62 Nazis in Weimar deutlich geschlagen

special agent 25.03.2006 18:53 Themen: Antifa
Wie schon in der letzten Woche, setzten sich die Aktionen der Thüringer Neonazis rund um das Thema „Kindesmissbrauch“ fort. In Weimar hielten es 62 Nazis von NPD, JN und sog. Freien Kräften rund 2 Stunden aus, ihre durchaus als lächerlich zu bezeichnende Show abzuziehen.
Im vergangenen Wochenende zogen die Nazis diese Aktion in Apolda durch, wo diese ebenfalls von Antifas entsprechend gestört wurden. Auf der Internetseite der JN wurde diese Aktion als Erfolg gewertet. Doch dürfte die Anzahl der verteilten Nazi-Flugblätter den einstelligen Bereich gerade so verlassen haben.

Auch heute in Weimar war die Resonanz, die die Nazis erhielten, abgesehen von der Gegenaktion, verschwindend gering. Denn etwa 250 Menschen protestierten lautstark gegen die Nazispacken.


++ Weitere Nazi-Aktionen in Weimar geplant ++

In Weimar wird demnächst ein Open-Air-Konzert von Konstantin Wecker stattfinden. In den letzten Wochen gab es einen größeren Aufschrei um die Absage des Konzertes wegen Nazidrohungen in Halberstadt und die damit verbundenen Aussagen der politisch Verantwortlichen. Die NPD-Weimar droht in einer "offenen Pressemiteilung“ Konstantin Wecker: "Wir werden uns selbstverständlich nicht vertreiben lassen. Denn Weimar ist auch unsere Stadt, so wie Deutschland auch unser Land ist. Wir werden Dich zur Rede stellen über das, was Du politisch vorhast.

Siehe: Auch die NPD Weimar droht Konstantin Wecker ( http://de.indymedia.org//2006/03/141259.shtml)

Weiterhin planen die Neonazis zum diesjährigen Antifa-Camp in Buchenwald/Weimar zwei Aufmärsche. Einer richtet sich gegen das linke Hausprojekt Gerberstraße1+3.

Ja, da kann man doch nur sagen:
Nazis schnallt den Fallschirm an - macht es so wie Möllemann
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Ergänzungen

Persönlicher Eindruck und Kritik

Ein auch vor Ort Gewesener 25.03.2006 - 23:04
Naja, ein klein wenig Realismus und Selbstkritik hätte dem Bericht auch nicht geschadet.

Eine Woche zuvor in Apolda waren es wesentlich weniger Nazis, die dumm aus der Wäsche schauten, als gänzlich unerwartet Antifas aufkreuzten, und dann geknickt ihren Kram zwei Stunden vor dem geplanten Ende zusammenpackten und abfuhren.  http://de.indymedia.org/2006/03/142100.shtml

Dafür, dass das Weimarer Bündnis der BürgerInnen gegen Rechtsextremismus (BgR) im Vorfeld eine Gegenkundgebung angemeldet und in der Presse dafür geworben hatte und dass die Zahl der Nazis ursprünglich per Auflage auf 15 beschränkt war, sah das Zahlenverhältnis letztendlich nicht so berauschend aus, um von "deutlich geschlagen" sprechen zu können. Natürlich waren es mehr Leute, die ihren Protest gegen Nazis zum Ausdruck bringen wollten, aber halt überwiegend die üblichen Verdächtigen aus der Linken und der sogenannten "Zivilgesellschaft". Und das wir mehr sind, sollte in einer Stadt wie Weimar ja selbstverständlich sein!!! Nur müsste das Verhältnis eigentlich nicht 1:4 oder 1:5 betragen, sondern 1:40, 1:50 ... 1:64.000 .

