Chronik neonazistischer Übergriffe

[ABM] Antifa Bündnis Marzahn/Hellersdorf 28.02.2006 02:30 Themen: Antifa
CHRONIK NEONAZISTISCHER AKTIVITÄTEN IN MARZAHN-HELLERSDORF IM JAHR 2005
DRITTE, AKTUALISIERTE FASSUNG, ANFANG FEBRUAR 2006
ZUSAMMENGESTELLT VOM INFOLADEN WORT UND TAT

Die folgende Liste von öffentlichen und halböffentlichen Aktivitäten aus dem neonazistischen und weiteren reaktionären Spektrum im Großbezirk ist unvollständig und einige Darstellungen sind lückenhaft. Für Ergänzungen kann mensch sich unter anderem per e-mail an den Infoladen „Wort und Tat“ ( info.wut@web.de) und das „[ABM] – Antifaschistisches Bündnis Marzahn-Hellersdorf“ ( abm-h@web.de) wenden. An dieser Stelle möchten wir uns auch bei allen, die sich am Zusammentragen der Informationen beteiligt haben, ausdrücklich bedanken. Denen, die sich auf vielfältige Weise den gesellschaftlichen Rollbacks entgegenstellen, wünschen wir dabei jeden
erdenklichen Erfolg. Diese Zusammenstellung ist bereits online auf  http://www.kein-verstecken.de verfügbar.
Berlin, im Februar 2006
Am Mittwoch, dem 19.01.05, hat die „BüSo" („Bürgerrechtsbewegung Solidarität") einen Infostand vor der Sparkasse in der Hellen Mitte aufgebaut.

In der Nacht des 22.01.05 findet im „Club Asgard" in Marzahn ein Konzert statt. Es spielen „Summer`s Dying" aus Weimar und die NS-Black-Metal-Band „Feuersturm" aus Potsdam. Das Publikum besteht teilweise aus Neonazis sowie Black Metal- und Dark Wave-AnhängerInnen. Der Klub hat Zufahrts- und Fahrwachen organisiert.

Am 25.01.05 werden kurz nach Mitternacht auf der Gedenktafel des „Haus des 21. April 1945" in der Landsberger Allee 563 neonazistische Schmierereien entdeckt. Dabei handelt es sich um den Schriftzug „N.S. Marzahn" (das S als Sig-Rune) zwischen zwei Hakenkreuzen.

Am Dienstag, dem 01.02.05, hat die „BüSo" erneut einen Infostand in der Hellen Mitte aufgebaut, diesmal vor dem Marktplatz-Center.

Am Dienstag, dem 08.02.05, zwischen 19 und 22 Uhr, findet in der Gaststätte „Fistlers Stuben" eine Informationsveranstaltung des NPD-Kreisverbandes Marzahn-Hellersdorf zum Thema Russlanddeutsche statt. Geladener Referent ist Dr. Heinrich Groth, selbsternannter „Repräsentant der Deutschen aus Russland", der auf dem dritten Listenplatz der Deutschen Partei (DP) für die Europawahl 2004 kandidierte. Der auf der Homepage der NPD angekündigte Treff- bzw. Schleusungspunkt ist 19 Uhr U5-Bhf. Louis-Lewin-Straße, Ausgang Ostseite oben. Diesen nutzen nur etwa 15 Neonazis, zumeist Jugendliche, viele dunkel gekleidet. Schleuser im U-Bahnhof ist NPD-Kader Andreas Storr, auch Matthias Wichmann ist in der Umgebung unterwegs. Es sind mindestens 50 Personen bei dieser Veranstaltung zugegen, ein großer Teil ist mit Pkw angereist – darunter viele mit Kennzeichen umliegender Landkreise.

Am Freitag, dem 11.03.05, gegen 21:30 Uhr, greifen mindestens drei Neonazis das alternative Hausprojekt AJZ „Kita" in Hellersdorf mit Flaschen an. Sie sind dunkel gekleidet, tragen zumindest teilweise Kapuzen und Stiefel und haben zwei bis drei Hunde bei sich. Sie werfen eine Scheibe ein, ziehen sich kurzzeitig ins Naturschutzgebiet zurück und kommen erneut auf das Gelände. Sie rufen u.a. „Heil Hitler!", „Adolf Hitler lebt!", „Scheiß Zecken!" und „Wir kriegen Eure Autos und Eure Mütter!". Der gesamte Hergang dauert schätzungsweise 10-15 Minuten. Dies ist bereits der fünfte Angriff auf das Projekt in vier Jahren.

