1. Mai 06 in Leipzig - Same procedure...

(Erstveröffentlichung für Indymedia)

Bereits zum vierten Mal will der Hamburger Neonazi Christian Worch durch Leipzig marschieren. Diesmal mit dabei: sein "Kamerad" Steffen Hupka, der ihn auch schon bei früheren Aufmärschen begleitete. Beginnen soll der Spuk um 12 Uhr. Neu ist diesmal, dass es (im Göttingen-Stil) einen "Sternmarsch" Richtung Connewitz geben soll: Worch will am Ostplatz loslaufen, Hupka am Hauptbahnhof.

Eigenen Aussagen nach dient diese großkotzig als "Leipzig-Konzept" vorgestellte Spaltung der Demonstration dazu, "es politischen Gegnern schwerer zu machen, die Demonstration(en) zu blockieren". Damit auch alles klappt bittet Worch seine Kameraden sogar um vorherige Anmeldung.

Die beiden geplanten und von der Stadt genehmigten Routen führen zunächst ab Ostplatz (Amalie-Winter-Platz) über Johannisallee zum Bayrischen Platz. Dort soll sich Worch mit dem Demozug von Hupka treffen, der ab Hauptbahnhof über den Georgi-Ring (Augustusplatz), Roßplatz, Grunewaldstraße und Windmühlenstraße ebenfalls zum Bayrischen Platz läuft. Ab da geht es gemeinsam weiter über die Arthur-Hoffmann- (parallel zur Karli) bis zur Ecke Richard-Lehmann-Straße.

Spaltungserscheinungen und Mobilisierungsschwäche

Zwar sind beide Aufmärsche für zusammen 1000 Personen angemeldet worden. Es ist aber unwahrscheinlich, dass eine solche TeilnehmerInnen-Zahl noch im Bereich von Worchs tatsächlichem Mobilisierungspotential liegt. Zwar spekuliert Worch vor allem auf Grund der NPD-Demonstration am gleichen Tag in Rostock auf eine Entlasung, "was das Auftreten militanter linker Kräfte betrifft"; jedoch ist die Konkurrenz innerhalb der Naziszene selbst ein Problem.

Denn nicht nur in Rostock wollen Nazis am 1. Mai auch auftauchen, auch in Weinheim/Heppenheim und in Magdeburg - keine hundert Kilometer von Leipzig entfernt - wird es eine Nazidemo geben, angemeldet von der "Antikapitalismus-Kampagne", an der sich auch viele sächsische, thüringische und sachsen-anhaltinische Nazigruppierungen beteiligen.

Ein anders Problem ist die Person Steffen Hupkas. Er lieh sich von einigen Jahren rund eine viertel Million Euro aus der "Szene", um davon eine Immobilie in Sachsen-Anhalt aufzukaufen und zum Schulungszentrum umzubauen. Das Projekt misslang, Hupka sitzt noch immer auf dem Grundstück und zahlreiche rechte Gläubiger haben noch immer kein Geld gesehen. In zahlreichen Naziforen geht es bezüglich Hupkas daher gerade wieder heiß her.

Erwartungen

Presseberichten zu Folge gehen Polizei und Verfassungsschutz von etwa 300 Nazis aus, Antifas rechnen mit 400-500. Noch am vergangenen 1. Mai lag die Zahl deutlich darüber - um die 800 waren es. Allerdings scheiterten bisher alle Versuche Worchs, nach Connewitz zu marschieren. Mit seinen Kameraden stand er sich oft stundenlang die Beine in den Bauch. Beim ersten Versuch, nach Connewitz zu kommen - am 3. Oktober 2004 - sorgte er für eine astreine Statistik: fast ein Viertel der angereisten Nazi erreichte den Kundgebungsort nicht, etliche fanden sich im Krankenhaus wieder.

Kein Wunder also, dass die Nazis mit Durchhalteparolen mobilisieren. "Jede Stadt wird gehalten" heißt es im "Nationalen Beobachter Delitzsch" und es wird regelrecht um Anreise gebettelt: "Lasst Sachsen nicht im Stich – Kämpft um Leipzig!!!" Nazis mit Restverstand - sollte es die geben - werden also tendenziell nicht mehr nach Leipzig fahren und Worch weiter hinterher tanzen...

Gegenaktionen

Trotz der eher amüsanten, im Internet ausgetragenen braunen Dorfpossen ist es nötig, am 1. Mai in Leipzig den Nazis paroli zu bieten. Dazu wurden bereits eine Reihe von Gegenaktivitäten angekündigt: ganztägig soll es dezentrale und offensive Aktionen gegen beide Aufmärsche geben. Hinzu kommt eine Sitzblockade, deren TeilnehmerInnen sich ab 12 Uhr vorm Hauptbahnhof treffen wollen. Praktischerweise sind nahe an der Naziroute zahlreiche Kundgebungen angemeldet worden. Mensch kann sich also legal am Augustusplatz, auf der Karl-Liebknecht-Straße und auch nahe des Bayrischen Platzes aufhalten.

Außerdem gibt es schon früh um 10 Uhr die traditionelle Gewerkschaftsdemo am Connewitzer Kreuz, inkl. einem linken Block, in die Innenstadt. Es lohnt sich, auch schon am Vorabend in Leipzig zu sein: ab 17 Uhr gibt es, wie schon im vergangenen Jahr, das "Rock am Kreuz" mit Infos und Live-Musik.

An der Stelle schon jetzt ein Wehrmutstropfen für Worch unc Co.: +++ Achtung, Spoiler! +++ Der Endpunkt der Demonstration liegt nicht in Connewitz, sondern immer noch in der Südvorstadt. Aber selbst daran werden sie scheitern. Alles in allem: Für AntifaschistInnen ein nettes Setting für den 1. Mai!