Die Waffen der braunen Kameraden
In jener bayerischen Region, die an Hessen und Baden-Württemberg gleichermaßen angrenzt, tut sich etwas. Nazis eröffneten hier nicht nur eine Kneipe und ein Ladengeschäft, sie horten auch Waffen. Dennoch will manch einer keine Gewaltbereitschaft bei den Rechtsextremisten erkennen.
1997: Maschinengewehre und Hakenkreuzfahne
Bereits 1997 verhaftete die Polizei einen damals 46jährigen aus Amorbach (Kreis Miltenberg), der Gewehre, Granaten, Pistolen, zwei komplette MG 42, drei Maschinenpistolen und 15.000 Schuss Munition eingelagert hatte. Die Beamten konnten auch andere Gegenstände wie Helme, umfangreiche rechtsextreme Schriften, Reichskriegs- und Hakenkreuzfahnen mitnehmen und stellten fest, dass der Mann Mitglied der Deutschen Liga für Volk und Heimat war. Damals glaubten viele, mit dieser Razzia wäre das Problem der bewaffneten Rechtsextremisten am bayerischen Untermain auch schon erledigt. Weit gefehlt. Denn im Februar und März 2006 konnten neue Waffenfunde vermeldet werden.
2006: Waffensammler mit „rechtem Touch“ und Blood & Honour
Von „Sammlern mit rechtem Touch“ sprach die Polizei, als sie am 8. Februar 2006 das umfangreiche Waffenarsenal von zwei Brüdern in Elsenfeld (ebenfalls Kreis Miltenberg) aushoben. Eine Panzerfaust, ein Mörser zum Abschuss von Garanten, eine Handgranate sowie zahlreiche Gewehre und Faustfeuerwaffen wurden sichergestellt. Die beiden Brüder sind der rechten Szene zuzuordnen, betonte die Polizei.
Bereits am 7. März fanden Beamte erneut eine Waffe bei einem Neonazi im Kreis Miltenberg. Im Rahmen der bundesweiten Razzien gegen Personen, die der verbotenen Blood & Honour-Struktur angehören, wurde bei einem 26jährigen aus einer Landkreisgemeinde eine funktionsfähige Pistole Kaliber 7,65 mm beschlagnahmt.
Neonazis nicht gewaltbereit?
Viele wollen dennoch nach wie vor nicht von einer Gefährdung durch Neonazis ausgehen und lehnen Aktionen gegen Rechtsextremismus auch schon einmal öffentlich ab. Erwähnt sei hier stellvertretend für diese Personen Wolfgang Kaup, Sprecher der Aschaffenburger Gruppe von amnesty international (ai). Im Vorfeld einer antifaschistischen Demonstration im Dezember 2005 in dieser Stadt wollte er Unmenschliches auf Seiten der Antifas entdeckt haben: Das auf dem Demonstrationsplakat sichtbare Hakenkreuz, welches in einen Mülleimer geworfen wird, sei in Verbindung mit der Titelzeile „Schöner leben ohne Nazis“ eine Aufforderung, Menschen zu beseitigen, zu entsorgen. Beim Bündnis gegen Rechts Aschaffenburg-Miltenberg machte sich Entsetzen breit, hatte dieses doch bisher ai als zitierfähige und aufrechte Menschenrechtsorganisation geschätzt und keinesfalls mit einer derartigen haltlosen Unterstellung gerechnet, die zudem direkt vor der Demonstration veröffentlicht wurde. Keiner konnte nachvollziehen, was der Rechtsanwalt und ai-Sprecher sich da herbeifantasiert hatte. Schließlich war erkennbar kein Mensch, sondern ein ideologisches Symbol dem Müll anvertraut worden. Und „Schöner Leben ohne Nazis“ ist schlimmstenfalls ein frommer Wunsch. Aber nachdem zuvor auch die Aschaffenburger Stadtverwaltung empfohlen hatte, man solle sich nicht an der Demonstration beteiligen, deuteten manche die Aussage des ai-Sprechers als Anbiederung an offizielle Kreise.