Einen Tag später, am Samstag, dem 12.03.05, gegen 21 Uhr, greifen sechs Neonazis erneut das alternative Hausprojekt AJZ „Kita" mit Flaschen an. Sie sind größtenteils dunkel gekleidet und es sind mindestens zwei junge Frauen darunter. Sie rufen unter anderem „Sieg Heil!", werfen eine Scheibe ein und flüchten kurz darauf. Die 14- bis 17-jährigen TäterInnen randalieren danach weiter in der Umgebung und werden festgenommen:

BVG-Wartehalle zerstört - Täter festgenommen

Sechs Jugendliche haben gestern Abend gegen 21 Uhr in der Quedlinburger Straße in Hellersdorf die Verglasung einer dortigen BVG-Buswartehalle zerstört. Die vier Männer und zwei Frauen flüchteten danach in die Albert-Kuntz-Straße und zerstörten dort weitere Verglasungen an dortigen Mietshäusern. Zivilbeamte des Polizeiabschnitts 68 konnten die Randalierer festnehmen. Einer der Täter trug ein Sweatshirt der Firma Thor Steinar. Das Bekleidungsstück wurde beschlagnahmt. Alle sechs Personen sind nach dem äußeren Erscheinungsbild der rechten Szene zuzuordnen.

Quelle: Pressemeldung der Polizei vom 13.03.05



Am Donnerstag, dem 21.04.05, findet in Marzahn am „Haus des 21. April 1945" in der Landsberger Allee 563 eine Kundgebung anlässlich des sechzigsten Jahrestages des Einmarsches der Roten Armee in Berlin, sowie der Umbenennung einer nahegelegenen Brücke nach General Bersarin statt. Neben schätzungsweise 200 BürgerInnen erscheinen dort auch vier Neonazis, dabei Björn Wild und Sebastian Zehlecke, welche der Kameradschaftsszene zuzuordnen sind. Sie machen einige Fotos, werden dann aber aufgrund des Hinweises junger AntifaschistInnen von ZivilpolizistInnen des Ortes verwiesen.

Am 29.05.05, gegen 1 Uhr, werden zwei Jugendliche auf dem Weg zwischen der Hellen Mitte und Alt-Hellersdorf von Neonazis brutal angegriffen. Die beiden Täter nähern sich von hinten, einer sprüht CS-Gas, der andere zieht ein Messer und attackiert einen der jungen Männer, welcher daraufhin zu Boden geht. Nur durch wildes Strampeln kann er Stich- und Schnittverletzungen abwehren. Die Angreifer flüchten Richtung Alt-Hellersdorf. Laut Angaben der Opfer sind sie zwischen 16 und 20 Jahre alt und zur Tatzeit komplett schwarz gekleidet.

Etwa zwei Wochen zuvor, am 13.05.05, sind die Opfer in der selben Gegend auf eine Gruppe von 6 bis 8 jungen Männern getroffen - allesamt schwarz gekleidet. Die beiden Jugendlichen gingen an ihnen vorbei und hörten die Sätze: „Mach'n wa die nun oder nich'?" - „Dit sind keene richtigen Zecken!".

Am 28. und 29.05.05 haben „Die Republikaner" und „Offensive D" auf dem Straßenfest „Marzahner Frühling" auf der Marzahner Promenade ihre Wahlwerbestände aufgebaut.

Am Freitag, dem 03.06.05, einen Tag vor dem „Kulturschock Festival", werden im Jelena-Santic-Friedenspark neonazistische Schmierereien entdeckt: Auf dem asphaltierten Weg, der auf den Hügel führt, steht mit schwarzem Sprühlack in großen Lettern geschrieben „KULTURSCHOCK ANGREIFEN!" und auf die Steine des „Peace-Zeichens" sind die Sätze geschmiert „REDS BETTER RUN - ANB IS WATCHING YOU" sowie „C4 FOR REDS - ANB". Das ehemals aus Holzpflöcken, jetzt aus großen Steinen gesetzte Friedens-Symbol im Park ist seit seiner Errichtung 1998 des öfteren Ziel rechts-motivierter Zerstörungswut geworden. Unter anderem wurden die Pflöcke zu einem Keltenkreuz bzw. White-Power-Symbol umgesteckt.

In der Nacht vom 04. zum 05.06.05, gegen 01:30 Uhr, treffen sich am U-Bhf. Neue Grottkauer Straße circa 16 Neonazis, um anschließend das im Abbau befindliche „Kulturschock Festival" anzugreifen. Während sie schnellen Schrittes vom U-Bahnhof in Richtung Feuerwache die Hellersdorfer Straße passieren, ziehen sich einige der ausschließlich männlichen Neonazis Sturmmasken übers Gesicht. Ein Teil der Gruppe bleibt an der Ecke der Feuerwache stehen, der andere läuft weiter in den Feldberger Ring und späht vom südlichen Aufgang zum Platz hin. Einige Zeit darauf flüchten die Neonazis unverrichteter Dinge in das Wohngebiet Feldberger Ring.

