Rassistische Innere Mission (Diakonie)

Gundula Hiergeblieben 13.04.2006 01:06 Themen: Antirassismus
Evangelisches Hilfswerk, eine Tochtergesellschaft der Inneren Mission München, hetzt gegen osteuropäische Bettler und scheut nicht davor zurück, rechtsextreme Argumentationen aufzugreifen. Wo bleibt da das angeblich christliche Menschenbild?
"Kampf um die Herdplatten" heißt ein reißerischer Artikel auf der Website des Evangelischen Hilfswerks München, der nur so vor Naziargumentation trieft. Er bezieht sich auf Roma aus Osteuropa, die in vielen westeuropäischen Fußgängerzonen zu sehen sind, in demütiger Körperhaltung, in Begleitung von Kindern, Mißbildungen vorzeigend. Und die um ein paar Cent betteln, die sie auch noch abgeben müssen an Hintermänner, die die Betteltouren organisiert haben. Jede/r, der/die z.B. das Buch von Karl-Markus Gauß "Die Hundeesser von Svinia" gelesen hat, kann über die Hintergründe dieser Touren Bescheid wissen:

Ob in der Slowakei, in Tschechien, in Rumänien oder sonst wo auf dem Balkan: Roma sind eine Minderheit, die in ihren Herkunftsländern diskriminiert und ausgegrenzt werden. Sie leben in Ghettos, ohne Arbeit, ohne soziale Sicherung, in elenden Lebensverhältnissen und die einzigen, die ihnen Geld leihen, wenn's wirklich mal brennt, sind erbarmungslose Wucherer. Dieselben, die zur Begleichung der Schulden die Betteltouren organisieren. Diese Menschen werden dazu gezwungen, sich nach Westeuropa transportieren zu lassen und dort zu betteln. Mehrere Stunden täglich, gewünscht ist erbarmenswürdiges Aussehen, die Armut muss diese Menschen wie eine Aura umgeben. Und jeder erbettelte Cent ist abzugeben. Übernachtung in Autos oder Kellern, auf alle Fälle möglichst kostengünstig.

Welch Wunder, dass diese Menschen irgendwann in einer Münchner Obdachloseneinrichtung auftauchen. In der "Teestube komm" kann man kostenlos duschen, seine Klamotten waschen und, wenn man sich die Lebensmittel mitbringt, auch noch kochen. Doch das scheint unerwünscht.

Wie das Evangelische Hilfswerk München, eine gemeinnützige Tochter-GmbH der Inneren Mission und Träger der Teestube auf seiner Internetseite ( http://www.hilfswerk-muenchen.de) mitteilt, erdreisteten sich die osteuropäischen Bettler, die Hilfsangebote der Teestube auszuschlagen, obwohl sie keine Unterstützung z.B. bei der Unterkunftssuche brauchen, da sie keinen Aufenthalt haben: "Die Hilfe Ronald Laures und seiner Kollegen schlugen die Bandenmitglieder bis auf wenige Ausnahmen zwar aus. Die Einrichtungen der evangelischen Obdachlosenhilfe steuerten sie aber gezielt an, um sich zu verpflegen, zu duschen und ihre Kleidung zu waschen. "

Was menschlich nachvollziehbar (weil ein Grundbedürfnis) ist, wird plötzlich zum Skandal. Denn nicht nur, dass bis zu 30 osteuropäische Obdachlose pro Tag diese Obdachloseneinrichtung aufsuchten, sie nahmen scheinbar auch noch den deutschen Obdachlosen die Kochplatten weg und versauten die Duschen: "'Anfangs haben wir das geduldet, aber als dann bis zu 30 Leute pro Tag kamen, haben wir einen Riegel vorgeschoben', sagt Anton Auer, Leiter der Teestube „komm“ in der Zenettistraße. Die Einrichtung ist pro Jahr Anlaufstelle für rund 600 Obdachlose. Doch die fanden plötzlich keinen Platz mehr an den vier Herdplatten der Küche; zudem waren die Duschen belegt oder verstopft."

