VW will Produktion als Strafe abziehen

Ralf Streck 28.04.2006 10:01 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit
Der deutsche Volkswagen- Konzern will seine Drohung wahr machen und einen Teil der Polo-Produktion aus Spanien nach Osteuropa verlegen. Berichte dazu haben Konzernsprecher bestätigt. Als Favorit gilt das slowakische Bratislava. Es sei auch der Bau eines neuen Werks in Russland im Gespräch. Hintergrund sind die seit 15 Monaten erfolglosen Verhandlungen über einen Tarifvertrag. Immer wieder hatte VW ultimativ gedroht, die Produktion zu verlagern, wenn der Betriebsrat das „letzte Angebot“ nicht unterschreibt und Lohneinbußen und schlechtere Bedingungen akzeptiert. Eine Zwangsschlichtung lehnte beide Seiten ab.
Hintergrund sind die seit 15 Monaten erfolglos verlaufenden Verhandlungen mit dem Betriebsrat über einen Tarifvertrag. Immer wieder hatte VW ultimativ gedroht, die Produktion zu verlagern, wenn die Gewerkschaften nicht bis zum 7. April das "letzte Angebot" unterschreibt und Lohneinbußen und schlechtere Bedingungen akzeptiert. Eine Zwangsschlichtung hatten beide Seiten abgelehnt.

Offiziell wurde der Betriebsrat noch nicht über die Pläne informiert. Betroffen sei eine der drei Schichten. Wie viele der 4300 Beschäftigten betroffen sein werden, ist weiter unbekannt. In Pamplona werden neben dem Polo auch Motoren gefertigt. Im Jahr 2005 waren es 211.700 Fahrzeuge.

"Wir müssten entsprechend reagieren, wenn man von der Erpressung zur definitiven Verlagerung übergeht", sagte der Sprecher der großen Arbeiterkommissionen (CCOO) Ignacio Fernández Toxo. Früher hatten die CCOO bei der Tochter Seat bei Barceloan stets nachgegeben. Bratislava biete gar nicht die Bedingungen für die Produktion, sind die Gewerkschaften überzeugt. Einst hatte Seat als Drohgebärde Produktion in dorthin ausgelagert. Danach zeigte sich, dass die Produktion im spanischen Staat billiger ist. Die Belegschaft hat als Reaktion am Mittwoch wieder in jeder Schicht für zwei Stunden gestreikt und sich in Versammlungen abgestimmt.

Die konservative Regionalregierung erklärt, hinter dem Vorgehen stecke eine nationalistische Strategie der baskischen Gewerkschaften ELA und LAB, um die Region, die historisch zum Baskenland gehört aber offiziell eigenständig ist, zu schwächen. Dumm nur für den Regierungschef Miguel Sanz, dass zwar LAB stark ist, aber die große ELA praktisch nicht existent ist. Die großen spanischen CCOO stehen in der Streikfront, die sich oft gegen LAB und ELA stellt. Dass Navarras Ökonomie stark von VW abhängt, liege daran, dass die Regierung nichts für eine Diversifizierung tut und erpressbar ist, weil die vielen Subventionen nie an Konditionen geknüpft wurden, geben die Gewerkschaften zurück.

© Ralf Streck, 27.04.2006

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