Zeitgleich zum versuchten Angriff brennt eine Müllsammelstelle im Oschatzer Ring, direkt neben dem alternativen Hausprojekt AJZ „Kita".

Vom 15. zum 16.06.05 wird auf den Rollladen des MarzahnHellersdorfer Parteibüros der Die Linke/PDS in der HennyPortenStraße (Helle Mitte), der Satz „PDS KÖPFEN" gesprüht.

Am 16.06.05 werden im Zugangstunnel des U-Bahnhofs Cottbusser Platz die über 6 Meter lange Parole "Antifa Angrefen" (sic!), sowie im Ausgangsbereich mehrere Hakenkreuze und 88-Codes entdeckt. Letztere können den Sprayern 'liar' und 'bisor' zugerechnet werden.

Am Samstag, dem 09.07.05, findet eine NPD-Demonstration unter dem Motto „Lernmittelfreiheit statt Multikulti" in Marzahn statt. Anmelder dieser ist Claus Schade, NPD-Landesvorsitzender. Treffpunkt ist 11 Uhr am S-Bhf. Ahrensfelde. Etwa 50 Neonazis treffen sich zuvor bereits um 10 Uhr am Bahnhof Lichtenberg, um dann gemeinsam zum S-Bhf. Ahrensfelde zu fahren. Dort kommen schätzungsweise 70-100 Neonazis zusammen. Unter der Führung von Jörg Hähnel - welcher zusammen mit Stella Palau die Reden hält - marschieren diese, flankiert von einem großen Polizeiaufgebot, bis ca. 13 Uhr weitgehend ungestört durch Marzahn.

In der Nacht vom 18. zum 19.07.05 werden etwa 50 A4-Plakate mit der Aufschrift „gewalt erzeugt gegengewalt, hat man dir das nicht erzählt?" (und einem weiteren Zitat der Band Die Ärzte) in Hellersdorf geklebt. Darauf schemenhaft abgebildet ist ein gewalttätiger Angriff auf einen Punk. Unterschrieben ist das Plakat mit dem Label „[AGL] Freie Kräfte Berlin", welches Überschneidungen mit dem Umfeld der verbotenen „Kameradschaft Tor" / „Mädelgruppe" hat. Zudem werden rote Spuckies mit der Aufschrift „Deutsch für Rasse und Nation unsere Treue" geklebt.

Ebenfalls in dieser Nacht werden diverse Parolen geschmiert: An der Skate-Rampe zwischen dem Santic-Friedenspark und dem Jugendklub „Joker" wird „Fight Israel - Combat 18" gesprüht; im U-Bahnhof Neue Grottkauer Straße wird ein Hakenkreuz und der Satz „Nur Hitler" geschmiert, der gleiche Spruch wird im Eingangsbereich des Bürgeramtes am Helene-Weigel-Platz in Marzahn um 2:20 Uhr entdeckt.

In der Nacht zum 20.07.05 wird im Fußgängertunnel des S-Bahnhofs Springpfuhl „Keine Träne für Stauffenberg - ANB" gesprüht. An eine Kaiser’s-Kaufhalle in Alt-Marzahn, sowie an den Klub „Anna Landsberger" wird der Satz „Smash Antifa - ANB" geschmiert.

Laut NPD-Homepage ist am 04.08.05 nahe dem U5-Bahnhof Elsterwerdaer Platz kurzzeitig ein NPDWahlstand aufgebaut. Dieser sei nach wenigen Stunden von einer Gruppe „Linker" beschädigt worden.

Am 06.08.05 findet erneut ein neonazistisches Konzert im „Club Asgard" statt. Auf der Homepage des Klubs ist bis zuletzt das „Record-Release-Konzert" der NS-Black-Metal-Band „Absurd" angekündigt, jedoch ist intern schon Tage vor dem Termin bekannt, dass diese nicht erscheinen wird. (Statt dieser tritt eine Band namens „Walaskialf" auf.) Laut Pressemeldung der Polizei vom 07.08.05 werden gegen 21:30 Uhr 56 Personen überprüft und CDs, LPs und ein T-Shirt mit der Odalrune darauf, sowie ein „Thor Steinar"-Sweatshirt festgestellt, außerdem drei Verstöße gegen das Waffengesetz angezeigt. Das Konzert wird um 22:40 Uhr von der Polizei aufgelöst. Der Bezirksbürgermeister von Marzahn-Hellersdorf, Dr. Uwe Klett, kündigt daraufhin an, den „Club Asgard" schließen zu wollen.

