Schönebeck/Pömmelte: Fotos & Bericht

ra0105 26.02.2006 17:53 Themen: Antifa
Anlässlich der Misshandlung eines 12 jährigen Jungen im Nachbardorf Pömmelte fand in Schönebeck eine antifaschistische Demonstration statt.Die TeilnehmerInnen sahen sich mit einer äußerst aggressiv agierenden Polizei und mehreren Naziprovokationen konfrontiert. Dennoch ist die Demonstration als erfolgreich zu bewerten.
[Bericht]

Etwa 300 AntifaschistInnen hatten sich versammelt und schon zu Beginn fiel die Polizei durch aggressives Abfilmen der TeilnehmerInnen auf. Für eher Erheiterung sorgten die etwa 40 "Black - Block Nazis" die mit dem Zug anreisten und sich in Sichtweite der Demonstration am Bahnhof aufhielten. Nach Verlesung des Auflagebescheides und einigen Redebeiträgen begann die Demonstration.

Praktisch während der gesamten Demonstration kam es immer wieder zu Rangeleien mit den Einsatzkräften. Einzelne Gruppen von Beamten (insbesondere der hintere Trupp) fiel durchzügellose Gewaltanwendung auf. Der Ablauf war immer gleich. Ein mit Kamera ausgerüsteter Beamter wies immer wieder die Greiftrupps auf bestimmte Personen hin. Kurze Zeit später griff die Polizei dann an. Wer dachte, dass es sich dabei nur um eine ungewöhnlich penible Auslegung des Vermummungsverbotes (es herrschten Minusgrade) handelte, wurde im weiteren Verlauf schnell eines besseren belehrt. Immer wieder pöbelten einzelne Nazis am Rande der Demonstrationsstrecke, doch anders als bei linken "Störern", bekamen nicht etwadiese die Staatsgewalt zu spüren, sondern im Gegenteil, DemonstrantInnen wurden immer wieder geschubst und mit Unflätigkeiten seitens der Polizei belegt.Trauriger Höhepunkt dann als mehrere "Rauchbomben" und Farbbeutel in Richtung Demo niedergingen. Auch wenn diese bis auf ein paar Farbspritzer keine ernsthaften Auswirkung hatten, unbegreiflich oder nunmehr fast logischerweise ging die Polizei ausschließlich gegen AntifaschistInnen vor, die versuchten die Demonstration zu schützen. Erst nach mehr als6 Minuten versuchte die Polizei auf das Gelände zu gelangen. Einige der 450 eingesetzten BeamtInnen hätten lieber die unmittelbare Umgebung absuchen sollen, da die mögliche Fluchtrichtung relativ klar gewesen ist.

(§ 258 StGB Strafvereitelung: Wer absichtlich oder wissentlich ganz oder zum Teil vereitelt, daß ein anderer dem Strafgesetz gemäß wegen einer rechtswidrigen Tat bestraft [...], wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 258a StGB Ist in den Fällen des § 258 Abs. 1 der Täter als Amtsträger zur Mitwirkung bei dem Strafverfahren [...] oder [...] als Amtsträger zur Mitwirkung bei der Vollstreckung der Strafe oder Maßnahme berufen, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren [...])

Nachdem sich die Lage kurzzeitig beruhigte, hofften vielleicht einige die Polizei würde erkennen, wer das Problem in Schönebeck und Umgebung ist. Doch wieder musste die Hoffnung enttäuscht werden. Während Nazis auf Antifas einprügelten schaute diese nur zu bzw. prügelte auf Antifas die ihren GenossInnen zur Hilfe kommen wollten.3 ausgeschlagene Zähne und ein stationärer Krankenhausaufenthalt waren die Konsequenz des faschistischen und polizeilichen Handelns.
Trotz der widrigen Umstände konnten auch Inhalte transportiert werden. Dank der hervorragenden Redebeiträge wurde der Bevölkerung vor Augen geführt, dass es sich bei dem rassistischen Angriff in Pömmelte nicht etwa um einen (bedauerlichen) Einzelfall handelt, sondern dass Nazis in Schönebeck und Umgebung ein deutlich unterschätztes Problem handelt. Nicht wenige BürgerInnen sahen dies offenbar ähnlich und so schlossen sich etwa 50 von Ihnen der Demonstration an. Insbesondere für die jugendlichen BewohnerInnen eines Neubauviertels war die Demonstration eine Attraktion. Sichtlich gespannt lauschte man den Redebeiträgen und der eingängigen Musik.

