Dresden: Die Brache blüht...
Blumenbunt statt Parkhausgrau
Sonnabend, 8. April, frühmorgens: ein Laster kippt einen großen Haufen frischen Mutterboden ab. Im Bauzaun, der den Sandplatz fest umschließt (festgeschweißt und einbetoniert), ist ein liebevoll gestaltetes Tor entstanden. Am frühen Nachmittag sind bereits etwa fünzig Menschen dabei, Beete zu bauen, Erde auf der Fläche zu verteilen, und Blumen zu pflanzen. Trommelklänge bringen die Luft zum vibrieren. Irgendjemand brät Kartoffelpuffer über dem Feuer. Eine Cocktailbar verkauft Solicocktails für die Anti-G8-Aktivitäten in St. Petersburg. Und überall sitzen Menschen, genießen die Frühlingssonne, während sich Kindergruppen mit Sand bekriegen... Was passiert hier?
Hintergrund
Die Dresdner Äußere Neustadt hat in den letzten Jahrzehnten tiefe Veränderungen durchgemacht. Vom verrufenen
ruinösen Gründerzeitviertel, zum Geheimtip der Alternativszene hin zu einem immer kommerzieller ausgerichteten Kneipenstandort. Dementsprechend veränderte sich auch die Verkehrssituation. Wo vor der Wende hier und da ein Trabant stand, parken heute dicht an dicht ewige Blechkolonnen.
Die verschärfte Verkehrssituation lässt zwei Möglichkeiten denkbar erscheinen: einen der dichtbesiedeltsten und kinderreichsten Stadtteile Dresdens autogerecht zu gestalten, mit ausgebauten Zufahrsstraßen und Parkhäusern allerorten - oder aber gerade hier alternative Verkehrskonzepte zu entwickeln. Ansätze gäbe es dafür viele: autofreie Zonen mit Quartierbussen, dafür Parkmöglichkeiten am wenig besiedelten Rand des Viertels.
Das städtische Parkraumbewirtschaftskonzept wählt die "autofreundliche Variante". Es sieht unter anderem vor, auf der Kamenzer Strasse Nr. 24-28 ein Parkhaus zu bauen. 200 Stellplätze sollen die Straßen entlasten. Problem: mitten im dichtbesiedelten Wohngebiet würde das Parkhaus den Verkehr noch verstärken. Und was das heißt, kann sich jeder, der die engen Neustädter Straßen kennt, vorstellen...
Das Parkhaus wäre der erste Schritt zur Umsetzung der autoorientierten Verkehrspläne, und gleichzeitig das Ende alternativer Verkehrskonzepte für die Äußere Neustadt.
Die Brache
Im Frühjahr 2005 wurden die Bauten auf dem städtischen Gelände Kamenzer Str. 24-28 abgerissen und planiert. Seitdem liegt hier ein großer Sandplatz. Trotz der enormen Subventionen, die die Stadt dem Investor bot, kam nach dem Bau-Beschluss - nichts. Aktuell wird ein neuer Investor gesucht.
Im letzten Sommer 2005 nahmen mit der Aktion "Sand im Getriebe" erstmals auch andere Interessenten das Gelände zeitweise in Besitz. Jeden Mittwoch zeigte das Umsonstkino Filme an der angrenzenden Hauswand, an einem Hochsommerwochenende entstand ein Holzspielplatz mit Planschbecken, Lagerfeuer in langen Sommernächten und Musik...
Die Feste waren sogar in der Presse angekündigt, fanden ohne Genehmigung und ohne Stress von Staatsseite statt. Die letzten Monate lag die Brache im Winterschlaf.
Bis am Sonnabend Beete entstanden. Nichts besonderes eigentlich. Oder doch? Ein kleines Beispiel dafür, wie Menschen sich einen ihnen verschlossenen Raum einfach nehmen, und füllen. Aneignung mal praktisch.
Wie weiter?
