Nazis starten "linke" Diskussionsforen

Hein Blöd 09.03.2006 01:50 Themen: Antifa
Vor wenigen Wochen wurde bei Indymedia erstmals ein dubioses Internetforum beworben, das angeblich von Antifas für Antifas gedacht war. Inzwischen gibt es mehrere solcher Foren, die meist in Kommentaren beworben werden. Dabei handelt es sich um eine neue Strategie von Nazis um an Informationen von Linken zu kommen. Es besteht ein direkter Zusammenhang zu den Hacks der Naziforen und Onlineshops der letzten Zeit.
Seit einigen Monaten werden regelmäßig Naziforen und Onlineshops im Internet gehackt und teils hochsensible Informationen durch die Datenantifa öffentlich zugänglich gemacht. Das hat zu einer tiefen Verunsicherung innerhalb der Naziszene geführt, Gräben zwischen einzelnen Leuten und sogar den verschiedenen Strömungen wurden vertieft. Nebenbei wurden tausende Nazis aus der Anonymität in die Öffentlichkeit gebracht, was einigen ziemlich peinlich ist. Der Umsatz der Nazishops im Internet dürfte auf längere Sicht gestört sein. Aber die größte Auswirkung hat das auf die Kommunikation der Nazis, sie vertrauen zu Recht nicht mehr auf die Kommunikation über Internet. Insgesamt waren die Hacks der Naziseiten eine der erfolgreichsten Antifaaktionen seit Jahren, weil es die Naziszene auf organisatorischer, persönlicher und letztlich auch wirtschaftlicher Ebene getroffen hat.
Im Gegenzug haben die Nazis dem nicht viel entgegenzusetzen. Bis auf einen linken Onlineshop, bei dem ca. 600 Adressen von Leuten veröffentlicht wurden, haben sie bisher keine Gegenaktion auf die Reihe gebracht. Das liegt vor allem am mangelnden Können auf Seiten der Nazis, weniger am Wollen. Auch auf absehbare Zeit wird sich an dem Umstand wohl nicht viel ändern. Es gab natürlich auch Versuche die Datenantifa in Fallen zu locken, aber die sind bisher nicht erfolgreich gewesen, genausowenig wie die Anzeigen bei den Behörden. In wie weit dort ein Verfolgungsinteresse besteht ist ebenso fraglich, lässt sich mit den gewonnenen Informationen doch trefflich arbeiten und das dann als eigener Ermittlungserfolg darstellen.
Die Nazis brauchen im Internet dringend einen Erfolg, schon für das eigene angeschlagene Ego. Weil es auf technischer Seite nicht weit her ist, haben sich ein paar Nazis für eine andere Strategie entschieden. Statt Antifaforen oder Webseiten zu hacken, stellen sie eigene in´s Netz und hoffen, dass so viele Antifas wie möglich diese Foren nutzen. Irgendwann werden diese Foren dann "gehackt" oder der Fake wird öffentlich gemacht. Selbst wenn das nicht passiert und sie nur mitlesen, werden sie so an Informationen kommen. Diesen Erfolg sollten wir den Nazis nicht gönnen. Deswegen seid vorsichtig bei Foren und Internetseiten, deren Betreiber euch unbekannt sind oder die sich nicht über Antifabezüge überprüfen lassen. Oft stellen sich diese Betreiber als neue Gruppe dar, bevorzugt aus Gegenden, wo es keine oder nur eine sehr schwache Antifaszene gibt. Im nächsten Schritt versuchen sie dann zu Einzelpersonen, bevorzugt aus der Provinz, einen Kontakt aufzubauen und nennen diese Person dann an anderer Stelle als Referenz. Auf diese Weise konnten in der Vergangenheit mehrfach Informationen abgefasst werden, zum Beispiel bei dem gescheiterten Versuch, die Wunsiedel-Vorbereitungen zu unterwandern. Jetzt weiten sie das Konzept auf Internetforen aus.
Nachfolgend werden einige Foren und Webseiten aufgelistet, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von Nazis betrieben werden. Weder konnten die Betreiber irgendwie über die Antifastrukturen bestätigt werden, noch die angeblichen Gruppen, denen sie zugehören. Natürlich besteht immer noch die Möglichkeit, dass es sich um Einzelpersonen mit durchaus noblen Absichten handelt, aber auch in dem Fall ist Vorsicht angebracht. Alle Foren und Webseiten liegen auf ungeschütztem Webspace, der keinen Schutz vor staatlichen Zugriff und wenig Schutz gegen Nazis bietet.

