PLUS entlässt Fátima Fernández (Update)

FAU-INFO 18.03.2006 16:15 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Bereits vor einiger Zeit wurde hier bei Indymedia über die Entlassung und Schikanierung von Fátima Fernández durch die "Plus Supermercados S.A" in Sevilla berichtet ( http://de.indymedia.org//2006/02/138410.shtml). Zwischenzeitlich hat die Entlassung der in der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft CNT-AIT organisierten Kollegin zu Protestaktionen in Spanien, Österreich, der Schweiz und Deutschland geführt und ist dabei, sich zum echten Imageproblem für den Lebensmittel-Multi PLUS und den TENGELMANN-Konzern zu entwickeln. Für den Fall, dass die Forderung Fátimas nach Wiedereinstellung nicht erfüllt wird, wurde eine Ausweitung der Protestaktionen auf weitere Städte und weitere Länder, in denen es Märkte der TENGELMANN-Gruppe gibt, in Aussicht gestellt. Schließlich ist ein Angriff auf eine von uns ein Angriff auf alle. Im Folgenden stellen wir den Fall und die Aktionen etwas ausführlicher vor und geben Verweise zum Weiterlesen.
a) DER AUSLÖSER: PLUS SCHIKANIERT UND ENTLÄSST FÁTIMA FERNÁNDEZ

Fátima Fernández, Arbeiterin der PLUS-Filiale 'Carretera de Su Eminencia' in Sevilla (Spanien) und Mitglied unserer Schwesterorganisation CNT-AIT, wurde von Ihrem Arbeitsplatz entlassen, da sie die ihr als Mutter zustehenden Rechte eingefordert hat. Mit der Forderung nach sofortiger Wiedereinstellung von Fátima haben dutzende von Syndikaten in Spanien, Deutschland, Österreich und der Schweiz in den letzten Wochen schrittweise damit begonnen, KundInnen der Kette PLUS über die dort herrschenden Arbeitsbedingungen zu informieren. Solange es keine Lösung des Konfliktes im Sinne der entlassenen Kollegin gibt, werden diese Aktionen auf weitere Städte und ggf. auch auf andere Länder, in denen es Märkte der Tengelmann-Gruppe gibt, ausgedehnt werden. Dies ist die Art und Weise, wie wir als anarcho-syndikalistische GewerkschafterInnen seit jeher auf Angriffe gegen eine von uns reagieren. Im folgenden zur näheren Information: ein Flugblatt und Aktionsberichte...

Fátima arbeitete bereits 5 Jahre bei der Firma PLUS. Ihre Wochenarbeitszeit betrug 24 Stunden, verteilt auf drei verschiedene Schichten morgens, abends und nachts (in Spanien gibt es keinen Ladenschluss). Sie verdiente dabei monatlich ungefähr 500 Euro. Nachdem nun ihre Tochter geboren wurde, bat Fátima die Firma PLUS um feste
tägliche Arbeitszeiten von 12:00 bis 16:00 Uhr, um sich um ihr Kind kümmern zu können. Nach wiederholten diesbezüglichen Anträgen, welche von PLUS nie beantwortet wurden, zog unsere Kollegin im Mai 2005 vor Gericht. PLUS wurde vom Gericht verurteilt, "die Kollegin zu festen täglichen Zeiten zwischen 12:00 und 16:00 Uhr zu beschäftigen, damit ihr ermöglicht wird, sich um ihre Tochter zu kümmern und zwar bis zum 31. März 2010, wenn das Kind 6 Jahre alt sein wird." Weniger als 48 Stunden nach diesem erfolgreichen Prozeß, kündigte die Firma PLUS unserer Kollegin zum 20. Oktober 2005.

In der Zeit bis zu Ihrer Entlassung wurde Fátima durch PLUS gezwungen, an einer völlig abgelegenen, niemals benutzten Kasse des Supermarktes zu arbeiten, um sie von ihren Kolleginnen zu isolieren. Im Sommer zwang die Geschäftsleitung sie täglich um 14:30 Uhr mittags (bis 43 Grad Celsius in Sevilla), die riesigen Müllsäcke in mehrere hundert Meter entfernte Container zu tragen. Dies bewirkte, daß Fátima einen Schwächeanfall bekam und in eine Klinik eingeliefert wurde.

Vor Gericht wurde erklärt, daß Fátima "unter täglich wechselnden Essenszeiten leidet, sowie unter der Unmöglichkeit die Tochter mitzunehmen oder sie zu festen Zeiten aus dem Kindergarten abzuholen." Ausserdem wurde "die Schwierigkeit mit der Tochter zu Kinderärzten zu gehen oder mit der ihr die Freizeit zu verbringen" sowie "die unablässige Suche nach jemanden, der sich um die Tochter kümmert" beschrieben. Es wurde festgestellt "dass die Arbeitszeiten zu denen Fátima gezwungen wird,
psychologische Beeinträchtigungen sowohl der Mutter als auch des Kindes mit sich bringen wird".

Wir fordern von PLUS die sofortige Weiterbeschäftigung von Fátima zu den von ihr gewünschten und vom Gericht festgelegten Zeiten.

