G8 Aktionskonferenz in Rostock

teilnehmer 27.03.2006 16:31 Themen: G8 G8 Heiligendamm Globalisierung
Mehr als 300 AktivistInnen aus unterschiedlichsten Spektren von Umwelt- und Friedensinitiativen bis zur radikalen Linken haben auf der Aktionskonferenz den Grundstein für gemeinsame Aktivitäten gegen den G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm gelegt. Prägend für die Konferenz war der überall spürbare Wille zur solidarischen Zusammenarbeit und die Entschlossenheit, sich auch durch unterschiedliche Vorstellungen über Inhalte oder Aktionsformen nicht spalten zu lassen.
Der Protest gegen den G8 ist in der Region angekommen und wird sich nicht mehr an den Rand schieben lassen.

Es wurden auf der Konferenz kaum formale Beschlüsse gefasst, schließlich ging es vor allem darum, AktistInnen miteinander zu vernetzen, Standpunkte auszutauschen und kennen zu lernen und praktische Arbeitsstrukturen zu schaffen. Es kristallisierten sich in den Plenumsaussprachen und Arbeitsgruppen jedoch erste Eckpunkte heraus.

- Es soll eine gemeinsame Großdemonstration geben. Die Zielmarke der TeilnehmerInnenzahl liegt bei mindestens 100.000.
- Es wird eine internationale Mobilisierung geben. Für die Unterbringung der AktivistInnen werden Camps vorbereitet.
- Ein Gegengipfel soll inhaltliche Alternativen zur kapitalistischen Globalisierung diskutieren und öffentlich darlegen.
- Ein großes Kulturevent soll in enger Abstimmung mit der politischen Bewegung organisiert werden
- Die Mobilisierung gegen den G8-Gipfel wird einen klaren Trennungsstrich zu allen faschistischen und extrem rechten Gruppen und Positionen ziehen, die unter dem Deckmantel von Globalisierungskritik Nationalismus und Rassismus verbreiten wollen.
- Es gibt Planungen für einen Aktionstag für die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen im Rahmen der Gipfelproteste.
- Es wird massenhafte Blockadeaktionen mit dem Ziel geben, die Infrastruktur des G8-Gipfels spürbar zu behindern.

In einer gemeinsamen Erklärung wandte sich die Konferenz gegen die Diffamierung der G8-Proteste durch die CDU und die Boulevardpresse.

Es gab auf der Konferenz Grußworte von Jill Hubbart (G8 Alternatives, Schottland), die von den Aktivitäten gegen den G8 2005 in Gleneagles berichtete, und Simon Zhavoronkov (Russisches Sozialforum), der Aktionen gegen den G8 2006 in St. Petersburg vorstellte. Informationen hierzu gibt es hier:  http://www.aglob.ru/en

Die praktischen Arbeitsgruppen sollen nach der Konferenz weiterarbeiten. Mit Fragen, Vorschlägen oder bei Interesse an einer Mitarbeit bitte an die unten angegeben Kontakt-Mailadressen wenden. Der Verlauf und die Ergebnisse der Aktionskonferenz werden in den nächsten Tagen schrittweise auf  http://www.heiligendamm2007.de dokumentiert werden.

Die nächste Aktionskonferenz ist - wahrscheinlich als internationale Konferenz - für den Herbst 2006 geplant.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen sollen auch in das linksradikale G8-Treffen ("dissent") hineingetragen werden, das am nächsten Wochenende in Leipzig stattfindet, damit eine Dopplung von Strukturen vermieden wird. Ein breites Bündnis - auch das ein Beitrag auf Rostocker Konferenz, der viel Zustimmung fand - bedeutet nicht nur, Gewerkschaften und NGOs zu umwerben, sondern ebenso offen auf die radikaleren Teile der Bewegung zuzugehen.
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Ergänzungen

weitere presse

alex 27.03.2006 - 20:11
Vereint gegen den Weltwirtschaftsgipfel - PETER NOWAK
 http://www.taz.de/pt/2006/03/27/a0194.1/textdruck

Weltgipfel im Ostseebad - Wolfgang Pomrehn
 http://www.jungewelt.de/2006/03-27/050.php?print=1

Abolishing the borders from below!

