Südthüringen: Nazigewalt ist Alltag

Antifaschistische Gruppe Südthüringen [AGST] 15.04.2006 21:14 Themen: Antifa
Etwa ein Monat ist vergangen, seitdem drei Neonazis in Arnstadt einen jungen Mensch aus Südafrika brutal zusammenschlugen und der Mann kurz darauf die Stadt verließ. Am Donnerstag, dem 13. April griffen erneut drei Neonazis zwei Nicht-deutsche in Arnstadt auf offener Straße an.
... mit Bierflaschen beworfen
Zwei junge Menschen aus Sierra Leone wurden in Arnstadt von einem 27-jähringen und zwei 25-jähringen Männern angegriffen und beleidigt. Als die zwei Nicht-deutschen die Rudolstädter Straße durchquerten bewarfen sie die Täter mit Bierflaschen, bedrohten und beschimpften sie. Die Opfer rannten Schutz suchend in einen Edeka-Markt. Nach Presseberichten blieben beide glücklicherweise unverletzt. Polizei und Presse sprechen den Tätern groteskerweise ihre politische Motivation ab. Die Presse berichtet völlig abstrus die Täter hätten den Opfern vorgeworfen Straftaten zu begehen und haben aus diesem Wissen heraus ihre Opfer bedroht.
Die am Tatort eintreffende Polizei nahm die alkoholisierten Täter fest. O-Ton: "Die Ermittlungen laufen."

Übergriff ist kein Einzelfall in Arnstadt
Die Nazigewalt am vergangenen Donnerstag ist in Arnstadt kein Einzelfall. Der rassistische Übergriff ist in eine Reihe zu stellen mit unzähligen Gewalttaten durch Neonazis auf MigrantInnen und Linke in Arnstadt. So auch vor ca. einem Monat als am 11. März drei Neonazis einen Mann aus Südafrika auf offener Straße angriffen und verletzten. Die Täter, welche "Scheiß Schwarzer" riefen, konnten flüchten. Auch die rassistischen Beschimpfungen reichten der Polizei hier vorerst nicht um einen ausländerfeindlichen Hintergrund der Tat zu konstatieren. Das Opfer verließ indes die Stadt. Seine Vorurteile nach Ostdeutschland zu kommen bestätigten sich.

Der Arnstädter Bürgermeister Hans-Christian Köllmer verleugnet das rassistische Klima der Stadt. Auf die Frage warum er sich nicht eindeutig gegen den erstarkenden Rechtsextremismus in Arnstadt positioniert, antwortet Köllmer immer wieder mit relativierenden Vergleichen. Setzt engagierte AntifaschistInnen mit den Neonazis gleich und drückt sich um eine eindeutige Antwort. Dass es uns nicht verwundert, dass Köllmer, welcher Österreichs Rechtsaußen Jörg Haider zu seinen Freunden zählt, behauptet Arnstadt habe kein Problem mit Neonazis möchten wir hier noch mal feststellen.
--> Mehr Infos zum rassistischen Übergriff am 11. März

Klima der Angst in Südthüringen
Arnstadt bildet im südthüringischen Gesamtbild keine Ausnahme. Naziübergriffe auf MigrantInnen und Menschen mit politisch-linkem Hintergrund sind hier Alltag. Nur die wenigsten Fälle werden bekannt. Ein Bruchteil dringt an die Öffentlichkeit. Die einzige "renommierte" Tageszeitung, das "Freie Wort" berichtet wenig bis gar nichts über das, was vielen Menschen das Leben in Südthüringen unerträglich macht.

In der nahen Vergangenheit kam es in Suhl und Umgebung mehrfach zu schweren Angriffen durch RechtsextremistInnen.
In der Nacht zum 4. März griffen etwa 7 Neonazis zwei Punks am Suhler Kaufhof an und schlugen diese brutal zusammen. ZeugInnen wie auch der SNG (Suhler Nahverkehrsgesellschaft) Busfahrer griffen nicht ein.
--> Mehr Infos zum Naziübergriff am 3./4. März

Nur ein Abend später am Samstagabend, dem 4. März 2006 wurde eines der zwei Opfer vom Vorabend wiederholt in Zella-Mehlis an einer Bushaltestelle von einem Rechtsextremisten aus Suhl angegriffen und brutal zusammengeschlagen. Auch eine weitere Person wurde bei dem Versuch zu helfen in Mitleidenschaft gezogen. Auch hier setzte der Busfahrer die Fahrt fort. Der Angegriffene erlitt Prellungen, Platzwunden, sowie einen Nasenbruch.
--> Mehr Infos zum Übergriff am Abend des 4. März

In der unmittelbaren Vergangenheit kam es in Suhl oftmals zu brutalen Übergriffen auf Punks, Alternative und vermeintliche Linke. In der Nacht zum 23. Dezember wurden vor der Gaststätte "Ziegenberger Bierstübchen" im Suhler Stadtteil Nord zwei alternative Jugendliche von über 6 RechtsextremistInnen mitleidslos verprügelt. Die Opfer mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Nur 6 Tage später wurden zwei linke Jugendliche von 3 Neonazis vor einer Suhler Kneipe zusammengeschlagen. Ca. 25 PassantInnen und BesucherInnen der Gaststätte schauten regungslos zu. Schon über den gesamten Abend versammelten bis zu 20 Neonazis in der Kneipe und beschimpften politisch-links anmutende Menschen.
Aus all den genannten Städten sind auch vorher schon zahlreiche Übergriffe dokumentiert und teils veröffentlicht wurden. Die regionale Presse berichtete jedoch in den seltensten Fällen. Polizei ist weder zum Schutz vor Ort noch kümmert sie sich um die Opfer. ZeugInnen griffen weder ein, noch machten sie Aussagen um den Opfern zu helfen.

