Berlin: NPD-Aufmarsch und Antifademo

Hanna Fischer 29.03.2006 18:03 Themen: Antifa
Bilder und Bericht zum Naziaufmarsch am 25.März in Berlin-Köpenick und zur Antifademo dagegen.
Pressemitteilung des AAK:

Polizei verhindert Protest gegen NPD
Versammlungsrecht gilt nicht für Antifaschisten_innen

Anlässlich eines von der NPD angemeldeten Aufmarsches durch den Stadtteil Köpenick, an diesem Samstag den 25.März, veranstaltete der Antifaschistische Aufstand Köpenick [AAK] am selben Vormittag eine Gegendemonstration mit 150 Teilnehmer_innen, die am S-Bahnhof Köpenick begann. Aufgrund nicht rechtmäßiger Auflagen und unverhältnismäßiger Maßnahmen seitens der Berliner Polizei, musste der wichtige antifaschistische Protest gegen die NPD vorzeitig abgebrochen werden. Dadurch konnten die Rechtsextremen unbehelligt und unkommentiert stundenlang durch Köpenick marschieren.

Die Antifa-Demonstration verlief von Seiten der meist jugendlichen Demonstrant_innen friedlich. Dennoch kam es zu mehreren Festnahmen durch die Polizei, vor allem wegen vermeintlicher Verstöße gegen die Auflagen. Die Demonstration wurde vorzeitig beendet, da der Veranstalter, die körperliche Unversehrtheit der Veranstaltungsteilnehmer_innen nicht mehr garantieren konnte. Bereits zu Beginn am S-Bahnhof Köpenick wurden von der Polizei mittels Schlagstockeinsatz, Transparente die seitlich getragen wurden, entrissen und Ordner_innen am Lautsprecherwagen attackiert, obwohl diese gegen keine Auflagen verstießen.
Während der Zwischenkundgebung auf dem Mandrellaplatz kam es zu brutalen Festnahmen von Teilnehmer_innen wegen konstruierten Vorwürfen. So wurde ein Jugendlicher wegen des Tragens eines durchgestrichenen Hakenkreuzes mit Gewalt aus der Demonstration entfernt und festgenommen. Des Weiteren wurde der Auflagenbescheid dem Anmelder erst direkt vor der Veranstaltung ausgehändigt. Auch ist gegen den Anmelder ein Verfahren eingeleitet worden, weil dieser gegen Auflagen verstoßen haben soll, die von der Einsatzleitung der Polizei willkürlich angeordnet wurden. Damit machte sie sich strafbar. Es gab insgesamt 20 Festnahmen, so wurde unter anderem die Moderation des Lautsprecherwagens von der Polizei festgenommen. Diese überzogenen Maßnahmen, sowie die restriktiven Auflagen gegen die friedlich demonstrierenden Antifaschist_innen sehen wir als Einschränkung der Versammlungsfreiheit und den Versuch Proteste gegen Neonazis in Zukunft durch Abschreckung zu verhindern.
Hanna Fischer, die Pressesprecherin des AAK, meint hierzu: “Das antifaschistischer Protest gegen Neonazis derart massiv von der Berliner Polizei kriminalisiert wird, ist für uns nicht akzeptabel. Die Möglichkeit der Klage gegen die Einsatzleitung werden wir wahrnehmen. Wenn es in Zukunft nötig sein sollte wegen jeder öffentlichen Versammlung gegen Naziterror mehrere Anwälte zu bemühen, dann wird es bald niemanden mehr geben, der gegen rechts mobil macht“. Am Aufmarsch der NPD beteiligten sich ca. 40 Rechtsextremisten, wodurch der Aufzug nur auf dem Gehweg stattfinden konnte.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

dezentral und spass dabei

anti 29.03.2006 - 18:34
Die Strategie der Bullen ist aufgegangen: die antifademo zunächst lange nicht losgehen lassen, dann durch Scharmützel wegen irgendwelcher Nichtigkeiten aufhalten und zermürben. so sinnvoll es ist, den bullen zu zeigen, dass mensch sich nicht alles gefallen lässt, war das ziel an diesem tag doch ein anderes - weswegen es schade ist, dass sich die demo so auf die bullen konzentriert hat. gerade bei der für die bullen so übersichtlichen (halb-)insellage der route wäre ein dezentrales konzept sinnvoll gewesen.
tatsächlich war es überhaupt kein problem, immer wieder an die route der nazis zu kommen und den lächerlichen haufen auch zu "kommentieren".

Normal für Berliner Verhältnisse

Demonstrant 29.03.2006 - 20:26
So ist das halt bei Demos in Berlin.Die Polizei macht sogar Werbung für ihr Vorgehen,siehe auch:
 http://sondereinheit-berlin.de.vu/

...

Yo 29.03.2006 - 21:11
Ich fand es schon ziemlich schwach, dass nur rund 150 Leute zur Demo gekommen sind. Dabei wurde in Potsdam z.B. darauf hingewiesen. Das Wetter war natürlich ziemlich schlecht, der Blick aus dem Fenster am Morgen weckte bei mir kaum Freude, aber trotzdem hätte ich mit mehr Leuten gerechnet, die nicht aus Zucker sind.

