Kölner Studenten verhindern Senatssitzung

Pressegruppe 03.05.2006 21:48 Themen: Bildung
Studierende verlangten lautstark Einlass in den verschlossenen Senatssaal, verhielten sich jedoch friedfertig.
Rektor Axel Freimuth schloß sich selbst in den Senatssaal ein, hinderte auch andere Senatsmitglieder damit am Einlass und floh nach etwa einer Stunde unter Polizeischutz aus der Universität zu Köln.
Rektor floh unter Polizeischutz aus der Universität zu Köln
Studierende verhielten sich friedfertig

Heute um 14:30 Uhr versammelten sich insgesamt 3000 Studierende im Hauptgebäude der Universität zu Köln unter dem Motto „Friedlich aber laut – Senatssitzung verhindern“.

Sie wollten bei der öffentlichen Sitzung des Senates gegen die geplante Einführung von Studiengebühren protestieren. Daraufhin ließ der Rektor Axel Freimuth durch den hausinternen Sicherheitsdienst den Zugang zum Senatssaal versperren und schloss somit nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch die anderen Senatoren von der Sitzung aus.

Als vor der Tür die ersten Studierenden lautstark Zutritt forderten, befand sich der Rektor allein im Senatssaal und weigerte sich, die Türen öffnen zu lassen. Nach einstündigem Protest vor den Türen und Fenstern ließ sich der Rektor von der Polizei einen Ausweg frei räumen.

Durch den brutalen Einsatz der Polizei erlitten mehrere Studierende leichte Verletzungen. Mindestens zwei Studierende wurden in vorläufigen Gewahrsam genommen, der nach den Protesten wieder aufgehoben wurde. Freimuth floh unter Polizeischutz von dem Gelände der Universität.

Die Studierenden der Universität zu Köln haben ihr Ziel, die Senatssitzung zu verhindern, erreicht und feierten anschließend mit einem Konzert auf dem Albertus-Magnus-Platz.

Die gewaltfreie Besetzung des Rektorates wird von den Studierenden fortgesetzt.

Pressegruppe der Kampagne gegen Studiengebühren an der Universität zu Köln

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Im Rahmen der Rektoratsbesetzung finden dort (Hauptgebäude, Erdgeschoß) tägliche Plenen, jeweils um 10.00 Uhr und um 19.00 Uhr, statt, zu denen wir Euch herzlich einladen möchten.

Wir würden uns freuen, Euch im besetzten Rektorat begrüßen zu können.
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Informationen im Internet: www.radiocat.de

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Ergänzungen

foto

augenzeuge 03.05.2006 - 22:44
prof. dr. axel freimuth, nass und unter polizeischutz...

schlichter

xyz 04.05.2006 - 00:18
störend empfand ich die zahlreichen schlichter welche den legitimen versuch sich eintritt in den senatssaal zu verschaffen, unter der argumentation 'keine gewalt', erfolgreich zu verhindern wussten.
unglaubliche gewalt geht von der obrigkeit aus welche studiengebühren gegen die studierendenschaft beschließt und nicht von jungen menschen, welche versuchen in den senatssaal zu gelangen um dort friedlich den beschluss für studiengebühren zu blockieren.
brutale gewalt geht von der polizei aus die friedliche sitzstreikler die treppen runterprügelt.

geht bitte nicht so leichtfertig mit diesem gewalt-vorwurf um, menschen und türen sind ein gewaltiger unterschied.

lasst euch nicht befrieden - für leidenschaftlichen und selbstbewußten protest!

@horst

arbeitsloser jungakademiker 04.05.2006 - 00:32
Ein Aspekt der ganzen Gebührensache geht bislang ziemlich unter: wie bescheuert müssen die Senate der Unis sein, daß sie sich so bereitwillig den Schwarzen Peter zuschieben lassen? Schuld an der Misere der Unis sind primär 2 Personen: Jürgen Rüttgers, der als "Zukunftsminister" unter Kohl die deutsche Hochschullandschaft als bequemes Kürzungsziel etablierte - Mitte/Ende der 90er war klar, daß jetzt an den Unis, FHs, GHs ganz buchstäblich der Putz von der Decke fallen würde, wenn die Unis nicht massiv zufinanziert würden in der Zwischenzeit -, und Peer Steinbrück, der mit seiner desaströsen Haushaltsführung im Land dafür sorgte, daß eben dies nicht geschehen konnte, daß im Gegenteil die Hocschulen noch weiter kaputtgespart wurden.

Sich jetzt exklusiv auf ein paar Rektoren einzuschießen, die sich ohne Not zum Affen machen (sie haben ihren Amtseid schließlich nicht auf die Person des "LAndesfaters" oder des Bundesfinanzministers abgelegt und sollten eigentlich die ersten sein, die es scheiße finden, daß sie jetzt ihren Arsch hinhalten müssen), sollte klar sein, daß der Fisch vom Kopf her stinkt.

Die Frage nach konkreten Gebühren liegt natürlich bei Rektor und Senat. Aber daß das überhaupt so ist, ist ein extrem cleverer Coup von Punkwart gewesen, und extreme Verpeiltheit seitens der Unileitungen.