hxxp://18209.rapidforum.com/ Antifaforum Deutschland
hxxp://www.linkes.forum.de.pn Linkes Forum

Bitte beachtet, dass die URL auch anders sein kann, zum Beispiel können .tk-Adressen auf diese Foren umgeleitet werden. Wenn Ihr ein Forum sucht, wo Ihr sicher sein könnt, dass es kein Fake ist oder den Sicherheitsanforderugnen genügt, fragt bei der lokalen Antifa und wenn es sowas vor Ort nicht gibt, wendet Euch an eine Gruppe in der nächstgrößeren Stadt, welche sich leicht über www.antifa.net finden lässt.

Bedenkt immer, dass im Internet JEDER Webseiten, Foren und anderes online stellen kann!
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Ergänzungen

Danke...

Antifa 09.03.2006 - 13:06
...für den Artikel.

Die Frage ist nicht so sehr, ob die genannten Foren von Nazis eingerichtet wurden (in einem Fall ist das allerdings ziemlich offenkundig). Vielmehr ist bedenklich, wenn man solche Foren überhaupt für geeignete Kommunikationsmittel hält, denn:

- sie sind öffentlich,
- liegen auf einem Freehost-Server,
- sind technisch nicht abgesichert,
- die Admins haben von der verwendeten Technik keinen Schimmer
- und niemand weiß, mit wem er da gerade plaudert.

Warum Misstrauen angebracht ist, steht schon in anderen Kommentaren drin: da wird es im "Linken Forum" tatsächlich für eine Sicherheitsvorkehrung gehalten, sich anmelden zu müssen. Das ist ja mal wirklich eine unüberwindbare Hürde... Im "Antifa Forum Deutschland" gab es anfangs einen "supergeheimen" internen Bereich - dummerweise stand der sperrangelweit offen und jeder mit etwas Grips konnte mitlesen und -schreiben.

Die Hacks des "Freien Widerstand" und Co. haben schließlich auch gezeigt, wie redselig manche Forenuser und wie unsicher die Forensoftwares sind. Der FW-Hack brachte nicht nur wertvolle Infos für die "Daten-Antifa", sondern auch Anhaltspunkte für staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen Nazis (mittlerweile sind mehrere Strafverfahren draus geworden).

Das ist andersrum genauso möglich - es könnte durch Dummheiten wie das "Linke Forum" oder das "Antifa Forum Deutschland" auch antifaschistische Strukturen treffen!

Entweder sind da im aktuellen Falle ziemlich naive Kiddies am Werk oder ebenso unfähige Nazis. In beiden Fällen ist es gleichermaßen gefährlich, darauf reinzufallen und denen auch noch ebenso leichtsinniges Publikum zu bescheren.

KeinE ernsthafte AntifaschistIn würde so ein Forum nutzen. Und wer das doch tut, sollte lieber darüber nachdenken, sich der Politik im real life zu widmen. Virtuelle Organisationen nützen nämlich niemandem.

Kontakte sind möglich -Sicherheit ist wichtig

ach herrje 09.03.2006 - 23:13
hätt ich auch nicht gedacht, dass ich das mal mache, aber auf (jetzt kommts):

www.antifa.de

gibt es Kontaktadressen von Antifagruppen bundesweit.
Da wird ihnen geholfen - das sollte funktionieren.

Öffentliche Foren sind nix für die Antifa.
Und es scheint mir wenig glaubwürdig, dass Leute sich nicht politisch betätigen, weil es kein öffentliches Internetforum der Antifa gibt. Das ist doch Quatsch (mindestens, vielleicht ist es auch Nazi-Provo).
Es gibt auch genug erreichbare Gruppen, wie gesagt (s.oben).

Kein Sex mit Nazis!

Eigentlich ne Idee der linken Seite

Besserwisser 10.03.2006 - 09:03
Wie ja bestimmt einige wissen dürften, ist diese Idee aber nicht auf dem Mist der nationalen gewachsen, sondern die erste Aktion dieser Art kam von der linken Seite her.

