Naziaufmarsch in Lübeck

(maximal 45 zeichen) 01.04.2006 22:54 Themen: Antifa
Naziaufmarsch in Lübeck konnte nur teilweise gestoppt werden, Nazis mussten auf Alternativroute ausweichen.
Erst mal:

Vielen dank für das zahlreiche Erscheinen so vieler AntifaschistInnen.

Am 01.04.06 wollten Neonazis in Lübeck marschieren, im Vorfeld hatte sich ein breites Bündnis aus Kirchen, Gewerkschaften und Antifa Gruppen formiert diese hatten für den 01.04.06 um 10:00 Uhr eine Gegendemonstration geplant die um 12:00 Uhr enden sollte, zu diesem Zeitpunkt wollten die Neonazis ihren Wanderzirkus starten.

Nach einer relativ erfolgreichen (und zumindest im Antifa Block lautstarken) Demonstration durch die Innenstadt zog die Demonstration mit ihren 2000-3000 Teilnehmern um circa 11:50 Uhr in Richtung ihrer Abschlusskundgebung.
Auf der Holstentorbrücke die der klägliche Haufen von 120 Faschisten passieren wollte wurde nun eine gemeinsame Blockade versucht. So konnten die Neonazis zumindest bis 13:30 Uhr aufgehalten werden, nun zeigte die Polizei wieder einmal ihre völlige Zivilcourage und ihr wirkliches anliegen, sie bot den Neonazis eine großzügige Ausweichroute an.

Nun machten sich große teile der großteils Autonomen Antifaschisten auf den weg in Richtung der Brücke die nun für den Übergang genutzt werden sollte.
Es folgte nach einem Durchbruchversuch zu den Neonazis begann die massiven Repressionen gegen die Antifaschisten, dennoch scheiterte der Versuch die Antifaschisten in einen anderen teil der Stadt zu leiten, immer wieder formierten sich nun größere Gruppen die versuchten die Route zu blockieren, die Polizei reagierte mit äußerster Brutalität (mehrmals mussten Aktivisten in das Krankenhaus eingeliefert werden, einE AntifaschistIn wurde von Polizisten angefahren, andere wurden mit Gehirnerschütterung eingeliefert).

Auf diese Vorgehensweise der Staatlichen Repressionsbehörden reagierten die AntifaschistInnen mit Aktion, so wurden z.B. Müllcontainer in Brand gesteckt. Eine Blockade des Doms bei dem die Neonazis eine Kundgebung abhalten wollten wurde Brutal geräumt.

5 Festnahmen
Mehrere Verletzte
27 In Gewahrsamnamen

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Ergänzungen

Fehlplanung - da hätte mehr gehen können

Kiela 02.04.2006 - 00:06
Nachdem man beim Marktplatz nach unendlichen Reden (das ist wohl der Nachteil breiter Bündnissen) endlich losging, war ich etwas verwundert, dass sich die Kirchenleute etc nach vorne setzten und der schwarze Block sich in der Mitte einreihte (mal abgesehen davon, dass eine 3 Meter breite Auffahrt zu eng für den Abmarsch war).

Aber die folgende Demo war wirklich sehr laut mit vielen verschiedenen Sprüchen.

Die angemeldete Demo kreuzte die Naziroute und so war zu erwarten, dass es eine breite Blockade geben würde.
Vor dem Holstentor war es dann soweit - der Lautiwagen beschwerte sich, dass die angemeldete Route dicht gemacht wurde und rief die Leute auf, zurückzubleiben, bis die Verhandlungen über den Weitermarsch beendet seien.
Doch die ersten Reihen gingen weiter und setzten sich auf die Brücke am Holstentor (auf der Altstadtseite) - hier wurde bereits beim letzten Mal blockiert.
Auch der schwarze Block reihte sich dort ein.

Allerdings haben die Polizisten die Straße gar nicht blockiert, sondern man konnte völlig ungehindert weitergehen.
Da die ersten Reihen jedoch schon saßen, der Lautiwagen nach Auflösen der Demo von Verhandlungen mit der Polizei und eine Duldung der Blockade sprach, ging die Demo nicht weiter.

Einige Gegendemonstranten befanden sich trotzdem auf der anderen Seite des Tors. Und da sah man dann auch, dass die Polizei mit einer Blockade gerechnet hatte - jedoch "warteten" die Wasserwerfer nicht am Holstentor, sondern an der nächsten Brücke (die einzige weit und breit, die zum Holstentor führte), wo es rechts zur Walli ging (eigentlicher Ort der Abschlußkundgebung).