Da begehrte der Mob auf. Kann ja wohl auch nicht angehen, dass da irgendwelche Ausländer den Deutschen die Plätze wegnehmen. Auer: „Es hat reihenweise Beschwerden von unseren Leuten [den deutschen Obdachlosen] gegeben.“

Doch damit noch nicht genug: Die Ausländer nehmen scheinbar den Deutschen nicht nur die Arbeitsplätze weg, sondern auch noch die Plätze, wo es sich gut betteln lässt und werden auch noch von der Polizei bevorzugt: "Streetworker Laure sorgt sich angesichts zunehmender Polizeikontrollen vor allem um seine Klientel. Zwar lebten im vergangenen Jahr von den rund 1.100 Klienten der Teestube und der Streetworker lediglich 31 hauptsächlich vom Betteln. Einige Obdachlose aber halten bisweilen die Hand auf, wenn Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld II verbraucht sind. Laure: „Ich habe erlebt, dass die organisierten Bettler bei Kontrollen Reisepässe mit Touristenvisa vorzeigten und unbehelligt blieben, während meine Leute keinen Ausweis hatten und von den Beamten mitgenommen wurden.“" Ja ist es denn die Möglichkeit?

Von einem Wohlfahrtsverband, der sich auf seine christlichen Wurzeln beruft, sollte man erwarten können, dass er reagiert, wie der heilige St. Martin, der seinen Mantel mit einem Armen geteilt hat. Oder in den Worten des Leitbilds der Inneren Mission: " Unser Angebot für Hilfe im Leben umfasst körperliche, geistige und seelische Hilfen sowie soziale und materielle Belange Hilfesuchender. Wir respektieren ihre Lebensgeschichten und kulturellen Prägungen. Aufgrund der biblischen Sichtweise betrachten wir Menschen als Gottes Geschöpfe, unabhängig von ihrer Lebenssituation, Herkunft, Weltanschauung, Religion, Hautfarbe oder Geschlecht. Als Geschöpf Gottes hat jeder Mensch eine unverlierbare Würde, die wir achten und pflegen." (s.  http://www.im-muenchen1.de/wir/index.php)

Doch stattdessen macht die Innere Mission deutliche Unterschiede, abhängig von der Hautfarbe und der Herkunft. Das ist eine Schweinerei, die zum Himmel stinkt !!!

Kontakt für diejenigen, die dem Evangelischen Hilfswerk ihre Meinung sagen wollen:

Evangelisches Hilfswerk München
Gemeinnützige GmbH
Magdalenenstraße 7
80638 München
Tel. (0 89) 15 91 35 90
Fax (0 89) 15 91 35 99
 info@hilfswerk-muenchen.de

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Der Text des Evangelischen Hilfswerks München im Original:

Kampf um die Herdplatten

Bei Streetworker Ronald Laure hat die Begegnung mit den Bettlerbanden einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Als er einem der Männer ein Infoblatt überreichte, nahm dieser es missmutig an, zeriss es, warf die Fetzen auf den Boden und trampelte auf ihnen herum. Auch so lässt sich zeigen, dass man keine Hilfe will.

Als der 28-jährige Sozialarbeiter schließlich von dannen zog, verfolgten ihn die Schimpftiraden des Wüterichs. Dabei wollte der Streetworker, der für die Teestube „komm“ des Evangelischen Hilfswerks München unterwegs ist, dem Mann nur Alternativen aufzeigen.

Schließlich hatte Laure beobachtet, wie ein unfreundlicher Capo dem Bettelnden das gesammelte Geld abnahm. Auch hatte er gehört, dass einige der Frauen, Männer und Kinder aus Osteuropa während ihres Aufenthalts in München nachts in Kellerlöcher gesperrt werden.

Knapp 250 organisierte Bettler aus Mittel- und Osteuropa zählte die Polizei vergangenes Jahr in der bayerischen Landeshauptstadt.

Das Gros stammte aus den EU-Mitgliedsstaaten Slowakei und Ungarn sowie aus Rumänien, das der EU Anfang 2007 beitreten soll. Die Gruppen reisten in Autos und Transportern an, in denen sie meist auch schliefen. Die Drahtzieher platzierten ihre Leute an lukrativen Standorten wie der Leopold-, der Sendlinger- und der Dienerstraße und zeigten durchaus Einfallsreichtum: An den Einsatzorten wechselten sich Mütter mit Kleinkindern, Menschen mit Behinderungen und Leute mit putzigen Hündchen ab.

Die Bettlergruppen arbeiteten jeweils zu fünft: zwei baten Passanten um Geld, drei standen Schmiere und kassierten regelmäßig die Erlöse. „Wir rechnen damit, dass diese Banden im Jahr der Fußballweltmeisterschaft verstärkt aufkreuzen“, sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums München.
Intensivere Kontrollen sollen helfen, die Hintermänner aufzuspüren. Doch die Erfolgsaussichten seien „spärlich“, weil dies auch umfangreiche Observationen und Vernehmungen erfordere. Außerdem seien die Personaldokumente der organisierten Bettler erfahrungsgemäß einwandfrei.