Auch in Ilmenau ereignete sich am Abend des 4. März ein Naziübergriff. Mehrere Neonazis griffen am Ilmenauer Apothekerbrunnen, dem Ort wo wenige Stunden zuvor eine Nazikundgebung stattfand, zwei Punks an. Ein Opfer wurde so schwer verletzt, dass es von Rettungskräften nach Suhl ins Krankenhaus gebracht wurde.
Ein weiteres Beispiel für die aggressive Thüringer Neonaziszene ist das nahe Ilmenau gelegene Langewiesen. Hier unterwanderten Neonazis einen Jugendclub und verüben immer wieder Angriffe auf die alternative Szene der Kleinstadt. Wiederholt wurde die Garage, eine alternative Location durch Neonazis angegriffen und verwüstet. Neonazis harmonieren hier mit einem rechts offenen Bikerclub und den zuständigen Jugendleitern- und förderern.

Resümee
Gewalt durch Neonazis in Südthüringen ist Alltag. Eine aufklärerische Presse und Zivilgesellschaft gibt es nicht oder nur geringfügig und in Ansätzen. Politik und Polizei bagatellisiert oder negiert rassistische Übergriffe und das Erstarken neonazistischer Strukturen. Bei dieser prekären Situation bleibt das Erkämpfen und Erhalten antifaschistischer Strukturen unerlässlich.

In diesem Sinne:
Den antifaschistischen Widerstand organisieren!
Nazistrukturen angreifen!
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Ergänzungen

Presse zum jüngsten Übergriff in Arnstadt

Lokalgazette und Monopol dazu... 16.04.2006 - 13:42
Erneut Ausländer angegriffen

Gut einen Monat nach dem Überfall auf einen jungen Südafrikaner wurden in Arnstadt wieder Ausländer mit dunkler Hautfarbe bedroht. Sie mussten flüchten.

ARNSTADT (ak). Es war Donnerstagabend kurz vor 19 Uhr, mancher erledigte noch die letzten Einkäufe vor Ostern. Da wurde die Polizeiinspektion Arnstadt-Ilmenau informiert, dass drei junge Männer in Arnstadt in Höhe des Edeka-Marktes in der Rudolstädter Straße zwei Ausländer mit dunkler Hautfarbe angegriffen hatten. Die eintreffenden Polizeibeamten stellten fest, dass die 27 und 20 Jahre alten Männer aus Sierra Leone beleidigt worden waren. Bei den Tätern handelt es sich um zwei 25-jährige und einen 27-jährigen Arnstädter. Im Verlaufe der Beleidigungen und Bedrohungen hatten die Täter auch Bierflaschen in Richtung der beiden Männer geworfen, die in den Edeka-Markt flüchteten und Schutz suchten. Zum Glück wurde niemand verletzt. „Die verbalen Äußerungen der Täter sind nach bisherigen Erkenntnissen nicht als politisch motivierte Äußerungen zu bewerten", so heißt es in einer gestrigen Pressemitteilung der Polizeidirektion Gotha. Vielmehr sei den Geschädigten vorgeworfen worden, Straftaten zu begehen und aus diesem „Wissen" heraus wurden gegen die beiden Afrikaner Bedrohungen ausgesprochen.
Die Täter konnten auf Grund ihres Alkoholkonsums noch nicht befragt und polizeilich vernommen werden. Die Ermittlungen zum Sachverhalt seien somit nicht abgeschlossen. Gegen einen der Täter lag ein Haftbefehl vor, er wurde gleich verhaftet.
Gegen alle drei Täter wurden so genannte strafprozessuale Maßnahmen eingeleitet, dazu gehören eine Blutentnahmen und die Feststellung ihrer Identität. Zu weiteren Details wollte sich die Polizei in Gotha gestern nicht äußern. „Die Ermittlungen laufen", hieß es dort.


15.04.2006 - Thüringer Allgemeine, Regionalteil Arnstadt

Weiterer Naziangriff in Arnstadt

kein fuss breit 18.04.2006 - 16:55
Einen weiterer Naziüberfall gab es vor einer Woche am Arnstadt. 5 Nazis hielten mit einem Jeep am örtlichen Bustreff und versuchten Jugendliche, die sie dem linken Spektrum zuordneten anzugreifen. Ein Jugendlicher erlitt durch etliche Faustschläge ins Gesicht mehrere Verletzungen. Kennzeichen der Täter ist bekannt.

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