Auch hier wäre Platz für eine Blockade gewesen (und die Polizei schien auch damit gerechnet zu haben).
Mit einer Blockade an dieser Stelle wären die Nazis gar nicht erst in die Nähe des Holstentors gekommen und der Aufmarsch hätte nach 200 Metern umdrehen müssen.

Auch der weitere Weg zum Bahnhof war kein Problem, da die Polizei kein Interesse für Kleingruppen zeigte.

Am Bahnhof hatten wir dann erstmal Probleme zu entscheiden, ob dort eine Gruppe Linker von der Polizei umstellt waren.
Nein, es waren die Nazis - etwas 150 ihnen standen am Bahnhof und warteten auf den Abmarsch.
Die reden zur Einstimmung waren nicht zu verstehen (trotz gerademal 5 Metern Abstand) - nicht wegen irgendwelcher Proteste (gerade mal eine Hand voll Gegendemonstranten), sondern einem sehr schlechten Lautis.

Abmarsch Nazis, interessierte Bürger nebenher - im Hintergrund eine Gruppe von 20 Linken, die nach längerer Beratung kurz zum Rufen in die Nähe kamen.

Die Nazidemo ging Richtung Holstentor und kam auf der nicht blockierten Brücke längere Zeit zum Stehen.
Einige der Nazis liefen außerhalb der Demo umher und es kam kurzzeitig zu Konfrontationen mit Gegendemonstranten.
Die Polizei schob die Nazis dann wieder auf "ihre" Seite.

Nachdem die Wasserwerfer und BFE-Einheiten rechts abgebogen waren, folgte auch der Aufmarsch.
Auch hier war ein Folgen kein problem, da man sich in dem Bereich völlig frei bewegen konnte - also in einer Parallelstraße neben den Faschos lang.

Von hier aus sah man dann auch eine größere Gruppe linker am anderen Flußufer, die lautstark (!) auf sich aufmerksam machten. Die meiste Zeit waren sie von der Polizei unbehelligt (und auch wir hatten keine Probleme, obwohl die gesamte Zeit direkt neben den Polizisten am Aufmarsch der Nazis).

Irgendwann war der AUfmarsch dann in Sichtweite des Doms.
Die Polizei wurde ungemütlicher denn auf der anderen Seite der Brücke sammelten sich Linke und es kam zu Auschreitungen, dei denen ein Schild umgeknickt wurde und ein Papiercontainer in Brand gerat (welcher auch nach Wasserwerfer noch über 1 1/2 h weiterrauchte).

Unabhängig davon (weil um einiges später) kam es an dieser Stelle auch zu einigen Rangeleien zwischen Gegendemonstranten und der Polizei, wobei eine Person Pfefferspray in die Augen bekam und eine Frau vom Hund gebissen wurde. Überhaupt waren die zahlreichen Hunde äußerst aggressiv und sind auf die Demonstranten losgegangen.

Die Nazis haben hier in einem Park auf einer Insel ihre Zwischenkundgebung abgehalten (ca. 45 Minuten), wobei es immer wieder zu Provokationen voon Links und Rechts kam (getrennt von einem Fluß).

Eine BFE- Einheit patroullierte zwischen den Linken und es gab Personalienfeststellungen wegen Vermummung, die teilweise mit Schlägen und Schubsen untermauert wurden.
Allerdings ging bei einigen dieser Übergriffen die Provokation auch von den Linken aus (der Polizist hat 3 mal darauf hingewiesen, die Vermummung abzulegen und die Situation hat sich dann hochgeschaukelt - hatte am Anfang das Gefühl, die Polizei hatte gar kein Interesse, dort jemanden mitzunehmen).

Nachdem die Nazis umgedreht sind, ging es auch für uns zurück - leider wurden sämtliche Brücken gesperrt (wenn auch nur für Demonstranten - Bürger u.ä. durften ungehindert passieren).
Mit einem Umweg von mehreren Kilometern (die letzte Brücke war es dann), kamen wir zum Bahnhof, der von der Polizei wie zu erwarten abgeriegelt war.

Wir konnten allerdings auf der abgewandten Seite trotz Polizei noch in den Bahnhof (eine Minute später wurden auch hier die Linken aufgehalten).