In der Nacht des 13.08.05 haben, laut Pressemeldung der Polizei vom 14.08.05, Unbekannte das "Erste befreite Haus Berlins" in der Landsberger Allee 563 mit Hakenkreuzen, SS-Runen, sowie „verunglimpfenden Sprüchen" beschmiert und die Gedenktafel mit weißer Farbe unleserlich gemacht. Die Schmierereien werden gegen 00:15 Uhr entdeckt.

Laut eigenen Angaben sind am 17.08.05 gegen 23 Uhr einige Neonazis mit Transparenten für kurze Zeit in der Gegend um die Helle Mitte unterwegs und schreien Parolen mit denen sie an den Todestag des Hitler-Stellvertreters RudolfHess erinnern wollen.

Am Freitag, dem 19.08.05, gegen 19 Uhr, wird beobachtet, wie zwei Neonazis - Nicole Stenzel und ein Mann, ca. 20 Jahre - in der Hellersdorfer Straße auf Höhe des Spree-Centers zwei große Wahlplakataufsteller mit schwarz-braunem Lack aus einer Sprühdose beschmieren. Auf einen Aufsteller der SPD schreiben sie „Kriegstreiber" und über ein Plakat der Die Linke/PDS ziehen sie einen Strich. Als sie an der Kreuzung Hellersdorfer/Cecilienstraße bemerken, dass sie aus einem stehenden Auto heraus beobachtet werden, versucht der Mann mit einer Videokamera den Insassen abzufilmen, während Nicole Stenzel vergeblich versucht, Pfeffergas durchs Fenster ins Innere des Wagens zu sprühen.

In der Nacht zum 20.08.05 wird ein 1 Meter großes, rotes Hakenkreuz am U-Bahnhof Neue Grottkauer Straße gesprüht.

Während des Wahlkampfes werden in der Nacht zum 31.08.05 in Marzahn entlang den Straßenbahnlinien 16 und M8 mehrere hundert NPD-Aufkleber geklebt, vorzugsweise an den Haltestellen.

Am 01.09.05 wird in der Kastanienallee nahe der Hellen Mitte, an eine Trafostation der mit schwarzbraunem Sprühlack geschriebene Satz „RUDOLF HESS UNVERGESSEN" entdeckt. An der Turnhalle der Gesamtschule in der Spremberger Straße, auf der Seite zum Kienberg hin, wird der Spruch „ROTFRONT JAGD!" in der selben schwarz-braunen Farbe entdeckt. Diese Parole wurde Monate zuvor schon vor die Tore des alternativen Hausprojekts AJZ „Kita" auf den Boden geschmiert.

Ein Taxifahrer, der am 05.09.05 gegen 1 Uhr in die Schwarzwurzelstraße in Marzahn gerufen wird, ist dort mit vier Männern konfrontiert. Einer der Männer versucht die Fahrertür zu öffnen. Diese hält der Fahrer immer verriegelt. Dann signalisiert der Mann an der Tür dem Taxifahrer, dass er etwas fragen möchte. Daraufhin lässt dieser die Fensterscheibe runter. Der Mann fragt den Taxifahrer, ob er Türke sei. Als er dies bejaht, spuckt der Mann ihm ins Gesicht und geht weg.

Am 08.09.05 wird auf dem Rollladen des Marzahn-Hellersdorfer Parteibüros der Die Linke/PDS in der Henny-Porten-Straße (Helle Mitte), der Satz „PDS KÖPFEN" entdeckt. Geschrieben ist er mit dem selben schwarz-braunen Sprühlack (sogenanntes „Terrorschwarz"), welcher bei anderen Schmierereien zuvor schon verwendet wurde (so z.B. am 19.08.05). In der Nähe, in einem Hausdurchgang in der Heidenauer Straße, steht - mit dem selben Schriftbild, allerdings mit einer Chromfarbe - geschrieben „SMASH ANTIFA", daneben ein Hakenkreuz.
Am Freitag, dem 09.09.05, werden am Sartre-Gymnasium in Hellersdorf mehrere Exemplare der Zeitschrift „[in'vers] - unabhängige schüler- & jugendzeitung" verteilt.

Am selben Tag ist am S-Bahnhof Marzahn ein BüSo-Wahlstand aufgebaut.

