Generalstreiks und Massenproteste in Frankreich und Großbritannien

Mr.X 28.03.2006 22:57 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Heute fanden in Frankreich die bisher größten Proteste seit Beginn der Protestwelle und vielleicht sogar generell statt. Ebenso in Großbritannien. In beiden Ländern sind Millionen auf der Straße.
Frankreich: Zwischen 3 und 4 Millionen Menschen beteiligten sich landesweit an Demonstrationen, selbst ein Teil der Mainstreampresse spricht von "mehr als 3 Millionen". Zusätzlich beteiligten sich unzählige Menschen an Blockaden, Besetzungen und einem Generalstreik, der Behörden, Produktion usw. lahmlegte. Mehr als ein viertel der Schulen und immer noch mehr als 70 Universitäten sind von Streiks oder Besetzungen betroffen.
In Paris, Rennes, Toulouse, Lille, Grenoble, Vannes und Brest kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und zu Polizeiübergriffen. In Paris gab es am Rande der Demonstration, an der mindestens 700.000 teilnahmen den Versuch von Jugendlichen einen Supermarkt zu plündern. In paris wurden seit Beginn der heutigen Ausschreitungen mehrere Hundert Menschen verhaftet.

Fotos von heute: aus fast allen französischen Städten | aus Toulouse | aus Paris
Überblick der heutigen Ereignisse | die französischen Indymedias sind ja bekannt, verlinke ich jetzt nich noch mal extra ;-)


Großbritannien: Auch in Großbritannien findet landesweit ein 24-Stunden-Generalstreik und unzählige Demonstrationen, an denen sich Millionen beteiligen, statt. Die Gewerkschaften sprachen am Nachmittag von 1,5 Millionen, die sich am Streik beteiligen. Anlass ist die geplante Anhebung des Rentenalters auf 69. Gewerkschaftsangaben zufolge handelt es sich dabei um den größten Streik in UK seit dem Generalstreik im Jahr 1926.
Fotoberichte: Birmingham | West Yorkshire | Derby | Nottingham | Liverpool
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Ergänzungen

Selbst in D bekommt die Regierung kalte Füsse

Hansi 29.03.2006 - 02:57
Schrittweise Abschaffung des Kündigungsschutzes, Anhebung des Rentenalters, flächendeckende Einführung von Dumpinglöhnen durch HartzIV und Aufhebung der Tarifautonomie, Einführung von 2-Klassen-Medizin, .... eigentlich gibt es in Deutschland -wie überall in Europa- dieselben Probleme, gegen die es sich wehren gilt (klar, diese neoliberale Politik ist ja eine Umsetzung von Beschlüssen der Agenda 2010 usw). Doch irgendwie rührt sich hier nichts. Wie auch schon bei den Privatisierungen der letzten Jahre ist der Deutsche zuerst Untertan und glaubt das, was ihm via Spiegel, BILD und TV vorgesetzt wird.
Dennoch scheint angesichts der Ausweitung der Protestbewegung auch deutschen Politikern langsam mulmig zumute zu werden. Ausgerechnet Müntefering will jetzt beim Abbau des Kündigungsschutz etwas langsamer vorgehen und die ersten "Lockerungen" zunächst erst einmal zurücknehmen:

"Vizekanzler Müntefering hat der Union vorgeworfen, die Koalitionsvereinbarungen zum Kündigungsschutz zu unterlaufen. Der Arbeitsminister stoppte deswegen vorerst die Neuregelung des Gesetzes. [....] Im Koalitionsvertrag haben Union und SPD vereinbart, die Probezeit bei Neueinstellungen von sechs auf 24 Monate auszudehnen. Im Gegenzug soll die Möglichkeit entfallen, Arbeitsverhältnisse ohne sachlichen Grund auf zwei Jahre zu befristen. Die Neuregelung sollte ursprünglich in diesem Monat umgesetzt werden. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) und Mittelstandpolitiker der Union hatten zuletzt eine weitergehende Lockerung als vereinbart gefordert."
 http://www.netzeitung.de/wirtschaft/wirtschaftspolitik/389534.html

Eine schöne Aktion...

2G 29.03.2006 - 04:10
Auf indy Paris gefunden:
 http://paris.indymedia.org/article.php3?id_article=56232#commentaires
Sinngemäß: Heute am späten Nachmittag besetzten etwa 50 Studierende Büros der AFP - Agence France Presse. Diese Studierenden kamen überwiegend von der Uni Nanterre und Vorstädten. Ziel war es die stattfindende Desinformation zu aufzuzeigen und die riesen-Agentur unter Druck zu setzen. Ausdrücklich wurde sich mit den November-Aufständischen solidarisiert. "Wir sind alle Randalierer!" war das Motto. Dieses wurde auch in Transpi-Form an der Fassade des Pressehauses sichtbar als die "Anti-Desinformations Randalierer Gruppe" sich, nach einer halben Stunde, friedlich ins äußere begab.
Bien joué!

Analyse

Synthese 29.03.2006 - 14:01
"Zum ersten Mal zielt die Ablehnung direkt auf wesentliche Charakteristika der freien Marktwirtschaft. In der Vergangenheit ging es bei den Protesten um die Wahrung sozialer Errungenschaften, die von der Regierung in Frage gestellt wurden. Dieses Mal bildet die Flexibilität, wie sie in einer wettbewerbfähigen Marktwirtschaft gefordert wird, das Leitmotiv. Für die Demonstranten steht Flexibilität stellvertretend für prekäre Arbeitsverhältnisse, für Unsicherheit in der Lebensplanung. Sie weisen die Logik des marktwirtschaftlichen Wettbewerbs zurück."

Alain Touraine im Interview mit der Faz:
 http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E20CD1CC742754314A71F36F46E6EA3E3~ATpl~Ecommon~Scontent.html

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Frankreich — egal

@ egal — ich

@ich — egal

@egal — blub

@ egal — ich