L., eine der Platznutzerinnen: "Es gibt keine zentrale Organisation oder so, die sich um den Platz kümmert. Aber irgendwie entsteht auf dem Platz immer wieder neues. Mal sehen, was der Sommer bringt..."
mehr Infos: www.parkhaus-kamenzer.de.vu
Sonnabend, 8. April, frühmorgens: ein Laster kippt einen großen Haufen frischen Mutterboden ab. Im Bauzaun, der den Sandplatz fest umschließt (festgeschweißt und einbetoniert), ist ein liebevoll gestaltetes Tor entstanden. Am frühen Nachmittag sind bereits etwa fünzig Menschen dabei, Beete zu bauen, Erde auf der Fläche zu verteilen, und Blumen zu pflanzen. Trommelklänge bringen die Luft zum vibrieren. Irgendjemand brät Kartoffelpuffer über dem Feuer. Eine Cocktailbar verkauft Solicocktails für die Anti-G8-Aktivitäten in St. Petersburg. Und überall sitzen Menschen, genießen die Frühlingssonne, während sich Kindergruppen mit Sand bekriegen... Was passiert hier?
Hintergrund
Die Dresdner Äußere Neustadt hat in den letzten Jahrzehnten tiefe Veränderungen durchgemacht. Vom verrufenen
ruinösen Gründerzeitviertel, zum Geheimtip der Alternativszene hin zu einem immer kommerzieller ausgerichteten Kneipenstandort. Dementsprechend veränderte sich auch die Verkehrssituation. Wo vor der Wende hier und da ein Trabant stand, parken heute dicht an dicht ewige Blechkolonnen.
Die verschärfte Verkehrssituation lässt zwei Möglichkeiten denkbar erscheinen: einen der dichtbesiedeltsten und kinderreichsten Stadtteile Dresdens autogerecht zu gestalten, mit ausgebauten Zufahrsstraßen und Parkhäusern allerorten - oder aber gerade hier alternative Verkehrskonzepte zu entwickeln. Ansätze gäbe es dafür viele: autofreie Zonen mit Quartierbussen, dafür Parkmöglichkeiten am wenig besiedelten Rand des Viertels.
Das städtische Parkraumbewirtschaftskonzept wählt die "autofreundliche Variante". Es sieht unter anderem vor, auf der Kamenzer Strasse Nr. 24-28 ein Parkhaus zu bauen. 200 Stellplätze sollen die Straßen entlasten. Problem: mitten im dichtbesiedelten Wohngebiet würde das Parkhaus den Verkehr noch verstärken. Und was das heißt, kann sich jeder, der die engen Neustädter Straßen kennt, vorstellen...
Das Parkhaus wäre der erste Schritt zur Umsetzung der autoorientierten Verkehrspläne, und gleichzeitig das Ende alternativer Verkehrskonzepte für die Äußere Neustadt.
Die Brache
Im Frühjahr 2005 wurden die Bauten auf dem städtischen Gelände Kamenzer Str. 24-28 abgerissen und planiert. Seitdem liegt hier ein großer Sandplatz. Trotz der enormen Subventionen, die die Stadt dem Investor bot, kam nach dem Bau-Beschluss - nichts. Aktuell wird ein neuer Investor gesucht.
Im letzten Sommer 2005 nahmen mit der Aktion "Sand im Getriebe" erstmals auch andere Interessenten das Gelände zeitweise in Besitz. Jeden Mittwoch zeigte das Umsonstkino Filme an der angrenzenden Hauswand, an einem Hochsommerwochenende entstand ein Holzspielplatz mit Planschbecken, Lagerfeuer in langen Sommernächten und Musik...
Die Feste waren sogar in der Presse angekündigt, fanden ohne Genehmigung und ohne Stress von Staatsseite statt. Die letzten Monate lag die Brache im Winterschlaf.
Bis am Sonnabend Beete entstanden. Nichts besonderes eigentlich. Oder doch? Ein kleines Beispiel dafür, wie Menschen sich einen ihnen verschlossenen Raum einfach nehmen, und füllen. Aneignung mal praktisch.
Wie weiter?
L., eine der Platznutzerinnen: "Es gibt keine zentrale Organisation oder so, die sich um den Platz kümmert. Aber irgendwie entsteht auf dem Platz immer wieder neues. Mal sehen, was der Sommer bringt..."
mehr Infos: www.parkhaus-kamenzer.de.vu
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Was für Aussichten...
Ich finde Eure Aktion klasse, schaue ich mir in den nächsten Tagen mal an. Macht weiter so!
Pro Parkhaus
Scheiß Aktion!
@prawda
Klar Parkplätze sind rar, aber grüne Ecken und Spielplätze noch rarer.
Also raus aus der Karre und Hirn eingeschaltet!
Super Idee
MfG Green
@ prawda
Armer Arbeiter...
tss
Glückwunsch
Für eine lebenswerte Stadt! Gegen Beton und Abgase!