Am Sonntagabend, dem 11.09.05, wird ein 49-jähriger Schwarzer aus Hellersdorf von drei Neonazis aus demselben Stadtteil - Silvio S. (28), Mike J. (23) und Willi B. (20) - rassistisch beschimpft, angegriffen und verletzt. Nachdem George D. am Bahnhof Kaulsdorf-Nord gegen 21 Uhr 15 aus der U-Bahn steigt, wird er in der Nähe des „Quick Imbiss" von den drei Männern unter anderem mit den Worten „Scheiß Nigger, verpiss Dich!" beschimpft und angegriffen. Der 49-Jährige versucht in Richtung Hellersdorfer Straße zu flüchten, wobei ihm die verfolgenden Angreifer mindestens zwei Bierflaschen hinterherwerfen, von denen ihn eine am Kopf trifft, so dass er zu Boden geht. Anschließend tritt Silvio S. auf den am Boden Liegenden ein. Dieser kann sich in einen BVG-Bus flüchten, dessen Fahrer die Polizei alarmiert, die die drei Neonazis im Imbiss festnehmen. Sie tragen verbotene NS-Symbole an sich. George D. kommt zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus. Die Festgenommenen werden nach erkennungsdienstlicher Behandlung und Blutentnahme entlassen.

Am 12.09.05 ab etwa 7:30 Uhr verteilen bis zu fünf Wahlhelfer der NPD die sogenannte „Schulhof-CD" (Titel „Anpassung ist Feigheit - Lieder aus dem Untergrund") an der Rudolf-Virchow-Gesamtschule in Marzahn. Viele SchülerInnen nehmen diese zunächst am Schultor entgegen, wollen sie dann aber schnell wieder loswerden und übergeben sie deshalb einer 62-jährigen Lehrerin, welche auf dem Schulhof steht. Einer der Neonazis wird darauf aufmerksam, geht auf die Frau zu und fordert sie auf, ihm die CDs zurück zu geben, was sie jedoch ablehnt. Ein zweiter Neonazi nähert sich und entreißt der Lehrerin einen Stapel CDs. Daraufhin gehen beide Männer zurück vor das Schultor und verteilen weiter. Lehrer haben inzwischen die Polizei gerufen; als diese eintrifft, haben sich die Neonazis jedoch schon entfernt. Die gewaltsame Wegnahme der CDs wird als Raubtat gewertet. Die Lehrerin wurde nicht verletzt. Einige Tage später erkennt die Lehrerin den Täter in einer TV-Reportage wieder. Demnach handelt es sich um den langjährigen NPD/JN-Funktionär Andreas Storr, der während der 1990er eine zentrale Rolle im neonazistischen Milieu des Bezirkes spielte.

In der Nacht vom 13. zum 14.09.05 werden in Marzahn mindestens 35 NPD-Aufkleber im Bereich der Tram-Haltestellen Alt-Marzahn und Jan-Petersen-Straße, sowie Blumberger Damm Ecke Landsberger Allee geklebt. Auch werden NPD-Plakate an Litfaßsäulen an der Kreuzung Allee der Kosmonauten / Landsberger Allee und gegenüber der Tram-Haltestelle Jan-Petersen-Straße geklebt.

Am 14.09.05 ist ein NPD-Wahlstand in der Hellen Mitte aufgebaut, nur etwa 50 Meter von einem PDSStand entfernt. Es sind fünf Neonazis vor Ort, darunter Matthias Wichmann. Ein Oberlippenbartträger mit Schäferhund soll offensichtlich den Stand schützen. Nach Berichten stößt die Wahlwerbung bei PassantInnen nicht nur in Ausnahmefällen auf Interesse.

Am 16.09.05 findet am U5-Bhf. Kaulsdorf Nord eine antifaschistische Kundgebung statt, anlässlich des brutalen Übergriffes von Neonazis auf einen Schwarzen wenige Tage zuvor. Während der Veranstaltung hält ein Auto direkt davor und 4 Neonazis entsteigen diesem. Bevor weiteres passieren kann, werden sie von der zahlreich präsenten Polizei wieder zum Einsteigen bewegt, der Wagen wird gesichtet und es werden Personalien festgestellt.

Bei der Bundestagswahl am 18.09.05 erreichen rechtsextreme Parteien folgende Ergebnisse:

NPD (Erststimmen: 5428(3,7%), Zweitstimmen: 4634(3,2%))
Die Republikaner (Zweitstimmen: 731 (0,5%))
Bürgerrechtsbewegung Solidarität (Erststimmen: 1326 (0,9%), Zweitstimmen: 501 (0,3%)

In Marzahn-Nord erhielt der Direktkandidat der NPD, Matthias Wichmann, immerhin 11,6% der abgegebenen Stimmen eines Wahlbezirkes. Im Schnitt lag der Stimmenzuwachs für die NPD um ein Prozent. Sollte sich an dem WählerInnenverhalten nichts ändern, wird diese Partei, aufgrund der Senkung der Einzugshürde auf drei Prozent, Verordnete in der nächsten Bezirksverordnetenversammlung stellen.

