Oldenburg: Stress bei feministischer Demo

eine 01.05.2006 01:43 Themen: Gender
Etwa 100 Frauen, v. a. (nicht ausschließlich) aus dem linksradikalen Spektrum, beteiligten sich in Oldenburg an einer unangemeldeten, antisexistischen Frauendemo am Vorabend des 1. Mai (Aufruf:  http://www.alhambra.de/joomla/index.php?option=com_content&task=view&id=57&Itemid=1). Beim Passieren der Dumpf-Party-Meile in der Wallstraße wurde die Demo recht massiv von alkoholisierten männlichen Jugendlichen beschimpft und angegriffen, wobei z.T. sogar Glasflaschen auf die Demo flogen.
Während die Demo erwartungsgemäß am Rock-gegen-Rechts-Konzert, das erneut von über 2000 Menschen besucht wurde, problemlos vorbeigehen konnte, kam es beim Eintreten in die Discomeile der Wallstraße augenblicklich zu Pöbeleien und frauenfeindlichen Sprechchören ("Frauenhass!", "Schlampen!", usw.). Im Folgenden kam es auch zu Flaschenwürfen auf die Demo, woraufhin auch Wasserbomben von Demonstrantinnen auf die Gruppen von gröhlenden Jugendlichen flogen. In der aufgeheizten Stimmung, deren Aggressivität die bisher mit Abstand Heftigste war, die mir auf einer Demonstration entgengeschlagen ist, kam es zu Schubsereien und Rangeleien von Demoteilnehmerinnen (und einigen sich ebenfalls am Rande der Demo aufhaltenden männlichen Linken) mit dem aufgeheizten Mob von Jugendlichen. Dass eine größere Schlägerei dabei ausblieb, ist fast als glücklicher Zufall zu bezeichnen.
Während der Demo, die, obwohl unangemeldet, von der Polizei komplett ignoriert wurde, wurde die Innenstadt per Sprühschablone und Plakaten mit antisexistischen Parolen verschönert, zur Zeit findet im Alhambra noch eine Frauenparty statt.
Angeblich kam es am Rande der Demo noch zu einer Auseinandersetzung zwischen einigen Nazis und (männlichen) AntiFas, die jedoch durch anwesende Staatsschutzzivis unterbunden wurde.
Insgesamt zeugt die festgestellte Aggressivität unter den alkoholisierten Diskobesuchern von der Notwendigkeit antisexistischer Praxis auch in Zonen, die zu bestimmten Zeiten eine No-Go-Area für Frauen darstellen, die kein Bock auf Anmache, Beleidigungen und Übergriffe haben.
Solidarität mit den anderen Städten, für einen Revolutionären 1. Mai auch in Oldenburg:  http://www.alhambra.de/1mai
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Ergänzungen

alle menschen sind gleich

mit-glied 01.05.2006 - 13:50
Findet Ihr dieses betonen von "männlich/weiblich" nicht ein bischen vorgestrig? Klingt für mich eher nach Abgrenzung und Sektiererei als nach emanzipation.

Es ist egal, aber

rosa kaninchen 01.05.2006 - 14:28
@ -
Seit wann werden Demos danach geplant ob man Zustimmung oder Ablehnung findet? Da können wir in Scheusland ja gleich sämtliche Gewerkschaftsveranstaltungen zum 1. Mai beerdigen!
In so einem Scheiß-Macker-Umfeld scheint aber ein bischen mehr notwendig als eine Demo.
Frauen tragen die Hälfte des Himmels - Mao Tse Tung

Die Schlaftableten

. 01.05.2006 - 14:57
Die Nazis die ihr meint Eigenfeld ist in Rostock und die Neumanner sind
reine Schlaftabletten in Oldenburg wer mit den Startschuss zusammenarbeitet was soll mann dazu noch sagen

Das war Machokultur und sonst nix !!!

