Bei VW in Pamplona fällt sie wieder aus

Ralf Streck 24.03.2006 12:11 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Auch der zweite 24stündige Streiktag war gestern bei Volkswagen in Iruña (span. Pamplona)ein voller Erfolg. Wieder ging nichts in dem baskischen Werk, weil der Streik zu 100 % befolgt wurde. Heute stehen wieder die Bänder wieder still, obwohl offiziell nicht gestreikt wird, denn die Leute demonstrieren ab 11 Uhr in die Innenstadt. Der unbefristete STreik rückt näher. Nun ein Text vom ersten Streiktag letzte Woche, hatte ich nicht abgelegt (Asche auf mein Haupt) aber es hat sich nichts geändert, weshalb der weiter aktuell ist.
Ausnahmsweise ist man sich einig über den Verlauf des Streiks. Es war ein voller Erfolg. Der Aufruf aller Gewerkschaften wurde praktisch zu 100 % befolgt. Von Mittwoch um 22 Uhr bis Donnerstag 22 Uhr ging im Werk „Landaben“ bei Pamplona praktisch nichts, 1158 Autos wurden nicht produziert. Der Betriebsratsvorsitzende Josu Sánchez Bruna sagte, von den 4200 Beschäftigten „sind nur einige Führungsmitglieder ins Werk gegangen“.

Die Direktion erklärte: „Das Personal in der Produktion hat den Streik befolgt und die Aktivität lahmgelegt“. In den Büros hätten einige Angestellte gearbeitet, andere hätten sich für den Tag Urlaub geben lassen. Sollte die massive Kampfansage an die VW-Politik nicht dazu führen, dass VW weiter mit den Gewerkschaften über einen neuen Tarifvertrag verhandelt, wird es am 23., 28. und 30. erneut Warnstreiks geben, bevor die Belegschaft am 3. April unbefristet streiken wird.

Die baskische VW-Belegschaft ist sauer und wurde quasi zum Streik getrieben. Seit 14 Monaten steht ein neuer Tarifvertrag aus. Statt zu verhandeln, versucht VW der Belegschaft seine Position aufzuzwingen. Am Mittwoch hatte sich die Direktion erneut Verhandlungen verweigert, die unter Vermittlung der Regionalregierung von Navarra stattfinden sollten. Der Bereitschaft des Betriebsrats schmetterte die Konzernleitung entgegen, man habe längst den „letzten und definitiven Vorschlag“ präsentiert.
Die Beschäftigten haben klar gemacht, dass sie mit dem nicht zufrieden sind. Die Gewerkschaften hoffen, dass VW seine Position „überdenkt“. Die momentane Lage „führt zu nichts und schadet allen”, sagte der Betriebsratschef. Die Belegschaft war den Sparplänen ohnehin entgegen gekommen. Eine Absenkung der Arbeitszeit und die Ausweitung der Flexibilisierung der Arbeitszeit über Zeitkonten wurde angeboten. Dafür wollen sie aber die Zusage, dass es keine Kündigungen gibt. Doch VW reicht das ohnehin nicht und sie will zudem die Löhne praktisch einfrieren. Dabei haben die Arbeiter schon in den letzten Jahren real Kaufkraft verloren. Besonders stößt den Beschäftigten die Ankündigung auf, dass im Konzern in den nächsten Jahren 20.000 Stellen abgebaut werden sollen. Gleichzeitig hatte VW erklärt, dass der Gewinn 2005 auf über eine Milliarde angewachsen ist, ein Zuwachs von 61,5% im Vergleich zum Vorjahr.
Die Konzernpolitik zieht nicht mehr, vor oder in Tarifverhandlungen eine Drohkulisse aufzubauen und mit Verlagerung der Produktion und Werksschließung zu drohen. In Pamplona steht derzeit die Entscheidung an, ob hier der Nachfolger des Polo gebaut werden soll. Bei der Seat-Tochter im katalanischen Barcelona konnten der Belegschaft über derlei Drohungen in den letzten Jahren mehrfach Konzessionen abgetrotzt werden. Im vergangenen Dezember stimmten die Gewerkschaften der Streichung von 700 Stellen zu.
© Ralf Streck, Donostia-San Sebastian den 17.03.2006
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Ergänzungen

baskische VW-Belegschaft? - Richtigstellung

tutnix 24.03.2006 - 14:23
Die VW-Belegschaft im Werk Pamplona/Iruna ist nicht ethnisch-nationalistisch bestimmt. Sie sind weder mehrheitlich baskischer Abstammung, noch sprechen sie mehrheitlich baskisch. Weder haben sie eine baskische Staatszugehörigkeit (die gibt es - noch? - nicht), noch verstehen sie sich selber mehrheitlich als Basken.
Traditionell gehörte zwar die Stadt Iruna/Pampona zum Baskenland, aber das macht längst nicht alle, die dort leben und arbeiten zu Basken.
Für die VW-Lohnarbeiter gilt dasselbe, was für alle Lohnarbeiter gilt: Sie haben kein Vaterland - weder ein spanisches, noch ein baskisches.
Baskische Nationalisten wollen alle Bewohner des Baskenlandes per Befehl zu Basken machen wollen, die dann u.a. gezwungen werden sollen, baskisch zu sprechen.

@tutnix

Paul 25.03.2006 - 10:48
Iruña / Pamplona liegt im Baskenland und für die Basken gilt, dass jeder Baske ist, der dort seine Arbeitskraft verkaufen muss. Oder willst du dann lieber die Unterscheidung aufmachen, spanische, baskische und kongolesische Arbeiter machen....
Frag mal die deutschen Arbeitere, von wegen keinem Vaterland. Leider haben die eins und sind nicht so freizügig was Einwanderer angeht als viele Basken. Bei dir ist der Wusch Vater des Gedankens und das hat aber mit der Realität nichts zu tun, wo sich viele deutsche Arbeiter ziemlich rassistisch gegen Einwanderer aussprechen. Viele Basken tun das weder gegen Spanier noch gegen sonstwen, der dort abhauen muss, wo er herkommt, weil er verfolgt wird (eine lange leidvolle Erfahrung bis heute für viele Basken) oder einfach nicht überleben kann. Das mein Beitrag nach unten kam und die Pseudoergänzung oben blieb, ist ein trauriges Beispiel für den merkwürdigen Verscuh bei Indy die Beiträge zu werten. Schafft das ab. Es verunmöglicht ne Diskussion.

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