Der Bahnhof war innen recht leer (vielleicht 10 Linke).
Später haben wir beobachtet, wie auf dem anderen Bahnsteig eine Gruppe Linker kontrolliert und dann vom Bahnsteig geführt wurde (kurz bevor die Nazis kamen).
Mit Fußballfans hatte die Polizei offensichtlich weniger Probleme, da die anstandslos in den Bahnhof und auf die Bahnsteige durften.

Richtung Kiel fuhren dann nichtmal Nazis mit, so dass es völlig unnötig gewesen wäre, die Linken vor dem Bahnhof ihren Zug abfahren sehen zu lassen.

Insgesamt ein komischer Tag, an dem in meinen Augen mehr hätte gehen können, wenn man entschlossener und schneller gewesen wäre.
Es ist zwar schön, wenn einbreites Bündnis den Weg in die Innenstadt blockiert, aber heute hat es dazu geführt, dass die Nazis eine ebensolange Ausweichstrecke bekommen haben.
Das war unnötig - zumal die Rechten bereits am BAhnhof darauf vorbereitet wurden, recht schnell wieder abfahren zu müssen.

Das nächste Mal wieder den schwarzen Block nach vorne und es dürfte etwas weiter gehen, als dieser abgesprochene Blockadepunkt.

Trotzdem vielen Dank für die Orga vor Ort - es ist schön zu sehen, dass es noch so breite Bündnisse gibt.

Pic & Videos

antifahl@uboot.com 02.04.2006 - 01:45
Hier - einige Minuten unkommentiert stand & motion:

 http://blog.jphintze.de/

hmmmm

redzorA 02.04.2006 - 14:19
ich fand die demo lasch aber alles nach der demo als sich die blockade aufgelöst hat und die riesige gruppe welche in die innenstadt gezogen ist hat einfach nur gerockt die war laut und zwar lauter als auf der demo zuvor. die kessel situation am dom war absolut strange weil teilweise die polizisten leute aus dem kessel rausgeschubst haben etwas häh aber die beste situation war eigentlich so gegen 17:00 als die nazis sich richung bahnhof begeben haben und alle brücken gesperrt waren und so 20 autonomE antifas sich zur fußgängerbrücke bei der wallie begeben haben und die polizei erst meint ne is nicht ihr dürft nicht durch und dann plötzlich losliefen sozusagen vor den antifaschisten weg das war einfach nur göttlich. ansonsten ohne die passiv-sein aufforderungen der demo leitungen wäre auf jedenfall mehr gegangen und die faschos hätten am bahnhof blockiert werden können.

Die Brückenaktion

... 02.04.2006 - 14:46
Die Sperrung der Brücken betraf nicht nur DemonstrantInnen, sondern alle Menschen, die nicht in das Weltbild (vor allem eines Polizisten) passten. Auf Nachfrage bestätigt sich das dann auch: Menschen, die bestimmten "Klischees" entsprächen, dürften die Brücke nicht passieren...

Darunter waren aber eben nicht nur DemonstrantInnen, sondern auch MigrantInnen und Sozialschwache, einem wurde vom eben oben erwähnten Polizisten geraten, dass er sich doch ein Taxis nehmen solle, wenn er über die Brücke müsse...

Klasse fand ich die Aktion, des/der PastorIn am Dom, die/der die Glocken läuten ließ, damit die FaschistInnen ihre eigenen Hetzreden nicht verstehen konnten.

Der Versuch direkt auf die Nazisroute zugelangen, schlug leider fehl, weil uns bereits auf Höhe des Doms PolistInnen entgegenstürmten und entsprechend Panik ausbrach - wir konnten uns auch erst 50 Meter weiter hinten sammeln...
Die Chance auf den Vorplatz zu kommen, war damit leider verloren, weil die Polizei schon alles abgeriegelt hatte.

Dann brannten die Mülltonnen...

Naja, später kam es dann noch vor dem Dom zu ner kleinen Sitzblockade, die aufrecht erhalten wurde bis sich die Nazis auf den Rückweg machten...

Ergänzung

@ Kiela : 02.04.2006 - 19:57
Die Länge der Nazi-Ausweichroute hatte gerademal einen Bruchteil ihrer in der Altstadt geplanten Route. -Ganz abgesehen von der minderen "Qualität" (keine Wohn-/Geschäftshäuser, sondern ein Grüngürtel um die Altstadt).

Ich betone, daß ich das absolut nicht als einen zu feiernden Erfolg werte oder gar zufrieden damit bin, sondern ich möchte das nur berichtigen/ergänzen.

