Paris: Wie der Lynchmord ablief
Einige Details über die Polizeiexzesse, denen Cyril Ferez zum Opfer fiel.
Wie der Lynchmord ablief.
Cyril Ferez kam am Samstag abend im Block der Solidaires, des Zusammenschluss linker Gewerkschaften, dem SUD angehört, auf die Place de la Nation. Der Block von Solidaires war einer der letzten im Demonstrationszug, berichtet Libération (1). Gegen 20 Uhr 30 gab es schon den ersten Tränengaseinsatz und die ersten Polizeiketten rückten auf den Platz vor, um die Demonstranten zurückzuschlagen.
Mehrere Photographen beobachten die Szene, einer von ihnen ist Alexandre Tsitouridis. Er berichtet: "Er saß friedlich vor den CRS. Ich weiß nicht, was ihm in dem Augenblick durch den Kopf ging. Ich hatte den Eindruck, dass er aufstehen wollte. Die CRS sind um ihn herum. Ich sehe ihn nicht mehr. Dann sehe ich ihn wieder, wie er am Boden liegt."
Bruno Stevens, ebenfalls Photograph, befindet sich in einer Entfernung von 10 Metern: "Die CRS rücken an und die Leute fliehen vor ihnen in alle Richtungen. Sie fassen ihn. Er ist langsamer als die anderen. Er kriegt einen Schlag auf den Kopf und er sackt regungslos zusammen. Er liegt am Boden, aber sie schlagen weiter auf ihn ein. Und zwar mit aller Kraft. Ich gehe zu den Polizisten hin und sage ihnen: Aber sehen sie nicht, dass er schon bewusstlos ist?" Seine Brille lag am Boden, erzählt Stevens, sein Discman lag kaputt daneben. "Den Anfang hab ich nicht gesehen, aber er hatte nichts in der Hand und war auch nicht vermummt."
Pascal Charles von einem collectif antirépression (Kollektiv gegen die Repression): "Die CRS schlugen zu und bekamen zur gleichen Zeit Steine ab. Als sie weggingen, war´s, als ob sie einen Sack hinter sich liegen ließen. ... Wir dachten, er wäre tot. Auf dem rechten Auge hatte er ein Hämatom. Sein Kopf war angeschwollen wie ein riesiger Bal".
Das sind wörtliche Zitate aus der Libération (1). Victor Tonnelli, ebenfalls Pressephotograph, bestätigt, ebenfalls laut Libération, dass Cyril von den Polizisten mit Füßen getreten wurde. Dann berichtet er: "Sie sind auf ihn losgegangen und sind ganz eindeutig auf ihn draufgetreten und über ihn drübergegangen. Ich hab gesehen, wie sie auf ihn losgetreten sind, da bin ich mir ganz sicher";.(2)
Der Innenminister, "sonst so gesprächig", äußert sich nicht, sondern verweist nur auf die Pressestelle der Pariser Polizeipräfektur, berichtet Vanessa Schneider in der Libération (3).
Aus Regierungskreisen verlautet folgendes wörtlich: "Das war ein besoffener Typ mit zwei Gramm Alkohol im Blut, der sich entweder selbst geschlagen hat oder bei den Auseinandersetzungen einen Schlag abbekommen hat." (3)
Der staatliche Sender France 2 zeigt in einem Video in der Sendung um 13 Uhr am Dienstag den 21. 3. die grauenhafte Szene (4). Da sieht man, wie eine Bullenkette losstürmt, man sieht tatsächlich, wie sie auf einer (oder mehreren Personen) - herumtrampeln, sie ziehen sich - sehr schnell - zurück, er bleibt regungslos liegen. Dann kommen einige DemonstrantInnen von der anderen Seite und wollen sich um ihn kümmern. Die Bullen stürmen wieder an die selbe Stelle zurück und verjagen die DemonstrantInnen.
In einem weiteren Video derselben Sendung sieht man, wie er - willenlos, geschwächt und benommen - von den Feuerwehrleuten weggetragen wird. Es wird allerdings gleichzeitig behauptet, er hätte sich dagegen gewehrt, weggetragen zu werden. Das geht aus der Aufnahme nicht hervor.
In einem Interview mit Frédéric Lagache, einem Vertreter der Polizeigewerkschaft Alliance, ebenfalls im Mittagsjournal von France 2 am 21. 3. wird unter anderem die Selbstbeschädigungsthese der Regierung nachgezeichnet. Lagache: "Wir wissen nicht, ob er ein ... (dramatische Pause) ... Opfer der Randalierer war, ob er, na ja, das Opfer polizeilicher Gewalt war. Wir wissen nichts. Wir wissen nicht, ob er nicht das Opfer seiner selbst war. Ich erinnere daran, dass er sich in einem stark alkoholisierten Zustand befand."
