rassistischer angriff in cottbus

Chamberlin Wandji c/o ARI 17.03.2006 00:48
rassistischer angriff in cottbus - "eine gegendarstellung"
ANTIRASSISTISCHE INITIATIVE E.V.

Colbestr. 19 - 10247 Berlin
Fon 030 - 785 72 81 - Fax 030 - 786 99 84

Berlin, den 14.03.2006
PRESSEERKLÄRUNG

In der Lausitzer Rundschau vom 6.3.2006 gab es eine Kurznotiz mit der Überschrift „Zwei Afrikaner im Bus geschlagen und getreten“. Im Verlauf der Nachricht wird berichtet, dass es am Samstagmorgen gegen 0.45 Uhr in Cottbus zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen 2 Afrikanern und 2 jungen Deutschen gekommen sei. Als Folge der Streiterei entwickelten sich Handgreiflichkeiten. Die Polizei geht von keiner politisch motivierten Tat aus.
Diese Meldung bedarf einer Richtigstellung.
Es handelt sich eindeutig um einen rassistischen Übergriff, der sich nicht aufgrund einer Streiterei entwickelte, sondern eindeutig und ausschließlich eine rassistische Motivation hatte. Außerdem handelte es sich bei den Angreifern um eine Gruppe von 8 bis 10 Leuten.

Zur Vorgeschichte:
Herr Chamberlin Wandji und sein Freund waren Samstagabend in Cottbus unterwegs, um eine Disko zu besuchen. Bei der ersten Disko „Stuk“ wurden sie an der Eingangstür mit der Begründung abgewiesen, dass nur schwarze Studierende Einlass in die Disko erhielten, jedoch keine Asylsuchenden. Bei der nächsten Disko „Stadt Cottbus“ gab es wiederum die Begründung, dass allgemein schwarze Menschen keinen Zutritt in die Disko hätten. Herr Wandji rief daraufhin die Polizei an, die jedoch meinte, dass dies ein persönliches Problem sei und sie sich nicht darum zu kümmern hätten. Daraufhin entschied Herr Wandji, dass es sicherer sei, wieder nach Hause zu gehen.
An der Bushaltestelle „Stadtpromenade“ hat Herr Wandji auf den Bus N4 gewartet, der um 0.46 Uhr kam. Er ist eingestiegen und traf dort wieder seinen Freund, von dem er sich im Laufe des Abends getrennt hatte. Dieser war gerade dabei, den Busfahrer zu fragen, mit welchem Bus er denn in eine andere Disko gelangen könnte. Im Bus hinten saß eine Gruppe von 8 bis 10 jungen weißen Menschen, die sehr militärisch gekleidet waren, die Herr Wandji und sein Freund jedoch erst einmal nicht wahrnahmen. Sie wären sonst direkt ausgestiegen. Plötzlich kam ein Mann aus der Gruppe auf sie zu und trat den Freund so heftig, dass der aus der mittleren Bustür auf die Straße flog. Herr Wandji ging sofort zu dem jungen Mann und fragte ihn, was er dort mache und ob Schwarze denn keine Menschen seien. Er hat sich dem jungen Mann in den Weg gestellt, damit er nicht wieder zu seiner Gruppe zurück gehen konnte. Dann sind weitere aus der Gruppe gekommen und haben ihn von hinten festgehalten. Er versuchte sich mit einer Drehung zu befreien und wurde von einem anderen Mann ins Gesicht geschlagen und noch ein anderer sagte: „Hey, schwarzer Neger!“. Herr Wandji bat den Busfahrer, die Türen zu schließen und die Polizei zu rufen. Sein Freund hatte jedoch schon die Polizei gerufen. Die Polizei kam auch ziemlich schnell, da sich in der Nähe der Bushaltestelle eine Polizeistelle befindet. In der Gruppe waren auch 2 Frauen, von denen eine Herrn Wandji angeschrieen und provoziert hat. Herr Wandji und sein Freund mussten dann aussteigen und wurden zur Polizeistelle gebracht, während die Deutschen im Bus bleiben sollten. Herr Wandji fragte, warum sie auf die Polizeistation sollten und nicht die Angreifer. Auf der Wache mussten Herr Wandji und sein Freund dann etwa eine Stunde warten ohne dass etwas geschah. Die Lippe von Herrn Wandji war sehr dick, aber niemand hat sich darum gekümmert. Danach mussten sie zur Kriminalpolizei, wo sie nochmals etwa 2 Stunden warten mussten, bis sie eine Anzeige machen konnten. Es gab immer noch keinen Arzt. Herr Wandji wollte gerne zum Notarzt, die Polizei meinte jedoch, dass es nicht nötig sei, dass er wegen der Lippe direkt zum Arzt gehe. Er könne ja Montag gehen. Am Montag musste Herr Wandji dann erst einen Krankenschein beim Sozialamt besorgen und konnte erst danach seine Verletzungen behandeln lassen. Seitdem ist Herr Wandji auch psychisch stark angegriffen, er leidet unter großen Angstgefühlen und fühlt sich in Cottbus nicht mehr sicher.

Wir fordern die Medien auf, rassistische Übergriffe auch als solche zu benennen, anstatt sie herunterzuspielen! Die Polizei fordern wir auf, sich um Opfer rassistischer Übergriffe in angemessener Weise zu kümmern und sie ernst zu nehmen!
Gegen ein kollektives Verschweigen und Verleugnen von alltäglichem Rassismus.
Für Nachfragen steht Ihnen Herr Chamberlin Wandji gerne unter der Telefonnummer 0178-382-658-2 zur Verfügung.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 4 Kommentare an

indymoderation ???? — anarcho

lesen hilft! love your indy-mod :) — s7ven ausm konzertkeller

indymod — anarcho