"Die Mörder sind unter uns"

ein Schüler 13.04.2006 16:55 Themen: Antifa Militarismus
In Hamburg-Lohbrügge wohnt das ehemalige SS-Mitglied und Wachmann im KZ Neuengamme, Walter Filsinger. So stand es auf Plakaten und Zetteln, die wir heute morgen an unserer Gewerbeschule Lohbrügge gefunden haben. In der letzten Nacht hat er Geburtstagsbesuch gekriegt.
Mit den Gedanken schon bei den Osterfeiertagen, haben wir heute morgen vor Schulbeginn noch ne Überraschung gehabt. An mehreren Stellen waren Zettel an die Wand geklebt, auf denen stand, dass ganz in der Nähe, im Krellweg 15, das ehemalige SS-Mitglied und Wachmann im KZ Neuengamme, Walter Filsinger wohnt. Da stand auch, dass der zum Geburtstag eine stinkende Flüssigkeit in den Briefkasten gespritzt gekriegt hat und das Haus markiert worden sei. Das Lehrerkollegium und das Schülersprecherteam hatten auch Flugblätter in den Briefkasten gekriegt, auf denen noch Text stand, den ich unten mal abgetippt hab.

Ich bin neugierig mal dahingegangen, weil der Weg auch auf den Zetteln an der Wand eingezeichnet war. Und echt: am Haus 15 waren rote Flecke. Aber das Straßenschild war überplakatiert. Da stand „Am Feuerlöschgraben“. Das war da, wo Filsinger in Neuengamme Häftlinge erschossen hat. Hier noch ein Teil des Flugblattes:

„So wie Walter Filsinger, Freiwilliger der Waffen-SS, der von 1940 bis 1943 u.a. als Wachmann im KZ-Neuengamme eingesetzt war. Filsinger war bei den Häftlingen als brutaler und rücksichtsloser Schläger bekannt. Die Wachmannschaften, die im Außengelände eingesetzt wurden, taten sich unter anderem dadurch hervor, dass sie Häftlinge durch Erniedrigungen und Schläge in die Postenketten hineintrieben. Diese haben dann die Häftlinge „auf der Flucht“ erschossen. Allein im Frühjahr 1943 sind hierbei innerhalb von vierzehn Tagen 15-20 Menschen ermordet worden. Laut mehrerer Augenzeugen war auch Filsinger an solchen Verbrechen beteiligt. Die zuständigen Behörden stellten 1967 die Ermittlungen gegen Filsinger ein, da es sich bei den Erschießungen um Totschlag, nicht aber um Mord gehandelt habe und dieser bereits verjährt sei.
Walter Filsinger erhielt jahrzehntelang Rente vom Versorgungsamt, die ihm erst im Herbst 2005 rechtskräftig aberkannt wurde. Seit langem lebt er im Krellweg 15 in Hamburg-Lohbrügge, nur 8 Kilometer von seiner früheren Wirkungsstätte entfernt.“

Dann stand auf den Zetteln noch was dazu, dass noch viel mehr NS-Täter unter uns leben, die nie zur Verantwortung gezogen wurden und die zum Teil auch noch Rente bekommen.
Und dann noch diese Forderungen, die ich echt gut find: „Anklage gegen Walter Filsinger und Gerhard Sommer, Bestrafung der NS-TäterInnen, keine Renten für NS-Kriegsverbrecher und Opfer sofort entschädigen“
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Ergänzungen

HH-Lohbrügge

.. 14.04.2006 - 13:24
Diesen Stadtteil in Hamburg,beohnt nicht nur Walter Filsinger,sondern ist auch durch sein hohes Nazi pro Kopf aufkommen des öfteren in den Schlagzeilen gewesen.Rechte Gewalt am Bahnhof Bergedorf,Npd-Stände in der Einkaufzone,Massenhafte Aufkleber-Aktionen von Rechts sind hier schon fast an der Tagesortnung und zeigen auf ,das sich die Faschos hier fast ungestört aufhalten,ausbreiten und neuornen konnten/können ,nachdem 1993 die Europazentrale der NL (Nationalen Liste) hier dichtgemacht wurde.In diesen jahren erschiehn auch im Spiegel ein Artikel in dem es hies,Lohbrügge sei zu dieser Zeit einer der von Alt und Jung-Nazis dichtbesiedelsten Stadtteile in !Europa!.Christian Worch konnte hier mit fast 2000 Änhangern aus ganz Deutschland im Jahr 1996 eine Kundgebung und Demonstration durchführen,welche durch das massive Polizei Aufgebot,kaum gestört werden konnte.Auch in den letzten Monaten konnte,beobachtet werden ,das Bomberjacken mit Deutschlandfahnen oder Springerstiefel mit weissen Schuhbädern wieder vereinzelt offen getragen werden.

