Die "Andere Kampagne"-Zwischenbericht 12

tierr@ 20.04.2006 09:50 Themen: Weltweit
Nurio: Vereinen gegen den fortdauernden Conquista-Krieg
MORELIA: Intellektuelle Theoretiker/innen und der praktische, tägliche Kampf Vierter Nationaler Indigen@- Kongress - Ankündigung
"Die Ethik des Compñero" ( von der Iberischen Halbinsel )
Meseta Tarasca in NURIO, MiICHOACAN; 01.April 2006...

"Die Indigen@s gelten mit jeden Tag als weniger wert, ganz im Gegensatz zu dem Land, auf welchem sie leben, das täglich mehr die Begierden der Reichen weckt," damit stellte Agustín González, Einwohner der Purhépecha-Gemeinde von Nurío, die Situation der Indigen@s klar. An der Versammlung in der zweiten Gemeinde des Staates Michoacán ( erster Teil siehe Zwischenbericht 11:  http://de.indymedia.org/2006/04/144195.shtml ), Paracho, nahmen auch Mitglieder des Indigena- National-Kongresses Zentral-Pazifik (CNI) teil, welche die Themen Land und Territorium; Entscheidungsfreiheit; Wasser; die Regierungsprogramme PROCEDE und PROCECOM und Indigena-Rechte-und Kultur zur Sprache brachten. Aber dieses Mal war die Zeit des Bittens schon vorbei und der Moment zu handeln gekommen... Marcos erinnerte daran, dass bereits vor fünf Jahren in diesem Haus der Purhépecha, während einer Versammlung mit dem CNI die Indigen@s Forderungen gestellt hatten und dass sie verraten worden waren. "Unter den Verrätern ist auch der heutige Regierende von Michoacán, der noch immer vorgibt, um die Leute unten, besorgt zu sein. Von Solchen wie ihm wurden unser Angebot zum Dialog verraten und die Anerkennung der Indigen@s als diejenigen, welche die Nation auf ihrem Rücken tragen, mit ihrem Blut." "Heute werden wir keinen Dialog anbieten und kein Übereinkommen suchen. Heute erkennen wir in solchen Leuten unsere Feinde. Wir erkennen, dass der Eroberungskrieg (guerra de conquista) nicht aufgehört hat und dass das Ausland, per Regierungsfallen, sich ein weiteres Mal unserer Territorien bemächtigen will. Wir suchen keinen Dialog mit dem, der regiert. Was wir suchen, ist sein Sturz, dass er verschwindet und dass mit ihm zusammen die Reichen fallen und verschwinden, die uns in diese lange Nacht gestürzt haben, die wir seit 500 Jahren erleiden. Die Stunde ist gekommen, uns in einer gewaltigen, zivilen und pazifistischen Bewegung zu erheben, um mit aller Kraft den Platz zu besetzen, den wir innerhalb dieser mexikanischen Nation haben müssen. Wir brauchen nicht darauf zu warten, dass uns die Machthabenden aufmerksames Gehör zuteil werden lassen. Wir interessieren sie nicht. Sie verachten uns.

Wir sind in das Haus der Purhépecha gekommen, um damit zu beginnen, gemeinsam mit anderen das grosse Übereinkommen zu treffen, das die Rebellon mit sich bringen wird, wie bei der Mexikanischen Revolution und dem Unabhängigkeitskrieg, aber diesmal wird darauf geachtet, dass die indigenen Völker bei dem Triumph nicht vergessen sein werden."

