Lütjenburg: Demo gegen Bundeswehr-Gelöbnis

YA BASTA 07.05.2006 18:28 Themen: Militarismus
Am Freitag den 5.5. fand in Lütjenburg, eine Kleinstadt im Kreis Plön (Schleswig Holstein) ein öffentliches Gelöbnis der Bundeswehr im Rahmen einer Festwoche zum 50-jährigen Jubiläum des Standorts Lütjenburg statt. Gegen dieses Gelöbnis mobilisierte ein Bündnis aus linken und antimilitaristischen Gruppen zu einer Demonstration am Freitagabend.
Die Polizei und das Ordnungsamt wollten mit strengen Auflagen verhindern, dass die AntimilitaristInnen das Gelöbnis auch nur ansatzweise beeinträchtigen, so war z.B. die Benutzung des Lautsprecherwagens nur auf der Anfangs- und Endkundgebung erlaubt, die Polizei drohte bei Benutzung während der Demo mehrfach mit Auflösung. O-Ton eines Polizisten: „Wenn du das Mikro anfasst, reiß ich das Kabel eigenhändig ab!“ Die Anfangskundgebung wurde mit lauten Sirenen- und Kriegsgeräuschen begonnen, welche definitiv auch auf dem Marktplatz, wo das Gelöbnis stattfand, zu hören waren. Danach folgten Redebeiträge vom Bündnis, vom Probsteier Forum AntiNationalismus (ProFAN) und von einem Lütjenburger Antimilitaristen. Auch die angemeldete Route wurde verboten und so mussten die ca. 80 DemonstrantInnen eine lange Strecke einmal rund um die „Innenstadt“ laufen. Trotzdem ließen sich die Menschen nicht einschüchtern und zogen trotz fehlender Lauti-Unterstützung lautstark mit Pfeifen, Hörnern und Trompete durch die Stadt. Während der Auftaktkundgebung und der Demo kam es immer wieder zu Pöbeleien und Provokationen von z.T. angetrunkenen Dorfjugendlichen und Möchtegern-Nazis, die jedoch eher belustigend waren. An zwei Punkten, wo die Demo in Rufweite zum Gelöbnis war, wurde trotz Verbot von „Zwischenhalten“ gestoppt und Lärm gemacht. Nachdem die Polizei mit der Drohung die Demo aufzulösen darauf drängte zum Endkundgebungsplatz zurückzukehren wurde dies auch getan, da von der Endkundgebung noch einmal inhaltliche und lautstarke Botschaften in Richtung Bundeswehr geschickt werden sollten. Es gab noch mal Redebeiträge von der Autonomen Antifa Ostholstein und vom Antikriegsbündnis Kiel, sowie Aufrufe zur Demo für den Erhalt der Alten Meierei in Kiel am nächsten Tag und zu antimilitaristischen Aktionen während der Kieler Woche. Beendet wurde die Kundgebung nochmals mit lauten Sirenengeheule. Danach zogen noch einige DemonstrantInnen zum Marktplatz, der mittlerweile nicht mehr abgesperrt war, da die RekrutInnen gerade am abrücken waren. Trotzdem wurden noch Parolen gerufen, die die anwesenden ZuschauerInnen zu Pöbeleien veranlassten. Das Dorfvolk war ganz und gar nicht erfreut über Bundeswehrkritische Positionen und so sah mensch sich abermals einem verärgerten Mob ausgesetzt.
Die Demo kann als Erfolg gewertet werden, da zum ersten Mal viel mehr als nur eine Handvoll Menschen gegen die Bundeswehr und das Gelöbnis protestiert haben, was in einer Stadt wie Lütjenburg, wo die Bundeswehr voll integriert ist, nicht selbstverständlich ist. Auch wurde es immer wieder geschafft, die Veranstaltung auf dem Marktplatz zu beschallen, mal mit Parolen, mal mit Musik. Darauf lässt sich aufbauen und macht Mut für die nächsten Jahre, wenn es wieder heißt: Kein Gelöbnis in Lütjenburg!
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Ergänzungen

Presseschau

jo 09.05.2006 - 09:40
Den Artikel zur Demo aus dem Ostholsteiner Teil der Kieler Nachrichten haben die GenossInnen von der DKP hochgeladen:

 http://www.dkp-sh.de/luetjenburg/ohz.jpg

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 4 Kommentare an

@mods — Kurt Tucholsky

zu bild 2 — ach wie gut das niemand weis...

Genau — Ich