Die Nazis waren durch eine für einen "Infostand" riesige Zahl an Cops meterweit abgeschirmt, die alles und jedeN filmten, Platzverweise erteilten, Personalien feststellten, wohl auch mindestens eine Person in Gewahrsam nahmen ... . Die Nazis konnten stundenlang Weimar mit den ewig gleichen Kinderliedern, darunter "Zehn kleine Negerlein", beschallen. Den zum Teil offen volksverhetzenden Reden von Martin Rühlemann, Sandra Ziegler (letztes Bild), Michael Hubeny (Bild 4) und Thomas Wienroth (Bild 5 ganz rechts mit Sonnenbrille und Bild 8 im Hemd vor Hubeny und links von dem sich als „Anti-Antifa“ versuchenden Apoldaer Kameradschaftsführer Michael Funk) wurde außer Pfiffen, Gebuhe und gelegentlichen zaghaften Sprechchören nichts entgegengesetzt. Zwar waren sie wegen Goebbelsschen Sprachstil und mangels technischem Verständnis schlecht zu verstehen und ihre Flugblätter wurden sie durch die den grünen Todesstreifen auch kaum los, aber es wurde nicht mal der Versuch unternommen, darauf irgendwie zu reagieren. Eine notwendige inhaltliche Auseinandersetzung fand leider nicht statt. Gerade bei einem solchen Thema hätte deutlich gemacht werden müssen, warum Neonazis kein moralisches Recht haben, härtere Strafen für Kindesmissbrauch zu fordern. Ein erster Versuch dazu war der in Apolda verteilte Flyer zum Kindesmissbrauch durch (Neo)-Nazis:  http://media.de.indymedia.org/media/2006/03//141996.pdf

Besonders langen Atem zeigten die BürgerInnen nicht, die Reihen lichteten sich rasch und bis auf den bunten und schwarzen Haufen auf der Treppe gegenüber hielt kaum eineR bis zum Schluss aus. Irgendwie wie immer in Weimar.


Und nein, es ist keine Heuchelei, wenn Neonazis "härtere Strafen für Kinderschänder" fordern. Auch bei den Hartz IV-Protesten, bei ihren neuen Antikapitalismus-/Antiglobalisierungs-Kampagnen, bei "Umweltschutz ist Heimatschutz" und ähnlichem Stuss satteln Neonazis nicht auf das Thema auf, nur weil sie damit ankommen wollen (- denken aber eigentlich ganz anders). Nein, es ist viel schlimmer, sie glauben den ganzen Scheiß ernsthaft. Es ist nicht scheinheilig, sondern es ist ihnen ein echtes Anliegen. Sonst hätte nicht jede Nazicombo und jeder Barde mindestens ein Lied zum Thema im Programm. Lesenswert dazu: Rechtsrock-Thema: Kinderschändung -  http://www.politische-bildung-brandenburg.de/extrem/kinderschaendung.htm

Rübe ab und Problem gelöst - das entspricht ihrem simplen Weltbild. Ein Kinderschänder, das ist für sie immer nur der böse Mann im langen schwarzen Mantel, der durch den Park streift, obwohl nachweislich die überwiegende Zahl der Fälle von Kindesmissbrauch im Kreis der engeren Familie (Vater, Stiefvater, Opa, Onkel) oder dem unmittelbaren Lebensumfeld (Nachbar, Trainer, Lehrer, Pfarrer). Kindesmissbrauch ist es für sie auch nicht, wenn die Rednerin Sandra Ziegler ihren sechsjährigen Sohn mit einer Waffe auf den Fotografen zielen lässt.

Es ist dann nur ein erwünschter Nebeneffekt, wenn die Schuld für Kindesmissbrauch dem „verkommenen System“, den Ermittlungsbehörden und RichterInnen in die Schuhe geschoben werden kann. Natürlich wissen die NPDler, dass ihre Forderung nach Einführung der Todesstrafe für Kindermörder in allen Parlamenten abgelehnt werden wird, da es die Todesstrafe in Europa nur noch in Belarus gibt und sich selbst dort das Verfassungsgericht seit 2003 mit der Rechtsgrundlage für eine Aussetzung befasst. Natürlich ist das billiger Populismus und das wird ja sogar noch offen zugegeben (Holger Apfel am 15.03.2006).

