Coca-Cola : WM und Paramilitarismus

gesehen 21.03.2006 13:21 Themen: Weltweit
Make it real: In Kolumbien werden die meisten Morde an Gewerkschaftern
weltweit verübt. Coca-Cola – offizieller Partner der WM 2006 – profitiert von dieser Situation. Seit Jahren betreiben die Coca-Cola-Abfüller in Kolumbien eine extrem gewerkschaftsfeindliche Politik, die auch vor Morden nicht zurückschreckt.
Coca-Cola in Kolumbien
1996 erschossen Paramilitärs den Gewerkschaftsführer Isidro Segundo Gil
auf dem Werksgelände des Coca-Cola-Abfüllers „Panamco“ in dem
kolumbianischen Städtchen Carepa. Kurz darauf brannten sie den Sitz der
örtlichen Gewerkschaft nieder und zwangen alle in dem Abfüllwerk tätigen
GewerkschafterInnen unter Todesdrohungen zum Austritt aus ihrer
Organisation – mit Wissen des Werksleiters Ariosto Milan Mosquera. Seither
hat es bei Panamco weitere acht Morde an Gewerkschaftsvertretern gegeben,
zuletzt 2002. Beschäftigte der Abfüllanlagen, die sich für ihre Rechte
einsetzen, werden bis heute mit Drohungen, auch gegen ihre Familien,
terrorisiert, viele GewerkschafterInnen mussten fliehen.

Gegen den in Atlanta ansässigen Mutterkonzern Coca-Cola Company und dessen
kolumbianische Tochter hat die betroffene Lebensmittelgewerkschaft
SINALTRAINAL schon 2001 mit Unterstützung der United Steel Workers of
America und des International Labour Rights Funds in Florida Klage
eingereicht. Aber der Prozess wurde eingestellt, da eine direkte
Verbindung des Weltkonzerns zu seinem Abfüller nicht nachgewiesen werden
könne.
Mit der Behauptung, für die Bedingungen in seinen Abfüllbetrieben nicht
verantwortlich zu sein, weist Coca-Cola seit Jahren alle Vorwürfe zurück.
Aber die Coca-Cola Company ist mitverantwortlich für die Angriffe und
Morde! Die Situation in den kolumbianischen Abfüllbetrieben ist dem
Konzern in Atlanta seit langem bekannt. Der Mutterkonzern und seine
kolumbianischen Partner haben auf die Schutzgesuche der Gewerkschaft nie
reagiert; Forderungen nach Aufklärung der Morde, nach öffentlicher
Verurteilung der Gewalt in den kolumbianischen Abfüllwerken, nach
Wiedereinstellung der geflohenen Arbeiter und nach Entschädigung der Opfer
werden seit Jahren abgeschmettert – stattdessen SINALTRAINAL mit
Verleumdungsklagen und Terrorismusvorwürfen überzogen.

Die Angriffe gegen die Gewerkschaft geschehen nicht im luftleeren Raum:
Weltweit werden Arbeitsverhältnisse entgarantiert, Stellen gestrichen und
Arbeitsrechte mit Füßen getreten, nicht nur bei Coca-Cola. Jedoch ist
Coca-Cola ein Beispiel dafür, wie prekäre Arbeitsverhältnisse global und
mitunter äußerst brutal durchgesetzt werden. In Kolumbien profitiert
Coca-Cola von den Angriffen auf Gewerkschafter, denn mit der Zerschlagung
der Beschäftigtenvertretungen wird der Widerstand gegen die
Umstrukturierungen aus dem Weg geräumt. Heute besitzen die wenigsten
Beschäftigten bei Panamco noch feste Arbeitsverträge, die Löhne wurden auf
ein Drittel gesenkt und Zeitarbeitsverträge eingeführt.

In Indien sorgt Coca-Cola durch Tiefbohrungen für die Absenkung des
Grundwasserspiegels und entzieht vielen Bauern die Lebensgrundlage.
Menschenrechtsinitiativen streiten dort gemeinsam mit der lokalen
Bevölkerung gegen den »Global player« Coca-Cola, der Wasserknappheit und
gravierende Umweltschäden verursacht.
Den Angestellten der Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG in Deutschland
droht der »Abbau« von etwa 3.000 Stellen in der Region Berlin-Brandenburg,
die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) will im Notfall auch
während der WM streiken.
Auch wenn die Bedingungen in den verschiedenen Ländern sehr
unterschiedlich sind, die Tendenz ist überall gleich. Wir sind der
Meinung, dass der Streit um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen
miteinander geführt werden muss und weltweite Solidarität nötig ist.

Coca-Cola under pressure
Vor ein paar Jahren startete SINALTRAINAL eine weltweite Boykottkampagne
gegen Coca-Cola. In den letzten Monaten legten in den USA, Kanada,
Großbritannien und Irland über 20 angesehene Universitäten aufgrund der
Vorwürfe ihre millionenschweren Verträge mit Coca-Cola auf Eis. In Italien
schloss sich der Gemeinderat von Turin, Standort der von Coca-Cola
gesponserten Olympischen Winterspiele, dem Boykott an; der olympische
Fackellauf wurde über 40 Mal von Protesten gegen die Unternehmenspolitik
aufgehalten. Aus Angst vor Imageschäden bemüht sich Coca-Cola auf einer
speziell eingerichteten Website darum, als umwelt- und
arbeiterfreundliches Unternehmen zu erscheinen (www.cokefacts.org).

Mit der Fußball-WM in Deutschland steht das nächste von Coca-Cola
gesponserte Großereignis vor der Tür. Um einer weiteren
Marketing-Katastrophe vorzubeugen, erklärte Coca-Cola, sich mit
Gewerkschaftern über eine unabhängige Untersuchungskommission zu den
Vorfällen in der kolumbianischen Abfüllanlage verständigt zu haben. Mit
der kolumbianischen Nahrungsmittelgewerkschaft SINALTRAINAL jedoch, die
von den Angriffen betroffen ist, gibt es keinerlei Kontakt. Wie aber soll
eine Untersuchungskommission unparteiisch sein, wenn nur einer der
Konfliktgegner bei der Zusammensetzung der Kommission mitwirkt?

Als Sponsor der WM wird sich Coca-Cola auch in Deutschland gegen die
Vorwürfe verantworten müssen! Wir wollen nicht, dass Coca-Cola mit leeren
Versprechungen durch kommt!

Wir fordern von Coca-Cola
• sich öffentlich von den Aktionen der Paramilitärs gegen die Gewerkschaft
SINALTRAINAL zu distanzieren
• die Verleumdungsklagen gegen SINALTRAINAL zurückzuziehen und keine
weiteren Verfahren dieser Art gegen die Gewerkschaft anzustrengen
• direkt mit SINALTRAINAL zu verhandeln und mit unparteilicher Vermittlung
über die Ereignisse in Kolumbien und eine Lösung zu sprechen
• Menschen- und Arbeitsrechte weltweit zu achten und
Entschädigungszahlungen an die Betroffenen zu leisten.

Zur WM 2006 wird es bundesweit unter dem Motto »Coca-Cola – World Cup
Killer« Veranstaltungen und Proteste gegen Coca-Cola geben.

Beteiligt Euch an den Protesten | Tragt den Coca-Cola Boykott in Eure
Schule, Euren Betrieb, Eure Uni, Eure Kneipe und Eure Gewerkschaft | make
the protest real!

Weitere Infos: CocaCola-Kampagne Berlin
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