Die Hilfe Ronald Laures und seiner Kollegen schlugen die Bandenmitglieder bis auf wenige Ausnahmen zwar aus. Die Einrichtungen der evangelischen Obdachlosenhilfe steuerten sie aber gezielt an, um sich zu verpflegen, zu duschen und ihre Kleidung zu waschen.

„Anfangs haben wir das geduldet, aber als dann bis zu 30 Leute pro Tag kamen, haben wir einen Riegel vorgeschoben“, sagt Anton Auer, Leiter der Teestube „komm“ in der Zenettistraße. Die Einrichtung ist pro Jahr Anlaufstelle für rund 600 Obdachlose. Doch die fanden plötzlich keinen Platz mehr an den vier Herdplatten der Küche; zudem waren die Duschen belegt oder verstopft.

Unmut machte sich breit. Auer: „Es hat reihenweise Beschwerden von unseren Leuten gegeben.“ Mit einem Faltblatt in Slowakisch und Ungarisch fing das Teestuben-Team die ungebetenen Gäste schließlich bereits an der Tür ab und verwies sie an Stellen, die rechtliche und ärztliche Beratung für Ausländer anbieten wie etwa das Eine-Welt-Haus, das Café 104 oder die Flüchtlingsberatungstelle der Inneren Mission.

Auer ist bereits dabei, neue Faltblätter zu entwerfen. Er ist überzeugt: Die organisierten Bettler werden zurückkehren. Der Sozialpädagoge wünscht sich, dass dem Problem diesmal von Seiten der Stadt mit einer gezielten Strategie begegnet wird.

Schließlich übten die Hintermänner Druck auf ihre Bettler aus, von denen einige unter psychischen und medizinischen Problemen litten. Auer: „Leute, die Hilfe brauchen, müssen auch irgendeine Form von Hilfe bekommen.“ Vor allem für Aussteigewillige müsse es ein konkretes Angebot geben.

Streetworker Laure sorgt sich angesichts zunehmender Polizeikontrollen vor allem um seine Klientel. Zwar lebten im vergangenen Jahr von den rund 1.100 Klienten der Teestube und der Streetworker lediglich 31 hauptsächlich vom Betteln.

Einige Obdachlose aber halten bisweilen die Hand auf, wenn Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld II verbraucht sind. Laure: „Ich habe erlebt, dass die organisierten Bettler bei Kontrollen Reisepässe mit Touristenvisa vorzeigten und unbehelligt blieben, während meine Leute keinen Ausweis hatten und von den Beamten mitgenommen wurden.“

Dabei möchte die Stadt auf jeden Fall verhindern, dass organisierte Bettler und solche aus der Obdachlosenszene über einen Kamm geschoren werden. Kreisverwaltungsreferent Winfried Blume-Beyerle verlässt sich in erster Linie auf die Arbeit der Polizei, wie sein Pressesprecher betont.
Es seien bereits Verfahren gegen zwei Hintermänner eingeleitet worden. Dies habe die Drahtzieher verunsichert. Trotz Fußball-WM sei deshalb nicht damit zu rechnen, dass die Bettler aus dem Osten in großer Zahl nach München zurückkehren. Falls sie doch kommen, ist laut KVR-Sprecher eine stadtweite „differenzierte Regelung“ geplant, die das organiserte Betteln verbietet, das Betteln aus Armutsgründen jedoch erlaubt.

Die differenzierte Anwendung eines solchen Verbots sei jedoch „schwer zu erreichen“, räumte das KVR ein. Auch das Polizeipräsidium München teilt den Optimismus der Stadtverwaltung in punkto Bettlerbanden nicht. Die ersten organisierten Trittbrettfahrer des Mitleids sind Beobachtungen der Polizei zufolge bereits wieder in der Stadt.