Am Samstag hatte die Polizeipräfektur noch behauptet, es hätte überhaupt keine Verletzten gegeben (5).
Nun bietet der Staat einen neuen Zeugen auf. Ein Polizist der CRS behauptet denn tatsächlich, der Gewerkschaftler hätte, bevor er ins Koma fiel, berichtet, die Schläge, die er abkriegte, seien nicht von der Polizei gekommen. In der Gegenwart zweier Feuerwehrleute hätte er das bekräftigt. "Er zögerte, mir die Wahrheit zu sagen. Als ich darauf bestand, die genauen Fakten zu erfahren, räumte er ein, es hätte eine Auseinadersetzung mit anderen Demonstranten gegeben und die hätten ihn angegriffen." Von dieser Zeugenschaft eines CRS-Bullen liegt der afp eine schriftliche Version vor, und sie wurde auch der IGS (Inspection Générale des Services übermittelt), der sogenannten "Polizei aller Polizeien", wie sie in Frankreich genannt wird, die auch offiziell mit den Ermittlungen betraut wurde (5).
Der Staat versucht sein Möglichstes.
Kann man dieser Polizei trauen, kann man dieser Polizei glauben?
Cyril Ferez kam am Samstag abend im Block der Solidaires, des Zusammenschluss linker Gewerkschaften, dem SUD angehört, auf die Place de la Nation. Der Block von Solidaires war einer der letzten im Demonstrationszug, berichtet Libération (1). Gegen 20 Uhr 30 gab es schon den ersten Tränengaseinsatz und die ersten Polizeiketten rückten auf den Platz vor, um die Demonstranten zurückzuschlagen.
Mehrere Photographen beobachten die Szene, einer von ihnen ist Alexandre Tsitouridis. Er berichtet: "Er saß friedlich vor den CRS. Ich weiß nicht, was ihm in dem Augenblick durch den Kopf ging. Ich hatte den Eindruck, dass er aufstehen wollte. Die CRS sind um ihn herum. Ich sehe ihn nicht mehr. Dann sehe ich ihn wieder, wie er am Boden liegt."
Bruno Stevens, ebenfalls Photograph, befindet sich in einer Entfernung von 10 Metern: "Die CRS rücken an und die Leute fliehen vor ihnen in alle Richtungen. Sie fassen ihn. Er ist langsamer als die anderen. Er kriegt einen Schlag auf den Kopf und er sackt regungslos zusammen. Er liegt am Boden, aber sie schlagen weiter auf ihn ein. Und zwar mit aller Kraft. Ich gehe zu den Polizisten hin und sage ihnen: Aber sehen sie nicht, dass er schon bewusstlos ist?" Seine Brille lag am Boden, erzählt Stevens, sein Discman lag kaputt daneben. "Den Anfang hab ich nicht gesehen, aber er hatte nichts in der Hand und war auch nicht vermummt."
Pascal Charles von einem collectif antirépression (Kollektiv gegen die Repression): "Die CRS schlugen zu und bekamen zur gleichen Zeit Steine ab. Als sie weggingen, war´s, als ob sie einen Sack hinter sich liegen ließen. ... Wir dachten, er wäre tot. Auf dem rechten Auge hatte er ein Hämatom. Sein Kopf war angeschwollen wie ein riesiger Bal".
Das sind wörtliche Zitate aus der Libération (1). Victor Tonnelli, ebenfalls Pressephotograph, bestätigt, ebenfalls laut Libération, dass Cyril von den Polizisten mit Füßen getreten wurde. Dann berichtet er: "Sie sind auf ihn losgegangen und sind ganz eindeutig auf ihn draufgetreten und über ihn drübergegangen. Ich hab gesehen, wie sie auf ihn losgetreten sind, da bin ich mir ganz sicher";.(2)
Der Innenminister, "sonst so gesprächig", äußert sich nicht, sondern verweist nur auf die Pressestelle der Pariser Polizeipräfektur, berichtet Vanessa Schneider in der Libération (3).
Aus Regierungskreisen verlautet folgendes wörtlich: "Das war ein besoffener Typ mit zwei Gramm Alkohol im Blut, der sich entweder selbst geschlagen hat oder bei den Auseinandersetzungen einen Schlag abbekommen hat." (3)
Der staatliche Sender France 2 zeigt in einem Video in der Sendung um 13 Uhr am Dienstag den 21. 3. die grauenhafte Szene (4). Da sieht man, wie eine Bullenkette losstürmt, man sieht tatsächlich, wie sie auf einer (oder mehreren Personen) - herumtrampeln, sie ziehen sich - sehr schnell - zurück, er bleibt regungslos liegen. Dann kommen einige DemonstrantInnen von der anderen Seite und wollen sich um ihn kümmern. Die Bullen stürmen wieder an die selbe Stelle zurück und verjagen die DemonstrantInnen.
