Revolutionärer 1.Mai Berlin: Fehlschlag!

.rhavin 02.05.2006 06:10
Der revolutionäre 1.Mai in Berlin gig wieder gründlich in die Hose. Vielleicht sollte es Zeit sein, dieses mal zu thematisieren und nicht fortlaufend zu beschönigen. Ein Erfahrungsbericht:
Nachdem die erste "Spontandemo" sich am Oranienplatz gesammelt hatte und losmarschierte (ca. 18.10) war eine deutliche Energie bei allen Beteiligten zu spüren. Diese ebbte dann nach und nach ab, was hauptsächlich daran lag, daß kein Sinn erkennbar war. Nichtnur, daß man immer und immer wieder *durch* das MyFest ziehen mußte (wozu eigentlich? Einmal hätte vollkommen gereicht!), nein, es wurden auch mit klassischen Fehlern die Leute ausgepowert und die Demo ausgedünnt: So wurde zum Beispiel des Öfteren eine Bühne (=Engstelle) passiert und direkt danach losgerannt - ein sicherer Weg, eine Demo zu strecken und ihr ihre Energie zu nehmen. Dann wurden 3 Chancen ohne Bullensperre in die Innenstadt (z.B. zu Springer oder zum Willy-Brandt-Haus) zu gelangen, einfach vertan, weil man ja unbedingt das MyFest stören mußte, obwohl die dort verbliebenen sowieso keine Lußt auf Aktion hatten.
Scheint auch niemandem von den Organisatoren bzw. Demokoordinatoren (jaja, "spontan" ;-) aufgefallen zu sein, daß da bei der ersten Runde durch die Oranienstraße eine respektable und durchaus kritische Masse zusammengekommen war, welche mit jeder weiteren Runde lustloser wurde.
Am Kotti dann ein kurzer Hoffnungsschimmer: ein Planenwagen direkt vor der Demo: die werden es doch wohl nicht endlich mal geschafft haben... nein, doch kein Lauti! Einfach nur ein Miet-LKW, der auch weiter fuhr;-\
Die diversen Bühnen unterwegs wurden auch nicht für Ansagen besetzt und als dann die erste Reihe auf die Bullen lostürmte, ohne sich mal umzudrehen und zu bemerken, das da keiner hinter ihnen ist, war's nur noch affig. Naja, noch mal zum mitschreiben: wenn die hinteren nicht hinterherkommen, sind nicht *die* schuld, sondern *ihr*.
Alles in allem für die Bullen eine gelungene Veranstaltung: Deeskalation durch Abwarten.
Bleiben am Rande solch hochpolitische Aktionen wie das Anzünden von Plasikmülltonnen, damit die Regenbogenpresse was zum zerreißen hat und Saufen bis zur Aktionsunfähigkeit.
Vielleicht bekommen wir ja mal irgendwann eine Revolutionäre 1.Mai-*AKTION* hin mit vielen Linken und wenig Punks, zu denen ich jetzt einfach mal (aufgrund der Wortbedeutung) die Prolos, die sich von ihren Freunden beim Posen vor brennendem Müll fotografieren ließen, dazuzähle.
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Ergänzungen

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..... 02.05.2006 - 08:11
anscheinend lief auf mehreren der Revolutionären 1. Mai Demonstrationen was schief, hier auch..  http://de.indymedia.org/2006/05/145281.shtml

Schade, schade, schade, wobei ich den Eindruck hatte das die Demo eigentlich ganz nett lief (Berlin)

als fiesta mayfest gut, politisch aber ...

ABC 02.05.2006 - 09:44
historisch betrachtet ist der 1.Mai in Kreuzberg ein Erfolg. Schade nur das man in Deutsch. 15 Jahre Krawall anzeteln muss, um das Recht auf eine solche Fiesta zu haben wie das Mayfest, was sogar der Staat noch finanziert. Vieleicht die Krawalle jetzt am 1. Juli, dann haben wir in 15. Jahren auch im Juli eine Fieta und können am 1.Mai wieder zu den politischen Inhalten zurückkehren.

18uhr ok, 20 uhr für ghettokids und prols...p

lwob 02.05.2006 - 09:57
Ansich war die 18Uhr Demo schon okay und hatte teilweise wenigstens politischen Charakter. Die 20Uhr Demo, die Naunystraße begann...mir wird nur schlecht wenn ich mich wieder daran erinner.

