Zahlen u. Fakten zu Rechtsrock in Deutschland

i.V. APABIZ 28.02.2006 10:36 Themen: Antifa
In Deutschland hat im letzten Jahr die Zahl neonazistischer Konzerte stark zugenommen. Mindestens 255 derartige Konzerte wurden durchgeführt, was eine Steigerung von 65% im Vergleich zum Vorjahr (155 Konzerte) bedeutet.
Schwerpunkte der Konzertaktivitäten lagen in Sachsen (78 Konzerte), wo sich die Zahl im Vergleich zum Jahr 2004 verdreifacht hat, Thüringen (31), Bayern (31) und Baden-Württemberg (26). Der unmittelbare Zusammenhang zwischen der Schaffung von Freiräumen, der Durchführung von Konzerten und der Etablierung neonazistischer Bands und Kameradschaften kann durch aktuelle Beobachtungen in diesen Bundesländern nachdrücklich bestätigt werden.

Die gestiegene Anzahl neonazistischer Konzerte ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass die Koppelung von "politischen" und "kulturellen" Aktivitäten für neonazistische Gruppen zum Standard geworden ist. Gleichzeitig findet eine Entkoppelung neonazistischer Cliquen und Freundeskreise von Führungssystemen der Szene statt. Diese organisieren "ihre" Konzerte zunehmend selbst, stets im privat deklarierten Rahmen und bisweilen nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda beworben. In einer wachsenden Anzahl von Orten konnten Neonazis neue Freiräume erschließen, die als "Clubhäuser" oder Kameradschaftstreffpunkte dienen und u. a. zur Durchführung von Konzerten genutzt werden.

Deutsche Neonazibands veröffentlichten letztes Jahr 124 CDs, die Zahl der in Deutschland herausgegebenen CDs ausländischer Neonazibands ist mit 38 deutlich höher als 2004 (20). Erkenntnisse über Produktionszahlen lassen die bisher angenommene durchschnittliche Auflagenhöhe von 3.000 pro CD zu niedrig erscheinen. Die Marktführer im Geschäft mit neonazistischer Musik, Bekleidung und Accessoires erzielten 2005 Jahresumsätze von jeweils mehr als 500.000 Euro

Signifikant ist der Zusammenhang zwischen neonazistischem Strukturaufbau und den Handlungsdefiziten politischer Entscheidungsträger. Dort, wo das Problem nicht erkannt oder verschwiegen wird, wo kein zivilgesellschaftlicher Widerstand und keine Gegenkultur unterstützt wird, können die Neonazis fast ungehindert Freiräume schaffen.

Die Zahlen des Jahres 2005 zeigen deutlich: Die Neonazis haben sich in Parallelwelten eingerichtet, in denen es ihnen möglich ist, eine kontinuierliche Erlebniswelt anzubieten und den steten Nachschub an musikalischer Propaganda zu organisieren. Die Integration und Versorgung des Umfelds ist darüber flächendeckend gewährleistet.

Eine ausführlichere Fassung des Jahresrückblicks als pdf-Dokument (156 KB), erstellt vom apabiz, der Zeitung Der Rechte Rand und von Argumente und Kultur gegen Rechts e.V., findet sich unter  http://www.apabiz.de/publikation/pressemitteilungen/Etablierte_Parallelwelten.pdf (154 kB)

Für Rückfragen steht das apabiz zur Verfügung.

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Ergänzungen

Welche Städte?

Rubens 02.03.2006 - 23:39
macht die Städte, welche Hochburgen neonazistischer Konzerte sind hier namentlich bekannt. Vor allem Neulinge, welche zur Kameradschaftsfinanzierung selbst Konzerte veranstalten, sollten hier aufgeführt werden um vor Ort Druck auf die Behörden und Vermieter auszuüben.
Nazirock smashen