Die "Andere Kampgne" - Zwischenbericht 8

tierr@ 20.03.2006 16:45 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Die "Andere" in:
Tepeji del Río, Hidalgo
Querétaro, Qro
Jalpan. La Veracruz
San Pablo Toliman
Tepeji del Río, Hidalgo; 02. März 2006
"Viele von uns haben Hunger, aber wir leisten Widerstand."
Das Treffen fand in einem Fusballstadion im Tal von Anáhuac statt... es war ein Akt der Einschätzung, der Selbstkritik und der Anklagen der Repressionen, die von anderen AnhängerInnen erlitten wurden.Die Einleitung bestand aus dem Aufruf zur Teilnahme am Tag gegen Polizeigewalt, in Verteidigung der Zugehörigen der "Anderen Kampagne". Die teilnehmenden Kollektive, Soziale Organisationen und Einzelpersonen, vor allem aus dem Tal von Mezquital, kamen später, da das Treffen in "Bad" - El Tephé, in Ixmiquilpan nach Tepeji del Río verlegt worden war...

Das Kollektiv Cardonal Tlahutepa prangerte die falschen Bildungsvorgaben an, "welche die Kulturen zerbrechen und die Menschen zu IndividualistInnen machen und einander entfremden. Wir kämpfen aktiv darum, dass das Recht auf Bildung den Bevölkerungen dient und um die Teilhabe aller. Wir müssen unsere Kräfte gegen das Monstrum des Neoliberalismus einen."

Einer der beiden danach sprechenden Ärtzte umriss:" Hidalgo weist grosse Rückschrittlichkeiten auf. Es fehlt an Arbeitsplätzen; das Land ist fast verlassen; die Bauern befinden sich in breiter, aktiver Rebellion; Billiglohnfabriken ( maquilas ) nehmen epidemische Ausmasse an und massive Abwanderung zerstört ganze Familien; das Leben der Jugendlichen wird durch Drogen und kulturelle Entfremdung entwertet. Die Regierung ist sich der Verbindung zwischen Erde und Indigen@s sehr wohl bewusst, und deshalb ist sie dabei, beide zu zerstören." "Die Bildungseinrichtungen sind "weisse Elefanten" und an der Autonomen Universität von Hidalgo wird das freie Denken unterdrückt. Die Flüsse sind verschmutzt und mxn kann nicht aus ihnen trinken. Wir sind Gefangene der lokalen PRI, PAN und PRD".

Von der Sierra ( Bergkette ) war das Missionskomitee gekommen, das die Abwanderung in die USA beklagte und die Drogensucht unter den Jugendlichen. " Heute kämpfen wir gegen das Schlimmste, die Gruppen der PRI, die uns angreifen und gegen die Mörder der "Grauen Gruppe". Wegen der Plünderung der Wälder leiden wir Not. Viele von uns haben Hunger, aber wir leisten Widerstand."

Der Club des Valle ( Tal ) del Mezquital hat es satt, die Lakaien abzugeben und griff damit die Korruptionsstrukturen lokaler Machtinhaber an, während das Kollektiv Anarachopunk betonte, dass es an keine Grenzen glaubt, sondern an Autonomie und Selbstorganisation.

Es sprachen ñahñú- Bauern aus San Ildefonso, sowie Religöse derselben Gemeinde, in der ein Radio arbeitet, das die Indigen@s über die Konvention 169 der Internationalen ArbeiterInnenorganisation verteidigen konnten; Mitglieder des Kollektivs Dulce Furia (SüsserZorn) -Comandanta Ramona und ehemalige Tagelöhner, um für die Wiedererlangung ihrer Rechte zu streiten.

Sabino Juárez, aus Tezontepec, sprach über vorhergehende Kämpfe gegen Pemex und jüngere, gegen "Leute von der PRD", um einen kommunalen Erholungsort gegen die Errichtung eines 5-Sterne Hotels zu verteidigen. Der aktuelle Kampf richtet sich gegen die republikanische Kapitalisierung des Wassers, auf Kosten des Ruins tausender Bauern und Gemeinden. "Wasser ist bereits kein Recht mehr, sondern zum Privileg geworden."

Immer wieder wurde hervorgehoben, dass Marcos ( als der Delegierte Null / el delegado Zero ) keine Führerrolle spielt, sondern dass es darum geht, dass alle Einzelnen in gemeisamem Zusammenschluss, die Kraft ausmachen, die letztlich die Veränderung bewirken wird. So sagte denn auch Marcos: "Was fehlt ist, dass irgendein Kollektiv sagt, dass es Zeit ist, dass alle Armen sich erheben. Wir dachten, dass der Moment gekommen ist, an dem es reicht, mit den paar Wenigen, die ihre Schäfchen gut ins Trockene geschafft haben. Aber wir sehen, dass diese Kraft eine sehr grosse ist und dass sie nach allen Seiten hin wächst."
Dann erklärtre er, dass die Versammlung deshalb verlegt worden war, weil einige, gut verdeckte Perredisten in El Tephé geglaubt hatten, die "Andere Kampagne" für sich einnehmen zu können. "Aber wir haben nichts mit den Parteien zu tun, so Marcos, und wir lassen uns nicht durch Bestechungsversuche beindrucken". Dann entschuldigte er sich bei den Menschen von Ixmiquilpan für die Komplikationen und verwies nochmalig auf die Repressionen in Chiapas und Oaxaca und während des Treffen auf dem Hauptplatz von Juárez, wo ein Klima der Überwachung und der Einschüchterung der Bevölkerung geschaffen worden war.
 http://clajadep.lahaine.org/articulo.php?p=6300&more=1&c=1