Diese Definition Marcos` des zürnenden "Eroberungskrieges" fand in allen Stimmen während des Forums ihr Echo. Beispielsweise bei den RepräsentantInnen der Waxarikas von Durango, Gemeinde Bancos de San Hipólito, die ihr Land an falsche Eigentümer verloren, welche sich gefälschte Besitzrechte erkauft haben; oder aus Ostula, an der Küste Michoacán´s, wo die Indigen@s unter Druck gesetzt wurden, mit der "Entwicklung" Schritt zu halten und den Bergbau zu autorisieren, der, ohne die mindesten Garantien, zahllose Probleme mit sich bringt; von den Nahua aus Ayotitlán und Jalisco, wo die grossen Bergbauunternehmen des Konsortiums Peña Colorada nicht nur die Erde ausbeuten, sondern auch die Arbeiter; von der Gemeinschaft der Hñahñu von Atlapulco im Staat Mexiko, denen seit 60 Jahren die Ressource Wasser streitig gemacht wird; von den Gemeinschaften der Otomíes in Guanajuato, deren Heilige Stätten durch Telefonanlagen geschändet werden, die nicht aus Mexiko stammen, sondern von Carlos Slim; von den Chichimecas-Gemeinschaften in Paso Colorado und San Ignacio, welche den Zorn der Regierung auf sich zogen, weill sie sich weigerten grosse Flächen Landes aufzugeben, für welche die Schwester von Präsident Vox eine Hotelzone geplant hatte ; von den Purhépecha von Comachuén, dessen Land verheert ist und das bis zum Hals gegenüber den transantionalen Konzernen verschuldet ist, die mit dem Betrug der "grünen Revolution" das Land vergiften; von den Purépecha der Meseta Tarasca, denen, wie vielen anderen, verboten ist, den Wald auf schützende und erhaltende Weise zu nutzen, im Gegensatz zu den grossen Holzfirmen, die sich auf schonunglose Weise an ihm bereichern.
Nur ein paar Beispiele unter zahllosen....

M@n hörte zu an diesem Nachmittag und fand sich wieder, als Teil derselben Landkarte von Missbräuchen der Grosskonzerne, die per der Kollaboration und mit dem Einverständnis der Regierung auf allen Ebenen, dieses Land zeichnen. Eine Regierung in den Händen der Unternehmer/innen. Der Druck auf die Gemeinden und Ejidos wurde angeprangert, die Programme akzeptieren zu müssen, die all´diesen Raubau und die Ausbeutung vorantreiben. Von allen Gemeinden entlang der Küste Michoacán´s hat nur Ostula Widerstand gegen das Landbestimmungsprogramm PROCEDE, das inzwischen in PROCECOM umgetauft wurde, geleistet. "Ein paar Anwälte sagten uns, dass die Regierung machen wird, was sie will, auch wenn wir nicht akzeptieren. Wir aber sagen, dass wir das nicht zulassen werden!"

Der Druck nimmt zuzeiten kriminelle Ausmaße an, wie in der Sierra de Manantlán, wo ein Bevollmächtiogter wegen seiner Opposition gegen das Programm, am vergangenen 13. März ermordet worden ist. "Uns zu verteidigen, heisst die Geschlossenheit aufrecht zu erhalten", hiess es angesichts der massiven Spaltungsversuche, die mit diesem Duck einhergehen.

"Aber, so Marcos, Verteidgung allein, reicht nicht aus. Wir denken, dass sich dieser Eroberungskrieg in einer derart fortgeschritten Etappe befindet, dass er nicht einfach so aufzuhalten ist. Die einzige Form, ihn zu stoppen, ist die Vereinigung allen Widerstandes ( Aller im Widerstand ). Wir meinen, dass es notwendig ist, in die Offensive zu gehen; dass es schon nicht mehr möglich ist, im Widerstand zu überleben, ohne dass wir diesen auf nationaler Ebene organisieren. Der Zeitpunkt ist erreicht, uns zu erheben. Wir müssen uns dafür entscheiden, niemals mehr auf die Knie zu gehen oder einfach darauf zu warten, dass irgend jemand anerkennt, dass wir existieren. Uns zufolge müssen wir aufstehen und für den Rest der Geschichte stehen bleiben. Organisierung ist keine Waffe die tötet, aber die einzige, die wir haben."