Bei der folgenden Diskussion verstieg sich Wolfgang Kaup zur Aussage, die Gewaltbereitschaft der Neonazis am Untermain sei nicht bewiesen, es gäbe keine Hinweise hierauf. Dies ist um so erstaunlicher, treten Rechtsextremisten am bayerischen Untermain, also in der Region Aschaffenburg-Miltenberg, doch seit vielen Jahren immer mal wieder durch Gewalttaten in Erscheinung. So z.B. im Juni 2005 bei einem Überfall auf das WAMSS-Festival in Kleinwallstadt (bei Aschaffenburg), wo bei einem Überfall von Rechtsextremen fünf Personen verletzt wurden. Oder bei einer Faschingsveranstaltung 2006 in Amorbach, in deren Umfeld acht bekannte rechtsextreme Personen – der Älteste war 23 Jahre alt – nacheinander auf mehrere alternativ aussehende oder farbige Jugendliche Jagd machten und zwei davon verletzten. Einem Farbigen wurde ein Zahn ausgeschlagen. Anzeige ist erstattet. An Zeugen dürfte es eigentlich nicht mangeln, denn etliche Passanten sahen zwar zu, griffen aber nicht ein.
Nun darf sich ein Mensch sicherlich einmal irren oder in einen Irrweg verrennen, vielleicht auch einfach nur schlecht informiert sein, auch ein Rechtsanwalt. In Kenntnis insbesondere der Waffenfunde aus dem Februar und März 2006 dürfte der ai-Sprecher aber seine Behauptung von der unbewiesenen Gewaltbereitschaft wohl zurücknehmen. Leider blieb eine diesbezügliche freundliche Anfrage ohne die erhoffte Klarstellung.
Nicht nur im Osten
Die Razzien gegen Blood & Honour brachte Interessantes an den Tag: Der Schwerpunkt der Tätigkeit dieser eigentlich verbotenen neonazistischen Skinheadgruppe lag nicht nur, wie zu vermuten gewesen wäre, im Osten der Republik. Von gut 80 Tatverdächtigen waren alleine 37 in Bayern beheimatet. Auch die Waffenfunde konnten im Süden Deutschlands festgestellt werden. Und die gefährlichste der beschlagnahmten Waffen fanden die Beamten - wie oben berichtet - am bayerischen Untermain.
Welche Bedeutung die Ereignisse der letzten Wochen für die antifaschistische Arbeit im Raum Aschaffenburg-Miltenberg haben, darüber wird derzeit in demokratischen und antifaschistischen Kreisen diskutiert. Zur Tagesordnung übergehen mag hier niemand.
Weitere Informationen
Antifaschistische Demonstration im Dez. 2005 in Aschaffenburg: http://de.indymedia.org//2005/12/134451.shtml und http://de.indymedia.org//2005/11/134026.shtml
Überfall auf das WAMSS-Festival: http://de.indymedia.org//2005/06/120835.shtml
Razzia gegen Blood & Honour: http://de.indymedia.org/2006/03/140801.shtml
Zur Deutschen Liga für Volk und Heimat: http://lexikon.idgr.de/d/d_e/deutsche-liga-fuer-volk-und-heimat/dlvh.php
Bereits 1997 verhaftete die Polizei einen damals 46jährigen aus Amorbach (Kreis Miltenberg), der Gewehre, Granaten, Pistolen, zwei komplette MG 42, drei Maschinenpistolen und 15.000 Schuss Munition eingelagert hatte. Die Beamten konnten auch andere Gegenstände wie Helme, umfangreiche rechtsextreme Schriften, Reichskriegs- und Hakenkreuzfahnen mitnehmen und stellten fest, dass der Mann Mitglied der Deutschen Liga für Volk und Heimat war. Damals glaubten viele, mit dieser Razzia wäre das Problem der bewaffneten Rechtsextremisten am bayerischen Untermain auch schon erledigt. Weit gefehlt. Denn im Februar und März 2006 konnten neue Waffenfunde vermeldet werden.