Evil Child 01.05.2006 - 19:37
Oh je, jetzt habe ich gerade den Bericht von der fem.-antisexistischen Frauendemo gelesen und bleibe nun ratlos mit der Frage zurück, was ist bloß los seit den letzten, nicht allzu lang zurückliegenden Jahren mit einigen Menschen in Oldenburg ?

Zu dem Verhalten von den Leuten aus der Wallstraße kann ich nur berichten, daß ich diese Aggression in ähnlicher Weise ( da ich männlichen Geschlechts bin) durch einige Menschen insbesondere Jugendliche aus dem Stadtsüden Oldenburgs gegen meine Person gerichtet beobachten und somit erfahren durfte. In diesem Zusammenhang hoffe ich übrigens das so manche Wasserbombe den einen oder anderen härter als von ihrer Werferin beabsichtigt getroffen hat :-))

Die eigentliche Ursache dieser Aggression die sich auf der Demo gegen die Frauen und Mädchen richtete liegt aber viel tiefer.

Diese Menschen kommen oft aus einfachen, bürgerlichen Familien indem der Vater machohaftes Verhalten vorlebt. Dazu kommen auch finanzielle Probleme, Alkoholsucht und die mangelnde Zukunftsperspektive die wirtschaftlich bedingt ist hinzu. Durch gerade letzteres fühlen sich Menschen oft wertlos und nutzlos und verlieren auf längere Sicht Respekt gegenüber anderen den sie nebenbei aber für sich selbst einfordern.

Durch die Respektlosigkeit insbesondere auch gegenüber Schwächeren kommt es zu den aggressiven wüsten Beschimpfungen (Schlampen/Hurensöhne usw.)

Zusammenfassend handelt es sich also um grundlegende Probleme bei dieser Zielgruppe deren Forderungen also die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse sind.

Um so mehr verwundert es nicht, daß diesen Menschen feministische Frauen und Mädchen mit ihren Forderungen- die vielmehr sekundären als primären Ursprungs sind, quasi als Exotinnen bzw. Einzelexemplare( was Frau nur umso wertvoller macht :-)) ) vorkommen und die Demonstration selber auch unter Berücksichtigung der alkoholisierten Zustände, Aggressionen hervorruft.

Nichts desto Trotz meine Herren Geschlechtsgenossen rechtfertigt das nicht jegliche Art von Gewalt hier in erster Linie gegenüber Frauen noch sonst irgendwie oder müssen zusätlich noch die antisexistischen Sprühschablonen und Plakate im speziellen in Oldenburgs Südstadt (Kreyenbrück/Krusenbusch/Bümmerstede) unbedingt verbreitet werden ? Meine Antwort lautet Nein aber setzt das Nachdenken auch in euren Köpfen ein ? Wenn ja, wäre damit schon viel gewonnen und die Frauen und Mädchen hätten nicht umsonst demonstriert sondern ihre berechtigten Forderungen angebracht was nun mal ihr gutes Recht ist.

MfG

Evil Child

Klasse Aktion

Mensch 01.05.2006 - 22:59
Hey finde ich super hier von sowas zulesen! Klasse das auch mal wieder sowas auf die Beine Gestellt wurde! Bin zwar selber ein mann aber denke das es grade auch in der heutigen zeit wieder Nötiger wird solche Antisexisxtischen Aktionen und Demos durchzuführen da wie mensch anscheinend ja leider gesehen hat das niveau und die ansicht von männern bzw. einen gewissen anteil von männer, sehr dumm und steinzeitmäßig ist! Finde es echt toll das Ihr das gemacht habt dazu finde ich das dieses Problem auch zu selten in der Radikalen Linken angesprochen wird wobei euer beispiel vllt. hilfe beischafft!!

Solidarität und Kraft für euch!
Für ein Freies & Selbstbestimmtes Leben ohne Zwänge und Vourteile!
Für die Anarchie!
Makker aufs Maul!