Erschreckend fand ich auch das überzogene Aufgebot der Polizei. Der Hubschrauber war völlig übertrieben. Auch war das Verhalten der Polizei der Situation völlig unangepasst. Die Demo war mehr als friedlich. Durch die geringe Personenzahl konnte man sich aber kaum vor den Übergriffen durch die Polizei schützen. Es ging hier wohl kaum noch um Schutz der Nazidemo, vielmehr um das völlige Fernhalten von Antifaschistischem Protest.

Nach der Demo versuchten viele Kleingruppen auf die andere Seite zu kommen. Aber alle 3 Brücken waren versperrt. Auf der Salvador-Allende-Brücke war ein sehr agressiver Zivi, der sofort zu schubsen begann. Ihn konnte man auch später in Rudow wieder sehen.

Naja, ich hoffe das läuft dieses Wochenende in Pankow besser. Es kann ja nicht sein, dass die NPD 3 kleine Aufmärsche hintereinander in Berlin ohne nennenswerten Protest durchführen kann.

nur mal so

büxenlicht 29.03.2006 - 22:07
Direkt am Schloßplatz befanden sich permanent 50 bis 70 Gegendemonstranten
samt großem Tranparent ("Bunt in den Frühling,braunes Laub zerfällt" o.s.ä. ),manchmal stelln sich halt Nichtmilitante cleverer an...

was bitte ist das

lockvogel 30.03.2006 - 00:14
wa ist das den fuer eine seite: www.sondereinheit-berlin.de.vu ?
das ist doch nicht von den bullen inzeniert geschweige denn werbung. wenn es so waere wuerden die sich aber ganz schoen aufs korn nehmen, so ganz gegenseitig

-

- 30.03.2006 - 00:17
nach der demo war es noch locker möglich an die nazis ranzukommen. die bullen waren, nachdem der großteil der demoteilnehmer richtung bahnhof gegangen war, von der brücke am abschlusskundgebungsplatz verschwunden.

die demo wurde von den bullen nicht hinausgezögert. das problem waren bloss die ständigen angriffe, die aufgrund der geringen teilnehmerzahl nicht effektiv abgewehrt werden konnten. überraschend war bloss, das die nazis mehr als pünktlich losliefen (sie wussten wohl das niemand mehr kommt...)

Zur Repression

uhu 30.03.2006 - 03:32
Die Betroffenen von polizeilicher Repression sollten sich zwecks Beratung über möglicherweise anstehende Anklageschriften oder Strafbefehle an den Berliner EA, (jeden Dienstag 20-22 Uhr), Gneisenaustr. 2a, (U-Bahnhof Mehringdamm) Tel. (030) 692 22 22 oder an die der Berliner Roten Hilfe (jeden Mittwoch ab 19.30 Uhr) in der LUNTE, Weisestrasse 53 (Nähe U-Bahnhof Boddinstrasse, Tel. (030) 6 27 22 57 wenden.

Kritik an den

Sebastian 30.03.2006 - 11:32
Ich war generell vom Verhalten der Teilnehmer enttäuscht. Auch nach mehrmaligen Aufforderungen des Lautis zur Kettenbildung fanden sich manche noch zu cool dazu. So fragte Ich jemanden, der locker neben mir lief auf, ob er sich nicht einketten wolle, weil besser für uns alle und so, worauf der ach so coole Carhartt-bekleidete halbvermummte (man muss ja dem Autonomenschick gerecht werden) verneinte und mich verarschte, dass er vielleicht später zu mir kommen wolle um "Händchen zu halten".
Die Bullen hatten so natürlich leichtes Spiel.
Ich finde es traurig, dass die Demonstration so am Selbsstellungsdrang der Anwesenden scheiterte.
Eine Frage noch: Gleich zu Beginn der Demo wurde jemand wegen Tragens eines "Good Night White Pride"-Buttons rausgezogen. Weiß da jemand näheres drüber? Darf man den weißen Stolz nicht mehr kritisieren?

wiederholung

stachie 30.03.2006 - 17:11
es handelte sich nicht um einen button sondern um einen pullover.
das war ein kumpel von mir, er wurde dann auch von den bullen gezwungen ihn zu wenden wenn er ihn nicht abgeben will.

für meine verständnisse war das einfach nur schikane.

aber ich gebe nicht auf!

@Unwichtiger

Sebastian 30.03.2006 - 17:19
Die Nummern an den Helmen stehen für die Einheit / Hundertschaft des Polizisten. Eine generelle, offensichtliche Kennzeichnungspflicht gibt es für Team Green leider immernoch nicht.

danke sebastian

pups 31.03.2006 - 18:10
ich wollte auch gar nich auf "dienstnummern" rückschließen, sondern nur den bullen kennzeichnen, der gernervt hat.
im nachhinein is mir auch aufgefallen, dass es sein zwillingsbruder hätte sein können.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 2 Kommentare an

unwichtiger — pups