Wagenplatz in Wuppertal besetzt

Riss + Lücke 19.04.2006 21:08 Themen: Freiräume
Am Freitag den 14.04.2006 hat eine Gruppe von Menschen die seit Jahren ungenutzte Fläche am Mirker Bahnhof besetzt. Sie wollen dort ein alternatives und politisches Wohn- und Lebensprojekt unter dem Namen "Riss + Lücke" aufbauen und in dieser flexiblen Wohnform neue Wege des Zusammenlebens im Kollektiv leben.
In dieser Gesellschaft werden Menschen wie Arbeitslose, Hartz IV-EmpfängerInnen, RentnerInnen, MigrantInnen, Homosexuelle u.s.w. durch die herrschenden Verhältnisse ausgegrenzt und vereinzelt. Dies geschieht durch die kapitalistische Verwertungslogik, die Normung auf Geschlecht, Leistungsfähigkeit, etc, die nötig ist, um eben diese Verhältnisse aufrecht zu erhalten.
Deshalb wollen die BesetzerInnen dem ein Leben in der Gemeinschaft entgegensetzen. Es soll ein für jedeN zugänglicher Raum entstehen, unabhängig von Alter, Geschlecht, sexueller Ausrichtung, oder Herkunft.

Auch sehen sich diese Menschen mehr und mehr von der Prekarität und Perspektivlosigkeit (Studiengebühren, Ausbildungsplatzmangel, Mangel an frei zugänglicher Kultur und Bildung, etc.) bedroht.
Auf dem Wagenplatz soll Kultur für alle jenseits des gesellschaftlichen Mainstream (wie z.B. politische Veranstaltungen, Workshops, Konzerte, etc.) selbstverwaltet organisiert werden, nicht nur zum Konsumieren, sondern zum aktiv Mitgestalten durch jedeN.

Wir würden uns über viele Unterstützer und Interessierte freuen.
Mehr Infos unter:
www.riss-und-luecke.tk

Das Projekt "Riss + Lücke" fordert dieses ungenutzte Gelände für ein Wohn-, Arbeits- und Lebensprojekt zur freien Verfügung gestellt zu bekommen.

Für mehr Bauwagenplätze!
Schluss mit Verwertbarkeit, her mit dem Leben!


Die BewohnerInnen des Projekts "Riss + Lücke"



Was bisher geschah

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurde der Platz am Mirker Bahnhof, ein seit 15 Jahren ungenutztes Bahnhofsgelände in der Wuppertaler Nordstadt, ohne nennenswerte Zwischenfälle gegen 3:00 Uhr morgens besetzt. Der erste Kontakt zu Leuten aus der Nachbarschaft erfolgte recht schnell und war durchweg positiv. Gegen Mittag gab es dann den ersten Besuch von einer Polizeistreife. Aber auch dieses Gespräch verlief unproblematisch. Nach Fragen, ob wir dort campen würden etc., stellte sich heraus, dass sie von einem Nachbarn gerufen worden waren. Da es sich um Bahngelände handelt, sahen die Streifenpolizisten keinen Grund weitere Schritte einzuleiten. Nach einer Personalienfeststellung verschwanden diese wieder. Auch der Fabrikbesitzer, dessen Fabrik an den Platz angrenzt, und der die Polizei am Morgen gerufen hatte, zeigte sich nach einem Gespräch positiv beeindruckt.
Am Samstag wurden zwei mutmaßliche Bahnbedienstete in der Nähe des Platzes gesehen, welche vermutlich mit der Zentrale telefonierten, allerdings hat zu diesen kein Kontakt stattgefunden. Seitdem ist von Seiten der Stadt oder der Bahn alles ruhig geblieben.
Sonntagabend fand ein Filmabend mit ca. 40 Besuchern statt und am Montag Nachmittag wurden UnterstützerInnen und NachbarInnen zum gemütlichen Kaffeetrinken mit Waffeln eingeladen. Am Dienstag; dem ersten Werktag nach der Besetzung, suchten die Bewohner mehrfach ersten Kontakt mit der Bahn, um über eine Nutzung des Geländes zu verhandeln. Allerdings gelang es bislang nicht eine zuständige Person zu sprechen.

Heute Abend, Mittwoch 19.04.06, findet auf dem Platz eine Filmvorführung statt: Gezeigt wird unter anderem ein Film über Bauwagenleben.
Für Freitagnachmittag um 17:00 sind Workshops angesetzt, Openspace Diskussionen (Thema: Libertäres Handeln in einer kapitalistischen Umwelt), Jonglage, Haarefärben, ect. Weiteres Programm wird folgen. Wer will, kann Schlafsachen mitbringen, Schlafraum gibt's genug.
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Ergänzungen

tolle lage

monster 22.04.2006 - 22:04
hey is ne tolle lage und ich denke die leude würden sich über jeden besuch freuen von eurer seite und wenner noch zeuch zuhause habt dasser endbehren könnt packtet ein und tragtet rann!

Super Presse

Riss und Lücke 23.04.2006 - 21:24

Das schrieb die WZ zu Samstag.


WUPPERTAL

So sieht alternatives Wohnen aus: Die Bewohner von "Riss und Lücke" heißen jeden am Mirker Bahnhof willkommen. (Foto: Uwe Schinkel)
Wohn-Alternative am Mirker Bahnhof?


Freundliche junge Menschen in Bauwagen haben sich auf Bahngelände niedergelassen.

