F.: Unter dem Beton: Das Pflaster!

Caillera autonome enragée 2G 15.03.2006 15:42 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Gewerkschaften, Studierende, SchülerInnen und linke Parteien laufen seit Wochen Sturm gegen ein Gesetz zur Aufhebung des Kündigungsschutzes für Berufseinsteiger (CPE).
Hier ein Rückblick auf die gestrigen Aktionen und Entwicklungen:
Über 5000 StudentInnen demonstrierten in Paris und besetzten die Hochschule für höhere Sozialwissenschaftliche Studien EHESS in der Stadtmitte. Geräumt wurde im laufe des Abends. Nach einer weiteren Spontandemo kam es zu Ausschreitungen an der rue St Jacques und vor der Sorbonne. Die Elite-Universität ist seit Samstag geschlossen und unter Polizeischutz.
Pflastersteine, Flaschen, Absperrgitter und Brandsätze wurden von den DemonstantInnen geworfen. Gummigeschosse, Flashballs, Tränengas und Schlagstöcke wurden gegen die protestierenden Jugendlichen eingesetzt, welche skandierten: „Was wollen wir? Die Sorbonne! Wann? Jetzt sofort!“. Eine Stürmung der ehrwürdigen Uni konnte durch mehrere Einsatz-Hundertschaften der Bereitschaftspolizei verhindert werden. 9 verletzte CRS meldeten die Polizeibehörde am Abend, darunter ein Pflastersteinvolltreffer-Empfänger.
Burschenschaften und Rechtsextreme Studenten des RED (Rassemblemenet des Etudiants de Droite) griffen die DemonstrantInnen an und verteilten Flugblätter. „Rote Schmarotzer raus aus den Unis“ hieß es auf diesen…
Mindestens ein dutzend Festnahmen (Kein einziger der äußerst gewalttätigen rechten (nicht red-) Skins wurde festgenommen!) und zahlreiche verletzte Jugendliche werden vom Ermittlungsausschuss und Studierenden- Vertretungen beklagt. Die Front National von Jean-Marie LePen rief seine Jugendorganisation zu weiteren Aktionen gegen die Protestierenden StudentInnen auf.

Die Vollversammlung der Sorbonne- Studierenden fand heute in der Ecole de Medicine statt, da der Rektor der Pariser Universitäten sein Prunkstück mindestens bis zum Wochenende geschlossen halten möchte.

Eine Demonstration vor der Polizeiwache des XIII. Arrondissement ist Heute angesetzt. Neun der gestern in Gewahrsam genommenen befinden sich Dort nach wie vor in Haft… Weitere Aktionen werden im Quartier latin erwartet und die Mobilisierung an Schulen und Blockade der Unis stehen im Mittelpunkt des heutigen Protesttages in Paris.

Zahlreiche SchülerInnen (u.a. Samuel Morville) die letzten Frühling während den Schüler-Unruhen gegen das Fillon-Gesetz „organisatorische Funktionen“ übernommen hatten, wurden in den letzten Tagen mit polizeilichen Vorladungen bescheert. Die SchülerInnenvereinigungen FIDL und UNL vermuten „kalkulierte Einschüchterungsversuche“ von Seiten der UMP und der Polizei.

Äußerst erfolgreich verläuft die Besetzung der Universität in Rouen, wo eine Räumung durch die Polizei gestern verhindert werden konnte.
Zahlreiche andere Besetzungen wurden gemeldet. Mehrere dutzend Schulen und insgesamt 59 von 84 Universitäten sind von den Protesten betroffen. Nanterre und Censier (alle Paris) organisieren z.Z. offene Universitäten mit Veranstaltungen und Workshops. Programme für die offenen Unis - Censier:  http://stopcpe.wordpress.com ; Nanterre:  http://www.paris.indymedia.org/article.php3?id_article=53662

Blockaden fanden in mehreren Bahnhöfen des Landes statt. Im Hbf Nantes zum Beispiel schafften es mehrere tausend Studierende und SchülerInnen etwa 25 Züge über mehrere Stunden zu blockieren. Ziel sei es nun wirtschaftlichen Schaden zu erzeugen so eine Sprecherin der Studierenden, da das Gesetz zur Chancengleichheit den wirtschaftlichen Tot der Studierenden und Lehrlinge bedeutet: "choisir la gare car c'est un lieu symbolique économiquement et que la loi sur l'égalité des chances signifie la mort économique des étudiants et des apprentis," so Maelle.

In Grenoble, Aix, Brest, Nancy und Lille kam es zu Spontandemos mit mehreren tausend TeilnehmerInnen. Es kam nicht zu schweren Ausschreitungen. Die Polizei sprach für Dienstag von 45.000 DemonstrantInnen Landesweit, was Angesichts der Mobilisierung die für Donnerstag und Samstag läuft, relativ viel erscheint.
4-5000 Studierende legten gestern Nachmittag die Umgehungstrasse und sämtliche Zubringer um Rennes lahm. Lyon II. wurde heute Morgen besetzt. Zahlreiche Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultäten treten derzeit dem Protest bei! Donnerstag ist Landesweiter Protesttag, Samstag geht’s rund!

Ein Soli-Block aus Freiburg wird morgen auf der Demo in Strasbourg (14.30 – place Kléber) sein. Turin mobilisiert nach Paris; Mons und Antwerpen nach Lille und Lens…

Demos am Donnerstag finden Statt in:

PARIS 14h place d'Italie
LYON 14H00 BELLECOUR
STRASBOURG 14H30 Place Kleber
TOURS 15h00 à la Place de la liberté
ORLEANS 10h30 sur le parvis de la cathédarle
VALENCE 13h30 place du Champs de Mars
BORDEAUX 11h30 République
TOULOUSE 14h30 à Jeanne d'Arc
ANGERS 14h30 Place Leclerc
CALAIS 9h00 Place de la Mairie
TARBES 9h00 Bourse du Travail
TOULON 14h00 Place de la Liberté
CHAMBERY 14h30 Place de la Sasson
LENS 14h30 Place du Cantin
ST ETIENNE 10h00 Place de la Liberté
LA SEYNE SUR MER 14h00 Lycée Beaussier
NANTES 17h00 Commerce
PERPIGNAN 10h00 Place de Catalogne
SAINTES : 14h00 Palais de Justice
MARSEILLE: 10.00 Place Charles de Gaulle (place du manège en bas de la Canebière) NANCY14H Place Carnot: 17h sitting devant la préfecture Saint-Remy en Bouzemont: 10h00 au lieu-dit "les 3 chèvres"
BEUVRY la forêt: 9h30 devant l'arrêt de bus
SAINT ROGER sur Iton: 11h30 derrière la cabane du père Marcel
LE MANS : 16/03 RDV à 10h place de la préfecture 18/03 Plave des jacobins à 14h Pour LORIENT:14h campus (Paquebot),
LE HAVRE: Franklin 10h30
ST ETIENNE de Jeudi à 14H00 partira de PLACE DE L'HOTEL DE VILLE
GRENOBLE 14 h place de la gare Pontivy
BOULOGNE sur mer: 9h30 place Dalton
MACON 15h00 Place de la Barre
MONTCEAU (71) 10h00 Lycée Henri Parriat
LA ROCHE SUR YON 15h00 Place Napoléon
EVREUX 15h00 Bourse du Travail
CHARTRES 14h30 Place des Halles
MULHOUSE 14h30 Place de la Réunion
EPINAL 14h00 Place de la Préfecture
FORBACH 14h00 au EPINAL 14h00 Place de la Préfecture
CHARLEVILLE MEZIERES 14h30 Place Ducale
ST BRIEUC 11h place de la liberté et 14h place de la préfecture
AUCH 11h Escaliers d'Etigny avec manifestation et blocage de la «patte d'oie».
MONT DE MARSAN 10h00 1, bis rue de la madeleine
CLERMONT FERRAND 14h00 Fac de lettres
AMIENS 17h00 Maison de la Culture
POITIERS 14h00 Place du Maréchal Leclerc
LONS LE SAUNIER 14h00 AG place de la Liberté
LONGWY 8h00 lycée Alfred Mézières
ARRAS 14 h place de la gare

…also falls ihr Lust auf Käse und Rotwein habt ;0)

Weitere Infos gibt’s unter www.stopcpe.net
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Ergänzungen

Erg.

2G 15.03.2006 - 16:15
In Toulouse ist die dritte Universität der Stadt in den Streik getreten.
Anzumerken ist das die Staatl. Medien einen großteil der Aktionen und Geschehnisse ausblenden und die Debatte bewusst/bezahlt lenken... Indymedia Paris war in den letzten Tagen des öfteren offline und der Blog stopcpe.net ist auch oft überfordert...
Axch ja - liebe liebe mods - ich hab´ für den Artikel keine Themen angegeben... Es trifft wahrsch. so einiges zu.

Summer of Resistance

Chronist 16.03.2006 - 12:37
Proteste in D. 2005/2006:

 http://de.wikipedia.org/wiki/Studentenprotest

(Gegebenenfalls ergänzen...)

Frage zum Artikel

schüler 16.03.2006 - 22:21
>>Ziel sei es nun wirtschaftlichen Schaden zu erzeugen so eine Sprecherin der Studierenden, da das Gesetz zur Chancengleichheit den wirtschaftlichen Tot der Studierenden und Lehrlinge bedeutet:

Könnte mir jemand zu diesem Satz bitte Hintergrundinformation geben?
Ich dachte nämlich, dass es bei dem Gesetz darum geht, dass diese Probezeit eingeführt wird. Was das aber direkt mit der Chancengleichheit zu tun hat, bleibt mir jetzt irgendwie verschlossen.

Danke schonmal

ciao

@Schüler

2G 17.03.2006 - 18:13
Wirtschaftlicher Schaden ist durchaus auf friedliche Art und Weise zu erreichen. Zitiert ist das Fräulein aus:  http://fr.news.yahoo.com/14032006/5/la-gare-de-nantes-bloquee-en-fin-d-apres-midi.html
Sie meint durch das Aufhalten von Zügen einen wirtschaftlichen Schaden zu erzeugen, was die ernsthafigkeit des Protestes unterstreicht. Ähnlich wie ein Castoren-GegnerInnen Gedanke sein könnte: Wir Blokieren den Transport, der Konzern verliert Zeit, Der Staat zahlt Großeinsätze usw... - dadurch lohnt sich der Aufwand früher oder später nicht mehr. Letzten Winter besetzten GewerkschaftlerInnen und Studis in Kanada drei Tage lang den Hafen von Montréal (300-Leute). Der so erzeugte wirtschaftliche Schaden auf den verschiedenen Ebenen übertraf das geplante Kürzungsprogram ums dreifache - pro Tag. Das gesetz wurde - natürlich könnte man sagen - zurrückgenommen.

PS: Übrigens gibt es in Deutschland zahlreiche Fabriken, Bahnhöfe, Häfen u.Ä. die eigentlich nur so darauf warten uns bei der Rücknahme von Studiengebühren zu unterstützen...

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