KEINE FASCHOS IN LOHBRÜGGE ODER ANDERS WO!!
NAZI LADEN IN DER TALSTRASSE DICHTMACHEN!


Samstag 15.04.06
14.00 Punkertreffen in Altona
Spritzenplatz,danach Konzert.


billiger Angriff auf Sündenbock?

KritikA 18.04.2006 - 14:54
Eine wichtige Motivation für mein politisches Engagement ist, dass ich glaube, dass sich sowohl einzelne Menschen als auch gesellschaftliche Verhältnisse ändern können.

Ich kann eurem Text nicht entnehmen, dass Walter Filsinger ein aktiver Nazi oder ein aktiver Verharmloser des Nazismus wäre. Darum sehe ich überhaupt keinen Grund, ihn anzugreifen.

Wenn man heute alle anprangern wollte, die vor mehr als 60 Jahren am organisierten Terror und Massenmord des Nationalsozialismus teilgenommen haben, dann müsste man wohl jede(n) zweite(n) Überachtzigjährige(n) anprangern. Der deutsche Nationalsozialismus war keine Randerscheinung, sondern Mainstream-Ideologie. - Ich frage mich, warum sich eure Aktion gerade gegen Walter Filsinger (und nicht z. B. gegen eure eigenen Großeltern bzw. Urgroßeltern) richtet.

HH-Lohbrügge

info 19.04.2006 - 13:37
Dönitz hatte seine Zelte im Aumühler Villenviertel aufgeschlagen .Er und
seine Frau haben dort in ihrer Villa jahrelang unbehelligt ihren
Nazi-Freundeskreis pflegen können.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Die Forderungen sind gut !

Bibi 13.04.2006 - 20:06
Ich finde auch das solche Subjekte wie Walter Filsinger angeklagt und bestraft gehören. Denn Verbrechen an der Menschheit verjährt nicht, egal wie alt dieser Typ jetzt ist!Die Aktion mit den Zetteln und Flugis finde ich klasse, Auch die " Strassenumbennung " ist super, aber das Haus zu markieren..na ich weiss nicht!

totschlag

froind 13.04.2006 - 22:18
is ja ma wieder ein beispiel für die deutsche justitz das solche menschen die anderen in den rücken schießen weil sie vor dem sicheren tot flohen nicht verurteilt werden weil das doch totschlag sei lächerlich was anderes is das nicht und wie soll mord "verjähren" erzähl das doch mal den familien der leute. solche leut muss man ma den pranger stellen soll die doch jetzt ma für die scheisse einstehen die sie da veranstaltet haben.
is für mich ma wieder ein beweis das die deutsche justitz und politik immer noch von den leuten beherscht wird die sie wieder aufgebaut haben scheiss nazis

bitte infos

narkam 14.04.2006 - 01:54
wie alt ist der mörder? und was für einer tätigkeit ging er nach "dem krieg" nach?

Sehr mutig.....

??? 14.04.2006 - 15:49
Selbstjustizverherrlichung und den Angriff auf einen alten Mann feiern...Weltklasse! Wenn das Eure politischen Inhalte sind dann gute Nacht!

@ sehr mutig

A.N. Griff 14.04.2006 - 16:58
Ich glaube nicht, daß hier ein "Angriff" auf einen alten Mann abgefeiert wurde. Vergiß nicht, daß es sich hier nicht um irgendeinen harmlosen Opi von nebenan, sondern um einen nie verurteilten Mörder handelt. Wenn so eine Type aus der Deckung geholt wird, habe ich da ehrlich gesagt absolut NULL Bauchschmerzen mit. Auch 60 Jahre zu spät ist diese Aktion mehr als ok. Keine Ruhe für Nazis und Rassisten! Nicht für die Jugend und erst recht nicht für die Altherrenriege!

