Soziales Zentrum Köln verlässt Barmer Viertel

Flugblatt zur "Abschied"sparty 13.04.2006 19:05
Soziales Zentrum Köln verlässt Barmer Viertel
Liebe Gäste,

heute [13.04] ist leider die letzte Veranstaltung der Initiative ?soziales Zentrum? im Barmer-Viertel. Leider ist es unter den hier gegebenen Umständen nicht möglich, den Betrieb des Hauses für kulturelle und politische Projekte aufrecht zu erhalten.
Nicht die anstehende Räumung und der zu erwartende Abriss des Geländes sind der ausschlaggebende Grund für diese Entscheidung, sondern das unsoziale und unsolidarische Umfeld in dem sich das soziale Zentrum befindet. Es kann hier auf Dauer keine sinnvolle kulturpolitische Arbeit gemacht werden, wenn Leute, die im Barmer-Viertel wohnen und unsere Räumlichkeiten nur konsumorientiert mitnutzen, uns beklauen, bedrohen und im Gebäude randalieren. Das Viertel ist "out of control", genauso wie einige Personen.
Jeder Tag mehr in dieser Lage bringt uns dazu, in einer nicht zu unseren Zielen passenden, radikalen Reaktion gegenüber diesen Personen zu verfallen.
Die Forderungen nach linken Freiräumen in Köln sind jedoch unabhängig von dem Schicksal der Barmer Siedlung. Die letzten Wochen haben wir gespürt, wie dankbar das SZ angenommen wird und wie groß das Bedürfnis nach einem selbstverwaltetem Zentrum in Köln doch ist.
Mit neuer Motivation, die aus diesem Projekt entstand, werden wir uns weiterhin für ein SZ in Köln einsetzten. Jeder ist eingeladen daran teilzuhaben und seine Ideen mit einfließen zu lassen. Am Sonntag, den 23.04. um 16.00 Uhr wird es dazu in der Alten Feuerwache eine Infoveranstaltung geben. Bis dann

Ein Dank an alle, die in den letzten Wochen so viel Zeit und Energie in das SZ gesteckt haben, um selbstorganisierter, unkommerzieller Kultur und emanzipatorisch linker Politik in Köln wieder einen Platz zu geben.

Euer SZ
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

ein halllo und eine frage

projektlinker 14.04.2006 - 09:40
hallo an die menschen die in den letzten wochen das sz "gemacht" haben.
wäre interessant genauer zu wissen was für vorfälle es gab, das ihr euch nicht in der lage seht weiter zu machen (was von außen gesehen nicht klar ist).
kenne manches auch aus erfahrungen in einem az: die hälfte der zeit bei den wöchentlichen haustreffen muss inzwischen für das besprechen von vorfällen wie eben klauen, gewalttätige angriffe, sexistisches verhalten usw. verwendet werden. häufig leider von menschen die sich auf eine art in dem umfeld bewegen das sich zu "szene" zählt, die eigentlich wissen z.b. das niemand geld bekommt der im az mitmacht u.ä.
bis jetzt haben wir aber eigentlich immer möglichkeiten eines umgangs gefunden, ohne uns auf die logik von in einer "nicht zu unseren Zielen passenden, radikalen Reaktion gegenüber diesen Personen zu verfallen."
was heisst das ? da wäre ein wenig selbstkritik notwendig. es ict nicht zwingend das mensch sich durch gewalttätiges verhalten ebenso oder ähnlich verhält !
ein ganzes viertel als "out of control" zu bezeichnen, da stimmen ich mit HASE überein (dies ist auch der einzigste punkt (@HASE: geh kacken)), ist ein bisschen sehr allgemein. das hört sich nach einem platten "ihr" und "wir" an was es nicht gibt. was ist denn damit gemeint? das müsste schon erklärt werden.

für mehr infos ! für mehr differenzierung !
solidarische grüße, a.f.

Sehr schade...

Anarcho 14.04.2006 - 11:31
Leider ist es so, dass es in allen "unseren" Freirauemen (Mainzer, Hafenstrasse, Sielwallsiedlung....) aehnliche Probleme gab. Macht euch bitte keine falschen Vorstellungen von sochen Orten. Dort ist es aber gelungen aktiv gegenzuhalten. Das wir es nicht schaffen ein solch grosses Arial wie das Viertel zu "besetzen" liegt auch an uns selbst! Ich hatte das Gefuehl, dass sich fuer das Soziale Zentrum von Anfang an halbherzig eingesetzt worden ist. (Keine Mobilisierung, Keine Aktualisierung der Homepage, wenig eingene Infrastruktur). Ich bin mir sicher, dass hier mehr drin war!

