Köln-Deutz: Barmer Viertel besetzt

BesetzerIn gegen Wohnraumzerstörung 04.03.2006 22:11 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Seit heute Nachmittag 17:15 Uhr sind mehrere Häuser im Barmer Viertel besetzt. Mit ihrem Einzug wehren sich die BesetzerInnen gegen die unsinnige Zerstörung von 381 völlig intakten Wohnungen.
Mit der Fällung des Baumbestandes haben die Vorarbeiten zum geplanten Abriss begonnen. Hier war einst der Bau von Hochhäusern geplant. Diese Pläne sind inzwischen gekippt, da der Stadt mit dieser getrübten Sicht auf den Dom der Status des Weltkulturerbes aberkannt worden wäre. Dennoch hält die Stadt ohne jegliche Nutzungspläne an der Vernichtung dieses Wohnraums für über 1000 Menschen fest und lässt sich den Kauf+Abriss knapp 100 Millionen Euro kosten. Gleichzeitig werden Hartz IV Betroffene aufgefordert, die Wohnkosten zu senken

Gegen diese Unsinnigkeit des bakannten Kölschen Bauklüngels wendet sich die Gruppe von BesetzerInnen mit ihrem heutigen Einzug und lädt alle Interessierten zum Besuch und zum Mitwohnen ein.


Wir fordern
- die sorfortige Rücknahme des Abrissbeschlusses durch den Rat der Stadt Köln
- die Haüser als Wohn- und Projektraum für Leute die hier leben wollen, zu erhalten
- und damit eine klare Absage an unsinnige "Zwischennutzungen" wie die Errichtung des teuersten Parkplatzes Deutschlands.


Der aktuelle Stand - 21 Uhr:
Rund 80 Menschen tummeln sich mittlerweile unbehelligt von Wachschutzschärgen und wieder abgezogener Polizei in und vor den Häusern, an der frisch eingerichteten Bar und an der Feurtonne im Innenhof.

Na dann ma los zur BesetzungsParty in die Deutz-Mülheimer Straße (direkt hinterm Deutzer Bahnhof)
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Ergänzungen

Sehr gute Aktion

Berliner 04.03.2006 - 22:27
Gute und wichtige Aktion: Kampf um Freiräume gekoppelt mit Kampf gegen Wohnraumvernichtung und Stadtzerstörung. Soweit ich weiß, ist Deutz gerade in der Situation wie Westberlin in den 70ern: die alte Stadtstruktur soll vernichtet werden, um an ihrer Stelle eine Plattenbau-Betonwüste entstehen zu lassen (Beispiel in Berlin: Hallesches Tor oder Kotbusser Tor). Nachdem damals dort ganze Stadtteile, wie der Kiez am Moritzplatz oder Ritterstrasse komplett abgerissen wurden, um dort Plattenbauten, Autobahnzubringer oder Parkplätze zu schaffen, kochten die Kreuzberger über und es endstand die riesige Instandbesetzerszene. Heute noch sind zwischen Moritzplatz und Potsdamer Platz riesige Quadratkilometergroße Brachflächen zu sehen - alles mal ehemalige Kieze, die in den 70ern von der CDU abgerissen wurden. Die Autobahn wurde aufgrund der heftigen Auseinandersetzungen nicht gebaut, aber dafür viele Plattenbauviertel.
Und gerade in einer sterilen und sauberen Konsumstadt wie Köln, in der man nicht mal mehr subkulturelle Spuren sieht, sind solche Aktionen umso mutiger und wichtiger. Hoffe, Ihr haltet eine Weile durch und schafft es viele Menschen aus dem Viertel zu erreichen. Und vielleicht den Keim dafür zu legen, daß aus Köln mal wieder eine echte Stadt wird.

