Ostern 2006 Potsdam - und das vor der WM

Peter-Christian Löwisch 19.04.2006 22:13 Themen: Antifa Antirassismus
Wegen der WM in 7 Wochen regt sich plötzlich die Öffentlichkeit und die Politik über den lebensbedrohenden Überfall auf einen Farbigen in Potsdam auf. Warum jetzt plötzlich?
Da wird in Potsdam ein Farbiger mit deutschem Pass fast zu Tode geprügelt. Nach aller Kenntnis des Vorfalls waren es Neonazis. Und plötzlich bekommt dieser Vorfall ein riesiges öffentliches Interesse.

Die Polizei in Potsdam richtet sehr schnell eine Sonderkommission ein, der brandenburgische Ministerpräsident und ehemaliger SPD Vorsitzender Platzek findet (wie er über die Medien verbreitet) diese Tat widerlich, Bundeskanzlerin Merkel abscheulich, die Kirche in Potsdam verurteilt die Tat, Passanten in Potsdam sind plötzlich sehr erschüttert (war das Opfer doch Deutscher – was wäre denn wenn er nicht Deutscher wäre?), die Medien berichten täglich darüber und der Bundesanwalt zieht die Ermittlungen an sich und auch der Bundesinnenminister Schäuble will die Aufklärung unterstützen.. Sogar ein Spendenkonto für die Familie wurde eingerichtet. Eine ganze Nation ist betroffen.

Warum plötzlich das Ganze. Hier wurde Herr Platzek deutlich. Kommt doch in sieben Wochen die Fußballweltmeisterschaft nach Deutschland und der Ruf Deutschlands würde dadurch nachträglich beschädigt. Nix mehr „Mit Freunden unter Freunden“. Ein Jugendlicher in Potsdam brachte es auf den Punkt, als er sagte, dass diese Tat kein Einzelfall wäre, das würde doch ständig in Potsdam passieren. Und Potsdam ist ja nun kein Einzelfall. Täglich werden in der BRD Menschen wegen ihrer Hautfarbe, Nationalität, Religion oder ihres anderen Aussehens beleidigt, diskriminiert, geschlagen. Und niemand machte bisher großes Aufhebens davon. Nun aber, da in Kürze der Fußball das öffentliche Leben bestimmen wird, wird um den Ruf gefürchtet. Und Fußball ist ein Millionengeschäft. Und nur darum wird gefürchtet. Um die Menschen dreht es sich sicher nicht.

Seit Jahren marschieren Neonazis durch die Städte der BRD, rechte Rockkonzerte finden regelmäßig statt, Neonazis machen Reklame für sich auf deutschen Schulhöfen, rechte Parteien finden immer mehr Anhänger in der Bundesrepublik. Allein zur letzten Bundestagswahl haben 664 Tausend Wähler mehr rechts gewählt. Das ergibt eine Anzahl von annährend 4 Millionen Rechtswähler. Und die bürgerlichen Parteien tun das, was sie seit Jahren tun. Durch ihre Politik werden rechte Inhalte zur offiziellen Meinung und teilweise zu Gesetzen. Stichworte wie Einbürgerungsfragebogen, Generalverdacht gegen Muslime und vieles mehr hat Ausländer (und sei es, dass sie nur so aussehen) zu den Sündenböcken der Gesellschaft gemacht. Flüchtlinge kommen ja nur, weil sie Sozialhilfe beziehen wollen, Migranten nehmen den Deutschen die Frauen und die Arbeitsplätze weg, ausländische Jugendliche sind per se kriminell und Muslime sind alle Terroristen.

Dass alles wird zum Zeitpunkt der Fußballweltmeisterschaft ausgesetzt, danach kann es weitergehen wie bisher.