Eine Blockade an der nächsten Brücke, wie von Kiela vorgeschlagen, hätte wahrscheinlich kaum mehr Erfolg gebracht, weil auch dann die Ausweichroute der Nazis Richtung Altstadt möglich gewesen wäre (Moislinger Allee/Lachswehrallee).
Zudem wären in diesem Fall wohl die Gegendemonstranten auf dem (doch recht großen) Holstentorplatz gefangen gewesen und hätten keine Chance mehr gehabt, überhaupt zurück in die Innenstadt zu gelangen.

In welchem Punkt ich absolut zustimme ist das Timing: Hier hätte ein frühzeitigeres verlassen der Blockade u.U. zu mehr geführt.

Was das "Durchkommen", "Rankommen", "Wegkommen", usw. betrifft, sind die Möglichkeiten, denke ich, nicht zu verallgemeinern. -Durch die hektische Taktiererei der Polizei gab es genug Leute/Gruppen die an den Stellen gescheitert sind, an denen andere kurz zuvor Erfolg hatten und umgekehrt.

Schmerzlicherweise gab es, wie von Kiela z.T. erwähnt, viele Verletzte, die den Hunden oder brutalen Bullenübergriffen zum Opfer gefallen sind.

Auch lange nachdem die Nazis schon abgereist waren, führten die Bullen in der Innenstadt noch (willkürliche) Festnahmen durch.

Wäre wirklich mehr drin gewesen

Lübecker 03.04.2006 - 12:27
Bevor davon die Rede ist, dass eine Fehlplanung gegeben hätte:
1. Vorher war durchaus nicht abzusehen, dass sich 4000 Menschen an der Demo beteiligen würden. Diese Größe kam nur zusammen, weil breit mobilisiert wurde.
2. Eine Blockade von ein paar hundert Leuten nur aus der Antifa-Szene wäre wahrscheinlich von den Bullen gewaltsam geräumt worden.
3. Dass Linksradikale und BürgerInnen gemeinsam blockiert haben, ist doch geil. Damit das klappt, ist gegenseitiger Respekt von beiden Fraktionen nötig. Der kam auch (wenn wir mal von ein paar Poser-Antifas, Möchtergern-Autonomen und einer Handvoll BürgerInnen absehen).
4. Dass für eine Blockade eine möglichst dicht an den Nazis liegende, aber schmale Stelle (die Brücke vor dem Holstentor) ausgesucht wird, liegt doch auf der Hand. Um die nächstliegende Kreuzung zu blockieren, braucht man viel, viel mehr Leute. Vielleicht wären wir tatsächlich genug gewesen, aber dass die PlanerInnen auf Nummer Sicher gehen, ist doch verständlich, oder?
5. Dass eine große, gemeinsame Blockade mit BürgerInnen funktioniert, macht auch einen niedrigen Eskalationslevel von unserer Seite nötig. Also eben eher Sitzblockade als Durchbruchsversuche an Bullenketten. Wer das nicht kapiert, kapiert gar nichts mehr - und denkt vor allem nicht politisch.
6. Für Lübeck war es doch erstmal wieder nötig, mehr Leute auf ne Antifa-Demo zu bekommen und zu zeigen, dass wir die Innenstadt für die Nazis zu einer No-go-area machen können. Das ist geglückt. Und bietet eine gute Grundlage für die nächste Mobilisierung (denn die Faschos werden wiederkommen).

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 4 Kommentare

auf die startsite

bla 01.04.2006 - 23:23
setzt doch mal auf die startsite..

war gut

Bunthaar 01.04.2006 - 23:59
war doch gut das ganze.Richtig lustig . Die machen garantiert bald wieder ne Demo hier bei uns .Nur ,das Domgebimmel hat mich daraufgebracht wo noch ne riesen Mauer für geile graffitties ist.

(muss ausgefüllt werden)

(muss ausgefüllt werden) 02.04.2006 - 00:23
ganz schlimm fand ich die musk aufm lauti...tut mir ja leid aber ich hab noch nie so langweilige latsch-mucke auf ner demo gehört

... doch

(muss ausgefüllt werden) 02.04.2006 - 11:22
durchbruchsversuch.. als die Blockade am Holstentor unnütz war machten sich sämtliche Antifaschisten auf dem weg zu dem Ort auf diesem Bild, dort sollte versucht werden zu den Nazis durchzukommen (Die dort vorbei mussten), leider waren einfach zuviele "Poser-Antifas" dabei die losrennen wenn 300 Antifaschisten gegen 30 Bullen stehen...

Mies..