Am 20.09.05 sammeln sich etwa 10 Neonazis auf dem Rummelplatz des Erntefest in Hellersdorf. Sie tragen teilweise Bomberjacken und Springerstiefel. Als wäre es verabredet, bereiten sie sich auf einen Kampf vor, holen Schlagringe hervor und greifen zu Glasflaschen. Beim kurz darauf folgenden Herannahen der Polizei ergreifen sie die Flucht.

Am 23.09.05 wird am U-Bahnhof Hellersdorf auf einem Fahrplan die Schmiererei „NUR HERTHA IHR JUDEN! HB '98" entdeckt.

Am späten Abend des 23.09.05 erscheinen etwa 6 Neonazis vor dem Hellersdorfer Jugendklub „Kiste", wo ein Konzert stattfindet. Sie pöbeln einige Gäste an und schlagen einem ins Gesicht, welcher sich daraufhin zur Wehr setzt. Plötzlich zieht einer der Angreifer eine Handfeuerwaffe aus seiner Hose und hält sie dem jungen Mann an die Stirn. Als die Polizei eintrifft flüchten die Täter und werden kurz darauf am UBahnhof Hellersdorf festgenommen. Näheres ist uns dazu nicht bekannt.

Am Nachmittag des 27.09.05 wird ein junger Mann in der U5 von zwei Neonazis bedroht. Die beiden etwa 20-jährigen Männer steigen U-Bahnhof Neue Grottkauer Straße zu, identifizieren ihn als Antifaschisten und versuchen ihn zu fotografieren. Als dieser sich abwendet und sich entfernt folgen ihm die beiden. Am U-Bahnhof Hellersdorf steigt er aus und sucht in einem Imbiss Schutz, die Neonazis folgen ihm und warten davor. Mit den Sätzen "Komm raus, Du Bastard! Komm doch raus, Du Judenfreund!" – wahrscheinlich in Anspielung auf seinen Anstecker mit der Aufschrift „Solidarität mit Israel!" - fordern sie ihn auf, diesen wieder zu verlassen. Kurz darauf verschwinden die beiden Neonazis in Richtung „Kino Kiste".

Am ersten Montag nach den Herbstferien, dem 17.10.05, werden in der Alice-Salomon-Fachhochschule in Hellersdorf mehrere Exemplare der Zeitschrift „[in'vers]" ausgelegt. Dies ist im Laufe des Jahres wohl mehrmals geschehen.

In der Nacht zum 01.11.05 werden zwei verschiedene Spuckies mit antirepressiven Sprüchen und militanten Bildern im Wohngebiet Landsberger Tor, entlang der Landsberger Allee und im Wohngebiet Brodowiner Ring geklebt. Unterschrieben sind sie mit „NRZ - Bundesweite Aktion".

In der Nacht des 18.11.05 (Freitag), gegen 1:30 Uhr, wird das alternative Hausprojekt AJZ „Kita" von Neonazis angegriffen. Sie kleben diverse NPD-Aufkleber an die Eingangstüren, die Fassade und auf Autoscheiben und werfen mit Flaschen auf Fenster, zerstören eines. Als dieses bemerkt wird, kann keiner der Angreifer mehr ausgemacht werden.

Am 19.11.05 wird an der Fassade des „Kolonialmarkt", nahe der Tram-Station Max-Hermann-Straße, ein gesprühtes Hakenkreuz entdeckt.

Am Wochenende, zwischen dem 25. und 27.11.05, wird auf den Boden vor beiden Eingangstoren des Gymnasiums in der Blenheimstraße in Alt-Marzahn mit Sprühlack geschrieben „Fuck Silvio Meier". An zwei Glascontainern, auf denen vorher Plakate für die Silvio-Meier-Demo klebten, werden jeweils zwei Hakenkreuze und SS-Runen gesprüht. Im selben Zeitraum wird an die Fahrplansäule der Tram-Haltestelle Brodowiner Ring mit Edding geschmiert „Kill Silvio Meier" und „Scheiss Silvio". Auch wird an der Bushaltestelle Rebhuhnweg ein Hakenkreuz auf einen Mülleimer und, in der Nähe auf den Boden, der Satz „Zecken aufs Maul" gesprüht. Außerdem wird am Freizeitforum Marzahn die Parole „NAZI YOUR END IS NEAR" zu „ANTIFA YOUR END IS NEAR" umgeschrieben.