Querétaro, Qro.; 04.März.2006
An diesem Morgen hallten die Mauern des Historischen Theaters der Republik in Querétaro wider von den Anklagen gegen das Klima der Repression und Intoleranz, der Homophobie und des Rassismus, die während der Versammlung der "Anderen" laut wurden. Angeprangert wurde zudem die, gelinde gesagt, Leichtfertigkeit, mit der die Institutionen der Stadt, den Mord an dem Gay-Aktivisten Octavio Acuña, am 21.Juni 2005 behandelt hatten.

Guadalupe Zárate, vom Kollektiv Mitote, sprach über die Notwendigekit einer "neuen Bildung", an diesem Ort, andem 1917 die mexikanische Verfassung geboren worden war und Indigen@-Sprecher verwiesen auf die grosse Verantwortung Marcos`, hinsichtlich der indigenen Überlieferungen der wahren Besitzer des Landes, die auch im Ramen der "Anderen" den neuen Generationen gegenüberstehen, die sichtlich vom Konservatismus und Konsumismus eingenommen sind. "Die Ñahñus hier, haben den Reichtum der Reichen erarbeitet - sie selbst aber, leben hier in grösster Armut."
"Jetzt haben wir schon das Theater, es fehlt nur noch, dass wir die Rebublik wieder aufbauen", sagte ein Repräsentant der Minenarbeiter, der Bezug nahm auf die Grubenunfälle, bei denen die Regierung und die Massenmedien "sich die Beute" teilen. "Es nützt nichts, sagte er weiter, wenn der perredistische Kandidat Andrés Manuel López Obrador, Korrupte erwähnt, aber nicht "den heiligen Konzern", wo den ganzen Tag nur an Eines gedacht wird, nämlich wie die Ruhe für die Kapitalisten erhalten werden kann..."

Dann ging eine Gruppe von MarijonettenspielerInnen auf Marcos zu, die die Kunst als den Raum deffinierten, in dem viele Welten Platz haben. Sie übergaben ihm eine Clownsnase für die zapatistischen Gemeinden, "als Nasenspitze für viele Nasen, " weil wir wissen, dass sie den Leuten helfen, zu lachen."

Emilio Lozada, Einzelperon, informierte darüber, dass in Querétaro täglich 10 ArbeiterInnen entlassen werden. Von 100 Personen erhalten 41 einen Lohn unterhalb des monatlichen Exsistenzminimums. Ein paar Grossverdiener kontrollieren den Informationsfluss und die Medien. Sie haben uns abgerichtet, damit wir keine ökonomische Unabhängigkeit formieren können. Die Parteien sind "Untergebene der Gesetze des internationalen Marktes". Entgegen dem Regierenden der PAN, Francisco Garrido, der sagt, "niemand soll über dem Gesetz stehen", sage ich, alle sollen sich über die Gesetze erheben, denn diese müssen zur Lösung unserer Probleme dienen."

Elizabeth, Mutter eines Söhnchens, bezeichnete die Bildung als "emotionelle Erpressung, deren Ziel es ist, uns Holywood anzunähern." Roberto Aparicio, von der Union der Arbeitskräfte des Bildungswesens (UTE), bemerkte, dass die Bildung seit langem, weder eine von Laien, noch gratis ist.

Mehrere Teilnehmende brachten zum Ausdruck, dass sie angesichts des repressiven Klimas in Querétaro, Angst hatten offen zu sprechen. Aber alle stimmten darin überein, das Risiko auf sich zu nehmen.