[Fazit]

Ein deutlicher Erfolg für die AntifaschistInnen. Die Nazis machten sich einfach nur lächerlich: Erst wurde in Pömmelte sich von Gewalt distanziert, dann in Schönebeck mittelsTranspis und Sprühschablone (also eher "linken Mitteln") versucht eine Ablehnung zu suggerieren die nicht stattfand. Und schließlich benahmen sie sich wie eine Horde Chaoten.Für die Nazis wohl ein eindeutiges PR-Desaster.

[Spontandemo in Pömmelte]

Im Anschluss trafen 50 AntifaschistInnen aus Sachsen in Pömmelte zu einer kleinen Spontandemo ein. Ein völlig überforderter "Dorfbulle" und eine kleine Einheit die die Antifas nach Pömmelte "eskortiert" hatte, machten genau da weiter wo sie in Schönebeck aufhörten.
Als Fazit kann man sicher festhalten, diese Spontandemo wird wohl in den Dorfannalen eingehen...

[Links]
Indymedia - Fotos der "Black-Block-Nazis" am Bahnhof
Indymedia - Weitere Fotos
http://www.nicht-wegschauen.tk/
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Ergänzungen

Nazis am Bahnhof

... 26.02.2006 - 18:30
Fotos von den Nazis, die sich während der Auftaktkundgebung der Antifa-Demo am Bahnhof aufhielten, findet ihr unter...

 http://de.indymedia.org/2006/02/139975.shtml

Off Topic: Warum Nazis sich "national" nennen

leser 26.02.2006 - 19:58
Gefunden bei wikipedia:

"Ab 1885 tauchte auch „Semitismus“ in Marrs regelmäßigen Zwanglosen Antisemitischen Heften als feststehender Begriff auf. Er wurde nun zunehmend auf alle bürgerlich-liberalen Prinzipien und Erscheinungsformen bezogen. Diese zu bekämpfen wurde zum Ausdruck für patriotische Gesinnung: Wer „national“ war, lehnte Demokratie und Kapitalismus (oft Manchesterliberalismus genannt) fundamental ab. Wer sie ablehnte, war damit fundamental gegen „Semitismus“ – und meinte damit konkret die Juden. Sie galten als Urheber alles „Modernen“ und „Schädlichen“: von Aufklärung, Menschenrechten, Rechtsstaatlichkeit, Kulturaustausch, individuellem Glücksstreben."

Quelle:
 http://de.wikipedia.org/wiki/Antisemitismus_bis_1945#Politischer_Antisemitismus_im_Kaiserreich

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Aufruf zur Demo

rufus 27.02.2006 - 01:46
Schaut nicht weg - Greift ein!
Darf keine hohle Phrase sein!

Am 9.1.2006 wurde der 12-jährige Kevin auf seinem Heimweg von Schönebeck nach Pömmelte (Sachsen-Anhalt) von 5 rechten Jugendlichen überfallen und misshandelt. "Unbemerkt" von Fahrgästen und Fahrer begannen die Feindseligkeiten gegen den Jungen bereits im Bus. In Pömmelte angekommen, versuchte Kevin den Angreifern aus eigener Kraft zu entkommen - leider ohne Erfolg. Im Schutze der stillen Zustimmung der AnwohnerInnen, begannen die 5 Täter, nachdem sie Kevin eine Strecke geschliffen hatten, unbehelligt auf den Jungen einzuschlagen und einzutreten. Im Verlauf der Tortur spitzten sich die Gewalttätigkeiten gegen Kevin weiter zu. So wurde der gerade erst 12-Jährige gezwungen eine Flasche Bier zu trinken, die den Tätern danach als Schlagwaffe diente. Zudem musste er die Stiefel seiner Peiniger ablecken und küssen und ihnen auf Fragen mit Nazisprüchen antworten. Die Brutalität fand ihren Höhepunkt, als einer der Jugendlichen eine Zigarette im Auge des Jungen ausdrückte. Anschließend wurde unter Androhung des Todes eine Schusswaffe auf ihn gerichtet. Damit fanden die Quälereien nach einer Stunde ihr Ende, da den 5 die Lust daran vergangen war. Nach eigenen Aussagen wollte man erstmal eine rauchen.
Das Motiv der 14 - 19-jährigen Täter war eindeutig rassistisch - griffen sie den Jungen, dessen Vater aus Äthiopien kommt, doch wegen seiner Hautfarbe an. Kevin wurde zuvor schon einmal Opfer des beteiligten 19-jährigen Francesco L., der ebenfalls in Pömmelte wohnt.