Bedingungslos solidarisch?

Leser 01.05.2006 - 23:14
Die Reaktionen zeigen das es offenbar Sachen gibt, die sind unantastbar, darüber wird nicht diskutiert. Wenn Frauen demonstrieren, dann hat jeder bedingungslos solidarisch zu sein, Zweifel werden nicht ausgesprochen. Kann zwar nicht beurteilen, was da los war, war nicht dabei und hab nur den Bericht hier vorliegen. Trotzdem kommen Fragen. Woher kamen die Wasserbomben? Sowas kauft man nicht an der nächsten Tanke, die hatten die doch schon vorher produziert. Wozu? Und war diese Discomeile mit Absicht gewählt um Stunk zu machen? Nun das sei denen umbenommen, aber dann bitte nicht meckern, wenn es auf der anderen Seite ebenfalls aggressive Reaktionen gibt. Normalerweise geht man so ner Demo eh aus dem Weg und denkt sich seinen Teil, hier scheinen einige Frauen Ärger gesucht zu haben und den auch bekommen? Klar lags am Alk, aber ich versuch nur eine Erklärung zu finden. Das muß ja wohl möglich sein. Es sollte auch möglich sein mal drüber nachzudenken, wie so ein Aufmarsch von außen wirkt. Also werter "solidarischer Mann," deine gutgemeinte Solidarität wird dir wenig helfen, für die bist und bleibst Mann und Zielscheibe für die nächsten Wasserbomben.

Bedingungslos solidarisch !!!

nochma rosa kaninchen 02.05.2006 - 00:01
@ Leser
Ja, mensch muss sich ganz schön wundern mit was für Reaktionen AktivistInnen rechnen müssen, wenn sie die herrschenden patriarchischen Verhältnisse angreifen. Aber auch wirklich zu dumm, dass die feschen Kerle in der Discomeile an ihrem verlängerten Wochenende so belästigt wurden. Hoffentlich werden sie es überleben.
Manometer, da tun sich ja Abgründe auf. Und was soll das eigentlich bedeuten: "Kann zwar nicht beurteilen, was da los war, war nicht dabei ..." Zum Glück möchte man ausrufen!

Frauen und Mädchen: weiterkämpfen!!

männliche Feindseligkeit ist für uns Alltag

Frau aus Bayern 02.05.2006 - 00:17
Die Feindseligkeit, die demonstrierenden Frauen entgegen schlägt (wenn es NUR Frauen sind, wenn sie es wagen "allein" ohne Männer ihre Meinung kundzutun) ist der ungeschminkte Ausdruck davon, was Männer wirklich von Frauen halten und was sie gerne mit ihnen tun würden. Und dieser Hass schlägt jeder Frau täglich entgegen. Nur dann individualisiert und meistens 1 zu 1. Auf so ner Demo sind es eben viele hassende Männer gegen viele Haßobjekte und dadurch wird dieser Hass, der IMMER vorhanden ist, plötzlich unübersehbar. Das war ja nicht das 1. Mal, dass Männer so reagieren. Z.B. gab es am 8. März 2000 eine kleine aber feine Frauendemo in München, die ebenso von Anfang bis Ende nur beschimpft und angegriffen wurde, völlig grundlos, und von zwar von Männern jeden Alters (von 12 bis 80 Jahre) und jeder Nationalität. Und die ging durch die normale Innenstadt und nicht irgendwohin um "Stunk" zu machen. Männer ertragen keine Frauen, wenn diese stark sind. Denn Männer haben immer Angst vor Frauen.
Riesige Anerkennung und Solidarität an die Oldenburger FrauenLesben! Weiter so!!!