Robert Zsolnay

Quelle:
 http://www.hilfswerk-muenchen.de/neuigkeiten.php?c=neuigkeiten2&aid=1&yid=&wahl=91

Derselbe Text findet sich im Diakonie Report der Inneren Mission München:
 http://www.im-muenchen1.de/presse/docs/34.pdf
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Ergänzungen

Inhaltliche Ergänzung

Rote Zora 13.04.2006 - 12:18
Also, ich hab mir das jetzt mal aufmerksam durchgelesen, kann aber nicht erkennen dass es hier um einen rassistischen Konflikt "Deutsche" gegen "Nicht-Deutsche" o.ä. geht. Wenn hier von "unsere Leute" die Rede ist, ist das offenkundig eben gerade nicht im Sinne von "unsere deutschen Obdachlosen" gemeint, sondern einfach im Sinne von "unsere Stammklientel" (zu denen diese Einrichtung "organisierte Bettel-Banden" halt wohl nicht zählt...). Dass es sich bei dieser Stammklientel nur um "Deutsche" handelt, ist bei der hier angegebenen Zahl der Stammgäste wohl eher unwahrscheinlich.

Wie es aussieht, geht es denen vielmehr darum, dass die organisierten Bettler einfach nur deren Infrastruktur nutzen, aber ansonsten nix von ihnen wissen wollen (darauf deutet die Einleitung des Textes stark hin). Mensch könnte die hier offenbar vorliegende Problematik vielleicht in etwa vergleichen mit einem Autonomen Zentrum, bei dem immer wieder Mitglieder des CDU-Ortsverbands vor der Tür stehen, um dort günstige Getränke zu bekommen, aber snsonsten nix weiter damit am Hut haben wollen. Glaube nicht dass die dort lange bewirtet/geduldet werden würden. So eine Verhaltensweise sorgt nunmal für Unmut, egal in welchem Kontext. Mit "Rassismus" hat das per se erst mal nichts zu tun, jedenfalls nicht zwangsläufig.

bettler nicht gleich bettler

u-bahner 13.04.2006 - 15:14
ich leb seit sieben jahren in berlin. mindestens seit dieser zeit fahren auf der strecke U2 zwei berufs-bettler mit. ich glaube nicht, dass diese menschen täglich stundenlang diese arbeit verrichten würden, wenn es sich nicht lohnen würde. insofern kann man schon davon ausgehen, dass es sich dabei um eine art "erwerbstätigkeit" handelt. (aber die fragen wenigsten ob man ihnen geld geben möchte - das scheiss finanzamt frägt nicht ;-)

Sozialarbeit und soziale Kontrolle

an Gundula Hiergeblieben 14.04.2006 - 00:38
Hallo Leute,

das ist ein ganz schön komplexes Thema. Ich habe selbst Sozialarbeit/Sozialpädagogik studiert und etliche Probleme mit dem sogenannten 'Gutmenschentum' und insbesondere der Naivität der dort Arbeitenden gemacht. Das ist vielleicht ein bisschen pauschal, aber viele derer die unbedingt helfen wollen wähnen sich in Unschuld, weil sie doch für das Gute sind.
Das Hilfe aber nicht immer gewollt ist, ist in manchen Fällen schwer einzusehen.
Bei der Beurteilung des Streetworkers über die Lage spielen meiner Ansicht des Textes nach auch seine Vorstellungen über normales Leben eine Rolle. Also insbesondere die Vorstellungen, was ein geregeltes Leben in unseren Landen betrifft. Dazu kommt noch die ihm fremde Mentalität der unkontrollierbaren Bettler.

Ich weiss nicht, ob man in diesem Fall von Rassismus reden kann, dazu kenne ich mich in diesem Gebiet zu wenig aus. Aber auf jeden Fall zeigt sich hier wieder einmal öffentlich, dass in unserer Gesellschaft bestimmte Vorstellungen darüber herrschen, welchen Ablauf gewisse Dinge zu nehmen haben, und wenn unpassend, diese Dinge oder Personen als störend für den Ablauf empfunden werden. Entsprechender Weise werden sie ausgegrenzt, denn 'es muss ja Grenzen geben'.
Meiner Ansicht nach ist dies eine politische Diskussion, welche in der Sozialarbeit nicht geführt wird. Man verschafft der Klientel eher lediglich Schonräume außerhalb der harten Welt, um ihnen ein Gefühl für Gmeinschaft zu geben. Das finde ich kritisch...

Eine Sache, auf die ich einfach noch hinweisen möchte ist, dass die Sozialarbeit/-pädagogik neben der Arbeit der Polizei existiert, und erstere letztere toleriert. Unter anderem mit der Begründung, dass Menschen mit auffälligen Verhalten durch den polizeilichen Druck auch auf ihre Asozialität aufmerksam gemacht werden und infolge die Beratungsstellen aufsuchen.