Sehr schade, dass Barmer Viertel aufzugeben, ein paare Jahre zurueck und wir haetten diese Chance genutzt! Wobei jedem klar sein sollte, dass die Interessen der Leute nicht alle unter einem Hut zu bekommen sind, es wuerde ausreichen, wenn sich Interessierte zusammen findne wuerden, um "ihr" Haus in der Siedlung zu besetzen.

Eine Frage noch, ist das Barmer Viertel jetzt erfolgreich rueckverdummt, oder gibt es dort doch noch Unterstuetzendwertes? Die Hoffnung stirbt zum Schluss!

Seid Ihr sicher, liebe SZ-AktivistInnen

unsozial und out of control?? 14.04.2006 - 20:08
dass eine weltweit von jedermensch abrufbare internet-plattform wie indymedia der richtige ort ist, um Internas einer seit 5 Wochen anhaltenden Besetzung öffentlich zu diskutieren?? Und WAS schreibt Ihr hier eigentlich? "Out of control" hat doch die Hälfte von Euren Mackern selber auf der Jacke stehen (natürlich nur die Jacke, die Abends nach der Arbeit angezogen wird). Und Konflikte gibt´s leider bei solchen Riesengeschichten immer (Mauwall, Sprengel, und auch schon im Kölner Stollwerk inne 80er war´s nich einfach mit dem "Pöbel"...) Übrigens: Die einzige bewaffnete Horde, die ich durch´s Barmerviertel ziehen sah, war ein 15-köpfiges Rollkommando von EUCH, nachdem euch nachts 6 Kisten Bier aus dem unabgeschlossenen Hausflur geklaut worden sind und IHR gewaltsam bewohnte Wohnungen anderer BesetzerInnen DURSUCHT habt....
Das Soziale Zentrum ist dem Sozialen Elend gewichen. Um dem Sozialen Elend standzuhalten, hättet Ihr (wie die BesetzerInnen der anderen 29 Häuser im Barmerviertel auch) rund um die Uhr in einem räumungsbedrohten Haus ohne Wasser, Strom und Heizung präsent sein und auch dort übernachten müssen. Aus beruflichen und persönlichen Gründen war niemand von Euch bereit, auch nur eine Nacht im Viertel zu bleiben. Das ist einzig und allein Eure persönliche Entscheidung die respektiert werden muß (auch wenn ich noch nie eine Besetzung erlebt habe, bei der nur zu den Veranstaltungen jemand im Hause ist). Ihr habt aber absolut keinen Grund (und nach diversen ultrapeinlichen BütrgerAkinderauftritten auch keine Berechtigung), den Leuten die seit 5 Wochen 24 Stunden täglich hier SozialarbeiterIn, PrügeleienschlichterIn, Haus- und HofputzerIn, VerhandlerIn, Pressekontakt, BriefeschreiberIn und AktionsorganisatorIn spielen; Plakate, Flugis und Wandzeitungen herstellen, Ausschüsse, Sitzungen und Gremien besuchen und Unterschriften sammeln, Essen für Alle kochen usw. usf. an den Karren zu fahren. Diese Leute haben das Barmerviertel besetzt (und halten es bis heute!!) und haben euch somit die Gelegenheit gegeben, drei (!) Wochen nach der Besetzung hier mit Eurem Soziales Zentrum anzukommen und nach Feierabend Hausbesetzer zu spielen? Sagt einfach mal "Danke", statt hier rumzukotzen!

Infos zum Barmerviertel gibt´s unter
 http://www.barmerviertel.ina-koeln.org
(Pressespiegel, Texte, Fotos und die etwas krude RTL-Wochenserie "die Hausbesetzer"
 http://www.schael-sick-online.de (Fotos und Pressebnerichte) und
 http://www.SSK-BLEIBT.de

Statement des Sozialen Zentrums

SZ´ler 15.04.2006 - 14:07
der oben gepostete text ist nicht das statement des sozialen zentrums sondern nur eine information für die besucher der letzten veranstaltung(welche auch nicht für indymedia gedacht war; sondern von jemanden der es über eine mailingliste erhalten hat hier rein gesetzt wurde). ein ausführlicher text weshalb wir uns aus dem barmer viertel zurückgezogen haben folgt in den nächsten tagen auf ttp://sozialeszentrum.tk

der grund waren sicher keine 6kisten oder irgendwelche kleineren streitereien, für uns war es einfach nicht mehr verantwortbar die leute welche zu veranstaltungen ins soziale zentrum gekommen sind dieser alltäglichen gefahr hier auszusetzen....