Sarah 28.03.2006 - 12:42
Ich finde es gut, dass es eine Zusammenarbeit mit Leuten aus dem Dissent-Spektrum geben soll. Leute aus diesem Spektrum haben außerdem auch eine sehr gut besuchte Infotour gestartet, die bereits einiges an Vorarbeit geleistet hat. Also denke ich, dass es sich auch lohnt gemeinsam mit Dissent auf die Straße zu gehen zumal es so vielleicht auch gelingt radikale Inhalte zu vermitteln und zivilen Ungehorsam als Aktionsform breiter zu verankern.

»Am Ende kann sich auch der DGB...«

Interventionistische Linke 28.03.2006 - 17:30
»Am Ende kann sich auch der DGB nicht entziehen«

Zu Protesten gegen G-8-Gipfel 2007 breite Beteiligung erwartet. Ein Gespräch mit Christoph Kleine
Christoph Kleine ist aktiv in der Interventionistischen Linken und gehörte am Wochenende in Rostock zu den Einladern der ersten Vorbereitungskonferenz für Proteste gegen den Gipfel 2007 in Heiligendamm

F: Haben Sie sich schon bei der Bild-Zeitung beschwert, daß sie Ihr Netzwerk aus ehemals autonomen und anderen Gruppen nur als »zum Teil radikal« bezeichnet hat?

Was die Etikettierung angeht, sind wir nicht besonders eitel. Aber die Interventionistische Linke versteht sich in der Tat als Teil der radikalen Linken. Wir suchen neue Ansätze, um in gesellschaftliche Auseinandersetzungen einzugreifen. Das heißt, wir öffnen uns, verstecken uns nicht in kleinen Zirkeln und gehören gleichzeitig zu jenen, die an der Überwindung des Kapitalismus arbeiten.

F: Sie gehören zu den Vorbereitern der Proteste gegen den G-8-Gipfel 2007 in Heiligendamm. Werden diese alljährlichen Proteste nicht langsam zum Ritual?

Der letzte G-8-Gipfel in Deutschland war 1999 in Köln. Schon deshalb ist es für uns kein alljährliches Ritual. Dennoch handelt es sich natürlich um symbolische Veranstaltungen. Der Gipfel ist ein Symbol der Macht, und unsere Proteste sind ein Symbol der Gegenmacht. Es geht aber nicht nur um einige Tage des Protestes, sondern um die politische Bewegung vor und nach dem Gipfel. Schon die Vorbereitungen werden neue Konstellationen schaffen und Perspektiven öffnen.

F: Die G-8-Gipfel bieten die Gelegenheit, die katastrophalen Folgen der neoliberalen Globalisierung in einer breiteren Öffentlichkeit anzusprechen. Welches sind für Sie in diesem Zusammenhang die wichtigsten Themen?

Auf dem Gipfel trifft sich die selbsternannte Weltelite, die ihren Anspruch, die internationalen Verhältnisse zu regeln, allein aus ihrer wirtschaftlichen und militärischen Macht ableitet. Das ist illegitim, und das wollen wir inhaltlich und mit Aktionen deutlich machen. Es geht um Krieg und Frieden, um soziale Gerechtigkeit, sowohl auf lokaler, nationaler, europäischer als auch globaler Ebene, um Fragen von Migration und Rassismus, das heißt, um den Kampf für Bewegungsfreiheit und ein Bleiberecht für alle, die hier leben. Das sind alles Facetten der kapitalistischen Globalisierung, die am Konferenztisch in Heiligendamm verhandelt werden. Alle Bewegungen, die sich mit diesen Themen beschäftigen, werden mobilisieren, und daher wird es ein großes Zusammentreffen aller werden, die mit dem Zustand der Welt nicht einverstanden sind, die eine andere Welt erträumen und erkämpfen wollen.

F: Mindestens 100 000 Teilnehmer wurden auf der Vorbereitungskonferenz in Rostock halboffiziell für die Proteste anvisiert. Ist das nicht ein bißchen hochgegriffen?

Ich denke nicht. Wir haben mehr als ein Jahr Zeit, und das Thema G 8 spielt schon jetzt für viele sehr verschiedene politische Akteure eine große Rolle. Außerdem wird es eine internationale Mobilisierung geben, das heißt, es werden aus aller Welt Menschen kommen, um sich an den Protesten zu beteiligen. Ich kann mir auch vorstellen, daß es deutlich mehr als 100 000 Menschen werden.

F: In Rostock haben ganz unterschiedliche Gruppen sehr konstruktiv miteinander diskutiert. Verschiedene linke Gruppen, Leute von Attac, NGO-Vertreter und auch ein paar Gewerkschafter waren da. Wie kommt das? Für deutsche Verhältnisse ist so viel Kooperation ja eher ungewöhnlich.

Ich glaube, daß sich eine neue politische Kultur der Kooperation entwickelt. Das Bedürfnis nach Zusammenarbeit, das heißt, das Verbindende in den Vordergrund zu stellen, statt nach Abgrenzung zu suchen, findet sich im ganzen linken Spektrum. Deshalb bin ich auch so optimistisch, daß es einen wirklich massiven Protest geben wird.

F: Einige, wie die Gewerkschaftsapparate und die eher etablierten NGOs, sind allerdings noch nicht an Bord.

Wir haben in Rostock wenig konkrete Beschlüsse gefaßt. Der Prozeß ist also offen für andere, die sich anschließen wollen. Und ich denke, daß er eine derartige Dynamik entwickeln wird, der sich der DGB und andere nicht entziehen können.

Interview: Wolfgang Pomrehn (junge Welt)

Zusammenarbeit ja aber nicht so

kito 13.11.2006 - 15:28
Die Zusammenarbeit der Spektren ist wichtig, klar. Auf der Konferenz wurde auch in den verschiedenen Beiträgen und in der konkreteren Arbeit bestimmt in vielen Punkten sich gemeinsam ausgetauscht und zusammen gearbeitet. Aber wenn sich dann jemand in der Pressekonferenz hinstellt und sagt: In einem demokratischen Prozess haben alle Gruppen sich dazu ausgesprochen, dass von ihnen keine Gewalt ausgeht. Dann ist das einfach nicht wahr, weil auf der Konferenz nicht in einem großen Rahmen darüber geredet wurde. Und da wo dieses Thema auftauchte wurde wo ich es mitbekam viel differenzierter darüber geredet, denn was ist schon die Definition von Gewalt. Auch die Meinungsverschiedenheit über die Zeit des Alternativgipfel, die viel Zeit in den großen Plenas einnahm, wurde mit keinem Wort genannt, aber an sonsten Einzelheiten über die Konferenz erzählt, die dort in dieser Ausführlichkeit gar nicht öffentlich vorgestellt wurde. Und da dieser jemand, der meinte für alle Leute auf der Konferenz reden zu müssen, ohne sich auf sie zu beziehen, Peter Wahl, Chef von Attak, ist, steht das jetzt in allen Zeitungen so drin. Und damit wurde ein Prozess angetreten, der auch bei früheren Mobilisierung zu der medialen und durch Repression spürbare Trennung in die guten und die bösen Demonstranten geführt hat. Weil das die Proteste als potentiell gewalttätig dargestellt werden und das ja auch einfach eine Strategie ist, um Widerstand zu bekämpfen, weiß ja auch ein Peter Wahl, kann sich jetzt aber leicht auf dieser Abgrenzund ausruhen.
Im Umkehrschluss des Statments für die Zeitungen sind die Leute, die sich so nicht repräsentieren lassen wollen, ja nicht prinzipiell für Gewalt, warum werden denn sonst Antimilitaristische Aktionen vorbereitet, die Nato-Sicherheitskonferenz mit G8 verknüpft, soll die Ausbeutung in der Lebensmittelproduktion thematisiert werden, gegen die die gewalttätige Flüchtlingspolitik gekämpft, versucht Alternativen zu entwickeln, andre Leute zu informieren. Ich glaube die Zusammenarbeit sollte auf jeden Fall weitergeführt werden. Aber meiner Meinung kann das außerhalb von persönlicher Zusammenarbeit, nicht funktionieren, wenn einzelne Leute, die leider so viel Einfluss haben, nicht wissen, was demokratische Prozesse und die viel gelobte und geforderte spektrumsübergreifende Solidarität sind.

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RRRRRRRRRRRRRRADIKAL — Ex Dissent

@ Ex Dissent — Anarchist

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