So denke ich

Jürgen G. 15.04.2006 - 13:55
In Russland, in Polen, in der Türkei, in Japan und auch in China und auf den Philipinen wurde/wird gefoltert gemordet und geschändet, da regt sich keiner auf.
Lasst doch den alten Mann in Ruhe und krallt Euch die, die die Vergangenheit heute noch Unterstützen.
Alte Wunden soll man nicht aufreisen, was habt Ihr davon, wenn dieser Mann (der sowieso bekannt ist)geoutet wird, selbst wenn er an einem Herzinfarkt gestorben wäre, so würdet Ihr nicht besser sein als eben diese Mann es micht war.

Bravo.

Pet 15.04.2006 - 18:05
Einen 100-jährigen anzuklagen, weil er vor über 60 Jahren in der Waffen-SS war und ihn am Sterbebett noch zu treten, ist wirklich antifaschistisch.

Wer sagt denn, daß er ein Nazi und Rassist ist?

Kann sich ein Mensch in 60 Jahren nicht ändern?

Mit solchen Aktionen will ich absolut nichts zu tun haben.

@jürgen G

aua 15.04.2006 - 18:22
toll, überall wird gefoltert und gemordet, deswegen soll mensch nicht aktiv gegen die Täter vorgehen?

es ist unabdingbar, die Täter zu verfolgen, auszugrenzen, ihnen ihr Leben zur Qual zu machen, denn nur so wissen aktuelle Täter, daß sie niemals in Ruhe gelassen werden, nirgends Ruhe finden werden. Wenn sie schon nicht über ein ethisches Bewußtsein verfügen, das sie von ihren Taten abhält, dann doch bitte die anschließende Repression, die sie zu erwarten haben.

besser die aktiven Nazis bekämpfen

redanarchist 15.04.2006 - 19:44
Hm. habe auch so meine probleme damit gegen nen 90-100jährigen sabbernden greis vorzugehen, is mir irgendwie zuwider. nicht dass seine abscheulichen taten nicht gesühnt gehörten, aber macht es sinn, das jetzt noch nachzuholen, wenn der typ nicht mal mehr allein aufs klo kann? wenn er nun vor lauter aufregung an nem herzinfarkt verreckt, fühl ich mich dann besser? ich weiß nicht.
es ist eine schande, dass solche schweine über 50 jahre nicht belangt oder sogar heimlich gedeckt wurden.
aber für die antifaschistische sache sind aufklärungsaktionen (oder auch mal hausbesuche) gegen aktive nazi-fressen oder diesen nazi-laden allemal sinnvoller, grade wenns bei euch soviele davon gibt.

p.s.
@aua: jemandem "das leben zur qual zu machen" ist nicht mein verständnis von antifaschismus, sondern das genaue gegenteil.
(militante aktionen haben zwar definitiv ihre berechtigung, aber gewalt hat immer auch faschistoiden charakter, das sollte mensch nie vergessen)

antifaschistischer gruß

nochmal

XXX 18.04.2006 - 01:47
Wenn ihr diesen mann dafür verurteilt für das was er gemacht habt und auch noch rache wollt seid ihr doch nicht ein stück besser...ihr müsst ja alle eure grossväter hassen...stellt euch mal vor es wär eurer grossvater..was denn?? auch einen netten "besuch" ..

@nochmal (keine inhaltliche ergänzung)

redanarchist 21.04.2006 - 14:05
@XXX
gegenfrage: du würdest deinen großvater, wenn er dutzende unschuldige menschen sadistisch gequält und ermordet hätte, dafür wohl bewundern? oder wie ist dein statement anders zu verstehen?
filsingers alter realtiviert seine schuld nicht im mindesten, im gegenteil, es ist erschreckend wieviele nazi-mörder jahrzehntelang niemals belangt wurden. moralische ächtung und lebenslange haft wären die einzig angemessene strafe für seine mordtaten gewesen. darauf hinzuweisen ist niemals verkehrt.
ich halte es allerdings für sinnvoller, seine energien gegen aktive nazis einzusetzen, die -anders als filsinger- immer noch eine gefahr für das leben andersdenkender darstellen.

bergedorf

dicker 01.03.2007 - 01:30
also ich denke das mit den nazis hat hier nachgelassen bei der demo vor kurzem in bergedorf sollen das nur ca 40-50 mann gewesen sein wobei antifa &co mit ca 1000 vertretten ewaren is doch schonmal was aber ich wohn ja hier und ich werde mich makl nachm krellweg oder wie hieß der :P umsehen vieleicht mal klingeln und hallo sagen >:P

scheiß nazi pack und sowas bekommt noch rente naja...