Gewerkschaftsopposition in Kosova/o

Agron Sadiku 27.02.2006 19:41 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Scharfe Kritik am BSPK dem gewerkschaftlichen Dachverband Kosovas
Kosovas Gewerkschaftsführung im Feuer der Kritik


Der gewerkschaftliche Dachverband Kosovas heißt BSPK. Die Kritik an der Leitung des Verbandes wächst in Kosova kontinuierlich. Ein neuerlicher Beleg dafür ist die scharfe Kritik von Adem Nimani, in der Zeitung Koha Ditore vom 27. Februar. Nimani nennt die Leitung des BSPK „ein Beispiel für die Privatisierung“. Damit meint Nimani, dass sich die Gewerkschaftsführung, die jede Privatisierung von Betrieben in Kosova auf Kosten der Arbeiter abnickt, sich selbst in einen selbstherrlichen privaten Verein verwandelte. Bezugnehmend auf das Statut verweist Nimani, auf die Tatsache, dass die Gewerkschaftsführung die Einberufung einer gemeinsamen Tagung mit den Leitungen der Einzelgewerkschaften blockiert. Dies nennt Nimani „ statutenwidrig“ und „undemokratisch. In der Tat, seit mehreren Jahren rebellieren mehrere Einzelgewerkschaften gegen den Dachverband. Die Bergarbeitergewerkschaft, die Metallarbeitergewerkschaft und andere wie die „Gewerkschaft der Lehrer und Wissenschaftler“ werfen dem Dachverband und speziell dem Vorsitzenden Shabani, „Verrat an den Interessen der Arbeiter“ vor. Im letzten Jahr rief der gewerkschaftliche Dachverband BSPK zu einem Generalstreik für die Einhaltung des Kollektivvertrages durch die Regierung auf. In diesem Rahmenwerk sind solche Dinge wie Mindestlöhne, Abfindungen und ein minimaler Kündigungsschutz zugesichert. Kurz vor Beginn des Generalstreiks sagte die Führung des BSPK, im Frühsommer des Jahres 2005 den Generalstreik ab. Sie verwies auf die Zusage des stellvertretenden Premierministers Adem Salihaj, den Vertrag einhalten zu wollen. Darauf warten die Arbeiter heute noch. Löhne stehen immer noch aus, der Kündigungsschutz steht auf dem Papier und die Privatisierungswelle in der Industrie rollt. Entlassene Arbeiter warten zum Teil seit Jahren auf die ihnen zugesicherten Abfindungen. Nimani attackiert den Dachverband aber auch wegen seiner direkten Teilnahme an dem Privatisierungsprozess. Der Gewerkschaftsboss Shabani ist Mitglied in der AKM ( Kosova Treuhandagentur) und schert sich einen Dreck um die Interessen der Arbeiter, die oft die billige Verschleuderung ihrer Betriebe ablehnen. Nimani kritisiert auch, dass Shabani rund 1000 Euro für seine Tätigkeit innerhalb der AKM pro Monat kassiert. Zudem verweist der Autor auf die Tatsache, dass die Gewerkschaftsführung „in Limousinen herumreißt“ und Gebäude unterhält die von der Regierung und der UNMIK bezahlt werden. Gleichzeitig verweigert die Gewerkschaftsführung eine Kassenprüfung, um die Frage zu klären was mit den Mitgliedsbeiträgen passiert. Besonders attackiert Nimani das Schweigen der BSPK Führung zur „ Woche der Bergarbeiter“ in Kosova. Die Bergarbeiter fordern die komplette Wiederinbetriebnahme der Minen des Kombinates Trepca und lehnen eine Privatisierung des „nationalen Reichtums“ ab. Die Aktionswoche wurde durch den BSPK komplett ignoriert

Schlussfolgerungen

Nimani geht wie viele Gewerkschafter davon aus, dass in Kosova funktionierende Gewerkschaften besonders nötig sind. Die Arbeitslosigkeit liegt offiziell bei etwas über 50%. In der Realität dürften 70% der Menschen ohne Arbeit sein. Der deutsche Privatisierungskommisar Joachim Rücker verscheuert billig die Filetstücke der kosovarischen Wirtschaft. Die dadurch entlassenen Arbeiter werden außerdem oftmals, um die ihnen zustehende Abfindung geprellt. Ein noch beschäftigter Arbeiter erhält maximal einen Lohn ( wenn er ihn bekommt) von 200 Euro im Monat. Die Lebenshaltungskosten im „Euro-Land Kosova“ sind vielerorts mit dem bundesdeutschen Preisniveau vergleichbar Immer mehr Arbeiter und Gewerkschaftsmitglieder sind zunehmend mit der Gesamtpolitik in Kosova unzufrieden. Sie fordern Gewerkschaften, die den Namen verdienen, die Rebellion innerhalb der Einzelgewerkschaften gegen den Dachverband gibt zur Hoffnung Anlaß.


Agron Sadiku

Quellen: Koha Ditore 27.2.06 Max Brym „Brennende Steine Kosova „ München August 2000 Kapitel Interviews mit Bergarbeitern  http://www.Kosova-Aktuell.de
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Ergänzungen