Die Nacht legte sich über das Haus der Purhépecha, während eine andere Nacht, die lange Nacht von 500 Jahren ihrem Ende entgegenging. Die Nachrichten fluten an einem Band von Wind und die Indio- Völker stehen auf, entschlossen, für den Rest der Geschichte stehen zu bleiben.  http://jcm.companeros.org

MORELIA, MICHOACAN; 05.April

Nachdem die jugendlichen StudentInnen Marcos mit traditionellen Tänzen an der Universtität San Nicolás de Hidalgo in der Haupstadt des Staates Michoacán, Morelia, begrüsst hatten, richtete der Delegierte Null vor tausend StudentInnen eine Botschaft über die Schriften der intellektuellen Theoretiker/innen und die Praxis, an die Zuhörenden. Unüblicherweise war diese auf das Werk Lenins konzentriert.

"Diejenigen, welche die Realität verändern wolle, sagte Marcos, müssen die Balance suchen, zwischen der theoretischen Debatte und dem täglichen Kampf. Das Morgen, das wir schaffen, wird in den Strassen geboren werden, in den Bergen und in den ländlichen Regionen dieses Landes. Die Fenster, um an sie zu treten und dieses Morgen zu sehen, liegen in der Theorie, in den konkreten Analysen, der Musik, den Liedern und dem Tanz. Wir, die wir wirklich die Dinge verändern wollen, müssen uns in Personen verwandeln, die alles handhaben können, bewandert in allen Disziplinen und Künsten; erfahren, für den Kampf.
Lenin löste auf treffende Weise drei grosse Herausforderungen: Er stellte die theoretische Diskussion und Debate, bezüglich der Denkweise derer oben her; die konkrete Analyse mit den Elementen der Realität, in welcher gekämpft wird und, das Schwierigste für diejenigen, welche anfangen, die Werkzeuge der Theorie und konkreten Analyse zu ergreifen, da diese die Praxis und der Kampf sind." Weiter betonte Marcos, "dass die Aspekte eines Kämpfenden/einer Kämpfenden, der/die Veränderungen hereibführen will, Herz beinhalten müssen, Kultur, das Studieren von Wissenschaften und Kunst, Humor und zwischenmenschliche Beziehungen".

Er nahm Bezug auf die Intellektuellen, "die mit dem Denken der Macht konform gehen, ohne die Radikalität und das Gefestigtsein, welche jene Intellektuellen besassen, die die Welt veränderten, darunter Lenin". Weiter wies er darauf hin, dass es diejenigen gibt, welche die Theorie wählen und jene, die sich, gegenteiliger Weise, nur auf die praktische Arbeit konzentrieren und das Denken gering schätzen. Schliesslich veband Marcos seine Reflektionen mit der "Anderen Kampagne", die "eine intellektuelle Produktion reklamiert, die mit der aktuellen, momentanen Realität übereinstimmt. Die brilliantesten, besten Analysen, waren die der bescheidenen Leute von unten, über ihre eigene Realität. Eines Tages werden wir sie zusammenfügen und was sich ergibt, wird die Welt in Staunen versetzen... nicht nur bezüglich der Theorie oder der konkreten Analysen und der Praxis, sondern auch was die Kultur anbetrifft, die wir hervorbringen; den Humor, den wir fähig sind, wie eine Fahne hochzuhalten und bezüglich unserer Art, miteinander umzugehen, in einer anderen Form und Weise."

Am Morgen übertrug Radio Nicolaíta auf AM-Frequenz zwei Stunden lang die "Andere Kampagne". Zu Beginn der Sendung verlas der Delegierte Null den Aufruf zum Vierten Nationalen Indigen@- Kongress, der zwei Tage zuvor in Nurío bekannt gegeben worden war. Auf diesem Kongress am kommenden 05.ten Mai werden sich Menschen aus ethnischen Gemeinschaften, Tribunalen, Stadteilen, Siedlungen, Gemeindekommunen, Organisationen; Intellektuelle und MigrantInnen treffen. Es geht um "den Wiederaufbau eines neuen Mexico, unter Einbeziehung aller Bereiche, auch der indigenen Völker (-Gemeinschaften )". Gegrüsst wurde auch der zapatistische, autonome caracol Zirahuén; sowie die Aspahltbahn kritisiert, mit der Hafen von Lázaro Cárdenas mit der us-amerikanschen Grenze verbunden werden soll. Marcos sandte einen Gruss an die MigrantInnen auf der anderen Seite der Grenze... " möglicherweise werden sie bald in ein anderes, besseres Mexiko zurückkehren können."."Der Vierte Weltkrieg ist in Mexiko auf der kriminellen Ebene angelangt."