2006: Waffensammler mit „rechtem Touch“ und Blood & Honour
Von „Sammlern mit rechtem Touch“ sprach die Polizei, als sie am 8. Februar 2006 das umfangreiche Waffenarsenal von zwei Brüdern in Elsenfeld (ebenfalls Kreis Miltenberg) aushoben. Eine Panzerfaust, ein Mörser zum Abschuss von Garanten, eine Handgranate sowie zahlreiche Gewehre und Faustfeuerwaffen wurden sichergestellt. Die beiden Brüder sind der rechten Szene zuzuordnen, betonte die Polizei.
Bereits am 7. März fanden Beamte erneut eine Waffe bei einem Neonazi im Kreis Miltenberg. Im Rahmen der bundesweiten Razzien gegen Personen, die der verbotenen Blood & Honour-Struktur angehören, wurde bei einem 26jährigen aus einer Landkreisgemeinde eine funktionsfähige Pistole Kaliber 7,65 mm beschlagnahmt.
Neonazis nicht gewaltbereit?
Viele wollen dennoch nach wie vor nicht von einer Gefährdung durch Neonazis ausgehen und lehnen Aktionen gegen Rechtsextremismus auch schon einmal öffentlich ab. Erwähnt sei hier stellvertretend für diese Personen Wolfgang Kaup, Sprecher der Aschaffenburger Gruppe von amnesty international (ai). Im Vorfeld einer antifaschistischen Demonstration im Dezember 2005 in dieser Stadt wollte er Unmenschliches auf Seiten der Antifas entdeckt haben: Das auf dem Demonstrationsplakat sichtbare Hakenkreuz, welches in einen Mülleimer geworfen wird, sei in Verbindung mit der Titelzeile „Schöner leben ohne Nazis“ eine Aufforderung, Menschen zu beseitigen, zu entsorgen. Beim Bündnis gegen Rechts Aschaffenburg-Miltenberg machte sich Entsetzen breit, hatte dieses doch bisher ai als zitierfähige und aufrechte Menschenrechtsorganisation geschätzt und keinesfalls mit einer derartigen haltlosen Unterstellung gerechnet, die zudem direkt vor der Demonstration veröffentlicht wurde. Keiner konnte nachvollziehen, was der Rechtsanwalt und ai-Sprecher sich da herbeifantasiert hatte. Schließlich war erkennbar kein Mensch, sondern ein ideologisches Symbol dem Müll anvertraut worden. Und „Schöner Leben ohne Nazis“ ist schlimmstenfalls ein frommer Wunsch. Aber nachdem zuvor auch die Aschaffenburger Stadtverwaltung empfohlen hatte, man solle sich nicht an der Demonstration beteiligen, deuteten manche die Aussage des ai-Sprechers als Anbiederung an offizielle Kreise.
Bei der folgenden Diskussion verstieg sich Wolfgang Kaup zur Aussage, die Gewaltbereitschaft der Neonazis am Untermain sei nicht bewiesen, es gäbe keine Hinweise hierauf. Dies ist um so erstaunlicher, treten Rechtsextremisten am bayerischen Untermain, also in der Region Aschaffenburg-Miltenberg, doch seit vielen Jahren immer mal wieder durch Gewalttaten in Erscheinung. So z.B. im Juni 2005 bei einem Überfall auf das WAMSS-Festival in Kleinwallstadt (bei Aschaffenburg), wo bei einem Überfall von Rechtsextremen fünf Personen verletzt wurden. Oder bei einer Faschingsveranstaltung 2006 in Amorbach, in deren Umfeld acht bekannte rechtsextreme Personen – der Älteste war 23 Jahre alt – nacheinander auf mehrere alternativ aussehende oder farbige Jugendliche Jagd machten und zwei davon verletzten. Einem Farbigen wurde ein Zahn ausgeschlagen. Anzeige ist erstattet. An Zeugen dürfte es eigentlich nicht mangeln, denn etliche Passanten sahen zwar zu, griffen aber nicht ein.