Unter diesen Voraussetzungen kann die allgemeine öffentliche Empörung wegen des Potsdamers Anschlages auf das Leben des Farbigen nicht mehr ernst genommen werden.
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Ergänzungen

4Millionen gegen 78,5 Millionen

Hase 20.04.2006 - 08:31
Wenn es 4 Millionen "Rechtswähler" gibt dann gibt es auch 78,5 Millionen nicht"Rechtswähler". Von daher finde ich den Artikel ein bischen infantil und unreflektiert.Für 95% der Menschen ist die Welt halt nicht schwarz-weiß.
4 Millionen "Rechtswähler" sind nicht zu verharmlosen-sind aber auch nicht mehr verwirrte Seelen als in jedem anderen Land.Damit machst Du genau dass, was du den "Bürgerlichen Medien" vorwirfst.Wenn ein Moslem sich in die Luft sprengt sind alle Moslems Terroristen.Wenn eine handvoll degenerierter Nazis
eine Farbigen überfallen sind alle Deutschen per se Nazis.
Der Artikel ist eine einzige Mutmaßung-keine Beweise, keine Fakten!
Bildzeitungsniveau!!!!

hmm

Antikapitalist 20.04.2006 - 09:10
da gerade einmal ca. 60 Millionen Bürger in der BRD wahlberechtigt sind, davon ca. 80 % gewählt haben, ist es unwahrscheinlich, dass 4 Millionen "rechts" gewählt haben.
Aber Recht muss ich ihm in der Ansicht geben, dass dies Bildniveau ist, Keine Fakten, keine Beweise oder Ähnliches, und dies dann als Beweise abstempeln wollen.
Wir sollten abwarten, es wird sich sicherlich noch was herausstellen.

Betrifft Videoclip

Ich 20.04.2006 - 14:07
Der Video-Clip beruht eigentlich auf nem Gedicht von Malcolm X.

Zweitstimmen

bundeswahlleiter.de 20.04.2006 - 16:56
Endgültiges Ergebnis der Bundestagswahl 2005

 http://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahl2005/ergebnisse/bundesergebnisse/b_tabelle_99.html


Zweitstimmen

NPD 748.568
REP 266.101

Nur Schönbohm will noch nicht so recht an...

Meier mit y 20.04.2006 - 17:33
...eine rassistisch motivierte Tat glauben.

 http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10691211/62249/

Quintessenz!

na, ich 20.04.2006 - 18:22
Der Artikel hat doch ne klare Quintessenz- Medieninteresse ist jetzt vorhanden wegen der WM. Und der Generalbundesanwalt hat in den vergangenen Jahren nunmal wirklich nicht ständig sich drum gerissen, derartige Übergriffe zu verfolgen. Und die gleichen Menschen, die Ostermontag relativ unbehelligt demonstrieren konnten werden übermorgen schon wieder als "Gewalttäter" von den Medien verunglimpft.
Die Frage, ob jetzt eine oder vier Millionen Menschen rechtsextrem gewählt haben, ist ja recht unerheblich. Schließlich haben bürgerliche Parteien das Grundrecht auf Asyl faktisch abgeschafft. Und damit den feigen Schlägern eine mentale Brücke gebaut: Wenn sie behaupten, es gäbe maßgebliche Unterschiede zwischen politischen und wirtschaftlichen Motivationen zur Flucht, unterschlagen sie, WER die Macht ökonomisch auf der Welt hat- EU und USA( noch, zumindest).Erschossen oder verhungert oder an einem Zwölf- Stunden- Arbeitstag im Bergwerk verunglückt- tot ist halt irgendwie immer tot, daher flüchten die Menschen.
Nun war das Opfer ein Afro- Deutscher. Ein "gut integrierter", wie darwinistisch geprägte Menschen sagen würden. Seine Hautfarbe hat ihn als vermeintlich "fremd" gekennzeichnet. Ein Deutscher(Staatsbürger) äthiopischer Abstammung. Ein gewisser "Armin" der hier postet, weiß nicht, was das ist und macht sich darüber auch noch lustig.
Und ein "wen juckts" meint, der Rassismus Nichtdeutscher oder eingewanderter Menschen mit nichtdeutscher Abstammung gegenüber Weissen Menschen sei "genauso" zu verurteilen wie der herrschende Rassismus. Klar, Leute die von "Scheißdeutschen" rumlabern, nerven mich auch- aber ich kann beruhigt feststellen, bloß drei bis fünf Millionen andersstämmige Rassisten gegen mich zu haben, der afrikanisch- oder Türkischstämmige dagegen hat 70 Millionen" potentielle GegnerInnen". Beides gleich schlimm? Ach ja, ich bin übrigens "deutsch". Angehörige einer Wahnsinnsnation.
Mein Fazit hier: Sollte die Reaktion der Fahndungsbehörden sich in die hier beobachtete Richtung korrigieren, es wäre neu. Bis jetzt haben sie die Opfer allzuoft verhöhnt. Und die Superchecker wie "wen juckts" und "Armin"- braucht ihr ne Schulung? Oder solltet ihr stumpf zensiert werden? Ich könnte kotzen, wenn ich sowas lese!
Deutschland abschalten!