Ende November wird auf den Rollladen des Parteibüros der Die Linke/PDS in der Hellen Mitte mit Filzstift „. IHR JUDEN" geschrieben.

Am 27.12.05 wird an einer Plus-Kaufhalle in Alt-Marzahn die mit schwarzem Sprühlack geschriebene Parole „KILL ANTIFA sympth - ANB" (sic!) entdeckt.


Zusatzinformationen

„Die BüSo, eine totalitäre rechte Politsekte, ist der deutsche Ableger eines Netzwerkes von Medienunternehmen, Gruppen, Parteien, Instituten und Organisationen, das teils formal, teils informell von einer Leitungsebene um Lyndon H. LaRouche kontrolliert wird. Seine Ehefrau Helga Zepp-LaRouche ist die Bundesvorsitzende der BüSo. Die BüSo ist keine normale neofaschistische Organisation. Sie enthält sich der offenen Zusammenarbeit mit derartigen Kräften. Schon seit einer Reihe von Jahren achtet das LaRouche-Netzwerk sorgfältig darauf, keine offen antisemitischen Äußerungen von sich zu geben. Jedoch entstammen die Botschaften der BüSo sämtlich antisemitischen Ideologien, weisen strukturelle Ähnlichkeiten mit diesen auf oder sind umstandslos an sie anschließbar." (Roland Peters in „Kapitalismus ohne Krise und Weltverschwörungsparanoia" ( http://www.bueso.de.vu)

„ANB - Autonome Nationalisten Berlin" nennt sich eine berlinweite Gruppierung aktivistischer, junger Neonazis, welche in Marzahn-Hellersdorf seit 2002 durch etliche Schmierereien (darunter auch konkrete Morddrohungen), Flugblätter, Aufkleberserien und tätliche Angriffe auf (vermeintliche) politische Gegner auffällt. Die Gruppe ist teilweise personell identisch mit der seit dem 09.03.05 verbotenen „Kameradschaft Tor" / „Mädelgruppe".

Mit „C4" ist Plastiksprengstoff gemeint. Beide Parolen tauchten 2002 auch in der Umgebung des AJZ „Kita" auf.

„Absurd" - „Neonazistische Black-Metal-Band, gegründet 1992. 1994 wurden zwei Mitglieder der Band, darunter Hendrik Möbus, wegen Mord an einem Mitschüler verurteilt, und 1998 vorzeitig auf Bewährung entlassen. Im gleichen Jahr erschien die CD "Asgardsrei" auf "IG Farben Produktion". Seit August 2000 befindet sich Hendrik Möbus wieder in Haft, Herbst 2001 erschien die CD "Werwolfthron" auf "Nebelklang"." ( http://www.turnitdown.de)

05.09.2005 - Quelle: „Chronik rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Berlin 2005" von ReachOut Berlin  http://www.reachoutberlin.de
„2005 erblickte die sächsische Schülerzeitung In'vers mit einer Auflage von 20.000 Exemplaren den Schulhof. Artikel zu Umweltschutz, Drogenbekämpfung und Musik füllen die bunten Seiten. Tipps, wie etwa ein Treffen mit Holger Apfel, stellvertretender Vorsitzender der NPD, machen den ideologischen Ansatz trotzdem deutlich. Die In'vers bietet Kontakte zu rechtsextremen Aktionsbündnissen und Nationalistengruppen an. Oder Adressen, über die man sich bei einer Arbeitsfront melden kann. Auch einschlägige Zeitungen und bekannte Vertriebe, wie PC- und Ragnarök-Records, werben in dem Blatt. Herausgeber und Verantwortlicher der In'vers ist der Dresdner Neonazi Karsten Scholz." (taz vom 8.12.2005)


mehr Infos zum "Projekt Schulhof" unter  http://www.turnitdown.de

„NRZ - National-Revolutionäre Zellen" ist eine der militanten Linksradikalen nachempfundene, klandestine Organisationsform von Neonazis, welche den bewaffneten Kampf gegen politische Gegner propagieren und praktizieren. Die Anregung dazu lieferte ein Interview mit sogenannten „NRZ", das im Mai 1999 in der Szene-Zeitschrift „Hamburger Sturm" publiziert wurde. Darin heißt es u.a.: „Wir sind eine Gruppe von mehreren Personen, die in der NPD tätig sind, aber mit dem NPD-Führungsstil unzufrieden geworden sind, weshalb wir den neuen Weg als handelnde Aktivisten aus dem Untergrund eingeschlagen haben."