Wenige Tage nach der Tat organisierten Nazis aus der Kameradschaft Schönebeck und des JN-Landesverbandes eine Kundgebung in Schönebeck. Auf Flugblättern distanzierte man sich von den Tätern und Gewalt im Allgemeinen. Angesichts der nachgewiesenen Kontakte des Mittäters Francesco L. zur rechten Szene in Schönebeck bzw. dem Umfeld der Kameradschaft Schönebeck, deren Mitglieder zum Teil verurteilte Gewalttäter sind, stellen diese Bestrebungen eine Farce dar. In den letzten Jahren hat die Naziszene um die Kameradschaft Schönebeck mit ihren Aktivitäten mehrmals für Aufsehen gesorgt. Neben Konzerten und Aufmärschen sind in diesem Zusammenhang insbesondere gewalttätige Übergriffe hervorzuheben. Im Februar 2003 überfielen mindestens 15 Nazis direkt vor der Polizeistation in Schönebeck 4 alternative Jugendliche. Dabei wurde gezielt auf die Köpfe der Betroffenen eingetreten (Mehrere Jahre zuvor wurde an gleicher Stelle schon einmal ein junger Mann Opfer rechter Gewalt.). In den milden Urteilen gegen 6 der beteiligten Nazis fand ein geplantes "Bordstein-Kicken" keine Berücksichtigung. Im Prozessverlauf wurde offiziell bestätigt, dass mindestens 3 der Angeklagten Mitglieder der Kameradschaft Schönebeck sind.
2003 griffen Nazis im Anschluss an eine Friedensdemo anlässlich des Irakkrieges auf dem Salzelmener Marktplatz linke DemonstrationsteilnehmerInnen an.
Im Mai 2004 waren 3 Nazis aus Schönebeck an einem bewaffneten Überfall auf eine linke Wohngemeinschaft in Genthin beteiligt.
Dieser kurze und unvollständige Abriss zeigt bereits deutlich, dass gewalttätige Übergriffe aus dem Umfeld der Kameradschaft Schönebeck keinesfalls als "Ausfälle" von "Einzeltätern" und "Problemkindern" gewertet werden dürfen, wie es Öffentlichkeit, lokale Medien, Justiz und Politik seit Jahren tun. Vielmehr erfolgen solche Angriffe geplant und bewusst im Sinne der eigenen Ideologie.

Der Landkreis Schönebeck spielt jedoch keine Ausnahmerolle in Sachsen-Anhalt, wenn es um Gewalttaten von rechts geht. Der faschistische Überfall von Pömmelte ist nur exemplarisch für eine erstarkte Nazikultur in Sachsen-Anhalt. Allein in den ersten 11 Tagen diesen Jahres registrierte die Mobile Opferberatung 8 Gewalttaten im Land, die von Neonazis ausgingen. Gerade im Raum Harz/ Vorharz hat sich unter Duldung bzw. Unterstützung der Bevölkerung ein fester Zusammenhang faschistischer Kräfte, bestehend aus NPD, Kameradschaften und einen Neuerlichen JN-Stützpunkt in Wernigerode, gebildet. Vor allem in den kleinen Städten Wernigerode, Quedlinburg und Halberstadt kommt es mittlerweile fast täglich zu immer brutaler werdenden Angriffen auf MigrantInnen und nicht-rechte Jugendliche - meist ohne Konsequenzen für die Täter.

