Erneut ein toter baskischer Gefangener

Mr. X 11.03.2006 15:43 Themen: Weltweit
Erneut ist am Donnerstag ein baskischer Gefangener den spanischen Haftbedingungen zum Opfer gefallen. Der 33jährige F.M.O.T ist damit das dritte Opfer in nur neun Tagen.
Erneut ist am Donnerstag ein baskischer Gefangener den spanischen Haftbedingungen zum Opfer gefallen. Auch wenn beim 33jährigen F.M.O.T aus Bilbao von Selbstmord ausgegangen werden kann, sind die Umstände die zu seinem Tod führten alles andere als normal. F.M.O.T hatte vor seinem Tod physische und psychische Folter durch die Gefängniswärter in Langraiz angezeigt. Bereits im September 2005 schilderte er in einem Brief an die Gefangenenorganisation Salhaketa die mehrfachen Folterungen. So wurde er u.a. mit einem Knüppel vergewaltigt und durch die Wärter wiederholt aufgefordert sich umzubringen. Auch seine Freundin wurde bei Besuchen vom stellv. Direktor des Gefängnisses sexuell belästigt.
F.M.O.T. ist in nur neun Tagen der dritte tote baskische Gefangene, zuvor starben Igor Angulo durch ungeklärte Ursachen, wahrscheinlich Mord, ( http://de.indymedia.org/2006/03/140243.shtml) und Roberto Saiz durch Hezversagen  http://de.indymedia.org/2006/03/140369.shtml . Auch Saiz hatte vor seinem Tod über Hezprobleme geklagt, medizinische Hilfe wurde ihm jedoch verweigert. Alle drei Gefangene hatten Folter durch die Behörden angezeigt.
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Ergänzungen

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txapote 11.03.2006 - 21:06
Ich glaub das war kein politischer, sondern ein "sozialer" häftling...sollte
wohl erwähnt werden.....tsts....

kein politischer häftling??????????

egal 11.03.2006 - 21:28
der autor hat nirgens erwähnt das F.M.O.T ein politischer häftling ist
vielmehr wollte er wohl auf die unhaltbaren zustände in den spanischen haftanstalten machen,wobei dann auch noch gezielt gegen baskische häftlinge vorgegangen wird.
die hier beschriebene folter macht ihn aber im nachhinein zum politischen häftling

Bild

AAF 12.03.2006 - 07:46
Was heißt der Text auf dem Bild?
Kann mir den bitte jemand übersetzen?

Ergänzung

@ 12.03.2006 - 09:22
Am 09.März wurde der 33 Jahre F.M.O.T aus Bilbabo, in einer Zelle des Gefängnisses von Langraiz ( Baskenland/Euskadi) tot aufgefunden. Die offizielle Version lautet Selbstmord durch Erhängen mittels eines Leintuchstreifens an den Gitterstäben des Fensters... F.M.O.T verbüsste eine Haftstrafe von 32 Jahren wegen gewaltsamem Raubüberfall und Diebstahl. Er ist der achte Tote innerhalb nur zweier Jahre in der Strafvollzugsanstalt Langraiz.

Zwei Tage nach Bekanntwerden dieses weiteren "Suizids", meldet sich die Gefangenenunterstützungsorganisation Salhaketa zu Wort, deren Koordinator für Bizkaia, Carlos Hernández, erklärt, dass der Tote bereits seit September 2005 mit der Organisation in Kontakt gestanden hat. Grund hierfür war seine Anzeige gegen den Gefängnisdirektor Mariano Marino, wegen sexueller Übergriffe gegen seine Lebensgefährtin, die ebenfalls in Lakraitz inhaftiert ist. Aktuell haben vier weibliche Gefangene Marino wegen sexueller Nötigung angezeigt; die erste im März 2005. Zwei weitere Frauen gaben vor dem untersuchenden Richter an, ebenfalls bedrängt worden zu sein, nachdem klar war, dass sie als Zeuginnen auftreten würden. Überdies existieren Aussagen dreier männlicher Gefangener gegen Marino, wegen finanzieller Nötigung, sexueller Gewalt und der Aufforderung zum Selbstmord.

Salhaketa gab den Inhalt eines Briefes bekannt, den F.M.O.T an die Organisation gesandt hatte und indem er schreibt, physischen und psychischen Misshandlungen ausgesetzt gewesen zu sein und dass zudem versucht worden war, ihn mit einem Stock anal zu vergewaltigen, was zu vierzehn Tage anhaltenden Blutungen geführt hatte. Diese Übergriffe folgten der Anzeige des Gefangenen gegen Marino 2005 und wurden ausserdem von Todesdrohungen begleitet..

Der Tod F.M.O.T.`s hat selbst bis auf Ministerebene die Forderung nach sofortigen Untersuchungen ausgelöst. Um so mehr, als Carlos Hernández von Salhaketa angibt, dass der bedenkliche Zustand des deutlich "mitgenommenen" Gefangenen bereits 2005 eingeklagt worden war und dass F.M.O.T sich seines Wissens gar nicht in Lagraitz befunden hat, weil er nämlich bereits am 02.März wegen eines anstehenden Prozesses nach Dueñas verlegt worden war. Am Morgen jenes Donnerstages, wenige Stunden vor seinem Tod, hatte er eine Erklärung vor dem Richter von Barakaldo abgegeben. F.M.O.T hatte seine Anklage im Januar diesen Jahres im Gericht juzgado de instrucción número 2., Gasteiz, unterschrieben. Selbst die Richterin sei wegen des Zustandes des Gefangenen besorgt gewesen.