@alle

Besetzer 15.04.2006 - 17:24
Die Leute aus dem SZ sind so oder so auf Grund einiger Selbstjustiz-Aktionen und Schlägereien im ganzen Viertel unbeliebt...
Aber toll, dass ihr in der entscheidenden Phase abhaut, anstatt das Viertel zu verteidigen.
Es gibt immer Konflikte wenn so viele Personen mit so vielen verschiedenen sozialen Hintergründen zusammen geworfen werden, dennoch muss man miteinander auskommen, denn es geht hier um "die Sache" und nicht darum ob ihr euch mal auf den Schlips getreten fühlt.

Zumindest sind wir noch hier im Barmer Viertel, in UNSEREM Viertel, und wir werden hier nicht weichen. Täglich kommen neue Leute und ziehen ein, das Projekt ist weder gescheitert noch "out of control".

Daher gilt der Aufruf an alle: Kommt nach Köln und stellt euch mit uns dieser asozialen und ungerechten Politik entgegen!

Schöne Grüße ausm Barmer Block

ein Besetzer

kritik ja, aber...

pArtyanarchist 15.04.2006 - 17:55
"schade was dort passiert, da hilft wirklich nur noch abreissen(am besten mit dem gesamten innenleben)"

Tu mir bitte einen Gefallen: lies dir durch, was du da gerade geschrieben hast und reflektier einmal drüber. Und dann lies dir  http://www.sondereinheiten.de/forum/viewtopic.php?t=10495&postdays=0&postorder=asc&start=15&sid=a2e92b843d0e1e8b596e292dabdb15e6 durch und frag dich einmal, was du tun kannst, damit du in 5 oder 10 Jahren nicht so ein Typ wie "Scipi" oder "MERLIN" bist.

Nach dem was ich mitbekommen habe, hat das SZ-Team, wissentlich oder unwissentlich, den Pöbelpunks eine echte Steilvorlage geliefert: wer so hochgeht wegen SPRÜCHEN - absolut bescheuerten, hirnlosen und kaputten Sprüchen, aber eben bloß dummem, auf Provo angelegtem Gequatsche -, als ob der Punk des Anstoßes gerade mit einer Panzerdivision die polnische Grenze überschreitet - entlarvt sich voll als "Automat": als ein Mensch, der so satt und so eingekuschelt in seinem kleinen bürgerlichen Leben verbunkert ist, daß es es sich LEISTEN kann, bei jedem bißchen unPCigem Verhalten so zu tun, als würde davon die Welt untergehen.

Letzten Endes ist es genau das: wenn du als Straßenpunk unterwegs bist in einer Gesellschaft die auf dich spuckt, wenn du 5mal, 10mal in der Woche Sprüche hören mußt wie "sowas wie dich sollte man vergasen" - nicht aus Provokation, sondern in vollem Ernst - mußt du irgendwo dein Selbstwertgefühl herbekommen, um nicht unter die Räder zu kommen. Du mußt irgendwen haben, über den du lachen kannst. Die Bullen sind's nicht; für Leute wie euch ist das ein Spielchen mit der Polizei, die Kaution oder die Schadensersatzforderungen kriegt ihr irgendwie immer bezahlt, aber mit Schnorren kriegst du die Kohle nicht zusammen; du hast keine Lobby und keinen Anwalt. Also lachst du über Automaten und Wohlstandslinke. Und wie findest du heraus, wer einer ist? Ganz einfach: du testest Leute an, wie leicht sie sich provozieren lassen. Und zu viele Leute vom SZ haben sich voll und ganz provozieren lassen, haben sich so verhalten, als ob es nichts wichtigeres gäbe auf der Welt als die unreflektierten und im Kontext Barmer Viertel letzten Endes eben doch konsequenzlosen Schwachheiten, die dort ein paar Personen ablassen.

Ihr habt mit eurer Kritik völlig recht: in linken Zusammenhängen sollte kein Platz sein für Rassismus, Sexismus, nonchalanten Umgang mit dem NS. Aber was ihr dringend lernen müßt, ist, zwischen Worten und Taten zu unterscheiden. Worte sind billig. Wie billig, sieht man zum Bleistift daran, daß ihr euch als unkommerzielles Kulturzentrum verstanden habt, und euch doch nicht entblödetet, bei einem Konzert einen Eintritt zu verlangen, für den ich in den meisten Clubs in Köln Eintritt UND ein Freigetränk kriegen würde. Daß ein Mensch auf die Beschwerde, sie könne sich so teure Veranstaltungen nicht leisten, angeherrscht wurde, sie solle gefälligst arbeiten gehen, dann hätte sie auch das Geld, ist eine Sache, die in linken Zusammenhängen genausowenig vorkommen sollte wie sexistische Sprüche! Das war niemand vom Team SZ, aber wenn ihr es ernst meint müssen solche Personen genauso rausgeschmissen werden.

