled Nazarene umsonst [eingeladen!]!
rechte metallerInnen verschrotten!!



Wo noch?

Wär ja.. 10.05.2006 - 10:48
..ganz interessant, wenn ma jemand posten könnte in welchen Städten die noch vorhaben zu spielen (und wo da..). Vielleicht haben die Leute das dort noch gar net mitbekommen...

...auf jeden Fall Danke für den informativen Artikel.

Gesagt..

...getan. 10.05.2006 - 10:56
Hier die D-Land Termine die noch von der Booking-Agentur im Internet gelistet werden:

14.05. Halle - Rockstation
31.05. Hannover - Soma
03.06. Waltershausen- Kulturfabrik

Hätte den Artikel

Nein 10.05.2006 - 11:16
beinahe nicht weitergelesen, weil schon im ersten Satz... Also Rammstein spielen sicherlich mit faschistischer Ästhetik und ich finde sie ganz einfach mal Scheisse. Sie sind aber sicher nicht Black Metal.

Hmmm..

.. 10.05.2006 - 18:53
Der Termin fuer da Konzert in Berlin ist neuerdings nicht mehr auf der Webseite zu sehen. Vielleicht wurde das Konzert ja abgesagt, wobei man nichts dazu auf der K17-Seite dazu lesen kann.

Da habt ihrs

Jochen 13.05.2006 - 15:45
Weiß ja nicht, ob ihr das erreichen wolltet; die K17-News von gestern:




Das Konzert am 13.05.2006 mit IMPALED NAZARENE (Fin) im K17 fällt aus.


Wie Ihr sicher mitbekommen habt, gab es aufgrund einiger in der Vergangenheit geschriebener Texte der Band Proteste gegen dieses Konzert.
Auch wenn die Beschuldigungen von der Band immer wieder dementiert wurden, mit dem Schwulen- & Lesbenverband und der Staatsanwaltschaft alles geklärt war, die Beschuldigungen zurückgenommen worden sind und auch eine Anfrage im
Antifaschistischen Archiv keine Belege für die Anschuldigungen ergab, hat sich letzte Woche die Antifa Friedrichhain (leider anonym und somit wissen wir nicht ob sie es wirklich war) in dieses Geschehen eingebracht. Wir sind es nun schon gewohnt, daß die "angebliche" Antifa immer auf dem letzten Drücker irgendein Konzert canceln will, obwohl auch sie bereits vor drei Monaten von dem Gig wussten. Und auch diesmal hätten wir auf eine so kurzfristige "Bitte" nicht reagiert, da uns anonyme Willensbekenntnisse recht egal sind. Nun war diesmal aber alles ein wenig anders. Am Mittwoch bekamen wir Besuch vom Landeskriminalamt Abteilung Politisch Motivierte
Straßengewalt kurz LKA PMS. Bei diesem Gespräch erhielten wir die Information, dass durch die Propaganda um Impaled Nazarene nun genau die Leute auf das Konzert aufmerksam geworden sind, die keiner will, nämlich die "Rechten". Es ist nicht auszuschließen, dass genau diese Gruppierungen nun das Konzert besuchen würden. Wenn das Konzert stattfinden würde, können wir eventuelle Gewaltakte zwischen politischen Organisationen nicht ausschließen. Da wir dies natürlich nicht im K17 und dessen Umfeld möchten und uns der Schutz unseres Publikums vor geht, haben wir uns dazu entschlossen, das Konzert abzusagen.

Wir hoffen Ihr habt Verständnis für unsere Situation.

Euer K 17

und an diese Dame könnt Ihr Euren "Dank" richten:

Frau Jenal ist zurück

Christa Jenal, eine Lehrerin, die schon in den 1990er Jahren erfolgreich gegen CANNIBAL CORPSE zu Felde gezogen ist indem sie Auftritts- und CD-Vertriebsverbote in Deutschland durchsetzte, ist wieder gegen den Heavy Metal auf deutschem Boden aktiv. Diesmal richtet sich ihr Kreuzzug gegen IMPALED NAZARENE. Sie begründet ihr Vorgehen damit, die Nordlichter seien
Faschisten. Aktuell soll Frau Jenal es geschafft haben, 7 Konzerte in
Deutschland zu kippen...

wenn Ihr viel Zeit habt tippt Christa Jenal mal bei google ein...

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Mannoman — ...

@mannoman — Propagandhi

konzert hamburg — impaled them

So ein Schwachsinn — Jochen