"Ich verstehe, so hatte F.M.O.T geschrieben, weshalb die Compañeros in Langraiz sich umgebracht haben; sie sind dadurch der Folter entkommen. Ich habe es nicht gekonnt. Sie machen dich solange fertig, bis du nicht mehr kannst ".

Salhaketa warnt vor weiteren"Fällen", die nur nicht bekannt sind. Tatsächlich wurde in Lagraitz die übliche Bekanntmachung von Todefällen in den letzten Jahren einige Male umgangen. Ebensowenig bekannt sind die sieben Selbstmordversuche, die zusätzlich stattgefunden haben. Der aktuelle Dirtektor, Juan Antonio Pérez Zárate, sieht sich nun mit massiven Forderungen nach Aufklärung konfrontiert. "Lagraitz ist ein wahrhaftes Konzentrationslager, dass jeder demokratischen Aufassung entgegensteht", so ein baskischer Abgeordneter.

Der Gefangene Penido etwa hatte im Juni dieses Jahres, den Ex.Sicherheitsdirektor wegen Aufforderung zum Suizid, angezeigt. Danach wurde er in den Isolationstrakt verlegt, woraufhin er in einen Hunger-und Durststreik getreten war. Es wurde ihm verboten mit seiner Familie und den Anwälten zu telefonieren. Stattdessen erschien der Direktor persönlich in der Zelle, um ihm eine Regelung anzubieten, im Falle er seine Anklage zurückziehen würde. Wenn nicht, so wurde ihm geraten, solle er sich die Erhängten vor Augen führen..."Es ist sehr einfach, dich unter Artikel 72 (Isolation) aufzuhängen oder zu ersticken. Du bleibst ewig in unseren Händen, denn niemand wird davon erfahren. Denk`daran, dass hier im Trakt bereits zwei gestorben sind und einer mehr wird keine besondere Aufmerksamkeit erregen..." Während dieser "Unterredung" war der Gefangene an Händen und Füssen gefesselt, von fünf Beamten umringt, die ihm obendrein sagten, dass ihm Hafterleichterungen entzogen würden

Ganz besonderen Grund zur Sorge, geben die Gefangenen die sich in den Trakten der Isolation befinden. "Die Situation der "Selbstmorde" und Tode, dürfte sehr viel schlimmer sein, als anfänglich vermutet", so Salhaketa. "Ausserdem sind es bereits nach einem Jahr, seit der ersten Anzeige wegen sexueller Übergriffe, schon fünf Frauen, die Mariano Merino deshalb beschuldigen. Es handelt sich offenbar um die Spitze eines Eisbergs.

Währenddessen wächst die soziale Plattform zur Unterstützung weiblicher Gefangener in Langraiz... Salhaketa zählt bereits 103 politische,-soziale,-nachbarschaftliche-und kulturelle Vertretungen, die die Organisation und ihre Forderung nach der Beendigung des Missbrauches weiblicher Gefangner unterstützen. Auch wenn die Mehrzahl dieser Kollektive in Euskal Herria sind, gibt es auch Unterstützende im spanischen Staat.

Der Verantwortliche der Gefängnispriesterschaft der spanischen Bischofskonferenz, Pater José Fernández de Pinedo, unterstreicht, dass das gültige System der Makrogefängnisse "inhuman" ist und jede Resozialisierung "praktisch verunmöglicht". "Auch eine gefangene Person muss Protagonstin ihres eigenen Lebens sein können."
Die Rätin für Justiz, Arbeit und soziale Sicherheit, Joseba Azkarraga, sagt, dieser weitere Tod ist "ein Guss mit kaltem Wasser", da mxn der Annahme war, nach dem letzten Treffen mit der Direktorin des Strafvollzugswesens, Mercedes Gallizo, seien die Probleme von Lagraitz beseitigt worden. In der nächsten Woche wird nun ein weitereses Treffen stattfinden... Die Abgeordnete für Soziale Angelegenheiten von Araba, Ainhoa Domaica, tarf in Madrid bereits mit der Direktorin zusammen, um ihre besorgnis zum Ausdruck zu bringen.
Indessen fordert Batasuna ( als politischer Arm der ETA bezeichnete und mit verboten belegte Partei ) die "sofortige Schliessung des Vernichtungsgefängnisses" von Lagraitz und klagt die klagt die "völlige und totale Undurchschaubarkeit" der Gefängnisse an, von denen unmöglich ist, zu wissen, was in ihrem Innern geschieht." "Diese Fabrik des Todes und des Schmerzes, in der die Würde der Gefangenen verletzt wird, muss geschlossen werden"

Laut Salhaketa starben im Gefängnis von Lagraitz seit Dezember 2005 vierzehn Personen eines unnatürlichen Todes. Laut der offiziellen Version seitens der Direktion, verstarben acht von ihnen innerhalb der Institution; der Rest, nach Verlegungen in Hospitäler oder andere Gefängnisse, ausserhalb. Zu diesen Todefällen in den Gefängnissen von Euskal Herria müssen weitere vier, in Martutene, Iruñea, Baiona und im Hospital von Basurto hinzugezählt werden.
Insgesamt verloren achzehn gefangene Personen innerhalb von fünfzehn Monaten ihr Leben.

Zusammengefasst aus:
 http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/242809/index.php
 http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/242581/index.php


Feature

malegría 15.03.2006 - 18:59
Feature zu den aktuellen Vorkommnissen:
 http://de.indymedia.org/2006/03/140773.shtml

Artikelübersicht Baskenland:
 http://de.indymedia.org/2005/06/119234.shtml