Wuppertal. Wenn Michel (22) von "dem Projekt" spricht, dann leuchten seine Augen. "Jetzt am Anfang gibt es natürlich noch einiges zu organisieren. Aber wir haben eine Menge vor", sagt er. "Wir" das sind zehn junge Leute, die sich gerade mit dem "alternativen Wohnund Lebensprojekt Riss und Lücke" ihren Lebenstraum erfüllen. Auf dem brach liegenden Gelände hinter dem Mirker Bahnhof haben sie eine Wagenburg errichtet. Ein Halbkreis aus drei ausrangierten Bauwagen macht den Anfang, in der Mitte stehen ein paar Stühle um einen selbst gebauten Tisch, daneben ein altes Ölfass und ein Dixi-Klo. "Das haben wir gemietet", erklärt Michel. "Wegen der Hygiene", ergänzt Jonas (21).
Es ist nicht nur das Dixi-Klo so ganz wollen die jungen Leute nicht in das Klischee passen, das man mit Wagenburgen von Aussteigern verbindet. Am Osterwochenende haben sie Handzettel in die Briefkästen der Häuser an der Mirker Straße geworfen, um sich ihren Nachbarn vorzustellen und um Verständnis gebeten, sollte es durch "kleinere Einrichtungsarbeiten mal etwas lauter werden". "Wir haben die Nachbarn zu Kaffee und Waffeln eingeladen", berichtet eine junge Dame im Punk-Outfit, "und es sind einige gekommen."

Ohnehin, sagen die jungen Leute, sei die Resonanz bisher durchweg positiv. Das Brachland hinter dem Mirker Bahnhof ist für die Anwohner der nördlichen Nordstadt ein beliebter Ort, um Hunde auszuführen. Mit Spaziergängern, die erstaunt an der neuen Siedlung vorbei kommen, suchen die Bauwagen-Bewohner das Gespräch. "Viele kommen regelmäßig", sagen sie.

Seit einem dreiviertel Jahr hat die Gruppe den "Dorfbau" geplant, ein geeignetes Gelände gesucht, die Bauwagen von Freunden organisiert oder gekauft und einen Stromgenerator angeschafft. "Wir kennen uns alle schon seit Jahren, sind befreundet", sagen sie. Trotzdem sollen die Wagen nur ein Anfang sein. Einen Gemeinschaftswagen gibt es schon, den haben sie mit einer Sitzecke möbliert, ein Ofen der fest zur Ausstattung gehört soll im Winter als Heizung dienen.

Aber erstmal findet das Leben draußen statt. Geplant ist auch ein alternatives Kulturangebot. Denn ein "Mangel an frei zugänglicher Kultur und Bildung" ist einer der Kritikpunkte, dem die Zehn etwas entgegensetzen wollen. Mit Hilfe des Generators und einem Bauwagen als Leinwand haben sie schon zwei Filmabende veranstaltet. "Wir wollen auch Jonglage-Workshops machen oder einen Kräutergarten anlegen", sagt Michel.

Ob das im Sinne des Gelände-Eigentümers, der Deutschen Bahn, ist, wissen sie nicht. Man habe versucht, mit der Bahn in Verhandlungen zu treten, jedoch keine Stelle erreicht, die sich zuständig fühlte, heißt es. "Aber das Gelände liegt seit 15 Jahren brach, und wir machen es nutzbar", erklärt Jonas. Daher auch der Projektname. "Wir wollen Risse und Lücken wieder bewohnbar machen." Außerdem schrecke ihre Anwesenheit illegale Müllablader ab. Ein Privatauto, das spätabends vollbeladen mit blauen Müllsäcken vorgefahren sei, habe wieder umgedreht, berichten sie.

Ebenso wie die Polizei. Die habe in den ersten Tagen mal mit einem Streifenwagen nach dem Rechten gesehen und die Wagenburgler dann gewähren lassen. Dass ihr "Dorf" rechtlich nicht eben auf sicheren Beinen steht, wissen sie. "Es gibt ein uraltes Gesetz, das Leben in einem Wohnwagen verbietet", erklärt Michel. Deshalb haben sie alle noch ihre bisherigen Wohnsitze bei den Eltern oder in WGs behalten "und weil wir hier noch keine Dusche haben", sagt die junge Frau, die ungenannt bleiben möchte.

Wovon sie leben? "Wir sind hauptsächlich Schüler und Studenten, jobben nebenbei", erklären heußt es aus dem Kresi der Alternativen. "Bei einigen wird die Schulmaßnahme finanziert", ergänzt Jonas.

Im Moment geht die Aufmerksamkeit größtenteils jedoch in den Aufbau des "Bauwagenkollektivs". "Wir fanden unser Leben bis jetzt nicht so cool", benennt Michel die Motivation für "Riss und Lücke". "Und außerdem", sagt er dann, "wo hat man schon 2000 Quadratmeter Natur, wenn man aus dem Haus kommt?"

Räumung

CP 02.05.2006 - 18:06
Räumung steht bevor... Zum wochenende hin haben die bullen die Räumung des geländes beantragt... Die BewohnerInnen des Platzes können jede Unterstützung gebrauchen... also liebe leutz helft Riss und Lücke...
Die Bekanntmachung kam heute vormittag...

Weitere Infos folgen...

Nochmal die Site zum erkundigen...

www.riss-und-luecke.tk

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Super Sache — Progressiv

Movement — Anarchist

her mit dem schönen leben — baggerseepirat

Wagenplätze machen glücklich — Schönes Ding