Wir zeigen PLUS, dass ein Angriff auf eine von uns ein Angriff auf uns alle ist. Wir protestieren international vor Filialen des Tengelmann-Konzerns bis unsere Forderungen erfüllt sind.


b) PROTESTAKTIONEN IN DEUTSCHLAND

Eine kleine (unvollständige) Chronologie von Informationsaktionen in und vor mehr als 70 PLUS-Filialen und Verwaltungen in Deutschland. In einigen Orten fanden gleichzeitig Aktionen in bis zu 10 Märkten statt. +++ 03.02.06 | Hamburg +++ Anfang Februar | Leipzig +++ 09.02.06 | Berlin +++ 10.02.06 | Bonn +++ 13.02.06 | Braunschweig +++ 14.02.06 | Hannover +++ 23.02.06 | Giessen +++ 04.03.06 | Potsdam +++ 04.03.06 | Duisburg +++ 06.03.06 | Köln +++ 08.03.06 | Mülheim an der Ruhr +++ 08.03.06 | Hamburg-Harburg +++ 11.03.06 | Haltern +++ 15.03.06 | Wien +++ 15.03.06 | bei Giessen +++ 15.03.06 | Ludwigsfelde +++ 15./16.03.06 | Leipzig +++ 18.03.06 | Hamburg-Altona +++ 18.03.06 | Frankfurt/Main


c) ZUM WEITERLESEN UND HANDELN:


-- Flugblatt zum Ausdrucken, Anpassen und vor Ort verteilen:
 http://fau-bonn.de/Members/Hein/Plus-Flyer%20Homepage.pdf/download

-- Sonderseite auf der Website der FAU-IAA zum Konflikt:
 http://www.fau.org/artikel/art_060205-180233


-- Sonderseite der CNT-AIT Sevilla zum Konflikt:
 http://www.nodo50.org/cnt/sevilla/ait/modules/news/


-- Konföderale Website der CNT-AIT mit Informationen zum Konflikt bei PLUS, aber auch bei anderen Firmen im Handelssektor (z.B. MERCADONA, wo soeben vier CNT-Mitglieder wegen gewerkschaftlicher Aktivitäten gefeuert wurden) und in anderen Bereichen:
 http://www.cnt.es
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Ergänzungen

nieder mit

PLUS 18.03.2006 - 19:16
wie wärs mit Kontakt-Spam???
 http://www.tengelmann.de/umwelt/index.html
links unten ist der "Kontakt"-Button.
Schreibt doch einfach mal was euch auf demHerzen liegt....

Warum kompliziert...

plus_jobberin 18.03.2006 - 19:41
...wenn es auch einfach geht?

Mit einem Kontaktspam ärgerst du allenfalls die Person in der PLUS-Hauptverwaltung in Mülheim, die für die Sichtung der Mails verantwortlich ist. Das wovor sich die Firma sich aber fürchtet, ist der Imageverlust, der ihr entsteht, wenn Leute vor oder in den Filialen auftauchen und die Kundschaft informieren und mir ihr diskutieren. Auch die Kassiererinnen reagieren meisten ziemlich interessiert und verstehen oft, dass man im Konfliktfall mit ihnen genauso umspringen wird, wie man es mit unseren spanischen Kolleginnen tut. PLUS strukturiert in Deutschland gerade größer um, baut neue große Märkte und schliesst dafür viele kleinere. Da gibt es aktuell eine Menge Unmut, weil KollegInnen, die oft nur Teilzeit arbeiten auf Stellen umgesetzt werden, wo sie 15 oder 20 km Anfahrt haben. Für viele lohnt sich das nicht und das ist sicherlich einkalkuliert.

Geht also ganz einfach, den Text aus diesem Beitrag kopieren, ggf. ein wenig umschreiben und anpassen, ab in den Copyshop und mit zwei oder drei FreundInnen ab zu PLUS. Da kann euch nichts passieren und man lernt ganz schnell, wieviel Brass eine Menge Leute derzeit mit sich rumschleppen. Viel spannender als alleine an der Kiste auf Kontakt-Buttons zu drücken.

.

hö? 19.03.2006 - 20:58
Hallo,
um besser Druck ausüben zu können empfiehlt sich auch der Weg an die Presse, ruhig an mehrere Zeitungen euren Pressebericht schreiben. Mit ein bisschen Glück wird es abgedruckt, das verübt noch mehr Druck. Soll ja schon öfter funktioniert haben.

Pressearbeit

fau'ista 20.03.2006 - 09:48
Pressearbeit wird gemacht. ein Syndikat hat diese arbeit übernommen. Neben den Printmedien werden Radio und TV mit Informationen, Presseerklärungen usw. versorgt.
Aber: ähnlich wie beim Streik der KollegInnen bei Gate Gormet in Düsseldorf (siehe auch Sonderseite der FAU, www.fau.org), dringt nur sehr selten, bis gar nichts an die Öffentlichkeit.
Dank elekronischer Kommunikation, kostet die Pressearbeit wenigstens kein Porto ,) , denn sonnst wäre dieser Aufwand (Pressearbeit in dem geleisteten Umfang) nicht gerechtfertigt.
Bleibt zu hoffen das die Medien doch noch Interesse an dem "Fall Fátima" enrwickeln, was zu erwarten ist wenn er weiter andauern und noch mehr Menschen aktionen bei "ihrem" Plus machen.
In diesem Sinne bleibt, seid und werdet aktiv!!
Einfach mal nen Fleyer verteilen, ein Transpa malen und zwei Stunden zeit nehmen.

PS: JEDE (!) einzelne Aktion wird von den Geschäftsführern an die Zentrale gemeldet & es sind schon längst nicht nur FAU'istas die Aktionen vor Plus-Filialen machen. Weiter so!
PPS: hier noch zwei Slogans die, so scheint es mir, doch nicht einfach nur so dahingesagte Worthülsen sind:
Ein Angriff aif eineN - ist ein Angriff auf alle!
Solidarität ist eine Waffe!

Proteste gegen PLUS in Freiburg

La Banda Vaga & FAU 31.03.2006 - 02:43

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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