Am 21.11. jährte sich der Todestag Silvio Meiers zum 13. Mal. Silvio war auf dem U-Bhf. Samariterstr. von einem Neonazi erstochen worden.
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Ergänzungen

Demo in Hellersdorf am 2.3. um 17Uhr

[ABM] Antifa Bündnis Marzahn/Hellersdorf 28.02.2006 - 15:58
DEN RECHTEN KONSENS DURCHBRECHEN
Organisiert den antifaschistischen Selbstschutz

Antifa-Demo / Do / 2.3.06 / 17Uhr / Cecilienplatz

Am 24.2. fanden zwei rechtsextremistisch motivierte Übergriffe auf Punks, die auf dem Weg zu einem Konzert im Jugendclub U5 waren, in Marzahn-Hellersdorf statt. Am Cottbusser Platz und in der U5 zwischen den Bahnhöfen Cottbusser Platz und Hellersdorf erlitt das eine Opfer eine Platzwunde über dem Auge, dem Anderen wurde ein Ohrring abgerissen. Die TäterInnen-Gruppe, bestehend aus 6 Neonazis, ist den Abend über zwischen und um die beiden genannten Bahnhöfe umhergezogen und hat gezielt auf vermeintlich alternative und linke Jugendliche gelauert.
Am nächsten Morgen kam es gegen 4.20 Uhr zu einem Übergriff in der Straßenbahnlinie N93 von 5-6 Personen auf 3 HipHopper mit mediterranen Aussehen. Dabei fielen von den Angreifern Sprüche, wie "Jetzt zeig ich Dir was nen richtiger Deutscher kann!" und "Scheiss Kanacke!"
Bereits in der Nacht vom 11.2. auf den 12. 2. kam es auf dem U5-Bhf. Grottkauer Strasse zu einem Übergriff aus der U-Bahn heraus, bei dem 7 Personen auf 2 Passanten einschlugen und traten. Einer der Angreifer zeigte den Hitler-Gruß und brüllte „Sieg Heil“. Zum wiederholten Mal traf die daraufhin alarmierte Polizei zu spät ein, um die TäterInnen festzunehmen, wodurch solche Vorfälle nicht öffentlich gemacht werden.
Neben unorganisierten Neonazis sind auch organisierte Neonazistrukturen, wie die Kameradschaft Phönix und die Kameradschaft Nord-Ost, welche aus dem ehemaligen Spektrum der verbotenen Kameradschaft Tor besteht, in Marzahn-Hellersdorf aktiv. Im Rahmen des Gedenken an den SA-Führer Horst Wessel, welcher von Neonazis zum NS-Märtyrer hochstilisiert wird, wurden verschiedene Parolen, wie „Rache für Wessel“ oder „Horst Wessel unvergessen“ am U5-Bahnhof Kaulsdorf-Nord gesprüht. In den darauf folgenden Tagen wurden in Marzahn am Blumberger Damm, der Mehrower Allee und der Marzahner Promenade Horst-Wessel-Gedenkplakate verklebt. Am Cecilienplatz wurden verschiedene Aufkleber gefunden auf dem ein Schlagring abgebildet und „Let’s get it end – ALKALIJ offensiv entgegentreten“ geschrieben steht. ALKALIJ ist ein Bündnis verschiedener antifaschistischer Organisationen aus Lichtenberg. Dass solchen Gewaltaufrufen immer wieder Taten folgen, zeigen nicht nur die Übergriffe der letzten Wochen, sondern auch jener am 11.9.05 auf einen 49-jährigen dunkelhäutigen Mitbürger aus Hellersdorf am U-Bahnhof Kaulsdorf Nord. Auch die immer wieder stattfindenden Angriffe auf das alternative unabhängige Jugendzentrum „La Casa“ bestätigen dies.
Wir rufen dazu auf sich für ein Marzahn-Hellersdorf ohne Rassismus, Sexismus und Antisemitismus zu organisieren und am 02.03.2006 um 17 Uhr zum Cecilienplatz (am U5-Bhf. Kaulsdorf Nord) zu kommen und sich an der Demonstration zu beteiligen. Marzahn-Hellersdorf darf kein Rückzugsort für Neonazis werden. Deswegen müssen wir zeigen, dass weder hier noch irgendwo anders rassistische, antisemitische oder sexistische Ressentiments akzeptiert werden. Durchbrechen wir den rechten Konsens!

FASCHISMUS IST KEINE MEINUNG, SONDERN EIN VERBRECHEN
ANTIFA HEISST ANGRIFF

Mehr Infos zu BüSo

antifa 01.03.2006 - 07:16
Warum gilt die BüSo als rechts? Bitte nur ernstgemeinte Antworten.

Kritische Infos zur BüSo

... 01.03.2006 - 18:36

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