Parallelen zur Karlsruher Stadtverwaltung

freiräume erkämpfen! 04.03.2006 - 23:48
Ein ähnliches Spiel vollzieht sich gerade in Karlsruhe. Dort soll nach dem Willen der Stadt Karlsruhe hinter dem Hbf ein sogenannter "Time Park" entstehen. Dieser beinhaltet beispielsweise Büroflächen, gewerblich nutzbare Gebäude u.v.m. Der Haken an der Sache ist nur der, dass seit etwa 20 Jahren bis heute kein Investor für dieses Gelände gefunden wurde.
So entwickelte sich eine kleine aber feine, einmalige Kulturoase. Diese wird mit mehreren Künstlerateliers und dem soziokulturellen, selbstverwalteten Wohn- und Kulturprojekt Ex-Steffi mit Leben gefüllt. Die Ex-Steffi bietet etwa 25 Menschen Wohnraum und darüberhinaus können viele verschiedene Initiativen, politische Gruppen, Sportgruppen, Bands die öffentlichen Räume nutzen und regelmässig finden Infoveranstaltungen, Konzerte, Parties u.v.m. statt. Unglücklicherweise werden die Gebäude von der Stadt vermietet, die natürlich keine selbstverwaltete, widerständische Kultur haben will. So sagte doch der Karlsruher Kulturbürgermeister, dass für so etwas wie die Ex-Steffi in Karlsruhe kein Platz wäre. So wurde der Mietvertrag mit der Ex-Steffi 2003 gekündigt. Das Haus wurde besetzt, Aktionstage, Demos und alles was dazugehörte folgte und die Stadt reichte die Räumungsklage ein, Gespräche wurden abgebrochen, es kam zum Prozess mit dem Ergebnis, dass die Ex-Steffi bis 31. Januar 2006 besenrein zu übergeben wäre.
Der 31.1. ist verstrichen und die Ex-Steffi wurde wieder besetzt und nun auch von innen und aussen verbarrikadiert. Wieder wurden bundesweite Aktionstage angekündigt. Überraschenderweise nahm die Stadt die Gespräche wieder auf, forderte von den Steffi eine Liste mit Ersatzobjekten und Finanzierungsplan. Gesagt getan. Die Steffi präsentierte ein durchaus annehmbares Objekt mit der Kaufabsicht, welche mit Hilfe des Freiburger Mietshäusersyndikats ( http://www.syndikat.org)zu kaufen durchaus realisierbar wäre. Die Stadt hinterließ den Eindruck, den Plan durchaus ernst zu nehmen und verwies auf den Gesprächstermin (natürlich) nach den Aktionstagen.
Es kam wie es kommen musste. Die Stadt brach die Gespräche ab mit der kurzen Begründung, das Finanzierungskonzept stünde "auf wackligen Beinen" und keines der Objekte wäre realisierbar und die Räumung der Steffi sei Ende März zu erwarten.

Und nun?
Die nächsten bundesweiten Aktionstage sind angekündigt und finden vom 29.3.-2.4. in Karlsruhe statt. Der Höhepunkt ist eine Streetparade mit mehreren Soundsystems durch die Innenstadt.

Etwas wird die Aktionstagen diesmal jedoch von den bisherigen unterscheiden.
Dieses mal sind viele Menschen verdammt sauer.
Was das zu bedeuten hat wird man sehen.  http://de.indymedia.org/2006/02/139252.shtml

Feuer und Flamme für Karlsruhe!
Ex-Steffi verteidigen - Barmer Viertel erhalten!
Solidarität mit allen linken Projekten!

 http://www.exsteffi.de
Ex-Steffi-Indy-Mittelspalte:  http://de.indymedia.org/2006/02/137713.shtml

komm alle vorbei!

solidarität 04.03.2006 - 23:53
Haloo liebe Menschen,
Wie mir eine Freundin gerade mitteilte haben sich ein
paar mutige Menschen in KÖLN, am RHEIN,Stadtteil Deutz

dafür verantwortlich gefühlt,400 !!! intakte
Wohneinheiten vor der willkürlichen Zerstörung durch
unsere KORRUPTE STADTPOLITIK zu bewahren.
Allein bürokratischen FEHLERN ist zu verdanken,dass am
Karnevalsfreitag mit dem Abriß der "Barmer Siedlung"
durch ihren derzeitigen Besitzer den Erbbauverein Köln
e.G.begonnen wurde.
Und dies nicht etwa wie sonst üblich mit dem Ziehen
eines Bauzaunes,sondern direkt mit einer Greueltat...
Zwei unter Naturschutz stehende -hundertjährige-
Eiben wurden gefällt,die Genehmigung hierzu kann nicht
als rechtsgültig anerkannt werden.

Eiben sind heilige Bäume,sagen manche.
Manchen ist nichts heilig,sagen andere.

Der Erbbauverein und die Stadt Köln(die eigentlich nur
darauf wartet,billiges Bauland,von seiner wertvollen
Last befreit,zu übernehmen,und das obwohl dort nicht
gebaut werden wird!!!)haben,mitten im Rheinischen
Frohsinn KARNEVAL,ihr wahres Gesicht gezeigt.

Guter,sozial verträglicher Wohnraum für 2.000!!!
MENSCHEN soll ab Montag einem Federstrich zum Opfer
fallen.

