Update VW droht Werkschliessung an

Ralf Streck 07.04.2006 13:56 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Heute läuft das Ultimatum ab, dass Volkswagen dem Betriebsrat im baskischen Werk in Iruña (spanisch Pamplona) gestellt hat. Wegen der Streiks im Rahmen des Tarifvertrags hatte der deutsche Konzern gedroht, die Produktion des neuen Polo zu verlagern, wenn der angebotene Tarifvertrag nicht unterschrieben wird.
Praktisch würde das die Schließung des Werks in der baskischen Provinz Navarra, im Norden des spanischen Staats, bedeuten. Die Regionalregierung hat inzwischen Vermittlung angeboten, da es sich um den größten Arbeitgeber in Navarra handelt. Sie will den Konflikt über einen Schlichter beilegen, der Betriebsrat fordert mehr Zeit, um mit der Belegschaft darüber sprechen zu können.

Die ultrarechte Regierung, geführt von der UPN, die Schwesterpartei der spanischen Volkspartei (PP), ist nämlich alles andere als unparteiisch. Sie macht sich die Position von VW weitgehend zu Eigen und hatte bei Gesprächen die linksnationalistische Gewerkschaft LAB ausgeschlossen, die zweitstärkste Gruppe im Betriebsrat.

Seit Wochen streikt die Belegschaft immer wieder. An vier Tagen streikte sie über 24 Stunden.  http://de.indymedia.org/2006/04/143356.shtml Die Beteiligung war dabei mit fast 100% stets überwältigend. Den Erfolg musste auch die Firmenleitung anerkennen und sie wurde so wieder an den Verhandlungstisch befördert. Statt in einen unbefristeten Streik zu treten, wird seit Montag deshalb nur noch stundenweise gestreikt, nachdem VW wieder in einen Dialog getreten ist. Gestern wurde wieder in jeder Schicht für vier Stunden die Arbeit nieder gelegt. Etwa 15.000 Autos konnten wegen der Streiks nicht produziert werden,

VW hatte die Belegschaft in Iruña zum Streik getrieben, denn der Konzern wollte ihr einen Tarifvertrag aufzwingen. Man habe einen „letzten und definitiven Vorschlag“ präsentiert, hieß es vor dem Beginn der Streiks. Dabei war die Belegschaft VW in den zähen Verhandlungen des seit 15 Monaten ausstehenden Vertrags weit entgegen gekommen. Einer Verkürzung der Arbeitszeit und eine Ausweitung der Flexibilisierung über Zeitkonten wurde angeboten. Dafür forderte man aber einen Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen. Doch VW reichte das nicht aus und wollte auch die Löhne praktisch einfrieren. Der Konzern will trotz eines Gewinnzuwachses von 61,5 % 20.000 Stellen streichen.

Angesichts der Erfahrungen bei Seat, wo als Drohkulisse vor Verhandlungen ein Teil der Produktion in die Slowakei  http://de.indymedia.org//2005/09/126606.shtml verlagert wurde, machen nun auch Arbeiterkommissionen (CCOO) das Erpressungsspiel nicht mehr mit. Dort hatte sich später herausgestellt, dass die Produktion in Barcelona letztlich billiger war und unter hohen Kosten wurde zurückverlagert. Auch die CCOO hält das neue Angebot von VW für „verbesserbar“. Mit den baskischen Gewerkschaften ergibt sich so im Betriebsrat eine klare Mehrheit, die das neue Angebot von VW ablehnt. Der Betriebrat geht davon aus, dass VW nur leere Drohungen ausspricht. Das wird sich nun zeigen. Position beziehen müssen die Belegschaften an anderen Standorten, zu denen Kontakt aufgenommen wurde. Bisher ging das Konzept von VW auf, die Standorte gegeneinander auszuspielen. Die baskische Belegschaft ist aber offenbar bereit dazu, diese Dynamik zu durchbrechen. Sie wirkt sich negativ auf alle aus und würde die Spirale von Lohnsenkungen und Abbau von Arbeitsrechten weiter antreiben.
© Ralf Streck, Donostia-San Sebastian den 07.04.2006
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen