Gi: "Deutschland geht gut mit Ausländern um"

ray-on 26.03.2006 23:13 Themen: Antirassismus
Am letzten Freitag lud der Ausländerbeirat Gießen, zu einer Podiumsdiskussion mit dem Thema "Ein Jahr neues Zuwanderungsgesetz- Eine Bilanz" in das Mathematikum nach Gießen. Diese Verlief nicht ganz nach Protokoll...
Am letzten Freitag lud der Ausländerbeirat Gießen, zu einer Podiumsdiskussion mit dem Thema "Ein Jahr neues Zuwanderungsgesetz- Eine Bilanz" in das Mathematikum nach Gießen. Für das Podium wurde der hessische Innenminister Voker Bouffier (CDU), der Gießener Bundestagsabgeordnete der SPD Rüdiger Veit, ein mit der Thematik vertrauter Gießener Rechtsanwalt, und die stellvertretende Vorsitzende des Landesausländerbeirat Hessen Jetty Sabandar angekündigt. Ebenfalls anwesend waren einige AntirassistInnen die sich für ein Bleiberecht des iranischen Flüchtlings B. S. aus Gießen einsetzen. (Hintergund:  http://de.indymedia.org/2006/03/141534.shtml) Die Besetzung des Podiums hatte schon im Vorfeld zu kontroversen Diskussionen innerhalb des Ausländerbeirates Gießen geführt.Eine Einladung von kritischereren Gästen z.B. von Pro Asyl wurde abgelehnt.
Dementsprechend verlief die "Diskussion" auch anfänglich. In ihren Eingangsstatements waren sich eigentlich alle Redner einig: Das "Zuwanderungsgesetz" sei nicht gut umgesetzt worden, nach wie vor würden viele in Deutschland ausgebildete, gut integrierte, nützliche Ausländer abgeschoben. In typisch technokratischer Manier wurde von Paragraphen und nicht von Menschen gesprochen. Nur die Vertreterin des Landesausländerbeirats gab einen kleinen Einblick in die unmenschliche Bürokratie, indem sie das Publikum darüber informierte, dass in jeder Sitzung der hessischen Altfallregelungskommision 100- 200 Fälle entschieden würden, eine angemessen Prüfung also nicht im Ansatz möglich sei.
Der hessische Innenminister entgegnete die Verwaltung sei nicht "böswillig" sondern "gut". Ab diesem Moment machten viele Zuhörer ihrem Unmut zunehmend Luft. Es wurde dazwischengerufen und eine Rederecht für die wirklich betroffenen Anwesenden gefordert. Dieses konnte schliesslich auch durchgesetzt werden. In der Folge wurde weniger über Nützlichkeit und mehr über tatsächliches Leid gesprochen. Auf emotionale Art und Weise schilderten Betroffene und AktivistInnen ihre Erlebnisse. Volker Bouffier wurde die unmenschliche Praxis seiner Behörde vorgehalten. Dieser wies die Vorwürfe in gespielter oder tatsächlicher Empörung zurück
Zitat: "Deutschland geht gut mit Ausländern um". Niemand auf dem Podium ging auf die beschriebenen Fälle konkret ein. Nach weiteren Redebeiträgen aus dem Publikum, von einer Podiumsdiskussion konnte nicht mehr wirklich die Rede sein, wurde Volker Bouffier eine Unterschriftenpedition für das Bleibe- und Lebensrecht von B. S. übergeben. Transparente mit den ensprechenden Forderungen wurden entrollt.
Es ist gelungen die Podiumsdiskussion in eine offene(erere) Debatte zu verwandeln, und die tatsächlichen Lebenumstände von MigrantInnen in Deutschland deutlich zu machen.
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Ergänzungen

Heftige Kritik an hessischer Abschiebepraxis

Gi Allgemeine 27.03.2006 - 00:59

Eigentlich sollte bei der Diskussion mit dem hessischen Innenminister Volker Bouffier (CDU) und dem Bundestagsabgeordneten Rüdiger Veit (SPD) am Freitag im Mathematikum eine Bilanz zum neuen Zuwanderungsgesetz gezogen werden, das seit einem Jahr gilt. Doch schon bald entwickelte sich aus der Podiumsdiskussion ein Disput zwischen Bouffier und dem zahlreich anwesenden Publikum, dass sich aus vielen Ausländern und Kritikern der Politik des Innenministers zusammen setzte. So kamen die ebenfalls am Podium sitzende Jetty Sawarma, stellvertretende Vorsitzende des Landesausländerbeirats, und der Rechtsanwalt Bernhard Gerth kaum zu Wort.

Quelle:
 http://www.giessener-allgemeine.de

Guter Beitrag - gute Aktion

aa 27.03.2006 - 07:51
In den 68-ern nannte man das wohl ein "Go in", die massive Beteiligung an - im Gunde - staatstragenden und meinungsmanipulierenden Veranstaltungen und die Sprengung dieser Des-Informationsveranstaltungen.
Eine Info-Veranstaltung über Asyl & Ausländer ohne Betroffene ist keine Info-Veranstaltun,g sondern organisierte Meinungsmanipulation - von oben.

GA

Schlammbeiser 27.03.2006 - 11:26
"Die Migranten sind auf der Suche nach Schulterkontakt", sagte in der Diskussion der Vorsitzende des Ausländerbeirats von Stadtallendorf, Mehmet Ceylan. Dass dies in einer aufgeheizten Atmosphäre am Freitag nicht gelang, räumte Dayeh am Ende der Veranstaltung gegenüber dem Anzeiger ein: "Wir brauchen in diesem Land ein integrationsförderndes Zuwanderungsgesetz und wollen gemeinsam mit der Politik die Schwachstellen des neuen Gesetzes beseitigen. Aber wir bedauern, was einige Leute hier gemacht haben. Darauf waren wir nicht vorbereitet."
Quelle: Gießener Anzeiger vom 27.3.2006.

Hintergrundinformationen zu aktuellen Fällen

Anti-Repressiva 27.03.2006 - 14:21
Auf  http://www.polizeidoku-giessen.de.vu sind Hintergrundinformationen zu aktuellen Fällen zusammengestellt (die Internetseiten mögen viele in Gießen halt nicht - darum sind sie bei den Antira-Berichten aus GI auch nie angegeben), u.a. zu dem gewaltsamen Abschiebeversuch gegen einen Iraner. Auf  http://www.direct-action.de.vu sind viele Aktionsmethoden benannt worden, damit das Einfordern von Rederecht nicht als voll krass geile Aktionsform zelebriert und auch weiterhin das maximale sein muss.

my 2 cent

X-Mensch 27.03.2006 - 14:36
Grundsätzlich mal - Gute Aktion. Es ist nie Falsch den Verantwortlichen ihr tun vor Augen zu führen.

Leider wird aber von allen Seiten ein großer Fehler gemacht. Es gibt nicht "Nutzliche" und "unnütze" AusländerInnen.
Es gibt aber Menschen die nach D-Land oder in größerem Rahmen in die EU kommen wollen um hier für ihren Wohlstand zu arbeiten.
Dann gibt es Menschen die "hier her" kommen wollen um zu arbeiten, da sie wo anderst nicht genug zum Leben haben.
Und es gibt eine dritte Gruppe, die "echten" AsylantInnen, die Schutz suchen vor Gewalt und Verfolgung.

Ich will hier keine Vorschläge zum Umgang mit diesen Menschen machen, aber ich finde das man diese 3 völlig unterschiedlichen Motive, nach EU-land zu kommen einfach nicht vergleichen kann. In einem zuwanderungsgesetz auch über Asylantinen richten zu wollen ist einfach Schwachsinn, da diese Menschen hier zu erst Schutz suchen und nicht Arbeit. Und diese Menschen dan in einen Topf werfen zu wollen mit den "nützlichen" AusländerInnen ist einfach nur unmoralisch. Eigentlich sogar für die Christenmenschen in der Union - sollte man denken.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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so nich — ray

@ ray — ich

ähmm — ray

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@jörg bergstedt — Denkling

Demo 1.4. in Kassel — Anti-Repressiva