Vieleicht wäre es auch mal wieder clever, wenn ne Demo am 1.Mai in Berlin, dann nicht in X-Berg...Ein totaler Bruch mit der alten "revolutions-ideologie" hin zu nem Realismusverständnis und die Aufarbeitung aller Ideologischen Fehlschläge, die vor allem in den letzten Jahren am 1.Mai zusehen sind.

krass auch das so viele "linke" in Berlin geblieben sind. Um 8Uhr standen am Ostbahnhof zur Abreise nach Leipzig nur 9Personen und 6Zivis bereit.
Lieber Krawalle als Politik?!?!
Wenn das Links ist...dann ist es eine wieterer Grund, warum ich nicht links bin ! ALAB !

mayday berlin

prekär 02.05.2006 - 11:34
Der mayday in Berlin war super! Es wurden ständig Parolen durchgegeben, es gab haufenweise Zwischenkundgebungen mit Redebeiträgen (vor dem ehemals besetzten sozialen Zentrum in der Glogauer, vor der Rütli-Schule, vor dem Rathaus Neuköln und auf dem Hermannplatz), es haben sich sehr viele Leute, vor allem MigrantInnen, spontan angeschlossen, die Reaktionen aus den Häusern waren positiv und am Schluss gab es noch ein Umsonstbuffet und ein Konzert mit Obrint Pas auf dem Hermannplatz. Die Bullen meinten es seien 5.500 Leute, also würde ich mal sagen es waren etwa 8.000 (in Neuköln, auf dem Hermannplatz waren dann weniger, viele sind dann gefahren).
Es ging gegen Rassismus und Abschiebungen, gegen Hartz IV, Zwangsumzüge und gegen Kapitalismus. Es gab viele Redebeiträge von migrantischen Gruppen und Initiativen, vom Drugstore, vom Bethanien, Interkomms und FelS.

Also es war definitiv die gelungenste und beste Demo seit Jahren und ein absoluter Lichtblick dafür wie der 1. Mai laufen kann.

Da nützt das pöbeln und nörgeln diverser Traditionsliebhaber nix. Wer nicht da war, hat was verpasst und wer da war, kommt bestimm im nächsten Jahr wieder!

Wie weiter?

Ernesto 02.05.2006 - 11:52
Irgendwie ist es auch peinlich, daß viele "linke" Projekte an diesem Kommerz-MyFest integriert waren. Wenn ich mir dann noch das achso punkige, linke und radikale Publikum angeschauen hab, die sich in das Befriedungskonzept von Reinauer, Bullen und einigen "Wir-halten-unseren-Kiez-sauber"-Anwohnern schön eingegliedert und sich einen netten Konzertabend gemacht haben, dann ist es zum Bratwurststand des DGB nicht mehr weit. Leute, seid ihr denn so einfach ruhig und zufrieden zu stellen?
Es ist wirklich an der Zeit, sich mal nach einem neuen Konzept für den revolutionären 1. Mai in Berlin Gedanken zu machen. Wie an der spontanen 18.00 Uhr-Demo zu sehen war, gab es ja noch sehr viele Leute, die keinen Bock auf das MyFest hatten, und lieber ihre politischen Inhalte auf die Straße tragen wollten. Die Form der unangemeldeten Demo ist jedenfalls sehr begrüssenswert. Mir war es nach mehreren Runden durch das MyFest aber dann auch zu viel. Ichweiß auch nicht, wer auf die tolle Idee kam, die Demo direkt auf den Mariannenplatz zu leiten und dann dort stehen zu lassen. Auch die schon angesprochenen Engpässe vor einigen Bühnen waren extrem schwer zu passieren und haben den Schwung aus der anfangs kraftvollen Demo genommen. Ein oder zwei Runden durch das Kommerzspektakel hätten dann doch ausgereicht. So war das etwas zu ziellos.
Also, was tun in Zukunft? Eine grössere Gegenkampagne gegen das MyFest starten? Sich in das MyFest integrieren und unterwandern? Die revolutionäre Mai-Demo in einen anderen Kiez verlagern? So weitermachen, wie bisher?