weiter so

zuschauer 02.05.2006 - 01:45
Ich finds genau richtig, mit so ner Demo in die No-Go-Areas zu gehen! Vorhandene Mißstände müssen angegriffen werden (von mir aus auch mit Wasserbomben), anstatt ihnen auszuweichen und sich vor ihnen zu verstecken.
Aber überlegt vor der nächsten Aktion doch mal, ob ihr nicht auch männliche Mitstreiter mobilisieren wollt - unter dem Vorbehalt, Chauvis wieder aus der Demo zu kicken, wenns sein muss. Ich z.B. war auf dem eher unspektakulären Konzert in der Innenstadt und wäre wohl lieber in der Demo gewesen, fühlte mich als Mann aber dort nicht wirklich erwünscht (hatte den Aufruf vorher überflogen). Soll halt ein Denkansatz sein, wenn ihr (als Frauen) sagt: "Nö, wir nehmen das selber in die Hand und regeln das alleine!", dann muss ich das auch akzeptieren.

Lesetipp!

noch ein Leser 02.05.2006 - 15:21
Bitte liest euch mal folgenden WIKIPEDIA Artikel durch:
 http://de.wikipedia.org/wiki/Misandrie
Mich hat der Artikel schlauer gemacht!

Wasserbomben,ja bitte

kalinka 02.05.2006 - 17:03
zur frage was Wasserbomben auf dieser Demo zu suchen hatten:
vor zwei Jahren gab es eine ähnliche Demo am 30.April, bei der es an gleicher Stelle (eben jene Discomeile in der Wallstraße) zu Pöbeleien gegen die Demoteilnehmerinnen kam. Eine wurde angespuckt, was im vergleich zu Vorgestern als beinahe "harmlos" einzustufen ist.Hat jedoch dazu beigetragen sich entsprechend vorzubereiten. dies ist meine Einschätzung, da ich von außerhalb angereist bin und nicht bei der Planung dabei war. Ich hab mich jedenfalls sehr darüber gefreut und insgesamt war es eine sehr kraftvolle und laute Demo.
etwas gestört hat mich jedoch der "Begleitschutz" durch die Jungs aus der Szene. Beschützerinstinkt und Solidarität in Ehren, aber wir hätten das auch ohne euch geschafft. is nich böse gemeint, nur ne Anregung.

@kalinka

no-go 02.05.2006 - 22:29
Ich bin auch von Ausserhalb angereist, hatte nix mit der orga der Demo zu tun aber ein paar FreundInnen von mir sind da mitgelaufen.
Ich war den grösstteil des Abends beim Rock gegen Rechts Konzert auf dem Schlossplatz und war mit 2 Freunden etwas später zur route gegangen um uns das anzuschauen. Was ich da erlebte ging garnicht und als ich erfuhr das ein/e FreundIn verletzt wurde, fand ich es nicht weiter Schlimm bzw sogar notwendig, dass wir zeitweise ausserhalb der demo, irgendwelche Idioten aus dem konzept brachten, evtl. weiter flaschen oder Aschenbecher zu werfen.
Ich hatte mit einigen der DemoteilnehmerInnen die Wochen vorher ein paarmal über das Thema gesprochen und es war allen klar, Eingeschlossen mir, dass es nur Bedeutung haben konnte, wenn sich keine Männer an der Demo beteiligen bzw "Geleitschutz" geben würden. Das war so auch nicht unsere Absicht, da aber Freunde von mir angegriffen wurden, musste ich nicht lange überlegen und eingreifen. Das wäre mir persönlich völlig egal gewesen ob männlich oder weiblich, das hatte in der extremen Situation keinerlei Bedeutung. Freunde sollten vor "Geschlecht" und dem "politischem Hintergrund" der Demo stehen.

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Spaghetti der Erkenntnis — Männerarchiv Berlin

Nazis — -

Demo — -

Frauenpower — Leser

@ Leser — solidarischer Mann

soli — z.b

Ab gehtz! — hurensohn

Antisexistische Frauendemo — Exil-Oldenburger

posten — wasserbombe

Traurig Traurig — muss ausgefüllt werden

Maenner ausgeschlossen? — Gruebelnder