Bei dem Vorwurf der Heuchelei ist es ähnlich wie bei ihrem neuesten Lieblingsthema, dem Antikapitalismus. Auch das ist den Neonazis eine echte Herzensangelegenheit und keine Camouflage. Nur haben sie entweder gar keine oder nur falsche Lösungsansätze. Deshalb hier der Verweis auf den Text von Prof. Dr. Freerk Huisken (Uni Bremen): Warum Demokraten (Neo-)Faschisten nicht kritisieren, sondern nur verbieten können -  http://www.contradictio.de/neofaschismus.html

Und wenn sie auf Stammtischniveau beim "Nomalbürger" punkten können und der nur zu gerne vergisst, dass es die gleichen Neonazis sind, die auch gern mal einen anderen "Normalbürger" willkürlich zum "Kinderficker" erklären, ihn in seiner Wohnung verprügeln und mit heißen Bügeleisen quälen wie im Mai 2005 in Berlin, dann sollten wir endlich mal anfangen, dem "Normalbürger" zu erklären, warum Nazis nicht nur generell Scheiße sind, sondern auch in dem speziellen Fall "Todesstrafe für Kinderschänder". Dann sollten wir endlich beginnen zu erklären, dass wir selbstverständlich gegen jeden Missbrauch sind, aber genauso energisch die Todesstrafe ablehnen. Und auch wenn es schwierig wird, gerade bei diesem emotional besetzten Thema, müssen wir deutlich sagen, dass Todesstrafe keine Lösung des Problems darstellt, dass es keinen abschreckenden Effekt gibt u.a.m.
Argumente gegen die Todesstrafe -  http://www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de/Argumente1.htm

Ansonsten passiert nämlich genau das, was hier auch schon in den Diskussionen zu beobachten war oder zum Teil auch von den Cops und PassantInnen in Weimar entgegnet wurde: Die haben doch Recht und wenn die Linke dagegen ist, dann muss sie ja zwangsläufig Kindesmissbrauch befürworten.


++ Weitere Nazi-Aktionen in Weimar geplant ++

Das neue Nazi-Doppeldemo-Konzept sieht in Weimar konkret so aus:

- 12.08.06, 10.00 - 20.00 Uhr, angemeldet von Thomas Wienroth für die JN zum Thema "15 Jahre Gerberstraße, schließt die rote Terrorzentrale!"
Info zur Gerberstraße:  http://www.doc-mulei.de/
Dass die Gerber bereits im März 2005 ihren 15. Geburtstag gefeiert hat und mittlerweile den BewohnerInnen gehört, sei den Birnen geschenkt angesichts ihres wunderschönen Mottos.

- 12.08.06, 10.00 - 20.00 Uhr, angemeldet von Martin Rühlemann für den NPD Kreisverband Weimar/Weimarer Land zum Thema "Schluss mit linksextremer Gewalt - Schluss mit dem jährlichen Antifa-Workcamp in Weimar!"
Info zum seit 1990 durchgeführten Antifa-Camp Weimar/Buchenwald:  http://buchenwald-camp.antifa.de/
Beim Anticamp geht es in aller erster Linie um Pflege- und Freilegungsarbeiten im nahegelegenen KZ Buchenwald, ergänzt durch Lesungen, Diskussionsrunden und gelegentlich eine kleine Demonstration in Weimar gegen Naziläden oder ähnliches.

Da wird es doch noch genügend Gelegenheit geben, den Nazis in Weimar deutlicher zu zeigen, was wir von ihnen halten! Scheiße ist braun ... !

was noch gesagt werden muss

xyz 26.03.2006 - 00:52
Weiter gehts in Arnstadt:
Dort wollen die Nazis im Rahmen einer sogenannten "Anti-Kapitalismus-Kampagne" mit einem bundesweiten Aufmarsch durch die Straßen ziehen. Doch anders als in Weimar befinden sich in ARN zivilgesellschaftliche Kräfte erst in den zarten Anfängen. Die Antifa ist fit, steht aber trotzdem oft alleine da. Nun ist es wichtig, am ersten April die Antifas und Nazigegner vor Ort zu unterstützen. Denn in Arnstadt nimmt der Naziterror große Ausmaße an. Andersdenkende werden gezielt eingeschüchtert, erst vor zwei Wochen wurde ein Austauschschüler mit dunkler Hautfarbe auf der Straße attackiert. Und nach der letzten Naziaktion hat der Erfurter Nazi Patrick Paul einzelne Gegendemonstranten (wie eine Frau aus Ilmenau) gezielt angeschrieben.