In einem weiteren Video derselben Sendung sieht man, wie er - willenlos, geschwächt und benommen - von den Feuerwehrleuten weggetragen wird. Es wird allerdings gleichzeitig behauptet, er hätte sich dagegen gewehrt, weggetragen zu werden. Das geht aus der Aufnahme nicht hervor.
In einem Interview mit Frédéric Lagache, einem Vertreter der Polizeigewerkschaft Alliance, ebenfalls im Mittagsjournal von France 2 am 21. 3. wird unter anderem die Selbstbeschädigungsthese der Regierung nachgezeichnet. Lagache: "Wir wissen nicht, ob er ein ... (dramatische Pause) ... Opfer der Randalierer war, ob er, na ja, das Opfer polizeilicher Gewalt war. Wir wissen nichts. Wir wissen nicht, ob er nicht das Opfer seiner selbst war. Ich erinnere daran, dass er sich in einem stark alkoholisierten Zustand befand."
Am Samstag hatte die Polizeipräfektur noch behauptet, es hätte überhaupt keine Verletzten gegeben (5).
Nun bietet der Staat einen neuen Zeugen auf. Ein Polizist der CRS behauptet denn tatsächlich, der Gewerkschaftler hätte, bevor er ins Koma fiel, berichtet, die Schläge, die er abkriegte, seien nicht von der Polizei gekommen. In der Gegenwart zweier Feuerwehrleute hätte er das bekräftigt. "Er zögerte, mir die Wahrheit zu sagen. Als ich darauf bestand, die genauen Fakten zu erfahren, räumte er ein, es hätte eine Auseinadersetzung mit anderen Demonstranten gegeben und die hätten ihn angegriffen." Von dieser Zeugenschaft eines CRS-Bullen liegt der afp eine schriftliche Version vor, und sie wurde auch der IGS (Inspection Générale des Services übermittelt), der sogenannten "Polizei aller Polizeien", wie sie in Frankreich genannt wird, die auch offiziell mit den Ermittlungen betraut wurde (5).
Der Staat versucht sein Möglichstes.
Kann man dieser Polizei trauen, kann man dieser Polizei glauben?
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Ergänzungen
das Opfer wird zum Täter gemacht
"Straße räumen!"
Diese Polizeibrutalität nach den Demos ist geplant und gewollt - von oben, von der Politik und der Einsatzleitung. Nur so können für die Medien "Krawalle & Ausschreitungen" herbeigeprügelt werden, die Demonstranten, ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlung und ihr Anliegen gleichzeitig diskreditiert und Demonstationswillige eingeschüchtert werden.
Das es Tote gibt, wird billigend in Kauf genommen.
Die verantwortlichen Schreibtischtäter stellen sich abends vor die laufenden Kameras und beklagen scheinheilig "den tragischen Unglücksfall"!
Und natürlich wird das Opfer zum "Täter" gemacht!
gutgemeinter Hinweis
Warum muß man von "Lynchmord" sprechen, wenn a) der Aktivist (noch) nicht tot ist und b) "lynchen" was vollkommen anderes ist.
Auch wenn der Text des Artikeln nicht unbedingt schlecht ist, habe ich innerlich beim Lesen des Titels sofort an "linke Spinner" gedacht. Macht nicht den Fehler der Mainstreammedien und nutzt deren manipulierende Sprache, zumal die Hintergründe die zu der Verletzung des Aktivisten geführt haben noch im Dunklen liegen.
Dokumentation kurz und bündig
http://bellaciao.org/fr/article.php3?id_article=24594
news-blog über frankreich
http://www.libcom.org/blog/
nochmal die videos
interessant auch, dass das erste video in den news sendungen meist erst ab der stelle gezeigt wird, als die bullen sich zurückziehen...
hier die links zu den videos:
http://fr.mediaframe.yahoo.com/buildlist.asp?f=&a=0,30&id=1418356&m=wmv&r=300&l=SAV&b=98opbnp20vocn44200708
http://www.dailymotion.com/visited/lfdpn555/video/85738
labournet
http://www.labournet.de/internationales/fr/cyril.html
Bericht bei Telepolis
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
verständnisfrage... — intressierter mensch
@intressierter mensch — tagmata
ja lynchmord ist absolut das falsche wort — de gaulle
Photo?????????? — Physikus
Physik - peinlicher Dumpf-Troll — ...
Und täglich grüßt das Physikus — egal
. — .....