Basis der christlichen Leitkultur?

Res Publica 20.04.2006 20:45
Die Familienministerin Ursuala von der Leyen (CDU) hat zu einem geplanten "Bündnis für Erziehung" nur katholische und evangelische Paffen eingeladen und behauptet dreist, "Auf christlichen Werten basiert unsere gesamte Kultur."
Doch die Wahrheit sieht anders aus!
Die derzeitige Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU christlich-demokratische Union) scheint nie eine Schule in der BRD besucht zu haben. Oder die Tochter des ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten und Balsen-Managers Albrecht hat im Unterricht über Staatsbürgerkunde und Geschichtsunterricht immer nur geschlafen und ist erst im Religionsunterricht wieder aufgewacht.
Denn anders kann man ihren Ausspruch "Auf christlichen Werten basiert unsere gesamte Kultur" nicht verstehen. Zu ihrem beplanten "Bündnis für Erziehung " bei der die CDU-Familienministerin lud sie nur die christlichen Ober-Pfaffen, die ev. niedersächsische Landesbischöfin Margot Käßmann und dem kath. Kardinal-Erzbischof von Brandenburg Sterzinsky ein.

Offenbar scheint diese Familienmnisterin Ursula von der Leyen (CDU) weder die Begriffe "Demokratie" und "Republik" zu kennen, die aus antiker, vorchristlicher Zeit stammen und heute die formale Basis unserer Staatsform und unseres Denkens sind. Jahrhundertelang kämpften in den griechischen Stadtstaaten und in Rom in vorchristlicher Zeit die Bürger gegen die herrschnde Aristokratie für eine "demokratische" Regierung und die römischen Plebejer für eine römische Res Publica, in der das Volk auch wirklich herrscht - und nicht der Adel.
In der Zeit versuchten in Palästina hebräische Paffen und Adelige eine adelige Theokratie zu errichten.

"Volksherrschaft", aber auch religiöse "Toleranz" waren in Europa Begriffe, die existierten und umkämpft wurden, bevor das europäische Abendland von oben christlich gleichgeschaltet wurde.
Römische Caesaren und christliche Paffen, abendländische Kaiser und ihre Feudalarmeen brachten mit religiöser Gleichschaltung, mit Feuer und Schwert den christlichen und katholischen Glauben nach Europa, Germanien, ins Sachsenland und nach Brandenburg.
Die christlichen Werte waren Zwang und Unterdrückung, das Motiv waren Gier nach Steuereinnahmen und Arbeitssklaven.

Während in vorchristlicher Zeit im römischen Weltreich eine Vielfalt religiöser Kulte herrschte, vom Atheismus bis zum staatsrömischen Jupiter-Kult, vom Mitraskult bis zu diversen christlich-jüdischen Sekten und Grüppchen, wurde unter Kaiser Konstantin und seinen Nachfolgern ab dem 3. Jahrhundert alle religösen Kulte verboten und selbst die christliche Religion durch den Ceasar und das Konzil von Nicäa gleichgeschaltet - oben oben.
Staat und Altar, staatliche Eliten und Ober-Paffen arbeiteten Hand in Hand an der Unterdrückung der Bevölkerung
Der "Sachsenschlächter" Kaiser Karl der sog. "Große" organisierte im 8. Jahrhundert mehrere Feldzüge gegen die nordgermanischen Sachsen, die weder seine Untertanen, noch christliche Steuerzahler werden wollten.
Mir Feuer und Schwert drückten christliche Kaiser und christliche Paffen den widerspenstigen sächsischen Stämmen Frondienste und Kirchensteuer auf den Buckel.
Wo heute die ev. niedersächsische Landesbishöfin Frau Dr. Käßmann ihre Hand für die Kirchensteuer aufhält, brannten vor 1000 Jahren die Hütten der widerspenstigen, unchristlichen und freien Sachsen.
Kaum waren die Sachsen durch Adel und Paffen unterworfen, unterwarf man auch die noch freien Nachbarn im Osten: Wenden, Obotriten, Sorben in Mecklenburg, Brandenburg, usw. wurden zu Leibeigenen und Sklaven christlicher Adelsherren und frömmelnder Bischöfe gemacht.
Wo heute der Brandenburger Erzbishof Stersinsky herrscht und abkassiert, herrschten damals Mord und Unterdrückung im Zeichen des Kreuzes.
Thron & Altar hatten das Volk im Griff und Volksherrschaft, Demokratie & Res Publica wurden dem Volk ausgeprügelt.
Unter dem Kreuz marschierten Kreuzritter mordend nach Palästina und segelten völkermordend und versklavend in die Neue Welt.
Auch die NAZI-Herrenmenschen hatten ein Kreuz auf ihren Panzern beim Kampf um Stalingrad und katholische wie evangelische deutsche Paffen segneten Hitlers Kreuzzug gen Osten ab!