Bisher wurde dem nicht gerade viel entgegengesetzt. Lokale Politik und Öffentlichkeit sehen sich nur angesichts unerwartet hoher Medienpräsenz "genötigt", Maßnahmen zu ergreifen, die den Imageverlust ihrer Region so klein wie möglich halten sollen. Der in Pömmelte initiierte "Runde Tisch" ist beispielhaft für die Bemühungen der Bevölkerung, ernsthaften Auseinandersetzungen mit fremdenfeindlicher Gewalt aus dem Weg zu gehen. So wurde der eigentliche Übergriff nur kurz thematisiert um anschließend ausführlich zu erörtern, wie man das angekratzte Bild nach außen aufpolieren kann. Dies zeigt einmal mehr, dass von offizieller Seite kein ernst gemeintes Engagement zu erwarten ist.
Da rechte Jugendliche gerade in Dörfern sehr oft starken Rückhalt durch große Teile der Bevölkerung erfahren, stellen sie lediglich den verlängerten Arm einer vorherrschenden fremdenfeindlichen Grundstimmung dar. Dies, und das Gewaltmonopol der Rechten unter den Jugendcliquen, erschwert es - leider nur sehr marginal vorhandenen - alternativen Jugendlichen, eine Gegenkultur zu etablieren. Unsere Demonstration allein wird diese Verhältnisse nicht verändern, sie soll aber Auftakt für eine notwendige und kontinuierliche Arbeit sein, die auf lange Sicht gesehen, linke und emanzipatorische Standpunkte im Alltag verankert.

Nazis den Boden entziehen!
Linke Strukturen aufbauen!

Andere Bilder

ooooo 27.02.2006 - 02:23

Naziladen angegriffen

P. Flasterstein 27.02.2006 - 17:46
In der Nacht nach den Aktionen in Schönebeck wurde in Magdeburg noch das "Piranha" komplett entglast. Der Laden vertreibt unter anderem Kleidung von Thor Steinar...

Alerta Antifascista!

JW 27.02.06

ich 28.02.2006 - 14:43
Neonazis warfen Rauchbomben und Farbgranaten

Schönebeck. Bei zwei Demonstrationen in Schönebeck trafen am Samstag Antifaschisten auf Neonazis. Anlaß war ein Überfall von Neonazis auf ein farbiges Kind in Pömmelte.

Das Magdeburger Antifa-Bündnis hatte unter dem Motto »Schutz der Demokratie gegen das Erstarken faschistischer Kräfte« zu einer Demonstration in die Schönebecker Innenstadt aufgerufen. Knapp 400 Menschen kamen, anschließend trafen sich etwa 50 Teilnehmer zu einer Kundgebung in Pömmelte.

Mit den Veranstaltungen wollte das Bündnis an den Vorfall vom Januar erinnern, als in Pömmelte der zwölfjährige Kevin auf dem Heimweg von fünf rechten Jugendlichen überfallen und mißhandelt worden war. Bereits im Bus hatten die Übergriffe eingesetzt und weder Fahrgäste noch Busfahrer hatten dies angeblich bemerkt. Später schlugen und mißhandelten die Jungnazis den dunkelhäutigen Jungen, drückten eine Zigarette in seinem Auge aus und praktizierten eine Scheinhinrichtung.

Knapp zwei Stunden nach Beginn der Demo am Sonnabend in Schönebeck setzte sich ein Aufzug der »Jungen Nationaldemokraten« vom Bahnhof durch die Innenstadt in Bewegung. Nach Angaben der Polizei sollen an der Kundgebung, der die Rechten das Motto »Gegen Medienhetze – sie sagen Nazis und meinen uns Deutsche« angeheftet hatten, rund 250 Personen teilgenommen haben. Die etwa 450 Beamten hätten »die Versuche von linken Demonstrationsteilnehmern, die vorgegebene Marschroute zu verlassen«, verhindert, berichtete die Polizei. Zwischenzeitlich habe der linke Zug aber stoppen müssen, nachdem er »aus einem leerstehenden Gebäude heraus mit Gegenständen beworfen« worden sei. Bei den »Gegenständen« handelte es sich nach Angaben von Augenzeugen um Rauchbomben und Farbgranaten. Im weiteren Verlauf wurde eine Gruppe von Antifaschisten am Rande der Demonstration von Neonazis attackiert. Dabei verlor ein junger Mann durch einen Stiefeltritt zwei Schneidezähne. Er wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Insgesamt sprach die Polizei am Samstag 27 Platzverweise aus und nahm 38 Mal Personalien auf.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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@mods — tutnixzursache

Schnarch — koei

genauer — bitte

verstehe ich jetzt — nicht wirklich: