Spanien: Streik bei MERCADONA in Sant Sadurní
Eine Betriebsgruppe gründet sich
Anfang 2006 bat eine Gruppe von ArbeiterInnen aus dem Mercadona-Logistikzentrum Sant Sadurní die CNT in Barcelona um Unterstützung angesichts einer Vielzahl von Schikanen durch das Management. Sie berichteten von extremer Ausbeutung und von rassistischen Übergriffen. Ganz besonders betroffen von den fremdenfeindlichen Schikanen seien die im Logistikzentrum beschäftigten PackerInnen, von denen viele MigrantInnen aus Schwarzafrika und Lateinamerika sind. Die beiden bislang im Betrieb vertretenen Gewerkschaften unternehmen gegen die Mißstände nichts - kein Wunder, denn sie bestehen lediglich aus den Gewerkschaftsdelegierten selbst, die teilweise selbst Leitungsfunktionen in der Firma ausüben. Als im Zuge der Diskussionen den ArbeiterInnen klar wurde, dass sie nur organisiert etwas an ihrer Situation ändern können, traten viele von ihnen der CNT bei. Diese wurde auf diese Weise schnell zur größten Gewerkschaft im Zentrum und ist zwischenzeitlich in praktisch allen Schichten und Teilbetrieben des riesigen Komplexes von über 2.000 Beschäftigten vertreten.
Repression durch die FirmenleitungDie Repression durch das Management ließ nicht lange auf sich warten. Zunächst setzte es alle Hebel in Bewegung um zu verhindern, dass sich weitere ArbeiterInnen der CNT anschlossen. Als das nichts nützte und sich abzeichnete, dass es in Kürze zu einer größeren Auseinandersetzung wegen der ständigen Übergriffe und der Schikanen kommen würde, änderte die Firmenleitung ihre Taktik. Unter einem Vorwand setzte sie die Lohnzahlung für den Sekretär der CNT-Betriebsgruppe um sieben Tage aus und kündigte gleich darauf vier Aktivisten der CNT.
StreikKurz darauf, Anfang März, schicken 57 ArbeiterInnen aus der Sektion für Be- und Entladungen ein von allen namentlich unterschriebenes Fax an die Firmenleitung, in der sie ankündigten, in den nächsten Tagen ausführliche und detaillierte Berichte über die Schikanen zu veröffentlichen. In dem Fax wurde außerdem von der Firmenleitung gefordert, dass diese unverzüglich in Verhandlungen über die vollständige Rücknahme der Kündigungen und Sanktionen eintreten solle. Als eine Reaktion ausbleibt, beschließt eine Versammlung von 400 ArbeiterInnen in den Streik zu treten. Gefordert wird besserer Arbeitsschutz und die Ausgabe von Arbeitsschutzgerät, ein sofortiges Ende der ständigen Übergriffe und Schikanen, die Wiedereinstellung der entlassenen Gewerkschafter und eine Lohnerhöhung. Als Streikbeginn wird der 23. März, beginnend mit der Frühschicht festgesetzt, außerdem wählt die Versammlung ein Streikkomitee, das sich aus CNT-Mitgliedern zusammensetzt. Der Streik soll zunächst auf 10 Tage befristet sein. Für den Fall, dass das Management den Forderungen bis dahin nicht nachkommt, beschließt die Versammlung einen zweiten, dann unbefristeten Streik.
Der Streik beginnt wie geplant und eskaliert sofort, weil ein größeres Kontigent Guardia Civil (Staatspolizei) in trauter Einigkeit mit dem privaten Wachschutz von Mercadona verhindern will, dass die Streikenden - was ihnen rechtlich eigentlich zusteht - ihre KollegInnen informieren können. Als die Polizei die Streikposten abzudrängen versucht, kommt es zu Rangeleien und einigen leichteren Verletzungen auf Seiten der ArbeiterInnen. In den nächsten Tagen versetzt die Konzernleitung Beschäftigte aus anderen Logistikzentren in Spanien nach Barcelona um sie als Streikbrecher einzusetzen. Da die Streikbrecher in Firmenbussen von Barcelona zum Logistikzentrum gekarrt und von der Polizei durchgeschleust werden, verteilen die Streikenden in den nächsten Tagen vor der Abfahrt der Busse in Barcelona Flugblätter. Gleichzeitig rollt die Welle der Unterstützungsaktionen an. Wie bei Kämpfen anarcho-syndikalistischer Gewerkschaften bewährt, wird der Konflikt schnellstmöglich ausgedehnt und durch eine Imageschädigungs-Kampagne ergänzt. Überall in Spanien finden derzeit Aktionen in Mercadona-Filialen statt, die über die miserablen Bedingungen im Logistikzentrum von Barcelona und bei Mercadona ganz allgemein informieren. Eine Boykott-Kampagne gegen Mercadona wurde zwischenzeitlich ebenfalls organisiert. Zur Unterstützung des Streiks finden inzwischen nahezu täglich Demonstrationen und Kundgebungen in der Innenstadt Barcelonas statt, bei denen auch schon einmal der Verkehr kurzfristig zum Stillstand kommt.
Unterstützt die Widerstandskasse!Nachdem die Firmenleitung den Forderungen der Streikenden nicht nachgekommen ist, begann am 4. April der unbefristete Streik. Nun wird Solidarität noch aus einem anderen Grund wichtig. Wie die meisten anarcho-syndikalistischen Gewerkschaften unterhält auch die CNT keine permanenten Streikkassen. Wenn es darauf ankommt, können die Streikenden staatdessen mit der Solidarität ihrer GenossInnen rechnen. Aufgrund der großen Zahl der ArbeiterInnen und der Bedeutung des Streiks ruft die CNT zwischenzeitlich auch international zu Spendensammlungen für die Streikenden auf.
Die FAU hat zu diesem Zweck ein Konto eingerichtet, von dem aus wir wöchentlich die Spenden gesammelt an die Streikenden überweisen. Bitte überweist eure privaten Spenden, Überschüsse aus Konzerten, Veranstaltungen, Solidiscos oder was euch sonst noch einfällt an:
FAUKonto 96152201
Postbank Hamburg
(BLZ 20010020)
Stichwort "Mercadona Streik"
Den Spendenstand werden wir auf www.fau.org dokumentieren. Wer nicht möchte, dass sein Namenskürzel dort veröffentlicht wird, schreibe bitte "N.N." mit in den Verwendungszweck der Überweisung. Auf unserer Website haben wir auch eine Sonderseite eingerichtet, auf der euch über den weiteren Verlauf des Streiks informieren werden.
Weiterführende Infos:- Sonderseite auf www.fau.org zum Streik bei Mercadona.
- Sonderseite der CNT [spanisch]
- CNT Lokalföderation Barcelona [spanisch]
- Forum zu Mercadona [spanisch]
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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