Soziales Zentrum in Köln eröffnet

---------- 23.03.2006 12:35 Themen: Freiräume
Seit 2 Wochen sind in der Barmer Siedlung Häuser besetzt. Eines davon soll
nun ein selbstverwaltetes Zentrum für Politik und Kultur werden.
Seit 2 Wochen sind in der Barmer Siedlung Häuser besetzt. Eines davon soll
nun ein selbstverwaltetes Zentrum für Politik und Kultur werden. Allein
gegen den Abriss zu sein, genügt uns nicht, zumal die Notwendigkeit für
selbstverwaltete Zentren in Köln nach wie vor dringlich besteht. Leider
konnte in den letzten Jahren weder ein Autonomes Zentrum noch ein Soziales
Zentrum erkämpft werden. Mit der selbstständigen Gestaltung eines der Häuser
in der Barmer Siedlung soll versucht werden, wieder Debatte und Kampf um
selbstverwaltete politische Räume zu beginnen.
Der Charakter dieses Zentrums ist dabei klar: Jede Form von Diskriminierung
und Beleidigung von Menschen auf Grund ihres Geschlechtes, ihrer Hautfarbe,
Herkunft, sozialen Hintergrundes, sexuellen Praxis und Orientierung,
Religion oder Alters wird in keinster Weise toleriert. Das Haus bietet auch
Geschichtsrevisionismus, Verschwörungstheorien und aufdringlichem sozialen
Verhalten keinen Raum. Hier sollen sich Menschen wohl fühlen, entspannen und
ihren Projekten nachgehen können, ohne sich dabei ständig gegen
Belästigungen verbaler oder tätlicher Art wehren zu müssen. Damit stellt
sich die Intitiative klar gegen die Idee willkürlich offener Räume.

Die Frage, warum wir solche Räume brauchen, lässt sich leicht beantworten.
Es gibt in Köln keine Räume, in denen es möglich ist, Soliparties,
counter-kulturelle Konzerte, experimentelle Kunstprojekte, unkommerzielle
größere Veranstaltungen, Seminare, Kongresse und ähnliches zu veranstalten.
Meist ist mensch mit hohen Raummieten, institutioneller Genehmigung oder
früh schlafender Nachbarschaft konfrontiert. Es gibt keinen Ort, an dem sich
die linke Szene tatsächlich trifft, austauscht, diskutiert, streitet oder
neue Projekte anfangen könnte. Das führt zum nächsten Problem. Seit Jahren
gibt es keinen Ort mehr, an dem Jugendarbeit gemacht wird. Wir haben den
Anschluss an die Jugendlichen in Köln verloren, was zu einem deutlichen
Nachwuchsproblem geführt hat. Die wenigen Menschen, die neu in die
linksradikale Szene in Köln kommen, kommen von ausserhalb hierher zum
Studieren. Dadurch geht uns die Verankerung in der Stadt verloren. Wir
kennen uns nicht mehr aus in den urbanen Diskursen und Problemen in Köln.
Die genaue Kenntnis der Umstände ist aber eine Vorraussetzung für
erfolgreiche politische Intervention. Inzwischen sehen wir zu, wie ProKöln
an den Schulen rekrutiert und Nazis versuchen, Subkultur zu besetzen,
während uns die Anlaufstelle für Jugendliche fehlt, die sich für linke
Politik interessieren. Seit eh und je funktioniert die emanzipatorische
Politisierung von Menschen über konkrete Kämpfe oder durch subkulturelle
Szenen. In Köln überlassen wir das gerade der Beliebigkeit und dem Zufall.
Wir wollen aber, dass wieder um emanzipatorische Politik gekämpft wird.

Dabei muss es nicht nur darum gehen, aktiv zu werden, sich einzubringen,
Projekte zu starten und die Räume zu gestalten, sondern auch darum, den
Charakter dieser Räume und die Frage um ihre Notwendigkeit gemeinsam zu
diskutieren. Wollen wir ein Autonomes oder ein Soziales Zentrum und worin
besteht der konzeptuelle Unterschied? Was soll dort passieren und wie kann
die linksradikale Szene in Köln sich vergrößern und nach Vorne gehen?
Deshalb sind alle gefragt, sich auf die eine oder andere Weise einzubringen.
Die Gestaltung eines unabhängigen Hauses in der Barmer Siedlung kann dabei
nur der Anfang sein. Letzten Endes sind die Räume nicht ideal. Ein
geeigneteres Objekt zu finden und zu erkämpfen, mit Inhalten und Projekten
zu füllen und somit wieder einen Ort der Präsenz in Köln zu haben, ist das
Ziel. Let's go!

Programm:
Fr.24.3.Eröffnungsparty mit Blacksheep Soundsystem und Vokü
Sa.25.3. 18h Infoveranstaltung des Antifa-Cafes mit Referentinnen der Karawane Wuppertal mit Filmen
Sa. 25.3. 20h Punk/HC Konzert mit Kingdom, Ksm-40, Save Yourself
Sa/so: be-creative: Haus verschönern und einrichten
Mi, 29.3. Filmabend
Do, 30.3. Konzert mit Tackleberry(tbc.)

darüberhinaus: Umsonstladen geöffnet, Workshops in Planung etc.

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Ergänzungen

Ergänzung

--------- 23.03.2006 - 12:44

Texte und Stellungnahmen zur Besetzung

ali baba 24.03.2006 - 04:10

ein weiterer Bericht

ich 26.03.2006 - 20:15
Eröffnungswochenende im Sozialen Zentrum Köln
 http://de.indymedia.org/2006/03/142252.shtml

produktive debatte um offenheit

14_tr 26.03.2006 - 20:58
seite zu offenen räumen
##  http://www.projektwerkstatt.de/hoppetosse/hierarchNIE/offenerraum.html

treffen zu offenen räumen & problemen bei berlin:
##  http://de.anarchopedia.org/index.php/offene_raeume

Soziales Zentrum & Barmer Siedlung

Tarzan 26.03.2006 - 23:16
Das Soziale Zentrum ist, wie sicherlich hinreichend bekannt, in der, seit etwa drei Wochen besetzten Barmer Siedlung, zur Zeit beheimatet.
Die Barmer Siedlung bietet vielen Menschen Raum zur eigenen Gestaltung der Räumlichkeiten.
Wir haben ein Soziales Zentrum eröffnet um den Raum für kreative Ideen, Mitgestaltung und einen Freiraum von der konsumorientierten, ausgrenzenden Gesllschaft zu schaffen.
Das SZ ist ein AUTARKES Projekt mit eigener politischer und kultureller Vorstellung, welches sich als Ergänzung zu der Besetzung der Barmer Siedlung betrachtet und distanziert sich NICHT von dieser im allgemeinen, sondern von der Entscheidung jemanden zu tolerieren, der antisemitische Positionen vertritt.

Im SZ werden sexistischen, rassitischen oder faschistischen (... usw.) Angriffe, ob in mündlicher oder tätlicher Form, NICHT toleriert.
Wer dies missachtet muss sich einer Konsequenz bewusst sein.

Ein Aktiver

PS: Ich hoffe alle Aktiven sind mit dieser Stellungnahme im konsens, sonst bitte ich dies am Dienstag um 18:00 Uhr im Plenum vorzubringen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Ergänzung — AutorIn

Falsche Versprechungen — HausbesitzerIn

schade — ich

Kommt vorbei — ich

Toleranz? — Anarcho