de.indymedia.org | Revival des AZ in Lüdenscheid

In Lüdenscheid entsteht momentan ein neues Autonomes Zentrum. Auf den 500 Quadratmetern sollen Konzerte, politische und kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Auch Räume für Büros und Musikproberäume werden eingerichtet.

Noch ist das Licht im Alten Zollamt, beim Lüdenscheider Bahnhof gelegen, schummerig, die Fenster sind mit Holzplatten verdeckt, die Wände sind mit Graffitis und Tags überzogen, kleine rußbedeckte Kammern zeugen von Bränden. Aber 20 AktivistInnen sind zuversichtlich, das alte Zoll-Gebäude bis Mai zu renovieren. Der Mietvertrag wurde Anfang Februar unterzeichnet. Für den 01.05. ist bereits das Einweihungskonzert in der 100-Quadratmeter-Halle geplant: Oi Polloi aus Schottland und die Düsenjäger aus Osnabrück haben schon zugesagt.

Doch bis dahin gibt es noch viel zu tun. Die Heizung muss erneuert, verschiedene Fluchtwege geschaffen werden und sogar einige Bäume müssen dran glauben, um eine Zufahrt für die Feuerwehr zu schaffen: Die üblichen Probleme für selbst verwaltete Räume. Das größte Problem benennt ein Aktivist mit einem Wort: "Geld". Allein die Erneuerung des Heizungskessels soll 10.000 Euro kosten. Die AktivistInnen haben sich bereits darauf eingestellt, dass die Spenden für das Projekt nicht ausreichen werden und ein Kredit aufgenommen werden muss. Doch durch die langjährigen Erfahrungen mit den alten Zentren in Lüdenscheid wissen sie: Die Mühe lohnt sich. "Aus der linken Szene haben wir schon positives Feedback bekommen", sagt einer der AktivistInnen. Im Herbst 2004 musste das alte Zentrum schließen, weil das Ordnungsamt den Brandschutz nicht ausreichend fand. Diese Probleme soll es in den neuen Räumen nicht geben. Der Mietvertrag läuft zunächst über die Deutsche Bahn und nächstes Jahr über die Stadt Lüdenscheid. Wenn der Umbau abgeschlossen ist, besteht zumindest keine Gefahr mehr durch das Ordnungsamt. Interessanter dürfte aber sein, wie Lüdenscheids Nazis auf das neue Zentrum reagieren. Das alte AZ wurde durch gezielte Angriffe beschädigt, Personal und Gäste wurden angegriffen. Die Scheiben im "Alten Zollamt" sollen jedenfalls nach den Veranstaltungen mit Brettern vor Steinwürfen geschützt werden.

Interessant ist das "Alte Zollamt" vor allem, weil es in einer Kleinstadt wie Lüdenscheid liegt. In einer Zeit der zunehmenden staatlichen Repression gegen soziale und kulturelle Freiräume gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer. Denn eine lebhafte alternative Kultur braucht Freiräume, das haben die bisherigen Erfahrungen in Lüdenscheid und anderswo gezeigt.

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