Jaja, war voll revolutionär, ey

XBerger 02.05.2006 - 12:08
Kleines Erlebnis welches den revolutionären Charakter, wie er hier von den Maos bejubelt wird, deutlichst charakterisiert:

...irgendwann gegen 23.00 zog eine Horde 16, 17jähriger Hools (die klangen vom Dialekt her wie aus Hessen oder Bawü) durch die Waldemarstrasse. Zunächst wurde "Randahahale" und "Mollies" gegröhlt, als die c.a. 10 jungen Männer auf 5 Polizisten trafen, kehrten sie wieder um. Einem Mädel auf einem Fahrad gröhlten sie "Fotze" und "Leck mich" hinterher und den türkischen Kids am Internetcafe: "Kanacken! Geht nach Neukölln".

Zuvor hab ich einen besoffenen Kiddiepunker (grummelte irgendwas auf sächsisch) gesehen, der sich beim Versuch im Suff eine Flasche zu werfen, erst mal auf die Fresse gepackt hat. Lustigerweise in eine Pisselache (HAHA!) - der extreme Bierkonsum war nämlich dafür verantworlich, daß Hunderte an den Hauswänden und Laternen und in Hauseingängen ihre Blasen entleerten. Die Gehwege waren teilweise wie nach einem Regen nass von Bierpisse.

Auf jeden Fall voll die Revolution ey, und viiiel inhaltlicher als diese doofen Mayday-Demos von den blöden Noglobals, undogmatischen Linken, Anarchos und Subkulturvertretern. Jaja, lange leben die Kinder Arbeiterklasse und ihr Bier.

mal entscheiden

basze 02.05.2006 - 12:33
also , ich fand das myfest teilweise klasse und ja ich bin ein ganz böser kapitalisten proll(o). das line up z.b auf der hip hop bühne war sehr fein und unterschiedlich, auch für jeden anderen musikgeschmack war etwas dabei. berlin umsonst, aber nein, da muss ja nen linkes etikett drauf sein sonst zählts nicht, hat ja der staat bezahlt,aber tut mir leid ich war lange genug in linken zusammenhängen , redet doch mal offen drüber wo ihr so eure kohle für etliche "antikapitalistische2 aktionen fleyer und plakate herorganisiert...
da wirkte es shcon fast krampfhaft wie die "spontan"demo 2-3x um den gleichen block rannte und ein großteil der hier als ach so politisch und revolutionär dargestellten leute langweilig wurde weil die polizei nicht wie insgeheim gehofft einfach dumm eingriff um so das ritual einzuleuten. das die mehrheit der spntan demo 18h das myfest prinipell ablehnte oder kritisieren wollte wage ich zu bezweifeln.
die bullen haben dann nachts taktisch klug agiert und standen alle 10-15 meter immer so das etweilige steine oder flashcen unschuldige treffen mußten was auch m heinrich dann kein plan 21 h oder was genau so geschehen ist, zu diesem zeitpunkt wäre eine spontan demo kraftvoll laut und groß geworden , aber nein... bis 2h nachts wär in der richtung einiges gegangen aber irgendwie mußte man ja unbedingt um 18h starten und nicht einfahc praktishcerweise mit dem langsamen ende des myfest was ja shcon 22h22.30h war. man muss ja immer dagegen sein. ich meine ab 22h wurde wirklich nur drauf gewartet das die bullen ausrasten, das myfest ist doch nett den anspruch die aggression und das feindbild bulle zu nehmen hat es doch in keinsterweise erfüllt - und ihr revolutionären hobbydemonstranten , wenn euch alles nciht radikal genug ist und nicht durch genügend theroie gestützt, kreuzberg ist größer als der kiez der o-str. !warum seid ihr so auf symbolik aus?

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Cocktailrevolutzer und Klassenkämpfer

mike 02.05.2006 - 09:43
die "vielen Linken" sind zur selben Zeit auf der Parade zum Hermannplatz geschlendert. Das sah genauso dämlich aus wie die Spontandemo, die zweimal um einen Häuserblock rannte, oder wie die 13Uhr Demo, bei der 1000 Leute hinter einem Lautsprecherwagen hertrotteten, von dem uralte klassenkämpferische Parolen (naja besser als nix) mit schrillen, sich überschlagenden Stimmen, durchs Mikrophon gebrüllt wurden.

ich weiss nicht...

antifa 02.05.2006 - 09:58
Irgendwie hab ich keinen Bock mehr nur wegen meiner politischen Ansichten dauernd in einen Topf mit irgendwelchen versifften Punks geworfen zu werden.

SO36 verlassen?