Bettler und Obdachlose und Zahlen

eaaglelele 14.04.2006 - 03:54
Liebe Gundula Hiergeblieben,

du hast ja offensichtlich Kenntnis darüber, dass es sich bei den betreffenden "Bettlern" nicht um typische Obachlose handelt:

Es sind streng hierarchisch organisierte, radikal patriarchisch geprägte Strukturen, die in diesen Kreisen vorherrschen. D.h. die Bettler werden von ihren Chefs in der Tat wie Leibeigene gehalten, das was sie erbetteln wird ihnen gleich abgenommen, wer abhauen will muss mit gebrochenen Knochen rechnen. Mit anderen Worten:
Das was da abläuft ist moderne Sklavenhalterei. Die Leute werden in ihrer Heimat oft mit falschen Versprechen angeworben und dann hier radikal ausgebeutet.

Dabei sollte man bedenken, dass die Leute eigentlich nicht gerade wenig Kohle machen, die hinter dem ganzen stehen. Natürlich sind die Bettler die Dummen, denen bleibt nix von dem Geld. Aber die Drahtzieher, für die z.T. schon mal zehn und mehr Bettler arbeiten, die machen auf diese Weise schnell mal mehrere hundert Euro am Tag.
(Wenn du auf der Straße gekonnt schnorrst, dann kriegst du mit etwas Glück schon mal 20 bis 50 Euro pro Tag, oft auch mehr. Je nachdem eben was du machst. Musik machen oder Kunststücke vorführen kann z.B. schon gut Geld bringen. Rumsitzen bringt deutlich weniger. Ist nicht immer einfach wenn es Kalt ist. Aber u.Umständen kann man sogar davon halbwegs leben)

Dass diese Sklavenhalter dann noch die sozialen Einrichtungen der Kirchen in einer völlig unsozialen Art und Weise nutzen ist nur ein weiterer Weg um Geld zu machen, denn so sparen sich die Sklavenhalter noch die Ausgaben für Nahrungsmittel, Kleidung und derartiges. Das ist für die einfach eine Gewinnmaximierung, die nehmen sich das, was sie kriegen können.
Und diejenigen, die auf der Strecke bleiben, das sind die "Bettler".

Dass sich die Einrichtungen dann irgendwann mal quer stellen, das hat aber nix mit Rassismus zu tun. Die Ressourcen der Einrichtungen sind nun mal begrenzt und die Kapazität der Einrichtung bzgl. Duschen und Kocheinrichtungen liegt laut Quelle bei etwa 50 Leuten im Monat bzw. 2 bis 3 Obdachlose pro Tag (oder eben 600 im Jahr). Die 30 zusätzlichen Personen täglich sind so gut 10 000 zusätzliche Nachfragen im Jahr. Das ist also eine 17-Fache Überbelegung der Einrichtung.

Würde die Einrichtung allen Obdachlosen und allen "Bettlern" nun Unterkunft, Verpflegung, Kleidung, usw. zur Verfügung stellen, dann würde das den "Bettlern" aber nicht helfen.
Denn während die Obdachlosen lediglich eine mehr oder weniger konstante kleine Gruppe sind, der "Bodensatz der Gesellschaft" sozusagen, so würden sich die "Bettler" bei diesen Umständen rasant vermehren, d.h. diese Sklaverei würde durch sowas nur noch unterstützt werden.

Natürlich sollte man diesen Menschen helfen. Aber da wäre eine Hilfe zum Ausstieg aus diesem Umfeld der organisierten Bettler wesentlich hilfreicher als die Versorgung mit Waschgelegenheiten und Lebensmitteln.
Zumal das dann deutlich zu Lasten der bereits vorhandenen sozial schwachen laufen würde.

@ eaaglelele

muss ausgefüllt werden 14.04.2006 - 12:53
hast ja recht mit deiner einschätzung, dass das eine moderne sklavenhalterei ist. ich bin trotzdem irritiert von deiner argumentation. denn sklavenhalter bekämpft man nicht dadurch, dass man den sklaven überlebenshilfe verweigert. gerade soziale arbeit sollte sich der unterstützung der sklaven vertreiben. solche obdachloseneinrichtungen funktionieren meines wissens nach so, dass man den leuten erstmal überlebenshilfe bietet, ihnen die möglichkeit zur verfügung stellt, ihre grundbedürfnisse zu befriedigen. erst dann hat man die chance, ihnen weitere hilfe fern des überlebensdrucks auf der strasse anzubieten, wohnheime oder wohnungen zu finden, aus ausbeuterischen arbeitsverhältnissen auszusteigen, usw.

ich glaube, kein obdachloser in deutschland befindet sich in einer ähnlich unterdrückten position wie diese zwangsbettler. da sollte es doch erste aufgabe von obdachloseneinrichtungen welcher couleur auch immer sein, diesen menschen überlebenshilfe anzubieten. und dazu gehört nun mal körperpflege und eine anständige ernährung. den leuten das unter verweis auf ihr modernes sklavendasein zu untersagen ist da doch total unangemessen.