Jetzt - im Jahr 2006 - versuchen die Adelsdame von der Leyen und die christlichen Bischöfe Käßmann und Stersinsky frech die Geschichte umzuschreiben und den christlichen Wahn zur "Basis unserer gesamte Kultur" zu machen.
Demokratie, Republik, Toleranz sind keine christlichen Worte und Werte, sozial und Sozialismus, Anarchie und Kommunismus sind es auch nicht.
Glaube & Gehorsam sind die Werte, die die christlichen Paffen predigen, Papst Bendikt Ratzinger genauso wie die evangelische Bischöfin Käßmann, der entlaufene Mönch Martin Luther wie Papst Gregor VII.
Die alten Unterdrücker, Adel & Kirche, Staat & Altar, rücken wieder zusammen, um eine neue deutsch-christliche Leitkultur zu entwerfen - im Jahr 2006.
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Ergänzungen

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lala 20.04.2006 - 21:09
Meine Fresse... so sehr ich ja Kirchenkritik, so sehr finde ich diesen Artikel mies. Natürlich war hier vor 1000+ Jahren noch nicht so viel Christlich, aber Gesellschaften verändern sich, Religionen wechseln etc. Und der Einfluss der christlichen Kultur, schon aufgrund des quasi-bildungsmonopol der Kirchen im Mittelalter, ist doch nicht von der Hand zu weisen. Auch Humanismus, Aufklärung etc. haben immer auch einen gewissen christlichen Bezug gehabt.
Natürlich kann man sich darüber Streiten, wen unsere liebe Ministerin so einlädt und welche Rolle die Kirche HEUTE spielt, aber doch bitte nicht mit diesem schwammigen, vergangsheitsromantisierenden Pseudo-Geschichtskram.

ganz kleine Anmerkung

JW 20.04.2006 - 21:48
Naja, daß in Athen der Demos gegen die Aristokratie kämpfte, kann man auch nicht wirklich behaupten, die fanden die Tyrannis z.T. gar nicht so übel. Unter der Demokratie haben sich schließlich auch nur wieder einige Familien hervorgetan und die Politik beherrscht, denke nur mal an den Ehrgeiz eines Alkibiades. Beim Beispiel Rom ist es interessant, daß das Staatssystem auf religiösen Ritualen beruhte, daß Entscheidungen nach Einholung göttlicher Zeichen wie Vogelflug, Leberschau usw. getroffen wurden. Hier könnte die Familienministerin mal etwas genauer hinschauen, in Rom wurden diese Rituale zum Ende der Republik hin auch zur reinen Volksbelustigung und zum leeren Ritual, Caesar hat am Vorabend seines Mordes schon auf die negativen Zeichen gepfiffen. Ähnlich ist es auch heute, die christliche Religion, die das Land noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts prägte, spielt heute in der res publica keine große Rolle mehr. Achja, Frau von der Leyen vergißt natürlich auch alle Ossis, die mehrheitlich atheistisch sind, ganz zu schweigen von den Moslems, den Juden und all den anderen. Das passiert, wenn weltfremde Provinzler auf die Bundespolitik losgelassen werden.