Die gesamte Küste Michoacán´s soll in eine Erholungsgebiet für Reiche verwandelt werden, deshalb war Spaltung ein weiterer wichtiger Punkt, ebenso wie die Notwenigkeit, einen "indigenen Seperatismus" zu vermeiden und alle Kämpfe und Widerstandsformen (der Arbeiterschaft, studentisch, migrantisch, feministisch, "kindlich" etc. ) in ihrer Vielfältigkeit zu einen. "Es geht darum, uns das zu nehmen, was uins gehört: "Das Leben, die Erde."  http://chiapas.indymedia.org/display.php3?article_id=120778

aus "DIE ETHIK DES/DER COMPAñERO

Da ist nicht viel, worüber m@n besorgt sein muss. Der Prozess nimmt seinen Lauf. Wenn es scheint, dass wir schwach werden, ist es so, dass wir tatsächlich erstarken. Was wir erlebten wie einen Auf- uns -Zumrasch, ist dass die "Andere Kampagne" uns zu Optimisten werden lässt und uns mit Hoffnung erfüllt. Die Verantwortung ist enorm, die Dringlichkeit uneingeschränkt. Die Zeit hat uns unausweichlich eingeholt. Dennoch ist die Antwort einfach. Sie besteht in dem Kompromiss jedes/jeder Einzelnen mit sich selbst.

Ein Fluss ungeahnter Fülle hat sich gelöst. In ihm hat der Schmerz eine ungewöhnliche Kraft erlangt und sich in Hoffnung verwandelt. In diesem Strömen multipliziert sich auch die Anstrengung und alle, das Kollektiv, die Gemeinde.., werden wir zu einem Giganten. Wie Marcos in Quinta Roo es schon formulierte, als er über Comandanta Ramona sprach... die Fussabdrücke Aller haben bereits angefangen, Spuren im harten Fels zu hinterlassen. Die unauslöschliche Spur unseres Schritts, verschwistert in der "Anderen Kampagne".

Von der Iberischen Halbinsel an die "die Andere/ La Otra"  http://www.depeninsulaapeninsulalaotra.org

Weitere Berichte:
 http://www.gruppe-basta.de

und ( mehrsprachig )
 http://www.narconews.com/otroperiodismo/de.html



Feature-Artikel:
Die "Andere Kampagne" der Zapatistas läuft...
 http://de.indymedia.org/2006/03/142262.shtml
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Ergänzungen

Ein Dank...

MvdH 21.04.2006 - 19:57
...an dieser Stelle an die Autor(en?), die sich die (nicht unerhebliche) Mühe machen, regelmäßig über die andere Kampagne zu berichten.

Ich glaube, mach einer verkennt die Bedeutung der Vorgänge in Mexico. Der Kampf der Zapatistas ist nach meiner Einschätzung wesentlich bedeutender als fast alle europäischen Aktionen der Linken.

Man darf gespannt sein, wie sich die andere Kampagne noch entwickelt...

Allerdings würde ich mir eine Art Zwischenbericht wünschen, der die bereits bereisten Regionen und die Resultate der Gespräche mit den lokalen sozialen Bewegungen beinhaltet. Wär sicher ein gutes Stück Arbeit, ich weiß. Aber es würde sicher einige interessieren, was die Kampagne bis jetzt bewirkt hat.

Nochmal DANKE!