@ muss ausgefüllt werden

egelalsle nochma 14.04.2006 - 14:22
Hier gehts nicht drum, dass man Sklaverei dadurch unterbindet, dass man den Leuten verbietet sich zu waschen usw.

Aber: Die Ressourcen sind eben begrenzt. Und damit auch diejenigen, die nicht in so einer "Sklavenfirma" stecken, auch überleben können ist es notwendig die Sozialunterstützung auf die zu beschränken, die das wirklich auch brauchen.
Wenn den Sklavenhändlern der Zugriff auf die Ressource Obdachlosenheim verwehrt wird, dann bleibt denen nix anders übrig als für die Ernährung und Versorgung ihrer Sklaven selbst zu sorgen, so wie sie das auch in anderen Städten schon oft machen, weil sie dort eben auch keinen Zugang zu Obdachlosenheimen usw. haben, wenn sie sich nicht in die Gemeinschaft dort einklinken wollen und z.B. . Klingt hart, ist aber leider so.
Obdachlosenheime sind eben keine Jugendherberge und keine Ersatzküche für Reisende und "Touristenbettler", sondern Heime für Menschen, die sonst auf der Straße leben weil sie nicht mal eine Wohung haben.

Und wenn die Sklaven aus den Bettelfirmen aussteigen wollen, dann wird diesen Menschen aber eigentlich immer geholfen. War zumindest meine Erfahrung in Hessen. Und das wird in Bayern nicht anders sein.

@ eaaglelele

Bettler und Zahlen 14.04.2006 - 16:04
Lieber eaaglelele!

Deine Rechenkünste in allen Ehren, aber du solltest aufpassen, nicht die Bedeutung der 'Bettlerbande' für die soziale Einrichtung zu überschätzen. Dass diese in einem bestimmten Zeitraum aufgetaucht ist, heisst noch lange nicht, dass sie das ganze Jahr über bleiben und die Einrichtung permanent überbelasten. Oder hast du etwa Angst vor der großen Bettlerflut, welche uns die grundlegenden Ressourcen wegnimmt?
Der Text der Inneren Mission jedenfalls ist keine sachliche Schilderung der Lage, sondern von Entrüstung und emotionalen Argumentationen durchzogen. Eher gegen jenes Bettlertum. als reflektiert, woher dieses kommt. Deine Einschätzung der Situation beruht meiner Ansicht nach auf Überinterpretationen oder deiner eigenen Erfahrung, eigenem Wissen.

Nichtsdestotrotz hätte ich aber eine Frage an dich: nach der Quelle wo steht, das Bettlerbanden "wie sie das auch in anderen Städten schon oft machen" von ihren Ausbeutern mit Kleidung etc. versorgt werden. (?)

Aktive Hilfe

Antira 15.04.2006 - 13:11
Also, die Debatte darüber, ob es sich bei der Einlassung der Diak. um Rassismus handelt, ob das Zur-Verfügung-Stellen von Infrastruktur auch den Sklavenhaltern nutzt, da sie dann Nahrung und andere lebenswichtige Grundbedürfnisse einsparen, ist ja durchaus wichtig, und das Thema ist auch nicht ganz einfach.
Aber: Wie kann mensch denn den betroffenen Menschen aktive (sofort)Hilfe leisten? Geld geben fällt da selbstverständlich weg, angebotenes Essen wurde bisher immer abgelehnt, meistens ziemlich aggresiv. Ein Kind, dem ich z.B. ein belegtes Brötchen gekauft habe, wurde von der anwesenden Begleitperson (Mutter?) weggezerrt und beschimpft...
Was da dahintersteht und warum so reagiert wird, weiß ich nicht, aber die dringende Frage lautet doch: Wie kann zunächst kurzfristig geholfen werden, wie könnte eine Unterstützung aussehen, die dazu führt, diese Menschen aus ihrer Situation zu befreien, bzw sich selbst zu befreien?

Anstöße dieser Art vermisse ich hier gerade, mir kommt das zu "sachlich" rüber. Gibt es Beispiele, Ideen, Tips?

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