Die Phrasendrescherei von der "Alle-sind-gleich-Formel", welche die Alltäglichkeit zu einer Falle gemacht hat, wurde thematisiert."Diejenigen, welch sie aufstellen, so Marcos, sollten selbst Gefangene sein. Es gibt keinen Grund dafür, nicht mit Stolz anderst zu sein." " Das kollektive "Ich bin", so Marcos, wird ab dem Moment zur Herausforderung, indem es jenen Worten Stimme verleiht, die sagen "ich bin, mit meinem Schmerz, der durch euré Schuld verursacht worden ist" und indem diese Worte an jene da oben gerichtet werden." "Der Wohlstand derer da oben, steht über diesem Schmerz. Unser Wohlstand impliziert energisch deren Verschwinden." "Es ist wertlos, Regierende und Regierungen auszuwechseln, die damit bauftragt sind, die Natur und die Leute zu zerstören, Arbeitslosigkeit zu schaffen, Migration und das Verkauftwerden und die Verfolgung der Jugend und der Prostituierten, der Frauen. Was verändert werden muss, ist das gesamte System, das eine Strategie gegen uns alle ist."
Es waren rund tausend Personen, die Marcos auf der Plaza de Armas, in Querétaro empfangen hatten.
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Ergänzungen

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tierr@ 20.03.2006 - 17:19
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Jalpan. La Veracruz; 05.März.2006

Von der Halbwüste stieg die "Andere Kampagne" die Berglandschaft nach Jalpan hinauf, wo sich auf der Sierra Gorda de Querétaro die AnhängerInnen der "Sechsten Erklärung aus den Lacandonewäldern" versammelten.
Vor allem die Machtkonzentration in einer Familie und die Abwanderung in die Vereinigten Staaten waren das Thema. Die ehemaligen Tagelöhner berichteten von ihrem 10 Jahre andauernden Kampf und der Ausbeutung bis dato: "40 bis 45 % von uns haben keine Dokumente und Verträge". Nachdem die Marginalisierung der indigenen Gemeinden und die Korrupuption zur Sprache gebracht worden waren, drückte Elizabeth López Aguilar mit einer Kopie der "Sechsten" in der Hand, am Mikrophon das aus, was wohl alle empfanden:"Ich möchte als eine eurer Kampfgetreuen gezählt werden. Ich habe die "Sechste" gelesen und mir ist es unwichtig, ob ihr die Masken abnehmt, oder nicht. Das Einzige was für mich von Bedeutung ist, ist euer grosses Herz und euer Kampfgeist."
Nach dieser Versammlung erzählte Marcos auf dem Hauptplatz von Jalpan 300 Menschen die Kampfgeschichte der EZLN und wie es zur Entstehung der "Sechsten Erklärung" kam.

La Veracruz.
Dort fand am Nachmittag eine Vorstellung von Huapangos, wie El Gallito, El Fandanguito, La Petenera uns El Hijo aus Querreque von Mitgliedern des Kulturhauses San Joaquín statt; dann ergriffen die Teilnehmenden das Wort...

Unter den vielen Themen wie, Migration, die Archäologie in der Zone von Toluquilla, die Änderung des Agrargesetzes und die ewig gebrochenen Versprechen der Parteikandidaten, war das wichtigste: der Mut gegenüber dem PROCEDE ( Globalisierungsprozess ), d.h. dem Weg der Privatisierung der Erde, der Reduzierung der Wälder und unserer Quellen", so Gaudencia González Olvera. "Globalisierung bedeutet, dass alles verkauft und gekauft wird. Unser Land wird für 20 Centavos pro Meter enteignet... Fast zwei Stunden lang entlud sich die Wut über die soziale Zerstörung durch den PROCEDE, dessen Einfall in die Region die Gemeinden in Befürworter und Gegner gespalten hat. In einigen Fällen, wie in Los Juarez, kam es darüber zu Gewalt und zu Toten. Dabei blieben ausschliesslich die bezahlten Pistoleros der Verkaufswilligen straffrei. Der Ausverkauf des Landes wiederrum bedingt die Abwanderung in die USA, wo den Leute nichts anderes bleibt, als sich als Billiglohnkräfte zu verdingen.

"Mit dem Globalisierungsprozess, kommentierte der Delegierte Zero, wird dein Grab geschaufelt und du hast nichts mehr zu erwarten, als die erste Schaufel Erde, die sie schwingen."
 http://clajadep.lahaine.org/articulo.php?p=6341&more=1&c=1

San Pablo Toliman; 06.März 2006
"Wir wollen nicht das Land spalten, so Marcos, sondern die Armen einen."
San Pablo Toliman ist ein typischer, verlassener Ort der Frauen und Alten. Etwa einhundert Personen, darunter eine Gruppe StudentInnen und fast alle Frauen in ihren grünenUniformen und mit intakter Neugierde, waren gekommen, um die "Andere Kampagne" kennenzulernen; die Themen blieben dieselben.

Marcos sprach über die soziale und ökonomische Ausgrenzung der Indigen@s und dadurch bedingte Verarmung und Not. Aber voller Überzeugung sagte hierzu auch: "Diese Nation werden die Indigen@s errichten und nicht die Europäer und nicht die USA".
 http://clajadep.lahaine.org/articulo.php?p=6342&more=1&c=1
"Die Andere Kampagne bedeutet eine Abwendung von jeden herkömmlichen Formen der Politik und eine Hinwendung zum "Herzen der Zeit", das mit seinem Wind von unten, die Quellen der Rebellion zum Sprudeln bringt."