Und letzten Endes ist der gegenwärtige Zustand des Projekts eine Konsequenz davon, daß viel zu viel Zeit darauf verwendet wurde, sich gegenseitig dumm anzumachen und zu wenig darauf, die Klappe zu halten und anzupacken. Aber verloren ist der Kampf erst, wenn geräumt wird.

internas auf Indy.

snitcher 15.04.2006 - 18:22
regt euch mal ab!
Die Infos über den Grund des Auszugs des sozialen Zentrum sind enorm wichtig für potentielle BesucherInnen, die auch über Indymediaberichte kommen!
Es ist mitlerweile gefährlich sich in diesem Projekt als linker aufzuhalten, sofern du im Falle von "Heil Hitler" Provos, die immer wieder von einigen Punks im viertel gebrüllt werden, die Leute zur Rede stellst!

Es gibt selbsternannte "Security" Schlägertrupps auf Speed, die teilweise mit Baseballschläger Nachts um das Haus patroulieren und Leute die nicht nach ihrer Pfeife tanzen mit den Baseballschlägern bedrohen! Es gab nachts in dem Vorderhaus einige brutale Schlägereien (zum Teil wurde auch der Baseballschläger der Skinhead-Security benutzt)!
Bei dem Abschlusskonzert wurde ein Mensch aus dem sozialen Zentrum von einem Bewohner der Barmer Siedlung am Auge verletzt! ... ... ... (wichtig zu erwähnen ist noch dass dies nur ein kleiner Teil der gewalttätigen Situationen in dem Haus ist)

Das von einzelnen linken ständige Provokationen mit Nazisprüchen und die gewalttätige Situation an und für sich so krass verharmlost wird hätte ich vorher nicht erwartet!

Mitlerweile kann ich mich nur noch für eine schnelle Räumung und schnellen Abriss des Geländes einsetzen!
Schade um die schönen Graffiti-Pieces und tragisch mit der Wohnraumvernichtung, aber mitlerweile ist mir das lieber als auch nur eine Minute mich mit solch ASOZIALEN PACK wie der grösste Teil der BewohnerInnen der Barmer Siedlung nunmal sind, zu verbringen!

ort der regression

word @snitcher 15.04.2006 - 22:42
ich muss mich der kritik von snitcher leider anschliessen. das barmerviertel ist einfach nicht mehr derselbe ort wie zum anfang der besetzung. schade um ein projekt, welches mithilfe einer enormen medienresonanz der sinnlosen zerstörung von nutzbarem wohnraum einiges entgegenzusetzen hatte ... zumindest für die ersten wochen der besetzung trifft dies zu.
mittlerweile aber gibt es so viele vorfälle, deren erläuterung klar machen sollte, warum die jetztige besetzung nicht mehr tolerierbarer geschweige denn unterstützenswert sein kann. angefangen vom antisemiten, der bis heute geduldet wird, den rassistischen verbalattacken gegen einen menschen mit schwarzer hautfarbe, den nationalistischen transpis an der vorderhausfassade, den rechten "provokationen" (landser- und störkraft-gegröle, 88 und anti-antifa-schriftzüge, sieg heil-parolen, hitlergrüße usw.), der als banner im unteren vorderhaus-cafe aufgehangenen keltenkreuz-fahne, welche in einem günstigen augenblick von antifas entwendet werden konnte (s. foto), den harten drogenexzessen die in manchen wohnungen abgehen, der schlägerei im vorderhaus wo ein baseballschläger zum einsatz kam und den skinheads, die sich ebenfalls mit baseballkeulen vor den eingang des sz gestellt und niemanden herauslassen wollten, den nächtlichen übergriffen und schlägereien im innenhof, den raubüberfall auf das sz, wo vorderhaus-bewohner deren kasse, einen dvd-player und mehrere getränkekästen entwendeten bis zu den jüngsten ausschreitungen beim abschiedskonzert des sozialen zentrums.
als dort mehrere asoziale punks und andere dumpfbacken sich daran ereiferten, ein riesiges feuer im innenhof zu entfachen und dieses mit sprühdosen und anderen giftigen utensilien zu befeuern, entstand eine derart dichte rauchwolke, dass die gesundheit der anwohner des komplexes (auch eine familie mit kind) überaus gefährdet war. als sich ein besucher des sz-konzerts über den giftigen qualm beschwerte, wurde dieser ohne umschweife und ohne jeglichen grund von einem alkoholisierten vorderhaus-schläger angegriffen. die person wurde so schwer am auge verletzt, dass sie mit einer not-operation im krankenhaus behandelt werden musste. der angreifer ist für seine gewaltaktionen bekannt und ein und dieselbe person, aufgrund dessen sexistischen verhaltens die pingutopia-besetzung gespalten wurde...
ich begrüße daher die entscheidung des sozialen zentrums, diesen ort der regression zu verlassen und appelliere an die restvernunft, das barmerviertel tunlichst zu meiden - es besteht dort mittlerweile schlicht und erfreifend gefahr für leib und seele!

