Barranca/ Kolumbien: Gewerkschafter ermordet

kolumbienkampagne berlin 03.03.2006 22:02 Themen: Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Am Abend des 2. März wurde in der kolumbianischen Erdölstadt Barrancabermeja der USO Gewerkschafter Hector Diaz Serrano ermordet. Barrancabermeja ist seit Dezember 2000 fest in den Händen der Paramilitärs, die seitdem Jahr für Jahr Hunderte ermorden. Die Herrschaft der Paramilitärs über die Stadt hat sich auch durch die offizielle Demobilisierung und Wiedereingliedierung ihrer Kämpfer nicht aufgelöst, ihr Terror wird unvermindert fortgesetzt.
Gestern abend (am 2.3. 2006) um 22:10 Uhr wurde Hector Diaz Serrano, Gewerkschaftsmitglied der Erdölarbeitergewerkschaft USO in Barrancabermeja ermordet. Er befand sich auf dem Weg zur Arbeit. Im Stadtteil "Cincuentenario" wartete er auf den Bus, der ihn zur Arbeit bringen sollte, als er mit mehreren Schüssen auf seinen Körper von einem Unbekannten ermordet wurde.

Hector war 43 Jahre alt und arbeitete seit 11 Jahren bei dem staatlichen Erdölunternehmen Ecopetrol. Er lebte gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin und drei Töchtern.

Die Gewerkschaft USO organisierte trotz staatlicher Repression und paramilitärischen Terror in den letzten Jahren Streiks und Proteste gegen die drohende Privatisierung von Ecopetrol und kämpft gegen die zunehmende Autoritarisierung des kolumbianischen Staates . Barrancabermeja ist seit der Zerschlagung der Guerillastrukturen und dem Einmarsch der Paramilitärs im Dezember 2000 unter weitgehender paramilitärischer Kontrolle. In vielen Bezirken, und auch im Stadtteil "Cincuentenario" haben die Paramilitärs, alle Funktionen einer Ordnungsmacht inne, so dass dort von absoluter paramilitärischer Kontrolle gesprochen wird. Alleine im Januar 2006 wurden in Barrancabermeja 10 Menschen ermordet und 50 aufgrund von Drohungen durch Paramilitärs vertrieben.

Dem Mord an Hector Diaz Serreno gingen mehrere Drohungen voraus, die in der Regionalzeitung Vanguardia Liberal veröffentlicht wurden. Die Zeitung berichtete, dass nach der offiziellen Demobilisierung der Paramilitärs, die aufgrund der Vereinbarungen zwischen Regierung und den Kommandanten der paramilitärischen AUC ins zivile Leben reintegriert werden und Amnestie erhalten, eine paramilitärische Gruppe ihre Aufgaben fortführt. Diese wurden in der Zeitung zitiert mit den Worten: "Wir machen mit dem Kampf weiter bis der letzte terroristische Guerrillero und seine infiltrierten Helfer eliminiert sind." Sie richteten diese Drohung im weieren konkret gegen die Angehörigen von sozialen Organisationen und Gewerkschaften, die sich auf die Wahllisten zu den Parlamentswahlen im März eingetragen haben, unter ihnen: CUT, ASTDEMP, USITRAS, COORDINACION METROPOLITANA DE DESPLAZADOS und USO.

Die Situation hat sich in Barrancabermeja durch die Demobilisierungen der AUC alles andere als entspannt. Der Machtbereich der Paramilitärs vergrößert sich durch ihre Legalisierung, während keine Anzeichen darauf hindeuten, dass die Paramilitärs ihren Terror einstellen.
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Ergänzungen

Was macht der Staat?

fragender 04.03.2006 - 13:19
Herrschen in Kolumbien nur Paramilitärs oder gibt es auch eine staatliche Autorität?

zu wissen glaubender

antwortender 04.03.2006 - 15:12
die stecken unter einer decke. die paras werden vom staat benützt, um die lästigen gewerkschafter loszuwerden und kriegen dafür auch waffen, die u.a. von den usa an die regierung geliefert werden.
ausserdem ergibt sich aus der rechten einstellung der paramilitärs und dem konflikt zwischen der regierung und den linken guerillieros eine automatische verbundenheit