absolut vernünftiger artikel

päpstin johanna 21.04.2006 - 00:09
die restauration des katholizismus ist ein hohn für alle opfer des christentums in der geschichte. man denke nur an die millionen in süd und mittelamerika, die opfer der inquisition, den kirchlich abgesegnete sklavenhandel. auch die evangelischen missionieren noch munter in den letzten ecken des erdballs und richten kulturen zugrunde, die noch nicht auf globaler ausbeutung basieren. sicher gibt es im christentum auch gute aspekte(interessant z.B. die urchristen in ägypten, die quasi kommunistisch zusammen lebten)und auch ein gewisser positiver einfluß christlicher ideen auf unser heutiges geistesleben läßt sich nicht leugnen. letzten endes gibt es aber keine wirkliche auseinandersetzung mit der historischen schuld der kirche . der unfehlbarkeitsanspruch des papstes z.B. bedeutet ja, daß das was die päpste in der vergangenheit taten nicht falsch gewesen sein kann. das mindeste wäre aber eine saftige entschuldigung, am besten sogar die Pfründe des vatikanstaats zurückzuführen zu den opferländern.
das deutsche politiker im jahre 2006 solche vorschläge bringen für eine christliche erziehung erscheint doch reichlich merkwürdig. ich kenne ziemlich viele gruselgeschichten von leuten, die "christlich" erzogen wurden, gerade klöster u.ä. sind doch oberfinster. wer würde denn seine kinder irgendwelchen mönchen oder priestern anvertrauen nach den ganzen skandalen? eine weltfremde ministerin, die leider nicht die einzige ist, man schaue sich nur stoiber und andere csu politiker an: tiefstes mittelalter. die konsequenzen die diese leute aus dem real vorhandenen kulturenkonflikt ziehen sind haarstäubend und könnten zur bombe werden, was erziehung, außenpolitik, prekarisierung und kriegseinsätze angeht. tja, leider herrscht die große koalition, das ist eine riesenmehrheit.

Verlogene Christenheit

dies irae 21.04.2006 - 02:10
Auch mir kommt die Wut, wenn eine von der Leyen die "christlichen Werte" als Grundlage unserer schönen Neuen Welt verkaufen will. Das klingt genauso beschissen verlogen wie die Einbürgerungsverhinderungstests für Inländer ohne deutschen Pass: dort werden Kriterien abgefragt, die auch gut die Hälfte der Passinhaber "deutschen Bluts" nie im Leben erfüllten werden; hier wird so getan, als ob es eine "christliche Leitkultur" in diesem beschissenen Land gäbe - natürlich, wenn mit "christlich" gemeint ist: die satte Feiertagsrührseligkeit, gepaart mit der Kulturüberheblichkeit des "christlichen" Abendländers, die im Nachhinein von den Greueln der "Christianisierung", Kreuzzügen, Hexenwahn, Versklavung, Völkermorden, Religionskriegen, Weltkriegen, Holocaust nichts mehr wissen will - dann haben von der Leyen und Konsorten recht. Diese "Kultur" HERRSCHT.

Was hat das alles mit den Lehren des wandernden Rabbi aus Nazareth zu tun? Was haben die Lehren des sanften Anarchisten Jesus mit dem Geschwätz einer satten und selbstgerechten Bande von Hierarchen zu tun, die es seit Konstantin vorzieht, an den Tischen der Reichen und Mächtigen zu sitzen und den "Mühseligen und Beladenen" Wasser zu predigen, während sie Champagner saufen? Jesus wäre für diese Herrschaften heute genauso ein subversives Element wie vor 2000 Jahren; statt am Kreuz würde er vielleicht im Hochsicherheitsknast oder in der Psychiatrie enden - schließlich leben wir im Zeitalter der Menschenrechte. Guantanamo docet.

Laizismus

Lukretz 21.04.2006 - 11:49
Vom Laizismus, der 1905 in Frankreich gegen den erbitterten Widerstand fundamentalistischer Pfaffen durchgesetzt wurde, hat "Karnickel-Uschi" von der Leyen wohl nie etwas gehört, das in ihrer beschränkten Phantasie einzig vorstellbare Gesellschaftsmodell ist der mittelalterliche Gottesstaat. Trennung von Religion und Politik ist ihr ein Gräuel.
Dass in einem Gottesstaat Demokratie unmöglich ist, kommt dem jetzigen Regime entgegen, sagte doch schon Angela Merkel anläßlich des 60. "Geburtstages" der CDU im Jahr 2005 vor einer populistisch aufgepeitschten und primitiv gröhl-jubelnden Masse fanatisierter CDU-Mitglieder: "Deutschland hat wahrlich keinen Rechtsanspruch auf Demokratie".

Als Alternative mal "Imagine" in Memorandum John Lennon:

Imagine there's no heaven,
It's easy if you try,
No hell below us,
Above us only sky,
Imagine all the people
living for today...

Imagine there's no countries,
It isnt hard to do,
Nothing to kill or die for,
No religion too,
Imagine all the people
living life in peace...

Imagine no possesions,
I wonder if you can,
No need for greed or hunger,
A brotherhood of man,
Imagine all the people
Sharing all the world...

You may say Im a dreamer,
but Im not the only one,
I hope some day you'll join us,
And the world will live as one.

Writen by: John Lennon

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