Wladek Flakin 02.05.2006 - 12:09
"[Es] wurden 3 Chancen ohne Bullensperre in die Innenstadt (z.B. zu Springer oder zum Willy-Brandt-Haus) zu gelangen, einfach vertan"

letztes Jahr haben wir erlebt, wie Zivilpolizisten sich an die Spitze der Spontandemo gestellt haben, um diese raus aus SO36 zu führen, Richtung Springerhaus. damit gelang es, mehrere Tausend Demonstranten von einem wohlgesinnten Publikum zu isolieren und zwischen Bundesdruckerei, Springerhaus und einer Kirche einzukesseln.

es steht außer Frage, dass die "Chancen", SO36 zu verlassen, nur eine Falle für die Spontandemo gewesen wäre. die Organisatoren liessen sich nicht in diese Falle locken. die Frage ist nur, für wen dieser Kritiker arbeitet.

Politisch? Politisch politisch politisch

Gottvater 02.05.2006 - 12:54
Also brennende Mülltonnen und umgeworfene Autos wären politisch, das Mayfest dagegen war unpolitisch? Hahaha, so urkomisch wie die Flugblätter, die zur Revolution aufrufen sollten. Ich behaupte einfach mal, das Fest war politischer und effektiver, als alle Scherbenorgien der letzten fast 20 Jahre. Allerdings wäre die Party ohne die drohende Gewalt so nicht möglich gewesen. Aber dass die halbstarken Hooligans, die unbedingt was schmeißen müssen, das eben nur aus Spaß am Riot machen, und nicht wg. irgendwelcher politischen Hintergründe, weiß auch der dümmste Trottel. Viel mehr Leute hatten aber Spaß am Fest, so ist das eben. Politische Gründe, die irgendwelche Gewaltausbrüche nötig machen würden, wurden doch nicht formuliert, nur wie toll doch der brennende Bolle damals war. Doch taugt Bolle heute wirklich nicht mehr, um die häßliche Fratze des Kapitalismus zu plakatieren. Ein gute Hinweis auf die vermoderte Substanz dieser riotfreudigen Subszene.
Aber ganz so "schlecht" war der Abend ja doch nicht, wenigstens ein paar schöne Bilder für die Springerpresse gab es doch. Haben möchtegernlinke PoserInnen eigentlich ihre Bildzeitungsbilder am Kühlschrank hängen?

@Wladek Flakin: Keine Ergänzung!

.rhavin 02.05.2006 - 15:57
SO36 verlassen?
Wladek Flakin 02.05.2006 11:09
"...die Frage ist nur, für wen dieser Kritiker arbeitet."

Natürlich für den Verfassungsschutz, die SS, die NSDAP/AO und für's Sandmännchen, Trottel!

Revolution? soll das witzig sein?

realist 02.05.2006 - 17:28
Sorry Leute, aber hier wird dauernd von "Revolution" geschrieben. Kanns sein dass keiner von den Schreiberlingen älter als 16 ist, oder was soll dieser kindische Blödsinn?

merkwürdige kritiken

rotfront 02.05.2006 - 19:32
schon merkwürdig deine kritiken
wie soll denn bitteschön auf ner verbotenen demo nen lauti fahren, zahlst du den und setzt du dich rein? oder dein vorschlag, zu springer oder willi-brandt-haus zu gehen: also wieder die leute ins offene messer laufen lassen? machst du das und übernimmst du die verantwortung? wohl nicht, genauso wie du auch nichts tust, damit die demo besser wird, z.b. mobilisieren, transparent machen, flugis schreiben etc. einzig hinterher abnöln, das kannste. aber die linke und damit auch diese wie jede andere demo ist nur so stark und so gut, wie jede und jeder bereit ist, auch dafür was zu tun. und das es um die linke nun nicht grade gut bestellt ist, zeigt ja grad der mayday: ein deutscher linker mittelstand, dessen einziges problem es ist, nicht überall tanzen zu können; oder die walpurgisnacht mit dem recht auf totalbesäufnis. du solltest mal lernen, besser hinzuschauen. immerhin waren auf den spontandemos, vorallem auf der zweiten - viele jugendliche, oft migranten, die hier nichts zu erwarten haben wie der linke deutsche mittelstand. warum kommen die wohl und rufen "bambule - rütlischule"? was heißt das für diese gesellschaft? und was heißt das für uns? doch sicherlich, nicht ständig im gut eingericheten linken ghetto zu sitzen, sondern mal raus zu gehen, kontakt zu kriegen zu diesen leuten, und versuchen, was gemeinsam zu machen und so auch voneinander zu lernen.