Mitschnitt der Tätestimmen

Helping 20.04.2006 - 18:25
Hier kann man sich die letzten Worte anhöhren, bevor die Faschos zuschlugen:  http://www.internetwache.de/fm/85/PotsdamOb.mp3
<- Vielleicht hilfts ja die Täter anhand der Stimme zu erkennen...

@Die Welt zu Gast bei Rassisten

Da liegst Du falsch 22.04.2006 - 14:11
Wer einen deutschen Pass hat, ist längst kein Deutscher!

Hierzu das Innenministerium:
"Nachweis (Staatsangehörigkeitsurkunden)
Die deutsche Staatsangehörigkeit kann durch eine Staatsangehörigkeitsurkunde (Staatsangehörigkeitsausweis) glaubhaft gemacht werden. Sie wird auf Antrag von der Staatsangehörigkeitsbehörde ausgestellt. Der Bundespersonalausweis oder der deutsche Reisepass sind kein Nachweis über den Besitz der deutschen Staatsangehörigkeit. Sie begründen lediglich die Vermutung, dass der Ausweisinhaber die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt.

Der Antrag auf eine Staatsangehörigkeitsurkunde ist bei der Staatsangehörigkeitsbehörde (Kreisverwaltungsbehörde) einzureichen. Den Antragsvordruck gibt es bei der Kreisverwaltungsbehörde (Landratsamt, kreisfreie Stadt). Im Antrag sind die persönlichen Daten des Antragstellers und seiner Vorfahren bis zum Jahr 1938 zurück darzulegen. Der Besitz der deutschen Staatsangehörigkeit wird dem Antragsteller bestätigt, wenn er nachweist oder zumindest glaubhaft macht, dass er und ggf. die Personen, von denen er seine Staatsangehörigkeit ableitet, spätestens seit dem 01.01.1938 von deutschen Stellen als deutsche Staatsangehörige (Deutsche) behandelt wurden. Das bedeutet, dass der Antragsteller zunächst seine Abstammungsverhältnisse nachweisen muss. Hierzu ist regelmäßig seine Geburtsurkunde und ggf. Heiratsurkunde erforderlich. Darüber hinaus kommt auch die Vorlage einer Heiratsurkunde der Eltern und gegebenenfalls deren Scheidungsurteil in Betracht. Weitere Personenstandsurkunden kann die Staatsangehörigkeitsbehörde bei Bedarf nachfordern. "
 http://www.innenministerium.bayern.de/buerger/staat/staatsangehoerigkeit/detail/05788/

Und ab nach unten damit :)

['solid] fordert Rücktritt von Schäuble

Steiph 22.04.2006 - 23:53
Presseerklärung

['solid] fordert den sofortigen Rücktritt von Innenminister Schäuble

... für seine menschenverachtenden Äußerungen über den Mordversuch zweier Neonazis in Potsdam. Heute erklärte Innenminister Schäuble zu dem eindeutig rechtsextremen Vorfall, dass auch "blonde und blauäugige" Opfer von Ausländer angriffen werden würden. Solche Worte zeugen nicht nur von Ignozanz gegenüber dem rechten Terror, der seit Anfang der neunziger Jahre mehreren hundert Menschen das Leben gekostet hat, sie beweisen wiedermal, dass neonazistische Logiken in der Mitte der Gesellschaft zu finden sind, dort wo sie auch geboren werden.