Genau gesagt wurde eine Seite die sich mit dem Thema Kindesmißbrauch beschäftigt, komplett kopiert, und unter anderer Domain mit ähnlichen E-Mail Adressen online gestellt.

Meinie persönliche Meinung zu solchen Sachen spar ich mir einfach mal, denn Ok ist es nicht, egal von welcher Seite, da so auch der VS arbeitet

Don't trust "Kommunistisches Forum"!

Reflektiert 11.03.2006 - 00:38
Noch zu nennen ist hier das "Kommunistische Forum" wo sich unter anderem Nazi-Querfrontler wie Detlef Nolde( http://www.idgr.de/news/2001/n011206.php) und die GSP-Sekte tummeln. Hier Beispiele wie User im "Kommunistischen Forum", die durch den Titel des Forums angelockt wurden, agitiert werden.

- Gutheissen des alliierten Sieges über Deutschland im WKII wird als "Vaterlandshass" verurteilt
- der Holocaust wird relativiert: "Israel führt einen Vernichtungskrieg gegen die Araber" "Die Endlösung der Judenfrage war nicht schlimmer als das Massaker der Israelis an den Arabern",
- Israel wird das Existenzrecht abgesprochen
- Internationaler Frauentag wird als Kapitalistische Verblendung abgelehnt
- Die Vertreibung der Deutschen aus Osteuropa wird beklagt
- Übelster Deutsch-Nationalismus: "Wenn wir von Nation reden, dann meinen wir nicht den bürgerlichen Staat, sondern die Masse des deutschen Volkes unter Ausschluß der "nationalen" (=deutschen) Bourgeoisie, also letztlich das deutsche Proletariat


 http://www.kommunistisches-forum.de.nr/
 http://www.kommunistisches-forum.tk/

richtigstellung

richtigsteller 11.03.2006 - 21:18
@reflektiert

es handelt sich hier nicht um ein kommunistisches forum sondern um zwei verschiedene. das eine ist wirklich ein nazi forum, das andere ganz deutlich ein linkes. zusammenhangslose zitate aus beiden foren zu nehmen um den gegenstandpunkt und www.kommunistisches-forum.tk als nazisekte hinzustellen ist schon ein bisschen billig.

Richtigstellung

cool_roland 12.03.2006 - 10:51
Ich bin der Betreiber des Antifa Forum Deutschland. Da es einigen wohl aufstößt habe ich dem Forum jetzt den Namen unserer HP gegeben.

Zu der ganzen Diskussion kann ich nur eines sagen. Es ist ganz klar das Faschos einiges versuchen um an Informationen zu kommen. Ich denke das jeder Betreiber eines linken Forums mindestens einen Fascho als Benutzer hat. Ich selbst bin auch bei einigen Fascho-Foren angemeldet um rechtzeitig an ensprechende Informationen zu kommen.

Die Sicherheit liegt bei jedem selbst. Es müßte normalerweise nicht erwähnt werden das keine persönliche Daten freigegeben werden. Egal wo.

MaG
cool_roland

Frechheit

unref 14.05.2006 - 16:24
Liebe indymods,

könnt ihr bitte diese Denunziation des Kommunistisches-forum.tk löschen? Das darf doch wohl nicht war sein, dass das noch in der Ergänzungsspalte hängt. Das kommunistische-forum.tk ist seit Oktober 2004 zu erreichen und hat mittlerweile ca. 800 angemeldete Userinnen. Es wird auf dem Webspace des gesellschaftskritischen Portals "x-berg.de" gehostet. Wir warnen schon seit Eröffnung des kf davor, keinerlei Informationen über sich preiszugeben (vgl. die Ankündigung auf der Startseite) und haben sogar mittlerweile die Funktion der "persönlichen Nachrichten" entfernt, damit keine privaten Daten ausgetauscht werden können. Das kf soll keinerlei interne und private Informationen beinhalten, die Moderationskriterien richten sich stark danach aus, dass entsprechende Inhalte möglichst schnell wieder vom kf verschwinden. Vielmehr dient das kf zur inhaltlichen politischen Diskussion.

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