Auszug des Sozialen Zentrums

Emil Tischbein 20.04.2006 - 00:15
Die Besetzung im Barmer Viertel ist einer der längeren Besetzungen in Köln. Und das Gelände ist riesig.

In diesem entstehenden Freiraum tauchen jede Menge Menschen auf, die diese Gesellschaft ausgegrenzt hat und fallen gelassen hat.

Desperat, süchtig, gewalttätig, aber auch mit rebellischer Subjektivität, einem Funken Hoffnung. Die Maßstäbe linker Korrektheit erfüllen sie nicht.

Aber ihr Auftauchen bringt uns einen Teil der Realität näher, den wir sonst in unserer doch recht festgefügten Selbsthilfe so nicht mehr zu Gesicht bekommen, obwohl wir dem Sozialem zugewandt sind. Damit erteilen sie uns eine Lehre, für die wir dankbar sind. Wir werden ein bißchen wachgerüttelt.

Die Heime werden wieder schlimmer, die meisten Jugendlichen hat der Staat aber schon ganz aufgegeben. Sie werden ihrem Schicksal überlassen. Im Barmer Viertel wenigstens können wir ihnen begegnen. Es stimmt sie machen auch Randale.

Was wir ihnen schuldig wären, ist eine Struktur aufzubauen, inder sie sich einbringen können, und nicht nur die Besetzung politisch am Laufen zu halten. Da versagen wir im Moment, aber vieleicht kommen wir ja noch dazu.

Wenigstens laufen wir aber nicht vor ihnen weg.

Sich Emazipation vorstellen zu wollen, die die Untersten nicht mitnimmt, heißt aus der Emazipation ein Luxusgut zumachen.

Der kategorische Imperativ der Emazipation heißt, "alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist" (Marx Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie). Vor diesen emazipationsbedürftigen Menschen (in der verächtlichen Sprache dieser Gesellschaft heißen sie Asoziale) ist das Soziale Zentrum weggelaufen. Damit hat es sich um die Chance gebracht mit solchen Menschen einen Zusammenhang zu bilden, sich von ihnen bewegen zu lassen, und sie zu bewegen.

Es ist wahr, dazu muß man Bilderbuchvorstellungen vom reinlichen Sozialen aufgeben. Ertragen, daß die Punkies in uns allen mehr oder minder alte Säcke sehen, die es gilt vorzuführen (Vorgeführt zu werden, heißt aber auch, daß mensch sich selbst zu Gesicht bekommt. Nur gefällt es uns natürlich nicht, wenn man uns unsere Spießerzüge vorführt.). Und den Kreis, dessen, was als direkte Aneignung erlaubt ist, ziehen die Punkies auch etwas weiter als das Soziale Zentrum, das sich noch kurz vorher an einem Film über Plünderungen in Lateinamerika ergötzt hatte. Wenn die Unteren leibhaftig auftreten, und nicht nur als sozialromantische Leinwandgestalten stellt sich heraus, daß sie auch fiese Seiten haben. Anstatt fremde Plünderungen goutieren zu können, wird mensch von dem Pack selbst geplündert.

Die gute Kinderstube mag dann nicht mehr mit den Schmuddelnkindern spielen. Die Klauen nämlich ihr Spielzeug, machen es kaputt, entschuldigen sich nicht, und wenn die braven Kinder plärren, hauen sie ihnen auch noch eine auf´s Maul.

Das ist nicht schön, zugestandenermaßen. Aber wer damit sowenig umgehen kann, wie das Soziale Zentrum, der muß ein Linksradikales Elitezentrum gründen. Zum richtigen Namen muß er sich dann aber auch den richtigen Ort suchen.

Wir gestehen es: Das Barmer Viertel taugt für ein Elitezentrum nicht.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 10 Kommentare an

jaja — automat

nie wieder oi! — fyw

@anarcho&projektlinker — irrational

@projektlinker — schreib.es.dir.hinter.die.ohren

@ unsozial und out of control?? — realitätsverlust???

kritik am sz/az — funky anfall