Von Doppelpass- und Unterschriftenkampagnen, über "Kinder statt Inder" bis hin zu Interviews für neonazistische Zeitungen und der aktiven Teilnahme an offen rechtsextremen Veranstaltungen reicht die Kette von CDU/CSU Aktivitäten. Solche Äußerungen sind da bei weitem nicht die Spitze des Eisberges. "Die dummdreisten Versuche von Politikern und "Repräsentanten" der deutschen Gesellschaft die Aufmerksamkeit der Menschen von ihrer menschenverachtenden Politik auf Minderheiten zu lenken, und immer wieder die nationale "Schicksalsgemeinschaft" zu beschwören, haben wir entgültig satt. Äußerungen wie die von Herrn Schäuble sind eine Beleidigung für die Opfer nazistischer Gewalt und können in einem nur Ekel und Verachtung auslösen" erklärt ['solid] Bundessprecher Marco Heinig.

Man solle die Täter nicht vorschnell verurteilen, warnte Schäuble. Genau diese Mentaltität der Verharmlosung von neonazistischem Terror führt dazu, dass die meisten Taten mit einem solchem Hintergrund nicht in die Statistik aufgenommen werden. Die Dunkelziffer der Opfer rechter Gewalt muß die offizille um ein vielfaches übersteigen. "Nicht alle Übergriffe sind von rechten Parolen begleitet und bei den meisten gibt es keine Zeugen" bemerkt Marco Heinig. Dies aber ist nötig, um die Taten der rechten Szene zuzuordnen, der Hintergrund der Täter reicht dafür nicht aus. Bei dem Mordveruch in Potsdam sind allerdings rassistische Parolen auf der Mailbox der Frau des Opfers hörbar.

Wir rufen alle Menschen auf, sich gegen den rechten Terror zu wehren, gegen menschverachtendes Gedankengut und Deutschtümelei!

Erinnern...

hättstegern 25.04.2006 - 12:55
...wir uns doch mal an den geplanten Aufmarsch der Faschos in Potsdam letztes Jahr. Noch gar nicht so lange her, aber schon fast vergessen.
Dieser konnte zum Glück durch das Engagement der Potsdamer Bürger sowie zahlreicher Antifas verhindert werden. Da fuhren die doch einfach nach Berlin und liefen da. Das war aber einem Großteil der Potsdamer dann auch egal, denn so solidarisch ist man dann doch nicht. Hauptsache das Heimatkaff bleibt "bunt statt braun", wa?
Und jetzt so tun, als hätte es in Potsdam sowas nie gegeben! Potsdam hat eine recht bekannte Anti-Antifa-Gruppe vorzuweisen, die mit anderen rechten Gruppen in Berlin-Brandenburg vernetzt ist.
Faschos sind einfach nun mal überall, und es sollten nicht immer nur die Übergriffe auf Nichtdeutsche oder Schwarze zu den Übergriffen seitens der Fuckos gezählt werden, sondern auch die auf Obdachlose, Behinderte, Punker/anders Aussehende etc.. Da käme auch noch einiges zusammen.
Der Artikel ist definitiv nicht auf "Bild-Niveau" verfasst, sondern beschreibt die Zustände recht treffend.
Vielleicht ist ab und zu einfach nicht die Zeit vorhanden, alles hieb- und stichfest zu belegen mit Daten und Quellen etc..
Aber einfach mal selber die Augen aufmachen!!!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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aha... — Herr Paschulke

@ mein name — unwissender

@irgendwer — nachfrager

Die Welt zu Gast bei Rassisten — falscher Richtigsteller

Aha — Medienkritiker