Für eine fette, laute Demo in Arnstadt!

sandra ziegler

xxx 26.03.2006 - 00:59
interessant, auf dem letzten bild ist mittendrin die weimarer nazisse sandra ziegler zu sehen. bei einer gerichtsverhandlung gegen sie vor vierzehn Tagen vor dem AG Weimar hatte sie erklärt, sich von der Naziszene losgesagt zu haben. Vor Gericht stand sie wegen Volksverhetzung, Körperverletzung, illeggalem Waffenbesitz und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Zeitungsberichten zufolge soll die Anklage weg. Volksverhetzung und dem Verwend. von Kennz. verfassungswidr. Org. eingestellt worden sein. Verurteilt weg. KV und Waffenbesitz bekam sie 1 Jahr und 8 Monate, die zu drei Jahren Bewährung ausgesetzt wurden. Weiterhin muss sie 150 Stunden soziale Arbeit leisten. Sandra, frag doch mal in der Gerberstraße an :-)

Presseberichte

Zeitungsleserin 27.03.2006 - 14:20
Ein zweiter Indymedia-Bericht zu Weimar:

JN-Kundgebung am 25.03.06 in Weimar (Thür.)
von AGAP - LRA - ASJ - AAW - 27.03.2006 04:07
 http://de.indymedia.org/2006/03/142287.shtml

Und das meint die TLZ Weimar vom 27.03.2006

Schwacher Protest gegen Neonazis

Weimar. (tlz/bük) Als ein Indiz für das Aufbegehren der Zivilgesellschaft gegen den rechten Rand kann die Kundgebung gegen die Neonazis am Samstag auf dem Goetheplatz nicht gewertet werden. Ohne die Gerberstraße und deren Sympathisanten hätte es keine Gegendemonstration gegeben.

Waren zumindest die OB-Kandidaten und andere Stadtrats-Politiker zunächst noch anwesend, lichteten sich die Reihen sehr schnell, so dass am Ende die üblichen Verdächtigen auf der Treppe an der Post ihren Unmut in die Welt hinaus posaunten. Was die etwa 50 Rechten - Mitglieder der NPD und JN, aber auch freie Kräfte - als braun gefärbte Botschaft vorführten, mutete allerdings an wie ein Treffen der Einfaltspinsel: Redner, die in ihrer Diktion unverhohlen dem Sprachstil von NS-Größen frönten, wurden abgelöst von Kinderliedern aus der Konserve: "Summ, summ, summ, Bienchen summ herum ... "

Zweitrangig war es, dass Neonazis dieses Mal härtere Strafen für Kinderschänder forderten. Thematisch lassen sich Hartz IV, Globalisierung, Volksbegehren gegen für eine bessere Familienpolitik nahtlos aneinanderreihen und sind als heuchlerischer und austauschbarer Protest einzustufen. Auch wenn die Schnittmengen mit dem bürgerlichen Lager vermeintlich größer werden, das Weltbild der Neonazis war in seiner Simplizität am Samstag nicht zu überbieten: Rübe ab - Todesstrafe für Kinderschänder.

Aus polizeilicher Sicht ging die Taktik auf: Es gab keine Zwischenfälle, da Demonstranten und Gegendemonstranten räumlich getrennt wurden. Befremdlich war allerdings, dass die Kameras der Einsatzkräfte fast ausnahmslos auf jene jungen Menschen gerichtet waren, die gegen Rechts demonstrierten. Gut und Böse - verkehrte Welt. Die Polizei sprach einen Platzverweis aus, da ein Jugendlicher mit Eiern bewaffnet auf der Gegendemonstration erschien.

Im August wollten die Rechten gegen die Gerberstraße demonstrieren: "Schließt die rote Terrorzentrale", heißt das Motto. Unermüdlich engagiert sich der Verein gegen Rechts, allein deshalb sollte er Solidarität erfahren.

26.03.2006

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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mhhh an mod — (muss ausgefüllt werden)

häää? — unwissend

@UnwissendeR — Lokaler Spassmacher