Nun darf sich ein Mensch sicherlich einmal irren oder in einen Irrweg verrennen, vielleicht auch einfach nur schlecht informiert sein, auch ein Rechtsanwalt. In Kenntnis insbesondere der Waffenfunde aus dem Februar und März 2006 dürfte der ai-Sprecher aber seine Behauptung von der unbewiesenen Gewaltbereitschaft wohl zurücknehmen. Leider blieb eine diesbezügliche freundliche Anfrage ohne die erhoffte Klarstellung.
Nicht nur im Osten
Die Razzien gegen Blood & Honour brachte Interessantes an den Tag: Der Schwerpunkt der Tätigkeit dieser eigentlich verbotenen neonazistischen Skinheadgruppe lag nicht nur, wie zu vermuten gewesen wäre, im Osten der Republik. Von gut 80 Tatverdächtigen waren alleine 37 in Bayern beheimatet. Auch die Waffenfunde konnten im Süden Deutschlands festgestellt werden. Und die gefährlichste der beschlagnahmten Waffen fanden die Beamten - wie oben berichtet - am bayerischen Untermain.
Welche Bedeutung die Ereignisse der letzten Wochen für die antifaschistische Arbeit im Raum Aschaffenburg-Miltenberg haben, darüber wird derzeit in demokratischen und antifaschistischen Kreisen diskutiert. Zur Tagesordnung übergehen mag hier niemand.
Weitere Informationen
Antifaschistische Demonstration im Dez. 2005 in Aschaffenburg: http://de.indymedia.org//2005/12/134451.shtml und http://de.indymedia.org//2005/11/134026.shtml
Überfall auf das WAMSS-Festival: http://de.indymedia.org//2005/06/120835.shtml
Razzia gegen Blood & Honour: http://de.indymedia.org/2006/03/140801.shtml
Zur Deutschen Liga für Volk und Heimat: http://lexikon.idgr.de/d/d_e/deutsche-liga-fuer-volk-und-heimat/dlvh.php
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
Interessanter Artikel...
Nicht schön...
Nach dem Rechte gewalt zu nimmt, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis FaschistInnen auch mal solche Waffen zum Einsatz bringen. Kriegswaffen auf dem Osteuropäischen Schwarzmarkt sind erschwinglich, und in großen Mengen erhältlich.
Aufrüsten
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Fetisch
Bewaffnet zu sein gibt vielen Menschen ein Gefühl von macht und
stärke, und die meisten rechtsradikalen Versager haben nichts anderes
an dem sie sich hochziehen können, außer vielleicht mit ein paar Dutzend
Freunden irgendwo aufzumarschieren. Leute die sich nur in der Gruppe stark
fühlen, sind auch meistens zu feige ihr Arsenal einzusetzen. Oder sie haben
angst vor der bösen Polizei und der bösen Antifa und müssen sich verteidigen. Auf den Punkt gebracht, brauchen die Kameraden etwas das ihnen
über ihre sozialen Defizite hinweghilft. In meinen Augen ganz arme Würstchen.
@Physikus
wer weiss was nazis mit waffen anrichten können.
wir kommen nie voran, wenn wir uns nicht mit der realität befassen sondern und von oben herab gebärden.
wir müssen infos sammeln und praktisch arbeiten und nicht im netz müll verbreiten...
Wieso?
Ich frage mich da nur: Wieso?
@ nimrod & physikus
-und genau das gilt es zu verhindern-
RAF=>ja wohl besser als rechte Gewalt
-Das Konzept Stadtguerilla-
RAF April 1971
Wenn das so ist...
Danke