Wer alles nicht damit einverstanden ist,dass sie damit
durchkommen,finde sich ab sofort in Köln-Deutz,Barmer
Siedlung,Deutz-Mülheimer Strasse 31 ein.

Morgen ist Sonntag,der eignet sich prima für einen
kleinen Spaziergang.

S-Bahn,DB:Köln,Bahnhof Deutz,Rückseite
Strassenbahn:Haltestelle Deutz-Messe
Deutz-Mühlheimer Strasse 31

Für höfliche Fragen steht zur Verfügung:
Erbbauverein Köln eG
Deutz-Kalker-Straße 37
50679 Köln

Telefon: 0221 - 98 10 08 -0
Telefax: 0221 - 98 10 08 -70
email:  info@erbbauverein.de

Vertreten durch:
Werner Roche Kaufmännischer Vorstand

Uwe Neuhaus Technischer Vorstand

Ernst Hilgers Ehrenamtlicher Vorstand

Michael Dölfs Aufsichtsratvorsitzender

Eingetragen beim Amtsgericht Köln im
Genossenschaftsregister unter Nummer 613

Zu Berlin-Kreuzberg in den 70ern

.. 05.03.2006 - 01:33
Wenn man heute durch jene Teile Berlin-Kreuzbergs läuft, in denen sich normalerweise keine Touristen hinverirren, sieht man noch die Spuren der Auseinandersetzungen. Das Gebiet zwischen Halleschem Tor, Potsdamer Platz und Moritzplatz wurde in den 60ern, 70ern und 80ern fast vollständig abgerissen. Teile waren natürlich schon im Krieg zerstört worden, aber eben nur Teile. Das ist eine Fläche, so groß wie eine Kleinstadt. Um Hallesches Tor und um Kottbuser Tor entstanden Plattenbausiedlungen, dazwischen riesige Brachflächen, die erst jetzt nach 30 Jahren bebaut werden. Aber nur teilweise.
Überall wo in den späten 70ern 70ern und frühern 80ern Häuser besetzt und gehalten werden konnten, gibt es surreale Bilder: Irgendwo in der Nähe der Kochstrasse auf einem Kilometergroßen Feld, welches zur Untermalung der Troslosigkeit durch ehmalige, nun sinnlose Straßen durchzogen wird, steht verlassen ein einzelnes übriggebliebenes Haus, welches bis heute von bunteren Leuten bewohnt wird. Am Halleschen Tor, wo die Plattenbausiedlung hochgezogen wurde, steht mitten drin das Tommy-Weissbecker-Haus, eines der ersten Berliner Hausprojekte übrigens. Eine besonders interessante Optik. Anderswo enden Kiezstraßen direkt an Plattenbausiedlungen, die irgendwie wie gelandete Raumschiffe wirken.
Wer sich für die Geschichte Kreuzbergs interessiert, sollte mal ins Kreuzbergsmuseum am Kottbuser Tor (Adalberstrasse) gehen. Man kann viel lernen.

Warum ich alles schreibe? Vielleicht ist es den Leuten in Köln Inspiration. Denn Geschichte wiederholt sich zumindest im Kleinen - es sind ja dieselben Prinzipien die überall wirken. Egal ob in Berlin-Kreuzberg, in Hamburg St.Pauli, Dresden Neustadt, Brooklyn oder San Francisco. Oder eben Köln Deutz.

Printausgabe Freiräume aktualisiert

Eine Person aus NRW 05.03.2006 - 01:34
Die Printausgabe zum Thema Freiräume wurde aktualisiert und beinhaltet auf der ersten Seite diesen Artikel so wie ein Foto. Vielleicht finden sich Leute, welche diese Ausdrucken und vor Ort verteilen, um Leute zu informieren. Viel Erfolg.

Informationsveranstaltung

BarmerIn 06.03.2006 - 11:37
In Köln:

Informationsveranstaltung: Wie weiter mit dem Barmer Viertel ?!
Dienstag 7.März, 19 Uhr
Bürgerzentrum Deutz, Tempelstrasse 41 - 43


Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

Artikel zur Demo gegen den Abriss

mein Name 06.03.2006 - 14:23
es gibt einen Artikel mit Fotos von der Demo gegen den Abriss der Barmer Siedlung in Köln-Deutz vor zwei Wochen:

 http://de.indymedia.org//2006/02/139616.shtml

Colage!!!

PinkF. 19.03.2006 - 19:40
hier ma ne kleine Kollage zum Barmer Viertel!!!
Und immer schön weiter besetzen!!!


 http://www.fotolog.com/pinkfanatic87/

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@Berliner — Kölner