Unterstützung durch die FH Köln

HoPo-Hampel 04.05.2006 - 12:15

Um die Studierenden der Uni bei der Blockade der Senatssitzung zu unterstützen, mobilisierte der AStA der FH Köln in Kooperation mit der Fachschaft für angewandte Sozialwissenschaften spontan 200 FH-Studis.
Auf dem Weg zur Uni schlossen sich dem kleinen Demozug noch weitere Demonstranten an.

Der AStA der FH zeigt sich weiterhin solidarisch mit den Besetzern der Uni und wird weiterhin aktiv an den Protesten an der Uni teilnehmen. Zu der nächsten Uni-Senatssitzung am 24.Mai werden wir mit noch mehr Leuten anrücken...

ACHJA: Und am 15.Mai ist um 14.00h Senatssitzung an der FH (Claudiusstraße 1, Köln-Südstadt); auch wir können jede Unterstützung gebrauchen.

Von Frankreich lernen heißt auch, sich vernetzen lernen.

"schlichter"

Freiheit statt Freimuth 04.05.2006 - 15:16
"störend empfand ich die zahlreichen schlichter welche den legitimen versuch sich eintritt in den senatssaal zu verschaffen, unter der argumentation 'keine gewalt', erfolgreich zu verhindern wussten."

Ok, folgendes:

1) der Saal war versperrt. Die Tür hätte aufgebrochen oder eingetreten werden müssen. Bitte, du besorgst das Brecheisen (eintreten oder einschlagen kannst du knicken bei dem Ding und der Masse an Studis davor), du hast den Vortritt, du läßt dich von den Bullen mitnehmen, und du allein latzt für die Tür und whatnot (vielleicht sammelt wer. Über offizielle Kanäle hättest du jedenfalls für eine solche Aktion keinen Cent gesehen). Der Versuch, sich nachdem klar war, was da läuft, "Eintritt in den Senatssaal zu verschaffen" war in Abwesenheit einer Senatssitzung von zweifelhafter Legitimität und ohne physische Gewalt nicht machbar.

2) Der Sinn der ganzen Aktion war, auf der Senatssitzung massiv Präsenz zu zeigen. Vielleicht, sie dadurch sogar völlig verhindern zu können. In Anbetracht der Tatsache, daß Freimuth mit seinem Pressesprecher allein im Saal saß und kein Senator zu ihm durchkam, dürfte das ganze mehr als nur geklappt haben. Vielleicht hast du es nicht mitbekommen, aber die Gebührendebatte wäre auf der Sitzung gestern eh nicht gelaufen (wenn nicht irgendjemand einen Antrag gestellt hätte, das Thema vorzuziehen, was mehrheitsfähig und durchaus vorstellbar gewesen wäre). So wie es gelaufen ist, kann man die Bullen, die in die Menge geprescht sind, wegen schwerer Körperverletzung (mit Waffengewalt!) anzeigen, und wegen Nötigung und versuchter Freiheitsberaubung. Bringt zwar nix, aber so wie es gelaufen ist, können wir denen eine ganze Menge und die uns gar nichts, weil wir nichts mehr gemacht haben, als auf unserem Recht zu bestehen, an einer öffentlichen Sitzung teilzunehmen.

3) Mal angenommen, die Tür wäre geknackt worden und wir wären in den Senatssaal gekommen. Und dann? Hätten wir mit Freimuth eine Tasse Tee trinken sollen, oder wie stellst du dir das vor? (Mal abgesehen davon, daß kaum wer die Senatoren kennt und daß sobald Studis in den Saal können, das für Senatoren genauso gilt.

4) Letzten Endes hat sich Freimuth den Streß, den er durchgemacht hat, völlig selbst zuzuschreiben. Nach Bonn und Bochum war es ja kein Geheimnis, daß bei der Sitzung gestern mit Streß gerechnet werden mußte. Freimuth hat für 14 Uhr, 14:15 Uhr herum die Polizei anrücken lassen. Das zeigt ganz klar, daß er es für möglich hielt, daß der Senatssaal blockiert werden würde. Wenn er smart gewesen wäre, hätte er etwas anderes gemacht als das, was er gemacht hat, nämlich sich als einziges Senatsmitglied in eine Sackgasse zu flüchten und die Tür hinter sich abzusperren. Die Studis wollten gestern summa summarum nur, was ihnen von Rechts wegen zusteht.

Die Neven-DuMont-Presse hat einen Hetzartikel veröffentlicht, der vor Einseitigkeit und widerlichen Irreführungen nur so strotzt:  http://www.ksta.de/html/artikel/1144673419499.shtml. Eine Gegendarstellung ist unbedingt angebracht, vielleicht sogar eine Beschwerde beim Presserat. Außerdem ist auf dem Rücktritt des Pressesprechers der Universität, der sich in gruseligen Analogien ergeht, unbedingt zu bestehen. Wer nicht in der Lage ist, zwischen der entschiedenen, aber friedlichen Wahrnehmung von in der Senatsordnung gewährten(!) Rechten, und Krieg und NS-Terror zu unterscheiden, hat in einem öffentlichen Amt nichts zu suchen!

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