Mayday Mayday!

Außerdem beteiligten sich in ganz Europa Millionen Menschen an den traditionellen Demonstrationen und Kundgebungen zum ersten Mai. In den USA nahmen mehrere Millionen Menschen an Streiks und Massendemonstrationen für die Rechte der Migrantinnen teil. Allein in Chicago (700.000!), LA (450.000), San Francisco (100.000), San Jose (100.000) und New York waren zum wiederholten Mal jeweils Hunderttausende auf den Beinen. In mindestens 50 weiteren Städten demonstrierten jeweils einige Hundert bis einige Zehntausend. In LA wurde der Hafen blockiert, landesweit wurde gestreikt. Auch in Venezuela gingen zehntausende auf die Straße.

Aktionen im Vorfeld de Mayday: Aktion in Brüssel: Blockade ERT: Bericht und Bericht+Fotos | Aktion in Hamburg: Superhelden im FrischeParadies | Aktionstag in Berlin-Neukölln: "Zieht doch selber um!" - Gegen Zwangsumzüge

Prekarisierung

Auch die Mainstream Presse von taz über Spiegel bis Zeit scheint es so langsam begriffen zu haben: Die Arbeits- und Lebensverhältnisse der Gegenwart sind von Prekarisierung geprägt. Dieses Phänomen betrachtete die Konferenz kosten rebellieren II, die in Hamburg das Mayday Wochenende 2006 einläutete. Zwei Tage lang wurden die unterschiedlichen Aspekte von Prekarisierung beleuchtet: Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, Unsicherheit und Flexibilisierung, aber auch Ausgrenzung von MigrantInnen und Bildung globaler Apartheitsverhältnisse. Die Konferenz brachte unterschiedliche Kämpfe und Perspektiven zusammen - Arbeitsloseninis, linke GewerkschafterInnen, Studierende, antirassistische Gruppen, MigrantInnen - und suchte nach gemeinsamen Ansätzen.

Euromayday

Die Idee, den 1. Mai als Ausdruck der Prekarisierten zu revitalisieren, entstammt aus Italien. Seit 2001 wurden in Mailand Mayday Paraden abgehalten, zunächst mit wenigen hundert, später mit mehreren tausend, im Jahr 2005 schließlich mit über 100.000 TeilnehmerInnen. Wichtiges Kennzeichen ist nicht nur das neue Thema, sondern auch der Versuch, neue Ausdrucksformen zu etablieren: Die Paraden sind bunt und sollen die kreative Vielfalt der Bewegungen ausdrücken.

In den Jahren 2004 und 2005 breitete sich das EuroMayday Netzwerk über ganz Europa aus, so dass im vergangenen Jahr in vielen verschiedenen Städten, von Barcelona bis Helsinki, von Slowenien bis England, Aktivitäten stattfanden. Die Parade in Hamburg brachte bei schönstem Wetter 4000 Menschen auf die Straße und stellte für viele die kreativste, aber auch inhaltsreichste Demonstration seit langem dar.

Auch in diesem Jahr wird die Hamburger Parade wieder um 13 Uhr von der Wiese am Hamburger Michel losgehen. U.a. wird ein Hochzeitswagen die Schutzehe als Konzept zur Sicherung des Aufenthaltes propagieren, eine Samba Band spielt auf, der Flüchtlingsrat Hamburg inszeniert eine Theateraufführung, das Schwabinggrad Ballett interpretiert den "Baggerführer Willibald" als Free-Jazz. Außerdem mit im Treck: die Show "Deutschland sucht den Super-Deutschen", Bambule Soundsystem, Fishcore Soundsystem und das Mayday-Mobil. Die Parade wird an mehreren Orten der Prekarisierung in Hamburg vorbeiführen. Und zum Abschluss gibt es einen Sound-Clash in der Resterampen-Sonderwirtschaftszone der Großen Bergstraße - unter anderem mit dem Silly Walks Movement und Taca Taca Ta, Hartz-IV-Talk-Show, Essen und Getränken.

Aber auch in Berlin gibt es erstmals eine Parade unter dem EuroMayday Label. Beginn ist um 16 Uhr am Spreewaldplatz.